PRAXIS Bewegungsstörungen und ihre Ursachen
Schmerzen in der Halswirbelsäule können sich auf den gesamten Körper des Pferdes auswirken.
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Knackpunkt Halswirbel
ewegungsstörungen, die an Lahmheiten erinnern, deuten auf Schmerzen in einem bestimmten Bein hin, nicht selten sind jedoch auf dem Röntgenbild oder im Ultraschall keine eindeutigen Beweise für die Lahmheitsursache zu finden. Doch keine Therapie schlägt an – weder das Lösen der Rückenblockade noch die Behandlung eines möglichen Befundes am Bein zeigen den gewünschten Erfolg. Reiter und Besitzer verzweifeln: Welche Behandlung könnte noch helfen? Immer häufiger stellt Dr. Ralf Pellmann, der sich in seiner Praxis auf orthopädische Probleme beim Pferd spezialisiert hat, in solchen Fällen weder einen
Fesselträgerschaden noch Kissing Spines fest: Das Problem liegt im Hals, genauer gesagt in einem oder mehreren Halswirbeln. Tatsächlich ist die Halswirbelsäule besonders verletzungsanfällig. Ein Weideunfall genügt, um einen Wirbel zu blockieren oder Nervenstränge einzuklemmen. Die Schmerzen können sich auf den gesamten Körper auswirken und das Pferd lahm erscheinen lassen.
Blockierte Wirbel „Die Halswirbelsäule als Ursache von orthopädischen Erkrankungen beim Pferd wurde und wird häufig nur bei Symptomen der Ataxie oder bei Nackenbanderkrankungen im weiteren Sinne in Betracht gezogen“, sagt Dr. Ralf Pellmann. Warum die Halswirbelsäule auch da-
rüber hinaus für orthopädische Probleme oder Lahmheiten verantwortlich sein kann, erklärt sich schon anhand der Anatomie des Pferdes: Obwohl Pferde einen optisch viel längeren Hals haben, besitzen sie – wie der Mensch auch – nur sieben Halswirbel. „Jeder dieser Wirbel besteht aus dem Wirbelkörper, dem Wirbelbogen und den Wirbelfortsätzen. Die Halswirbelsäule wird dabei stabilisiert durch das Nackenband, die Nackenplatte und die an den Halswirbeln inserierende Muskulatur“, sagt der Tierarzt. Den Pferden dient die Halswirbelsäule während der Fortbewegung auch als Balancierstange. „Veränderungen und Beschwerden im Bereich von einem oder mehreren Halswirbeln können sich sehr schnell in Rittigkeitsproblemen und Lahmheiten bemerkbar machen.“ Der Anamnese sollte daher eine besondere Bedeutung zugemes-
Dr. Ralf Pellmann hat sich in seiner Praxis im Landkreis Rotenburg auf orthopädische Probleme beim Pferd spezialisiert.
reitsport MAGAZIN
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Ein Knackpunkt im Pferdekörper, der bei Lahmheitsproblemen nicht selten sowohl von Pferdebesitzern als auch von Tierärzten übersehen wird, ist die Halswirbelsäule. Die Symptome bei einer Erkrankung können ähnlich sein wie bei Rückenschmerzen: Das Pferd ist ständig verspannt, zeigt lahmheitsähnliche Symptome auf einem oder mehreren Beinen – Rittigkeitsprobleme sind vorprogrammiert.
sen werden. Im Rahmen Intensiver Forschungen und aus klinischen Erfahrungen konnten im Laufe der Jahre einige typische, häufig vorkommende Symptome festgestellt werden. Dazu gehören vermehrtes Stolpern insbesondere bei älteren Pferden, Stellungs- und Biegungsprobleme unter dem Reiter sowie Gurtoder Sattelzwang. „Durch das Anziehen des Sattel- oder Longiergurtes wird Stress auf den Musculus Longissimus, dem langen Rückenmuskel, ausgeübt, der die untere Halswirbelsäule mit dem Becken verbindet“, sagt Pellmann. Dadurch erkläre sich das wehrhafte Verhalten vieler Patienten beim Anziehen des Gurtes.
Wiederkehrende Lahmheiten „Während dem Pferd das Vorwärts-Abwärts oft leicht fällt, hält es sich aber fest, sobald es sich aufrichten soll“, beschreibt er ein weiteres Rittigkeitsproblem. Hinzu kommen wiederkehrende Lahm-