Kunst der Begegnung VII Art of Encounter VII Die anagrammatische Begegnung 2018 The anagrammatic encounter 2018
INHALTSANGABE 02
Einführung
10
Basel | 02.-10.10.2018
40
Hannover | 11.-14.10.2018
72
Bad Salzdetfurth |15.-19.10.2019
104
explorativ°5 Burgbrohl |19.-23.10.2019
128
Köln |24.-25.10.2019
160
Essen | 26.10.2018
CONTENTS Introduction
06
Basel | 02.-10.10.2018
10
Hannover | 11.-14.10.2018
40
Bad Salzdetfurth | 15.-19.10.2019
72
explorativ °5 Burgbrohl | 19.-23.10.2019
104
Cologne | 24.-25.10.2018
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Essen | 26.10.2018
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Fotocredits
Photo credits
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Impressum
Imprint
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Tokio Maruyama
私たちはつい忘れがちですが、 毎日少 しずつ死んでいます。 それは誰もが逃 れようのない生命の真実であり掟で す。 それはエントロピーの増大の法則 でもあります。 一方、 そのことに何とか抗おうとする 精神と肉体も、 私たちの存在の本源的 なところから発生します。そして、私 は何かを成すことと、何もしようとし ないことの間についてしばしば考えま す。 どちらも達成することはとても難 しいのですが、 抵抗する精神と肉体は その間に横たわっています。 出会いのアート」 は、 そのことを新 たに私に考え直す機会をくれました。
We are liable to forget, but we are dying a little day by day. It is the truth and rule of our life that no one can escape. Also, it is “the law of entropy.” However; the spirit and body that struggle against it also arise from the origin of our existence. It is here; I often think about the gap between “doing something” and “not doing anything.” Both are very difficult to perform, with the spirit and body struggling to bridge the recess between the two. “Art of Encounter” had given me a new opportunity to reconsider.
Einführung Boris Nieslony
Ohne Umschweif direkt in den Kern der Überlegungen des Projekts und in die Wasser der Gedanken springen. Als Gäste konnten wir begrüßen: Chakkrit Chimnok, Pattree Chimnok aus Thailand; Yeh Tzu-Chi, Watan Wuma, Liping Ting aus Taiwan; Tokio Maruyama aus Japan, und Jeremy Hiah nahm das Flugzeug aus Singapur, ein weiterer Gast kam aus der USA, Michael Barrett. Unausgesprochen und z.T. unfertig sind Gedanken, die mir um Sprache, Kommunikation und “Das Andere“ im Kopf mäandern. Hilfreich sind Feststellungen des Beginnens, z.B. diese: Leib-, Körper- und Wortsprachen sind präfiguriert und präkulturell. Gebrauch und Handhabung der Sprachen sind Regeln (Spielregeln), die den ganzen menschlichen Reichtum der unterschiedlichsten Kulturen aufzeigen. An diesem Spiel des Öffnens ist das Aktionslabor PAErsche Teilnehmer und Teilgeber gleichzeitig. Welche Schritte sind notwendig, um von der Wahrnehmung mehr oder weniger zufälliger Phänomene in ihrem wiederum zufälligen Kontext zu Untersuchungen tiefsten Interesses zu wechseln? Und ein weiterer Schritt besteht darin, die Phänomene Gesten und Verhalten so umzustellen, dass Neugier und Interesse in kulturelle Intentionen fallen. Das Einfallen ist der Rahmen, den die Begegnung gründet und der zu formen ist. Ein Rückgriff in das Konzept „Kunst der anagrammatischen Begegnung VII“, 2018 Die Begegnung ist der Schirm, unter dem das Aktionslabor PAErsche das Format „Open Source Performance“ generiert und diese in immer anderen Erscheinungen und Präsentationen entstehen lässt. Das Anagrammatische an dem zu realisierenden Rahmen der Begegnung von Künstler und Künstlerinnen aus dem asiatischen Raum und Künstler und Künstlerinnen aus NRW ist den tieferliegenden Wurzeln des Austausches kulturellen Gebens und Nehmens geschuldet.
Der Eigenständigkeit und der Schutz, den jede „eigene“ nationale Kultur bietet, steht das menschliche Begehren des Annehmens, des Aneignens, des Einverleibens, des Entwickelns und des Veränderns gegenüber, das in dieser Unbedingtheit das Fremde will. Dem Aktionslabor PAErsche ist es das vornehmste Anliegen, dieses Modell des Gebens und Nehmens ständig zur Disposition zu stellen. Theoretische Vorstellungen, praktische Handlungsgrundlagen und liebgewordene Einrichtungen sind zu überprüfen. Wir schauen handelnd einander zu, wie es jede/r anders macht – wohl wissend, dass es Invarianten gibt, die allen Kulturen nicht fremd sind. Spannend ist zu sehen, wie das Umstellen dieser ästhetischen Handlungsmuster vor einem interessierten Publikum seine immer neuen, z.T. sehr überraschenden Wirkungen entfalten. Open Source und Anagramm Zwei thematische Grundlinien kristallisierten sich in der Planungsphase heraus: Die praktische und theoretische Wahrnehmung des Anagrammatischen in dem täglichen Umgang miteinander und das Anagrammatische in den diversen Vorführungen (gezeigt als Einzelkünstler und Einzelkünstlerin und in den unterschiedlichsten Gruppenperformances). Die wahrzunehmende und praktisch zu erfahrende Differenz zwischen gegliederten und geführten Gruppenperformances (Open Session) und dem weitgehend freien “Das-esgeschieht” einer Open Source Performance verweist auf diese unterschiedlichsten Handlungs-Grundlagen. Neben strukturierten Konzepten, Produktionen und Skripten sind es die anders gearteten, mentalen Zustände in den Bewegungsabläufen, den Dynamiken und dem situativen Atmen der Beteiligten, die leibhaft und körpersprachlich das Geschehen einstimmen. (Präfiguration von Handlungsmustern/vs/kulturell sanktioniertem Verhalten)
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Annäherung - Das Daran-Feilen Die Konstruktion eines Anagramms in Sprache und Literatur besitzt einen technischen Modus, weshalb man auch von generieren, finden und transponieren sprechen kann. Im Sinne der Bildgestaltung, (und das ist ja was Performance Art Installation u.a. ist) wird kein Anagramm konstruiert, sondern entsteht als bildnerische Gestalt aus dem freien Wechselspiel des täglichen Tuns, Denkens, in der Mannigfaltigkeit ihrer visuellen Erscheinungen. (Poetische Entwendung nannte es Lautréamont und brachte eine gewisse Radikalität mit ins Spiel). Gegenstände eines Anagramms sind Menschen in Beziehungen und Begegnung zu allem was kreucht und fleucht, sowie in der Begegnung mit jedem universellen Gegenstand, der sich als Objekt, Erscheinung und Vorstellung zeigt.
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Handlungen, die ohne Sinn wirken, da die Ele-mente täglicher Wahrnehmung umgestellt wurden, zeigen sich als poetische Modelle. Sie sind visuelle Gestaltungen mit meist ungewohnter ästhetischer Sinngebung in den Handlungen, die dem Tun der Künstler und Künstlerinnen eigen sind. Diese Menschen kommen aus den verschiedensten Kulturen, haben verschiedenste Instrumente, Werkzeuge und Module künstlerischer Praxis, die sich aus der Sicht der menschlichen Präfiguration, aus der Sicht der präkulturellen Genese der je-weils anderen Kultur als Anagramm zeigen. Poesie ist das kulturübergreifende Aufscheinen von Mensch. Das Eine, was sich immer anders zeigt. Menschen sind ständig in einem unvermeidlichen Zusammentreffen. Um aus dem „Treffen“ eine Begegnung entstehen zu lassen, sind ent-weder Rahmen zu gestalten oder Anagramme zu transponieren.
Eine weitere Annäherung Bevor die Open Source das Markenzeichen der Freien-Software-Bewegung wurde, zeichnete sich die Open Source als eine politisch-ethische Haltung innerhalb der Do-it-yourself Bewegung und den Subkulturen seit den 1950er Jahren. Pragmatisch ging es darum, die Grundlagen der menschlichen Existenz, die Ressourcen kommunikativ und demokratisch frei verfügbar zu halten oder sie zur Verfügung zu stellen. Das Erwerben der Ressourcen sind politische Tatsachen, und die notwendigen Aktionen haben bis heute zu der Entstehung der Performance Art wesentlich beigetragen. Bestimmt liegen die Grundlagen der Ressourcen politischer Tatsachen geschichtlich weiter zurück, ohne den Performance-Begriff zu kennen oder zu nutzen. (Eine Hypothese für die Zukunft.) Was die Menschen kannten und ständig in das Spiel bringen, ist die visuellkulturbildende Geste und Gestaltung von Handlung. Gestaltung als Form der praktischen Kommunikation zwischen Künstler und Künstlerinnen und partizipativ zwischen kulturell tätigen und kulturell konsumierenden Menschen.
Praxis - Neben der Entwicklung seines/ihres eigenen ästhetischen Werk-Kanons gilt es, das ganze Spektrum der Realisierung, Organisation und Reflexion der Wirkungsfelder des Lebens als ästhetische-künstlerische Tätigkeit miteinzubeziehen. - Ausrichtung seiner/ihrer Arbeits- und Wirkungsfelder in ein Spektrum der öffentlichen Möglichkeiten hinein, Potenzierung dessen, was vorher unmöglich erschien, die potentiellen Möglichkeiten aufzeigen als Visuelles kommunizieren. - Begegnungen sind die Gabe und bilden eine stetige Herausforderung an das Gegenüber das immanent Politische. - Das ursächlich-menschliche Gegenüber in das kulturelle Spiel integrieren, das zwischen unergründlicher Selbstbestimmung und kompliziertem gesellschaftlichem Regelwerk besteht. - Praxis neu Denken/vs/praktizierte Praxis. Boris Nieslony
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Introduction Boris Nieslony
Getting straight to the point: right to the core thoughts on this project; delving into the waters of contemplation. We were glad to be able to welcome the following guests: Chakkrit Chimnok, Pattree Chimnok from Thailand; Yeh Tzu-Chi, Watan Wuma, Liping Ting from Taiwan; Tokio Maruyama from Japan and Jeremy Hiah, who flew in from Singapore, as well as Michael Barret, an additional guest from the USA. Yet unspoken and partially unfinished are thoughts meandering around my head on language, communication and “The Other”. Helpful are initial discoveries i.e. those: physical embodiment, body and word languages which are pre-set and pre-cultural. The handling and use of language is determined by conventions (the rules of the game) which present a whole human wealth of different cultures. The PAErsche action lab is simultaneously participant and facilitator at this game of opening-up. Which steps should be necessary to change the perception of a more or less random phenomena within its stochastic context into investigations of a much deeper interest? One further step would be to transform the phenomena, gestures and behaviour in such a way that curiosity and interest will turn into cultural intentions. The intent falling into place is the framework to be formed based on the encounter. A recourse to the concept of the “Art of Anagrammatic Encounter VII”, 2018 The encounter is an umbrella below which the PAErsche action lab (“Aktionslabor PAErsche”) generates the “Open Source Performance” format, continuously creating different phenomena and presentations. The anagrammatic aspect to the framework of encounter realised between artists from Asia and artists from NRW (Germany) evolved due to
the deeper rooted exchange of a cultural “give and take”. The singularity and protection which every “own” national culture offers, finds its counterpart and opposite within the human desire to adapt, to adopt, to take in, to develop, to change, the desire to want the strange other in this unconditionality. The action lab PAErsche’s most venerable intention is to make this form of “give and take” continuously available. Theoretical ideas, practical action premises and familiar arrangements are be to analysed. While acting, we look upon each other, seeing how everyone does things differently – knowing all too well that there are varieties not alien to all cultures. It is thrilling to see how re-arranging these aesthetic action patterns can unfold constantly new with somewhat highly surprising effects in front of an interested audience. Open Source and anagram Two main subject lines are manifesting themselves in the planning phase: The practical and theoretical perception of the anagrammatic within every-day interaction with each other and the anagrammatic in various performances (as single artists and group performances). The perceptible and practical difference experienced between structured and conducted group performances (open session) and the generally free “it is happening” of an Open Source Performance refers to different bases for action. Alongside these structured concepts, productions and scripts are those differently natured, mental conditions within sequences of movement, dynamics and situational breathing of each participant, which physically and through body language tunes in to the happening. (Prefiguration of action patterns/vs/culturally accepted behaviour)
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Approaching/ encountering – shaping it The construct of an anagram in linguistics and literature has a technical mode; it can be generated, found, transposed. However, whilst creating an image (which a.o. essentially happens during Performance Art Installation) the anagram is not being constructed, but evolves in visual form from a free inter-play of every-day actions and thoughts within a myriad of visual phenomena. ( Lautréamont called this “poetic pilfering”, introducing a certain extend of radicalism). The subject of an anagram are people in relations and encounters towards every “birds of the air, beasts of the earth”, as well as in encounter with every universal thing, be it object, phenomena or imagination. Actions, seemingly senseless, because elements from an every-day perception were re-arranged, show poetic qualities. They are visual creations with an often uncommon aesthetic sense, unique to the artists’ action. These people are from various cultural backgrounds, have different instruments, tools, modes of artistic practice, which, from a perspective of human precondition and pre-cultural genesis, manifest themselves to the respective “other culture” as an anagram. Poetry is a trans-cultural phenomena of humanity. The One which always manifests itself differently. People constantly and unavoidably meet upon others. In order to turn this “meeting” into an encounter, either a framework has to be created or an anagram needs to be transposed.
A further approach Before the “Open Source” became a trademark of the free software movement, “Open Source” was a moral political position within the Do-Ityourself movement and its subcultures since the 1950s. Practically, it was about making the basis of human existence, the resources, available to all; democratically and communicatively. The acquisition of resources is a political fact and the necessary actions have significantly contributed until today to the conception of performance art. The basic resources of political facts go certainly much further back in history, without knowing or using the term “performance”. (A hypothesis for the future) What people knew and always brought into play, was the visual culture-forming gesture and the creation of action. Creation as a form of practical communication between artists and participation between culturally active and culturally consuming people. Practice - Alongside with the development of an individual aesthetic volume of work, the entire spectrum of realisation, organisation and reflection of life’s inter-actions needs to be included as an aesthetic artistic action. - Focussing one’s own work and fields of impact and inter-action towards a range of public possibilities; increasing their potency, which previously seemed impossible; pointing out potential options. Communicating visually. - Encounters are a Gift consisting of a constant challenge towards the counterpart – the intrinsic political. - Integrating the primarily-human counterpart into the cultural game, which consists of an unfathomable self-determination and a complicated system of social rules. - new thinking practice /vs/performed practice.
(transl. from German by Keike Twisselmann & Michael Callaghan)
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一些句子
Some sentences for Art of Encountering
葉子啓 Yeh Tzu-Chi 在「相遇的藝術」活動中, 我遇見歐 洲與亞洲的優秀藝術家/團體, 我們 一 起完成了我們的行為藝術大夢。我感 謝造夢者波里斯 尼斯隆尼及其超強團 隊,並且期盼將來夢中再聚!
In Art of Encountering, I met excellent artists / artist groups of Europe and Asia. Together we fulfill our dream of performance art. I thank the dream maker Boris Nieslony and his marvelous teams with the hope that we will encounter again in our dream!
BASEL
02. - 10.10.18 Kaskadenkondensator & Hafenareal
Prolog - Kunst der Begegnung in Basel vom 2. bis 10. Oktober 2018 Als Künstlerinnen, Kuratorinnen, Organisatorinnen, Kunstvermittlerinnen haben wir seit jeher daran gearbeitet, dem sogenannt “Flüchtigen“ der Performance Kunst eine Nachhaltigkeit zu verleihen. Dies tut man am besten, indem man mit anderen Künstler*innen arbeitet und Zeit zusammen verbringt. Dabei werden die eigenen mit anderen Herangehensweisen zur Diskussion gestellt, es kann zu Inspiration und Entwicklung führen. Auch wenn die digitale Globalisierung aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken ist und scheinbar jede Ferne ganz nah erscheinen lässt, so findet ein künstlerischer Austausch doch am besten in der physischen Präsenz, Auge in Auge statt. Die gelungene Intensität der Begegnungen und der verschiedenen Aufführungsformate haben dazu geführt, dass das Projekt Kunst der Begegnung 2018 eine Bereicherung für alle war. Die vorliegenden Texte geben Einblick in das Geschehen von Kunst der Begegnung in Basel. Simone Etter, Gisela Hochuli und Marianne Papst, 23. März 2019
Prologue - Art of Encounter in Basel from 2 to 10 October 2018 As artists, curators, organizers, and art mediators, we have always worked to give the so-called „ephemeral“ of performance art a sustainability. The best way to do this is to work with other artists and spend time with them. In doing so, one’s own approaches are put up for discussion with other approaches; it can lead to inspiration, excitation and development. Even if digital globalization has become an indispensable part of our everyday lives and seems to make every distance seem very close, an artistic exchange is best achieved through physical presence, face to face. The successful intensity of the encounters and the various performance formats have led to the project Art of Encounter 2018 being an enrichment for all. These texts provide an insight into the events of Kunst der Begegnung in Basel. Simone Etter, Gisela Hochuli and Marianne Papst, 23 March 2019
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Unter dem Tisch Am Tisch Platz nehmen. Sich vorstellen. Sich zur Verfügung stellen. Zuhören und zur Konversation beitragen - manchmal indem man schweigt, manchmal indem man auf den Tisch haut. Dann unter den Tisch verschwinden - mit Rettungsdecke, Motorradhelm, Regenschirm, Skibrille, Fahrradreifen, Wattepads, Lippenstift, Hammer, Buch, Matratze, Schnur... Notwendigkeit verlangt Begegnung. Spucken, schreien, schieben, springen, stolpern, stossen. Kopf gegen Fell, Wand gegen Haut, Zeit gegen Licht. Unter dem Tisch wird man Kind, Tier, Abfall. Von unter dem Tisch wieder auftauchen. Anstossen. Konventionen betrachten wie Weinflecken auf dem weissen Tischtuch. Kunst der Begegnung, Open Score, Kaskadenkondensator, 5.10.2018 Joëlle Valterio, 23. März 2019
Under the table Have a seat at the table. Introduce yourself. Make yourself available. Listen and contribute to the conversation - sometimes by keeping silent, sometimes by hitting on the table. Then get under the table - with rescue blanket, umbrella, ski goggles, motorcycle helmet, bicycle tires, cotton pads, hammer, mattress, lipstick, book, cord... Necessity dictates encountering. Spit, scream, slide, push, jump, fall. Head against fur, wall against skin, time against light. Under the table you become animal, child, waste. Reappear from under the table. Have a drink. Contemplate conventions like wine stains on the white tablecloth. Art of encountering, Open Score, Kaskadenkondensator, 5.10.2018 Joëlle Valterio, 23 March 2019
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02.-10.10.2018 | Basel Zu Tisch im Labor einer Open Session 5. Oktober 2018 mit Dawn Nilo (CH), Ting Liping (TW), Chakkrit Chimnok und Pattree Chimnok (TH), Anja Plonka (D), Christiane Obermayr (D), Rolf Hinterecker (A), Markus Goessi (CH), Gisela Hochuli (CH), Michael Barrett (USA) und Gian-Cosimo Bove (CH) Ich schreibe viele Monate später, was soviel heißt wie grobes Transkribieren meiner Notizen, die ich während der Session gemacht habe, und statt Zeichnungen, Fotos und Videos eben Sprachliches: Ich fotografiere nie, ich schreibe immer, versuche, meinen Gedanken während der Performance hinterher zu hecheln und auch Instant-Assoziationen — oder vielleicht sind es eher Instant-Zustände — automatisch und blind sprachlich zu skizzieren. Dann sitze ich später vor diesen transkribierten Notizen, die nun Anker sind und mich zur Winde zurückführen. Diese lässt dann die Performance vom Stapel. Nicht die gleiche Performance wie damals. Die Zutaten haben sich erweitert. Das, was hier serviert wird, ist ein neues Menü und muss von den Leser*innen (wieder) gekostet werden. Was sagt sie, was schreit sie gegen das Fenster? Schreit sie etwas Schlimmes, beschwört sie einen Fenstergeist? Sie hat ein Textblatt in der Hand. Bevor die Session begonnen hat, habe ich Ting Liping aus Taiwan mit dem Blatt am Boden sitzen gesehen? Wegen der fremden Sprache verstehe ich nicht, was und warum sie schreit. Ich/wir? Verstehe/n, dass sie schreien muss, denn sie hört nicht auf. Die Stimme und der Körper, aus dem die Stimme kommt, bringen sozusagen jede Faser im Raum zum Vibrieren. Gerade weil ich keine Worte verstehe, versuche ich nicht erst die Schreie zu verstehen. Ich beobachte die Anstrengung in ihrem Kopf-Körper und höre den Schrei-Strömen zu. Dawn Nilo ist zuerst vor Ting Liping gestanden und dann sehr, sehr langsam zur gegenüberliegenden Wand gelaufen. Da wo ich sitze, steht sie jetzt neben mir.
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Performer*innen und Zuschauer*innen flocken herein. Die Menschen im Raum, was verbindet sie? Die Abmachung, diese Open Session abzuhalten und zu besuchen, dabei zu sein? Und was noch? Die meisten Performer*innen tragen dunkle bis schwarze Kleider. Ist das auch eine Abmachung, eine wortlose? Ich erinnere mich, dass die Performer*innen in Sessions von Black Market meistens schwarze Kleider getragen haben. Stellen sie so eine Neutralität des Körpers her? Weil die schwarze Farbe persönliche Merkmale absorbiert und auch Eleganz und Noblesse ausstrahlt und Respekt verschafft und so die Handlung apportiert, untermalt, sichtbar werden lässt? Weil alle anderen Farben, die im Raum vorhanden sind, sich vom Schwarz abheben? So die knallroten Wollfäden, die die Performer*in mit Perücke und die mit Apfel im Mund in den Händen halten. Ich weiss ihre Namen (noch) nicht. Ich hole nach, lese nach: es sind Pattree und Chakkrit Chimnok aus Thailand. Ich habe im Hinterher erfahren, dass die beiden ein Duo/ Paar sind und oft in Performances zusammenarbeiten. Einige Performer*innen kennen sich schon ziemlich gut, so das Team von PAErsche, einem offenen Aktionslabor aus dem Rheinland und Ruhrgebiet, das wiederum Performer*innen aus Asien, die erst wenige Tage hier sind, kennt. Alle treffen sich jeweils in der Orangerie des Kasko, im Warteck und essen am langen Tisch und tauschen sich kreuzweise aus. Der Kasko-Ausstellungsraum ist zweigeteilt, aber nicht durchgehend, also vorne, zur Eingangstüre hin, offen. Je nach Winkel, wo ich mich hinsetze, ist der Blick in beide Räume gleichzeitig möglich. Im anderen Raum poltert es Apfel-mässig. Dann sehe ich das Apfel-Rot rollen, kugeln, holpern. Der Mann mit dem Hut, Rolf Hinterecker heißt er und hat einen weißen Bart, schreitet barfuss, die Fersen fallen nachdrücklich auf den Boden, von einem Raum in den unseren, da wo ich mit anderen bin. Bereits vor der Session, als noch keine Zuschauer*innen im Raum gewesen sind, hat er das gemacht. Diese Schritte schreien auch, werden, müssen und wollen (ich kann mich nicht für ein Hilfsverb entscheiden) gehört werden.
Im anderen Raum sehe ich immer wieder kurz Chakkrit mit Langhaarperücke und schwarzem elegantem Mantel mit Vogelfedern an den Mantelsäumen. Ihre* Beine-Füsse stecken schwarz bestrumpft in schwarzen Highheels. Sie sind offensichtlich sehr billig und zu gross, denn die Absätze sehen nicht sehr stabil aus. Sie* ist stark geschminkt und würde als transgender oder transsexuell oder transident oder trans? bezeichnet. Wie gehen wir mit diesen Zuschreibungen um, wie bezeichnet sie* sich selber? Ich habe sie* nicht gefragt. Der Umstand der Zuschreibung wird hier nicht verhandelt. Er wird vom LaborCharakter der Veranstaltung aufgesogen, deren Lampen auf die ‚sensiblen Nerven’ der einzelnen Handlungen gerichtet sind. Sie fügen sich mehr oder weniger sichtbar in das grössere Ganze ein. Ein unausgesprochener Konsens ist da, wenn auch zeitweilig eine Aktion lauter ist, eine andere still die Aufmerksamkeit herausfordert, zwei Handlungen sich überkreuzen etc. Auch diese, ihre* Schritte mit Highheels hören wir. Chakkrit mit der Perücke beißt in den Apfel, der im Mundrund von Pattree, der anderen Performerin steckt, und kommt dann in unsere Raumhälfte und lächelt. Sie* zeigt sich meistens von vorne, habe ich den Eindruck, obwohl die Zuschauer*innen in unterschiedlichen Winkeln zu jedem Geschehen sitzen, es also keine einheitliche Blickrichtung gibt. Gisela Hochuli trägt eine rote Tucheinkaufstasche als Rucksack und tritt zu Liping, die das Fenster immer noch mit Worten ‚beschwört’ oder nach draußen spricht, ruft, schreit. Gisela bleibt im Profil beim Fenster stehen. Später tritt eine andere Performerin, Christiane Obermayr, auf der gegenüberliegenden Seite dazu. Beide rahmen Liping vor dem Fenster. Das Klack-Klack auf dem Kasko-Holzboden der Highheels von Chakkrit ist zu hören. Nun atmet Liping rhythmisch vor dem Fenster auf den Knien. Markus Goessi schiebt sich fast unbemerkt schon seit längerer Zeit auf einem Tuch auf dem Rücken liegend, mit nacktem Oberkörper, mit den Füssen abstoßend durch den Raum. Sein kugeliger Bauch ist markiges Hügelland. Rolf macht ‚Action’: mit Wucht schiebt-wirft er eine Holzbank in den Raum, sie donnert auf den Boden.
Das hat gesessen! Unterdessen stehen vier Frauen-Gestalten vor dem Fenster. Sie sind Erscheinung und Gemälde im Hintergrund, weil ich vorne bei der Türe sitze, das Fenster in meiner Fluchtlinie. Noch mehr Zuschauer*innen sind gekommen, andere gehen nach einer Weile wieder. Augenblicklich finde ich mich wieder in einer speziell e-labor-ierten Präsentation einer Messeveranstaltung: gestreute Aufmerksamkeit und Präsenz bei den Performer*innen und bei den Zuschauer*innen. Pattree mit dem Apfel im Mund hat noch Nadeln in die Äpfel gesteckt. Diese Äpfel sie sind jetzt ‚gepierct’! Was sich in der Tendenz als Muster ausmachen lässt: sich wiederholende Gesten enden in Schlaufen und führen mehr oder weniger schlüssig in etwas Anderes. Das kann in Momenten redundant wirken aber auch für feine bis blendende bis spektakuläre Überraschung gut sein. Wie bei Markus. Er hat sich auf seinen kugeligen Bauch gedreht, er liegt auf seinem eigenen Hügel! Jetzt steht er auf und zieht am Tuch, sein i-Phone liegt inzwischen darauf. Ein anderer Performer, Michael Barrett, (er fotografiert und filmt zwischenzeitlich und sein Name steht nicht auf dem Programm), gesellt sich später zu ihm. Zusammen werfen sie das i-Phone auf dem Tuch in die Höhe. Eine Feuerwehr-Fest-Übung ist das, eine prekäre, weil das i-Phone in die Höhe geworfen, gefährlich neben das Tuch gerät; einmal wird es knapp von Markus’ Brustkorb aufgefangen und wieder ins Tuch katapultiert. Das wirkt sehr verwegen und fußballerisch-akrobatisch. Rote Wollfäden sind visueller Trigger: Das eine Ende in der Hand von Pattree, das andere in Rolf’s Mund, dem Mann mit Hut, mit seinen Zähnen gehalten. Sie werden in einem FadenFingerspiel bearbeitet und von den Beiden zu einem spinnenartigen Gewebe auseinandergezogen. Liping hat ihre Stimme erschöpft oder sie hat sie ins Flüstern gewandelt. Sie schiebt sich der Wand entlang. Ich kann nicht sagen, ob sie ihre Zunge jetzt schon einsetzt. Ihre Performance ist vor allem Mund-Körperwerken. Ihre Zunge sticht prominent hervor, wie die Zunge beim neuroanatomischen Homunkulus.
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02.-10.10.2018 | Basel Da sind Kopf-Mund-Zunge und Hände am grössten, weil diese Körperteile feinsensibel- und motorisch funktionieren und eine große Hirnrindenfläche besetzen. Liping’s Muskelkörper züngelt in kleinsten Bewegungen um die ApfelNadeln und dann weiter in die Luft. Eine andere Performerin, Anja Plonka, ist auf den Knien und haucht in den Raum. Beine stehen vor mir, es ist ruhig geworden. Der Performance-Labor-Raum taucht ein in erholsame Erschöpfung und Neuorientierung. Er öffnet sich mit allem Drum und Dran für Übergang und Neukonstellation. Der Mund-Zungenkörper ist nun Kopf, der sich über den Boden schiebt. Eigenes Mittel und eigene Mitte — die Performerin rotiert um ihren eigenen Kopf. Fast gleichzeitig wirbelt Gisela wie ein Kreisel/Hurli eine Weinflasche aus ihrem roten Rücken-Sack auf dem Boden. Wein-WirbelFlaschen-(geist)-Klang. Äpfel und Tuch: Einer, Rolf oder Michael, steht auf der Leiter und ist Standbild. Wohin will er? Höher hinaus geht es nicht. Anja oder Christiane steht in ihrem Fadenkreuz, das von ihren Händen gehalten wird und sie rahmt. Sie steht in DaVinci’s vitruvianischem Menschenbild, Symbol für die Symmetrie ihres! Körpers. Steigerung: Gisela wirbelt zwei! liegende leere Flaschen um die Flaschenachsen. Das Wirbelgeräusch spreizt in den Raum und dringt ein. Ich sitze jetzt in der anderen Raumhälfte vor einer wirbelnden Flasche und kann den Blick (eine Weile) nicht von ihr lassen. Wer reagiert auf wen? Michael auf Markus? Michael will unter Markus’ Tuch, Markus akzeptiert und bietet Hand. Sandra Knecht, Zuschauer*in wie ich, sitzt neu neben mir. Wir schwatzen und kommentieren halb flüsternd. Es tut gut, sich einander mitzuteilen, beim Zuschauen vom Rand aus. Der Raum ist inzwischen so imprägniert von Geschehen, Präsenz und Aufmerksamkeit, dass ich nicht mehr klar unterscheiden kann zwischen Performer*innen und Zuschauer*innen, alle sind mit im Boot. Unser Gespräch gehört auch dazu, mittendrin am Rand. Wir meinen, eigentlich sollten wir uns mitten in den Raum setzen und weitersprechen. Markus hat die Bewegung von Michael, der ihn verlassen hat, via Tuch aufgenommen und angefangen sich zu drehen.
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Er ist Derwisch, er kann sich gefährlich um seine eigene Achse drehen und endlos in den Raum und zu den Zuschauer*innen hin rotieren. Das katapultiert mich stillsitzend mit ins Drehen. Gisela benützt beide Weinflaschen als Fernrohr, schaut durch die Flasche in den Raum. Das muss ein getrübter Blick sein. Wegen des Wein(geistes) der drin war oder des dicken, gekrümmten Flaschenbodens? Michael gesellt sich zu ihr und setzt seine Augen von der anderen Seite an die Flaschen. Wie kreuzen sich ihre Blicke, was sehen sie? Ich frage mich, obwohl ich darauf keine Antwort haben muss: ist es das Bild ‚zwei grünebraune-Glasröhren-ragen-direkt-aus-den-Augen’, oder ist es das Sehen an und für sich, oder beides zusammen? Markus sitzt vom Tuch ‚umwölkt’ auf dem Boden, er ist ein Buddha. Plötzlich aus dem Nichts zieht er an seinen Latex-Plastik-Handschuhen, sie ‚chlöpfen’, springen zurück wie starke Gummibänder. Heftig ist das. Liping lässt einen Redeschwall vom Stapel. Rolf balanciert auf einer Cristella-MineralwasserPackung, es quietscht unter ihm. Ich höre so fasziniert ‚hin’, wie ich vorhin dem Wirbeln der Weinflasche ‚zu’-gesehen habe. Fein ‚getunt’ hört und sieht sich das an, bis Rolf das Gleichgewicht verliert. Inzwischen ist viel Material aus dem Untergrund des Kasko geholt worden und ergießt sich nun über den Boden und in das TunMachen-Lassen der Performer*innen: Christiane reiht x Wäscheklammern auf einen Schnur-Faden. Fühlt sie beim Bewegen des Schnur-Fadens das Gewicht der Klammern? Mit einem großen Plakat-Bostitch ‚bostitcht’ Christiane oder Anja in die Luft. Zwei rote Farbwannen werden als Schleif-Schlurfschuhe (oder sind es Schlittschuhe?) benützt. Da sind noch ein Trolley, ein Besen, Dominosteine, Kleiderbügel und ein weißlich-durchsichtiger Plastikkübel. Liping’s Redeschwall tritt in eine neue Phase: Sie schlägt sich mit den zusammengefalteten Fächern an den Kopf. Jeder Fächer-Schlag stößt rhythmisch Wörte, Töne ja Schreie hervor. Jemand hebt den Plastikkübel vor ihren Kopf, das Klagen und Stöhnen der Wörter wird vom Kübelrachen absorbiert. Liping macht nichtsdestotrotz weiter, ihre Fächer schlagen jetzt auf den Kübel.
Ihr Kopf ein Alien im durchsichtigen Kübel. Fast infernalisch heftig eine Episode aus einem anderen Universum. Markus krönt sich mit Kleiderbügeln zum König und hängt noch mehr von ihnen an seinen Körper. Er wird selber zum Kleiderbügel. Mir kommt Steve Paxton’s im Judson Dance Theater 1960/70er Jahre in den Sinn, seine Performance-Anleitung ‚Hangers’ mit einer Zeichnung, die dieses Merkmal des ZumKleiderbügel-Werdens unterstreicht. Das Material im Kasko wird manchmal zum Fetisch, wenn es der Handlung abhanden kommt und zum Selbstläufer wird. Manchmal transformiert es sich dergestalt, dass es real materielle Funktionen übernimmt und (wieder) in die Handlung verschwindet und sich mit ihr verbindet. Chakkrit mit Perücke ist eher unaufgeregt, ja fast gleichmütig aber stetig bis jetzt unterwegs gewesen. Alles, was sie* bis dahin gemacht hat, scheint sich nun in dem für mich eindrücklichsten Moment in der Performance zu kumulieren: Ein Holzbalken, bis zu diesem Moment von Anderen geschoben, gehalten und anderweitig bewegt-benutzt, drückt sie* mit beiden Händen gegen die Wand. Wenn sie* den Balken weiter über die Wand schiebt und dabei kehlige Töne hervorquellen, schwappen ihre emotionale Kraft gepaart mit physischem Druck zu mir hinüber. Strumpffüßig, ohne Highheels gelangt sie* zum Besen und klemmt ihn zwischen Kinn und Boden. Sie* bewegt ihn und sich so, dass ich einen Vogel sehe, dem die Flügel fehlen und der in der Welt auf dem Erdboden verhaftet existiert. Ihre Flügelschlagbewegungen sind traurig-schaurig-schön. Es ist noch viel mehr geschehen und wäre des Schreibens wert gewesen. Das Ganze kann nicht erfasst werden, die Kontrolle muss losgelassen werden, es heißt, sich einlassen ins/aufs Geschehen. Also ist meine Zeugenschaft kein Überblick, nicht vollständig.
‚Untergründe’ des Unbewussten, wo ich keinen direkten Zugang habe, lenken meine Aufmerksamkeit in eine bestimmte Richtung. Ich hafte mich wo an und lande wieder woanders. Ich habe die Aktionen aller nicht beschreiben können. Ich habe vieles und viele Zwischentöne derer verpasst, die auch wach, aufmerksam und tonisiert im Geschehen gewesen sind und sich ins Zeug gelegt haben. Es hat keine Bedeutung, was ich hier schreibe, es ist Momentaufnahme aus meinen Gedächtnisnotizen übersetzt ins Hier und Jetzt. Ich bin im Labor dieser Session affiziert worden, wie eine Versuchspflanze unter Wasser, die nur dieses Wasser-Pflanzen-Klima kennt. Oder bin ich doch eher die Laborantin-Wissenschaftlerin, die alles um sich herum vergisst, weil sie ganz konzentriert auf die Objekte ihrer Untersuchung ist? Ein Hybrid von beiden? Wir sind kein einheitliches Publikum gewesen. Eine Zuschauerin hat es so gesagt, dass die Performance ihr das Bild von der Welt wiedergebe, wie sie sei. Was hat sie damit gemeint? Eine Schau aus der Vogelperspektive in den Kasko-Raum, ein ‚Kommen, Gehen und Tun’ wie auf der Straße, im Bahnhof ... Ein anderer Zuschauer: die Performer*innen seien so ernst und ‚blank’ in ihrem Ausdruck gewesen. Will er damit sagen, sie hätten keinen Ausdruck gehabt, oder sie seien wie bei der Arbeit im Labor oder in der Werkstatt, im Atelier gesammelt gewesen? Es gibt so viele Theorien und Erzählungen zum Ephemeren dieses Happenings, wie es Zuschauer*innen und Performer*innen gegeben hat. Jede*r hat etwas Anderes mitgenommen, die*der dabei gewesen ist. Rien ne va plus heißt es im Casino. Auch die Performance-Session hat geendet; irgendwie und irgendwo wirkt sie weiter, nicht nur in diesem Text. Dorothea Rust, Zürich, 24. März 2019
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At table in the laboratory of an Open Session 5th October 2018 mit Dawn Nilo (CH), Ting Liping (TW), Chakkrit Chimnok und Pattree Chimnok (TH), Anja Plonka (D), Christiane Obermayr (D), Rolf Hinterecker (A), Markus Goessi (CH), Gisela Hochuli (CH), Michael Barrett (USA) und Gian-Cosimo Bove (CH) I am writing many months later, which means roughly transcribing the notes I made during the session, and instead of drawings, photos, and videos, simply I am just writing words: I never photograph, I always write, I try to pant after my thoughts during the performance, also trying automatically and blindly to sketch instant associations - or may be they are more instant states. Then later I sit in front of these transcribed notes, which are now anchors and lead me back to the winch. This then launches the performance. Not the same performance as then. The ingredients have expanded. What is served here is a new menu and must be tasted (again) by the readers. What does she say, what does she scream against the window? Does she scream something terrible, does she conjure up a window ghost? She has a text sheet in her hand. Just before the session started, did I see Ting Liping from Taiwan with the sheet on the floor? Because of the foreign language I don’t understand what and why she screams. I/we? understand that she must scream because she does not stop. The voice and the body from which the voice comes from let every fibre in the room vibrate. As I don’t understand any words, I don’t try to figure out the screams. I observe the effort in her head-body and listen to the screaming currents. Dawn Nilo first stood in front of Ting Liping and then walked very, very slowly to the opposite wall. Where I am sitting, she is now standing next to me now. Performers and spectators flake into the Open Session space. The people in the room, what connects them? Is it an agreement a contract to hold this Open Session and visit it, to be there, to be part of it? And what else? Most performers wear dark to black dresses. Is that also a deal, a wordless one? I remember that the perform-
ers in Black Market sessions mostly wore black dresses. Is this how they create neutrality of the body? Because the black colour absorbs personal characteristics and also radiates elegance and noblesse and creates respect, thus retrieving the action, accentuating it and making it visible? Because all the other colours in the room stand out from the black? Thus the bright red woolen threads that the performer with a wig and the one with an apple in her mouth hold in their hands. I don’t (yet) know their names. I catch up, check their names: they are Pattree and Chakkrit Chimnok from Thailand. I found out afterwards that the two are a duo/ pair and often work together in performances. Some performers already know each other pretty well, for example the team from PAErsche, an open action laboratory from the Rhineland and Ruhr area, which in turn knows performers from Asia who have only been here since a few days. Everyone meets in the Orangerie of Kasko in the Warteck and eats at the long table and exchanges crosswise. The exhibition space is divided into two parts, but not continuously divided i.e. open at the front towards the entrance door. Depending on the angle where I sit down, it is possible to look into both rooms at the same time. In the other room is a rumble. Then I see the apple-red rolling, rolling, bumping. The man with the hat, Rolf Hinterecker, has a white beard. He strides barefoot, his heels fall down on the ground, from one room into the other. Even before the session he did it when there were no spectators in the room. These steps also scream, become, have to and want to be heard (I can’t decide which auxiliary verb to use). In another room I see again and again briefly Chakkrit with a longhaired wig and a black elegant coat with bird feathers at the coat hem. Her ‘leg-feet’ are in black stockings and in black high heels. They are obviously very cheap and too big, because the heels don’t look very stable. She has got a lot of make-up and would be called transgender, transsexual, transident or trans? How do we deal with these ascriptions, how does she denominate herself? I didn’t ask her. The circumstance of the ascription is not negotiated here. It is absorbed by the laboratory character of the event, whose spots are directed at the 18
02.-10.10.2018 | Basel ‘sensitive nerves’ of the individual actions. They fit more or less visibly into the larger whole. There is an unspoken consensus, even if at times one action is louder, another quietly challenges the attention, two actions cross each other etc. Also these her steps with high heels we can hear. Chakkrit with the wig bites into the apple in the mouth of Pattree, the other performer, and then comes into our half of the room and smiles. I have the impression that she usually shows herself from the front, whereas the audience sits at different angles to the goings-on. There is no uniform viewing direction. Gisela Hochuli carries a red shopping bag as a backpack and steps up to Ting Liping, who still ‘conjures’ the window with words or shouts and screams to something outside. Gisela stops in profile at the window. Later, another performer, Christiane Obermayr, joins her on the opposite side. Both performers frame Liping in front of the window. The clack-clack on the wooden floor of Chakkrit’s highheels can be heard. Now Liping breathes rhythmically on her knees in front of the window. For quite some time Markus Goessi has been pushing his way through the room, almost unnoticed, lying on a cloth on his back, his upper body naked, his feet repelling. His roundish belly is pithy hill. Rolf takes action: with force he pushes a wooden bench into the room, it thunders to the floor. That has sat! Meanwhile, four female figures are standing in front of the window. They are appearance and painting in the background, as I’m sitting in front of the door, the window in my vanishing line. Even more spectators have come, others leave after a while again. Instantaneous I find myself in a specially e-laborated presentation of a trade fair event: scattered attention and presence among the performers and the audience. Pattree with the apple in her mouth has stuck needles into the apples. These apples, they are now ‘pierced’! What can be identified in the tendency as a pattern: repetitive gestures end in loops and lead more or less coherently into something else. This can appear redundant but also be good for fine to dazzling to spectacular surprises.
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As with Markus: He has turned on his roundish belly, he lies on his own hill! Now he stands up and pulls at the cloth, by now his i-Phone is lying on it. Another performer, Michael Barrett (he photographs and films in the meantime and his name is not on the program) joins him later. Together they throw the i-Phone up on the cloth up into the air. This is a fire-brigade-festival-exercise, a precarious one, because the thrown i-Phone comes dangerously beside the cloth; once it is barely caught by Markus’ chest and catapulted back into the cloth. That seems very daring and football acrobatic like. Red wool threads are visual triggers: one end in Pattree’s hand, the other in Rolf’s mouth (the man with the hat) held with his teeth. They are processed in a thread finger play and pulled apart by the two into a spider-like fabric. Liping has exhausted her voice or turned it into whispering. She pushes herself along the wall. I can’t tell if she is already using her tongue. Her performance is above all mouth-bodyworks. Her tongue stands out prominently, as the tongue in the neuroanatomical homunculus. Head-mouthtongue and hands are the largest in this concept, because these body parts function finely sensitively and motorically and therefore occupy a large area of the cerebral cortex. Liping’s tongue muscle body flickers in the smallest movements around the apple needles and then further into the air. Another performer, Anja Plonka, is on her knees and breathes into the room. Legs are standing in front of me. It has become quiet, the performance laboratory room is immersed in restful exhaustion and reorientation. It opens itself with everything that’s involved for transition and new constellation. The mouth-tongue has become the head that pushes itself over the floor. Own means and own center - the performer rotates around her own head. At almost the same time Gisela whirls like a spinning top/hurli a wine-bottle from her red back-bag on the floor. Wine-whirl-bottle-(spirit)sound. Apple and cloth: either Rolf or Michael, stands on the ladder and is a still image. Where he does he want to go?
It can’t go any higher. Anja or Christiane stands in her crosshairs, which is held by her hands and frames her. She stands in Da-Vinci’s vitruvian human image, symbol of the symmetry of her! body. Cumulation: Gisela whirls two empty lying bottles around the bottle axes. The whirling noise spreads into the room and penetrates it. I am now sitting in the other half of the room in front of a swirling bottle and I can’t take my eyes off it (for a while). Who reacts to whom? Michael on Markus? Michael wants to get under Markus’ cloth, Markus accepts and offers hand. Sandra Knecht, spectator like me, sits now next to me. We chat and comment half whispering. It’s good to communicate with each other while watching from the edge. The space has become so impregnated with actions, presence and attention that I can no longer clearly distinguish between performers and spectators, everyone is on board. Our conversation is also part of it, right in the middle on the edge. We think we should actually place ourselves in the middle of the room and keep talking. Markus, who has been left by Michael, has adopted his movement via cloth and is now starting to turn. He is a dervish, he can turn dangerously around his own axis and rotate endlessly into the room and towards the audience. This catapults me sitting still into the turning! Gisela uses the wine bottles as a telescope, looks through the bottles into the space. That must be a misty look. Is it because of the wine (spirit) or the thick, curved bottom of the bottles? Michael joins her and sets his eyes on the bottles from the opposite side. How do their eyes cross, what do they see? I ask myself, though I don’t need to have an answer: is it the picture ‘two green-brown-glass-tubes-bear-directly-out-ofthe-eyes’, or is it seeing in and of itself, or both together? Markus sits ‘beclouded’ by the cloth on the floor, he is a Buddha. Out of the blue he pulls on his latex plastic gloves, they ‘plonk’, jump back like strong rubber bands, this is violent.
Liping’s gonna make a big splash of talk. Rolf balances on a pack of Cristella sparkling water package, it squeaks under him. I listen as fascinated as I have been watching the whirling of the wine bottles before. This looks and sounds finely ‘tuned’ until Rolf loses his balance. In the meantime, a lot of material has been taken from the underground of Kasko and is now pouring out over the floor and into the performers making and letting do: Christiane rows many clothespegs on a string thread. Does she feel the weight of the clothespegs as she moves the string? Christiane or Anja staples in the air with a large stapler. Two red paint trays are used as ‘shuffle shoes’ (or are they ice skates?). There is also a trolley, a broom, dominoes, clothes hangers and a whitish transparent plastic bucket. Liping’s flood of words enters a new phase: she hits her head with the folded fan. Every fan stroke rhythmically ejects words, sounds and screams. Someone lifts the plastic bucket in front of her head, the lamenting and moaning of the words is absorbed by the bucket’s jaw. Nevertheless, Liping continues, the fans are now hitting the bucket. Her head is an alien in a transparent bucket. Almost infernally violent an episode from another universe. Markus crowns himself with clothes hangers and puts even more of them on his body. He becomes a hanger himself. Steve Paxton’s performance ‘Hangers’ of the Judson Dance Theater in the 1960’s/70’s comes to my mind with a drawing that underlines this characteristic of becoming a hanger. The material in the Kasko turns sometimes into a fetish, when the action loses itself and becomes self-perpetuating. Sometimes it transforms itself in such a way that it takes over real material functions and (again) disappears into the action and connects to it. Chakkrit with a wig has been on the move rather unagitated, almost equanimous but steady going. Everything she has done so far seems to accumulate into the most impressive moment of her performance: She pushes a wooden beam with both hands against the wall.
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02.-10.10.2018 | Basel The same beam which until now has been slided, clamped and otherwise moved and used by others. When she pushes the beam further over the wall, producing throaty tones, her emotional power coupled with physical pressure spills over to me. Feet in stockings without high heels, she reaches the broom and clamps it between her chin and the floor. She moves it and herself in a way that I see a bird with no wings and that exists in the world trapped on the ground. Her flapping wing movements are sad, scary but beautiful. Much more has happened and would have been worth writing. The whole thing cannot be grasped, the control must be let go or I have to let it go, they say, to let oneself in for the action. My testimony is not an overview, not complete. The ‘subsoils’ of the unconscious where I have no direct access leads my attention in a certain direction. I stick to something and end up somewhere else again. I have not been able to describe the actions of all. I have missed much and many nuances of those who have also been awake, attentive and toned into the events and who have put themselves to the test. What I am writing here has no meaning, it is a snapshot of my memory notes translated into the here and now. I was exposed in the laboratory of this session, like a test plant under water, which only knows this water-plant-climate. Or am I rather the laboratory assistant scientist who forgets everything around her because she concentrates on the objects of her investigation? A hybrid of the two? We haven’t been a uniform audience. One viewer said that the performance gave her back the image of the world as it is. What did she mean by that? A bird’s-eye view of the Kasko space, a ‘coming, going and doing’ like on the street, in the station ... Another spectator: the performers were so serious and ‘blank’ in their expression. Is he saying that they had no expression, or that they had been concentrated working in the laboratory or workshop / atelier?
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There are as many theories and narratives on the ephemeral nature of this happening as there have been viewers and performers. Each one took something different with them. Rien ne va plus, the casino says. The performance session also ended; somehow and somewhere it continues to have an effect, not only in and through this text. Dorothea Rust, Zurich, 24 March 2019
02.-10.10.2018 | Basel
Achtung, fertig, los: Begegnung Achtung „Aktionen und Abläufe, die ineinandergreifen, interessieren mich. Der Kontext, Begegnung, Raum und Alltagskultur aus unterschiedlichen Standpunkten performativ zu hinterfragen, machen für mich Aktionen im Öffentlichen Raum aus.“ Fertig Im promenadologischen Zusammenspiel der Schweizer Künstlerin Simone Etter (1982) und dem Künstler Watan Wuma (1958) aus Taiwan verschmolzen Handlungen und Denkweisen zweier künstlerischer Positionen unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlichen Alters und Geschlechts ineinander. Watan Wuma lief eine Strecke an den stillgelegten Gleisen entlang in Richtung der Künstlerin Simone Etter. Auf der Strecke zog der Künstler nach und nach ein Kleidungsstück aus bis er nackt auf die Künstlerin zulief. Am Ende der Schienen angekommen, trafen sich die Blicke der beiden. Jetzt zog sich Etter nackt aus und lief dieselbe Strecke zurück. Unterwegs griff sie die Kleidungsstücke auf und zog sie sich über. Ein Austausch der anderen Art. Eine adaptive Handlung, die ineinandergreifend nachdem fragt, was uns und unsere Aktion ausmachen? Wie wir Identität stiften? Inwiefern sich Grenzen verschieben lassen? Sowohl kulturelle, wie auch körperliche? Los Jetzt und hier: Ich stehe da, neben mir hat sich ein junges deutsches Pärchen zum Picknick und Bücherlesen im Hafenareal niedergelassen. Sie liest einen norwegischen Krimi. Bei ihm auf den Seiten sehe ich Schemata. Wie stereotypisch, denke ich mir. Hinzu stehe nun ich. Stehe da. Ich. In einem schwarzen Overall, darunter nackt. Das wird meine erste Nacktperformance mit 36 Jahren - denke ich. Jetzt also doch noch. Auch ich; auch noch. Das langweilt mich irgendwie. Aber entspannt mich. Ich steh´ da, ganz da. Ganz hier. Hier. Watan? Da kommt Watan mir entgegen. Performt er schon? Nein, hinter ihm verschwommen, sehe ich das Publikum. Jetzt schon, denke ich?
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Er geht schnellen Schrittes, sofern sein Körper mit den Spuren der Zeit dies zulassen. Was macht er? Ach so, ich verstehe. Er hat Wechselkleider in seinen Händen und legt diese zwischen mich und das lesende Pärchen. Plötzlich stört mich nun das Fahrrad, das da angelehnt an einem Stapel Holz-Paletten steht. Für die Bildproduktion heutzutage leider manchmal wichtiger als die Performance selbst - sieht das dann störend aus. Ich denke an den Blick von außen. Aber wieso an Bilder? Schiebt sich Bild zwischen mich und die Aktion? Ich schnaufe ein und aus. Hier sein, jetzt sein. Schnaufe ein, schnaufe aus. Gehen. Gehen kann ich. An einer Schiene entlang gehen, das geht doch. Einfach gehen. Das ist Herangehensweise und Einhergehen verknüpfen. Promenadologie. Und immer noch denke ich Promenadologie, da sehe ich Watan, diesen so zerbrechlichen Körper, fragilen Blickes aber bewussten Schrittes auf mich zu kommen. Ohu nein, jetzt hab ich es verpasst. War der Reißverschluss schon offen? Oder war das die Weste? Was ist das? Seine Bandage fürs Knie? Hat er den Hut zu Beginn abgezogen? War das die linke Socke zuerst? Nein rechts, Nein! Gegenshot also links muss ich zuerst anziehen. Merke: Links. Links zuerst. Links kann ich mir besser merken. Ich sollte mir das also merken können. Der geht schnell. Soll ich auch so schnell gehen? Ach zum Glück! Ich Glückliche: Boxershorts. Da pass ich rein. Der Duktus des Ausziehens ist viel regelmässiger als ich dachte. Hat er das jetzt? Was war das? Wau, okay jetzt ist er schon nackt, die halbe Strecke noch vor sich. Vor mir. Soll ich den Overall jetzt hier abziehen? Oder warte ich bis Watan da ist oder zieh mich aus und gehe nackt bis zum ersten Kleidungsstück? Funktioniert diese Aktion überhaupt? Was mache ich? Okay, konzentrier’ dich. Haltung: Hier sein. Hier. Da ist er schon, vor mir, geht rechts an meiner Schulter vorbei. Wir klatschen uns ab. Ich greife zum Reißverschluss; Auf geht’s. Simone Etter, 22. März 2019
Ready, steady, go: Encounter Ready “Actions and processes that intertwine interest me. To question the context, encounter, space and everyday culture from different points of view in a performative way make up actions in public space for me”. Steady In the promenadological interplay of the Swiss artist Simone Etter (1982) and the Taiwanese artist Watan Wuma (1958), the actions and ways of thinking of two artistic positions of different origin, age and gender merged into one another. Watan Wuma walked a line along the disused railroad tracks in the direction of the artist Simone Etter. On the way, the artist gradually took off pieces of clothing until he walked naked towards the artist. Arriving at the end of the railroad tracks, the glances of the two met. Now Etter undressed naked and walked back the same way. On the way she picked up the clothes and put them on. An exchange of a different kind. An adaptive action that interlocks and asks what makes us and our action special? How do we create identity? To what extent can borders be shifted? Both cultural and physical? Go Right now, right here: I stand here, next to me a young German couple has settled for a picnic and reading books in the harbour area. She reads a Norwegian thriller. In his papier I see schemata. How stereotypical, I think. Beside them I stand. Here. In a black jumpsuit, naked underneath. This will be my first nude performance - at the age of 36 - I think. So I will do it after all. So me; after all. That bores me somehow. But it relaxes me. I stand there, all there. All here. Here. Watan? Watan comes towards me. Is he already performing? No, I see behind him the audience blurred. Already now, I think? He makes fast steps. As quickly as his time-drawn body allows. What is he doing? Oh so, I understand.
He has clothes in his hands. Watan put his changing clothes between me and the reading couple. Now the bicycle, behind me, which is leaning against a stack of wooden pallets, bothers me. For image production - sometimes more important than the performance itself these days - it looks disruptive. I think of the view from the outside. But why thinking in pictures? Do images shift between me and the action? I breathe in and out. To be here, to be now. Breathe in, breathe out. It’s just walking. I can walk. I’m good in walking a track. That’s possible. Just walk. That’s the approach and the linking. Promenadology. And I still think promenadology, there I see Watan, this so fragile body, delicate look but conscious step to come to me. What? I missed it, was the zipper already open? Or was that the vest? What is that? His bandage for the knee? Did he take off his hat at the beginning? Was that now the left sock first? No, the right one. No! Of course, from my perspective, it’s left. Note: Left put on first. Left put on first. Left I can remember better than right. So I should be able to remember that. He is going fast. Should I also walk so fast? Oh, fortunately! Lucky me: boxer shorts! I fit in it. The rhythm of undressing is much more regular than I thought. Does he have that now? What was that? Wow, okay, he’s naked already. Half the way ahead before me. Should I take the jumpsuit off here now? Or do I wait until Watan arrives or take off my clothes and walk naked to the first garment? Does this action even work? What do I do? Okay, concentrate. Posture: Be here. Here. He’s already there, in front of me. High five, he’s passing me by. I grab the zipper; Let’s go. Simone Etter, 22 March 2019
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RAUM FÜR ALLES ein Gespräch zwischen Gisela Hochuli (GH) Simone Etter (SE) und Marianne Papst (MP) Fast sechs Monate später sitzen wir wieder an diesem Tisch an der Hammerstrasse in Basel, wo wir nachts Kassenbelege zusammentrugen, den nächsten Tag planten, To-Do Listen verglichen, neue zusammenstellten und Whisky tranken. Was ist jetzt noch präsent, wenn wir uns an Kunst der Begegnung erinnern? GH: Viele Menschen, viele Bedürfnisse, ein Gewusel, jeden Tag wieder ein neues Gewusel von Menschen. MP: Gewusel finde ich sehr gut. Es war viel Bewegung im Warteck. Kochen in der Orangerie, arbeiten im Kasko, dann ein Stock höher der Nachthafen, wo einige zum Schlafen untergebracht waren und auch die Terrasse. SE: Wir haben uns ausgebreitet, haben die Räume eingenommen, wurden Teil von diesem Ort und haben ihn transformiert. Es war ein Ausnahmezustand. GH: Wir waren für eine Woche eine Gemeinschaft. Jede/jeder verfolgte ihre/seine eigenen Ziele und immer wieder auch die Ziele von allen. SE: Es gab Raum dazwischen, wo vielleicht gar nichts stattfand, aber ganz viel Raum zuließ, dass etwas stattfinden konnte. GH: Ich kam in die Orangerie und, es war immer jemand da. Da braute sich allerhand zusammen. Es war ein zentraler Ort des Austausches. SE: Begegnung fand in verschiedenen Formaten statt. Es braucht ein Konglomerat, dass sie in verschiedenen Verwicklungen stattfinden kann. Im Vergleich zu anderen Jahren hat sich die Begegnung wenig auf die künstlerische Praxis übertragen. GH: In den drei Open Sessions fand Zusammenarbeit statt. Ich nehme wahr, was im Raum geschieht, während ich performe und das kann mich für Handlungen inspirieren.
MP: Es gab vielleicht nicht diese direkten konzipierten Zusammenarbeiten, doch dass die Begegnung und der Austausch dabei in die künstlerische Arbeit geflossen sind, fand statt. GH: Bei der zweiten Open Session stand gegen Schluss Irmgard mit einer Klingel in der Hand neben Dawn, und es entstand ein Duo. Solche direkten Zusammenarbeiten gab es schon immer wieder. Auch Du, Simone, mit dem Helm. Du warst ja auch immer wieder mit Leuten in direkter Interaktion. Oder Boris und ich im Hafenareal mit den Steinen. SE: Aber es kann auch sein, dass Handlungen übergriffig sind. Dass jemand eine Handlung adaptiert und dann deinen ursprünglichen Gedanken daran, deine Ideen dahinter nicht verstanden hat und dann übergriffig damit umgeht, eine Art Benutzung geschieht. Das fand ich bei der ersten Open Session sehr störend. Du merkst, ob Performer*innen ihr Interesse verfolgen, in ihrem Thema sind, und wenn dann jemand kommt und Bewegungen nachahmt und sich einmischt, stört das. GH: Diese Störungen können auch was Positives haben. SE: Ich bin immer ein Fan von Störungen. Es ist die Frage, inwieweit man eine Offenheit zulässt, was damit passiert. Wenn die Störung impliziert, was danach kommen soll, dann ist es eine Ermächtigung. In einem positiven Sinne muss eine Störung eine offene Konsequenz zulassen. Denn dann sind beide wieder am selben Punkt. MP: Diese Störung war so intensiv, da sie lange dauerte. GH: Aber transformierte sie sich nicht? MP: Ja, das ist die Frage. Wann verändert es sich? Wann kann es wieder spannend werden? GH: Ich behaupte, es ist eine Frage des Geschmackes. Mir hat es nicht gefallen. Doch wenn ich es im Gesamten sehe, finde ich es gut. Warum nicht? Es gibt ja keine Regeln. Natürlich wird etwas zerstört, doch es kann dadurch auch Neues entstehen. 26
02.10.-10.2018 | Basel MP: Eine solche Störung verweist auf eine Norm hin. Was hat jetzt Platz, und was stört eben. Störungen zeigen etwas auf und haben deshalb etwas Gutes. SE: Ja, aber Entschuldigung, du kannst nicht einfach sagen, Störungen sind gut. Jetzt müssen wir Störungen definieren. Es gibt die Störung von außen, die man als Publikum empfindet. Da kommen Fragen der Positionierung, Fragen der Kunst usw... Es kann etwas sein, das mir in Bezug zur Kultur, Sprache, Gesellschaft etc. nicht gefällt. Doch genau in diesem Moment wird es interessant. Was mache ich nun? Eine Störung, als ein bewusster Akt des Eingriffes, ist eine aktive Störung. Aber zufällige Störungen können Verschiebungen und eine neue Ästhetik ergeben. Wie z. B. auf dem Bildschirm, wenn Pixel sich verschieben oder der unvollständige Ausdruck, bei aufgebrauchter Tintenpatrone. MP: Die Unterscheidung von aktiver und passiver Störung finde ich gut. Die passive Störung ist die Ebene nach der Frage des Geschmacks. Die aktive ein bewusstes Eingreifen in eine bestehende Aktion. SE: In der Open Session ist man ständig konfrontiert mit Störungen. Man wird gestört, z.B. jemand nimmt deine Flasche und schmeißt sie weg. Du bist am Singen, und dann kommt jemand und kreischt sehr laut. Man ist immer, permanent mit Störungen konfrontiert. Die benutzt man, mit denen arbeitet man, es ist etwas Fluides. Wenn jedoch etwas bewusst stört, um zu stören, dann sind die Machtverhältnisse nicht korrekt. GH: Also es gibt störende Störungen. SE: ... und störende Verstörungen. GH: Begegnungen verändern sich über die Zeit. Wenn ich ein erstes Mal eine Person sehe und die Möglichkeit da ist, dass wir uns in kurzen Abständen wieder treffen, dann bekomme ich ein Gefühl für die Person und was zwischen uns ist. Zudem geschieht etwas, das mit der Person und mit mir zu tun hat, doch etwas Eigenes ist. Dieses Geschehen charakterisiert die Begegnung und manifestiert sich in Handlungen, in Gesprächen, im Erleben. 27
SE: Jetzt haben wir meine Lieblingsworte, wir haben Gehen beim Geschehen und Leben beim Erleben! Und alles unter dem Axiom Begegnung. MP: Es gibt dann die Beziehung, man zieht. GH: Haben wir noch ein Thema? SE: Am Anfang am Hafen beim Dreiländereck, Jeremy. Das war mein Highlight. Am Anfang schreit er HELLO, und dann hörte ich HELLO. Er hat es geschafft, mit seiner Stimme die Grenze von drei Ländern zu überschreiten. Er war mit seiner Stimme in Frankreich, in Deutschland und in der Schweiz. Und dann: HELLO is anybody here? Und ich war so verunsichert, ob es ein Echo ist oder eine andere Person, die zurückruft HELLO is anybody here? Das war so stark. Jetzt kommt mir das erst wieder in den Sinn. Hattet ihr auch so Highlights? GH: Es gab viele Highlights. Ein Bild-Highlight war Yeh Tzu-Chi, die wie das Nashorn im Kreis ging. Watan im Fluss mit den nassen Kleider und dem Koffer. Liping mit diesem weißen Zeug um sich am Wasser im Hafenareal. Es gab viele Highlights. Madame Her, Chakkritt in seiner Transenmontur. SE: Ich erinnere mich, wie wir an der Tramhaltestelle stehen, und dann kommt Chakkritt als Madame Her, und dann sind alle etwas irritiert, ist das nun jemand Neues? Rolf und Boris waren auch so erstaunt, das war super. Wir als Gruppe, wie wir da unterwegs waren, wir waren vielleicht auch eine Störung mit der Schubkarre. Das war eine gute Störung in der Alltagskultur in Basel. MP: Ich fands unglaublich toll, mit der „Gang“ und unserer Schubkarre in Basel unterwegs zu sein. Diese vielen Wege: Liping am Badischen Bahnhof abholen, an der komplizierten Baustelle vorbei. Oder der Blick von oben an der Treppe im Warteck nach unten, wo alle standen, um zusammen wohin zu gehen. Kaum war ich unten, ging wieder jemand hoch, weil er was vergessen hatte und man wartete wieder. Das Zusammenunterwegssein, fand ich sehr performativ. Simone Etter, Gisela Hochuli, Marianne Papst 23. März 2019
SPACE FOR EVERYTHING a conversation between Gisela Hochuli (GH), Simone Etter (SE) and Marianne Papst (MP) Almost six months later we are sitting at this table again at Hammerstrasse in Basel, where we collected receipts at night, planned the next day, compared to-do lists, put together new ones and drank whisky. What is still present now when we remember the art of encountering?
GH: At the end of the second Open Session Irmgard stood next to Dawn with a bell in her hand and a duo was formed. There have always been such direct collaborations. Also you, Simone, with the helmet. You were always in direct interaction with people. Or Boris and I in the harbour area with the stones.
GH: Many people, many needs, a bustle, every day a new bustle of people.
SE: But it can also be that actions are encroaching. That someone adapts an action and then hasn’t understood your original thoughts about it, your ideas behind it, and then deals with it in a way that is encroaching, a kind of use happens. I found that very annoying during the first Open Session. You notice if performers pursue their interest, are in their theme and if someone comes and imitates movements and interferes, it bothers.
MP: I think the bustle is very good. There was a lot of movement in the Warteck. Cooking in the orangerie, working in the Kaskadenkondensator, then a floor higher up the Nachthafen, where some were accommodated to sleep and also the terrace. SE: We spread out, took the rooms, became part of this place and transformed it. It was a state of exception. GH: We were a community for a week. Each one pursued his/her own goals and the goals of all. SE: There was space in between where maybe nothing happened, but there was a lot of space for something to happen. GH: I came to the Orangerie and there was always someone there. There was a lot of brewing going on. It was a central place of exchange. SE: Encounter took place in different formats. It needs a conglomerate that can take place in different entanglements. Compared to other years, the encounter has had little impact on artistic practice. GH: In the three Open Sessions, collaboration took place. I perceive what happens in space while I performe and that can inspire me for actions.
GH: These disturbances can also have something positive. SE: I’m always a fan of disturbances. It’s the question to what extent you allow openness, what happens with it. If the disorder implies what is to follow, then it is an empowerment. In a positive sense, a disorder must leave an open consequence. Because then both are again at the same point. MP: This disorder was so intense because it was so long. GH: But didn’t it transform? MP: Yes, that’s the question. When does it change? When can it become exciting again? GH: I say it’s a question of taste. I didn’t like it. But when I see it as a whole, I think it’s good. Why not? There are no rules. Of course something is destroyed, but it can also create something new.
MP: There may not have been these direct, conceptualized collaborations, but the encounter and the exchange have flowed into the artistic work.
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02.-10.10.2018 | Basel MP: Such a disturbance refers to a norm. What has now place and what what just disturbs. Disturbances show something and therefore have something good. SE: Yes but excuse me, you can’t just say disturbances are good. Now we have to define disturbances. There is the disturbance from outside that you feel as an audience. There are questions of positioning, questions of art etc.. It can be something that I don’t like about culture, language, society, etc. But at that very moment it becomes interesting. What do I do now? A disturbance, as a conscious act of intervention, is an active disturbance. But random disturbances can result in shifts and a new aesthetic. For example, on the screen when pixels shift, or the incomplete printout when the ink cartridge is used up. MP: I like the distinction between active and passive interference. The passive disturbance is the level after the question of taste. The active is a conscious intervention in an existing action. SE: In the Open Session one is constantly confronted with disturbances. One is disturbed, e.g. someone takes your bottle and throws it away. You are singing and then someone comes and screams very loudly. You are always, permanently confronted with disturbances. You use them, you work with them, it’s something fluid. But if something consciously disturbs to disturb, then the power relations are not correct. GH: So there are disturbances. SE: ...and disturbing distortions. GH: Encounters change over time. When I see a person for the first time and there is the possibility that we meet again at short intervals, then I get a feeling for the person and what is between us. In addition, something happens that has to do with the person and with me, but is something of its own. This occurrence characterizes the encounter and manifests itself in actions, in conversations, in experiencing. SE: Now we have my favourite words, we have Gehen with Geschehen and Leben with Erleben! 29
And all in terms of the axiom of encounter. MP: Then there is the Beziehung, man zieht. GH: Do we have another topic? SE: At the beginning at the harbour at the border triangle, Jeremy. That was my highlight. In the beginning he screams HELLO, and then I heard HELLO. He managed to cross the border of three countries with his voice. He was with his voice in France, in Germany and in Switzerland. And then: HELLO, IS ANYBODY HERE? And I was so uncertain whether it was an echo or another person calling back, HELLO, IS ANYBODY HERE? That was so strong. Now that comes to mind again. Did you also have such highlights? GH: There were a lot of highlights. An image highlight was Yeh Tzu-Chi, who walked like a rhino in a circle. Watan in the river with the wet clothes and the suitcase. Liping with this white stuff around at the water in the harbour area. There were many highlights. Madame Her, Chakkritt in his tranny outfit. SE: I remember when we stood at the tram stop and then Chakkritt came as Madame Her and then everyone was a bit bemused, is this someone new? Rolf and Boris were also so surprised, that was great. We as a group, as we were there, we were perhaps also a disturbance with the wheelbarrow. That was a good disturbance in the everyday culture in Basel. MP: I found it incredibly great to be on the road in Basel with the “Gang” and our wheelbarrow. These many ways: picking up Liping at the Badischer Bahnhof, passing the complicated construction site. Or the view from the top of the stairs in the Warteck downstairs, where everyone stood to go somewhere together. As soon as I was down, someone went up again because he had forgotten something and they waited again. Being on the move together, I found very performative.
Simone Etter, Gisela Hochuli, Marianne Papst, 23 March 2019
Solos | Dorothea Rust / Pattree und Chakkrit Chimnok
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JoĂŤlle Valterio / Watan Wuma | Solos
Solos | Yeh Tzu-Chi / Gisela Hochuli
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02.-10.10.2018 | Basel
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Maruyama Tokio | Solo
Artautistische Liebe: Die Kunst der Begegnung
Artautistic Love: The Art of Encountering
Ein Moment der Ruhe In dislozierter Gemeinschaft Eine neben der anderen Getrennte Welten miteinander In autistischer Freiheit
A moment suspended In dislocated communion One beside the other Worlds apart together In autistic freedom
(gekennzeichnet durch Schwierigkeiten bei der sozialen Interaktion und Kommunikation und durch eingeschränktes und sich wiederholendes Verhalten.)
(characterised by difficulties with social interaction and communication and by restricted and repetitive behaviour.)
Dawn Nilo, 2 March 2019 (Übersetzung: Irmgard Himstedt)
Dawn Nilo, 2 March 2019
Innenschau
Introspection
Ich tauche kopfüber ins Wasser, wie erfrischend, wie schön, vier Stunden Solo-Performances hinter uns, was für eine Fülle und Intensität. Müdigkeit und Sättigung tut sich breit. Viele sind schon gegangen oder haben einen roten Kopf, zu Recht. Eintauchen, fühlen, staunen, teilen, zulassen, leiden, produzieren, geschehen lassen, einen Punkt setzen, zweifeln, auf der Welle reiten, sich tragen lassen, lernen, erproben, selbst stemmen, entschieden,, sich zur Verfügung stellen, über die Stränge hauen, in das der anderen hineinfallen. Der Kontakt zu mir öffnet den Raum zu den anderen. Die künstlerische Praxis als Motor. Tun, Prozess im eigenen Rhythmus. Konzentration gibt Geborgenheit und bringt zusammen. Ich ringe nach Atem, mein Haar tropft, ich peitsche es auf den Tisch. Wie ein Pony? Energie schubt, Weite durch Anstrengung, Schwindel, Durchgenudelt sein, ich stehe und freue mich.
I dive headlong into the water, how refreshing, how beautiful, four hours of solo performances behind us, what a richness and intensity. Tiredness and saturation are spreading. Many have already left or have a red head, rightly so. Immersing, feeling, wondering, sharing, allowing, suffering, producing, letting happen, setting a point, doubting, riding on the wave, letting oneself be carried, learning, elaborating, holding alone, making decisions, making oneself available, kicking over the traces, falling into that of the others. The contact to myself opens the space to the others. The artistic practice as a motor. Doing, process in one’s own rhythm. Concentration gives safety and brings us together. I struggle for breath, my hair drips, I whip it onto the table. Like a pony? Energy pushes, vastness through effort, dizziness, my goose being cooked, I stand and rejoice.
Gisela Hochuli – Kunst der Begegnung, SoloAbend, Ohne Titel I, Kaskadenkondensator, 6.10.2018
Gisela Hochuli - Art of Encounter, Solo Evening, Untitled I, Kaskadenkondensator, 6.10.2018
Gisela Hochuli, 23. März 2019
Gisela Hochuli, 23 March 2019
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Kunst der Begegnung Basel / Art of Encountering, 2. - 10. Oktober 2018 beteiligte Künstler*innen / artists Chakkrit Chimnok (TH) Pattree Chimnok (TH) Simone Etter (CH) Jasmin Glaab (CH) Gregory Hari (CH) Sibylle Hauert (CH) Jeremy Hiah (SG) Irmgard Himstedt (D) Rolf Hinterecker (A) Gisela Hochuli (CH) Constantin Leonhard (D) Ting Liping (TW) Boris Nieslony (D) Dawn Nilo (CH) Christiane Obermayr (D) Marianne Papst (CH) Anja Plonka (D) Dorothea Rust (CH) Rolf Schulz (D) Maruyama Tokio (JP) Yeh Tzu-Chi (TW) Joëlle Valterio (CH) Watan Wuma (TW) Gäste / guests Michael Barrett (USA) Markus Goessi (CH) Gian-Cosimo Bove (CH)
Programm Basel / program Basel Tag 1 und 2: Ankommen und Dasein / Day 1 and 2: Arrival and Being Die ersten Tage dienten der Vorbereitung der Performances und dem gegenseitigen Kennenlernen. Diese Zeit war sehr wertvoll. Dank guter Organisation mit geplanten Besichtigungen, Essen und Diskussionsfenster wurde die gemeinsame Zeit sehr effizient genutzt. The first days served to prepare the performances and to get to know each other. This time was very important. Thanks to good organization with planned visits, meals and discussion windows, the time was used very efficiently. Tag 3 und 4: Open Source Performances / Day 3 and 4: Open Source Performances An beiden Tagen fanden Open Source Performances mit anschließendem Essen und Diskussion im Kaskadenkondensator statt. Die ineinandergreifenden Aktionen sowie die aus dem Moment heraus entstandene „Choreographie“, die sich immer wieder veränderte, zeugten von ausgeprägter Dynamik. Die Handlungen wurden verhandelt, unterlagen dem Prozess des Gesamten und der Absichten der Künstler*innen. On both days open source performances followed by dinner and discussion took place in the Kaskadenkondensator. The interlocking actions as well as the “choreography” that emerged from the moment, which changed again and again, testified to a pronounced dynamic. The actions were negotiated, subjected to the process of the whole and the intentions of the artists. Tag 5: Die lange Nacht der Solos / Day 5: The Long Night of Solos Am fünften Tag zeigten die Künstler*innen aus Asien und der Schweiz Solo-Performances. Wann hat man schon die Möglichkeit, so vielschichtige und kulturell geprägte Herangehensweisen an diese Kunstform zu erfahren? Auch wenn das Programm bis spät in die Nacht ging, blieb das Publikum sehr konzentriert und interessiert bei der Sache. On the fifth day, the artists from Asia and Switzerland showed solo performances. When does one have the opportunity to experience such multi-layered and culturally influenced approaches to this art form? Even though the programme lasted until late into the night, the audience remained very concentrated and interested. 36
02.-10.10.2018 | Basel
Tag 6: Performance im öffentlichen Raum / Day 6: Performance in public space Am sechsten Tag wurde im Hafenareal Basel performt. Sich vom white cube der Galerie zu lösen und sich in alltägliche Strukturen des öffentlichen Raumes zu begeben, trägt Risiko und Chance in sich. Vorgefundene Materialien und Gegebenheiten wurden in die Arbeiten einbezogen oder galten sogar als Auslöser für Handlungen. Performances wurden in Fortbewegung, als chronologische und parallel laufende Umgebungsinterventionen realisiert. On the sixth day the performance took place in the port area of Basel. Detaching oneself from the gallery’s white cube and entering into everyday structures of public space carries risk and opportunity. Found materials and conditions were included in the works or were even regarded as triggers for actions. Performances were realized in locomotion, as chronological and parallel environmental interventions. Tag 7 und 8: Artist Talk und Reflexion / Day 7 and 8: Artist Talk and Reflection Am siebten Tag stellten die asiatischen Künstler*innen ihre Arbeiten im Kaskadenkondensator vor. Gespräche über die verschiedenen künstlerischen Sprachen, Herangehensweisen und Hintergründe eröffneten viel Wissen und Austausch. Am letzten Tag wurden Fotos und Videos ausgetauscht, reflektiert und aufgeräumt. Die Amerbachstudios luden zu einem Abschlussessen in ihren Räumlichkeiten ein. On the seventh day, the Asian artists presented their works at the Kaskadenkondensator. Discussions about the various artistic languages, approaches and backgrounds opened up a great deal of knowledge and exchange. On the last day, photos and videos were exchanged, reflected on and tidied up. The Amerbachstudios invited to a closing dinner in their premises. Tag 9: Abreise / Day 9: Departure
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Partner und Räume / partners and venues Kaskadenkondensator Ausstellungsraum im Werkraum Warteck mit Schwerpunkt auf Performance und anderen performativen Ausdrucksformen. Exhibition space in the Warteck Werkraum with a focus on performance and other performative forms of expression. www.kasko.ch Orangerie im Werkraum Warteck pp Gemeinschaftsraum des Vereins Werkraum Warteck mit Küche. Common room of the association Werkraum Warteck with kitchen. www.werkraumwarteckpp.ch Nachthafen Aufenthaltsort, der sowohl als Wohn-, wie auch als Arbeitsraum bespielt werden kann. A place of residence that can be used both as a living and working space. www.nachthafen.ch Hafenareal Kleinhüningen, Basel Seit 2009 nutzt Kunst der Begegnung das Hafenareal von Basel für Performances im öffentlichen Raum. Dieses Areal an der Grenze zu Deutschland und Frankreich hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Auf dem ehemaligen Industriegebiet und brachen Gelände ist ein Zwischennutzungsprojekt mit reichhaltigem kulinarischen und kulturellen Angebot entstanden. Hier legen auch die touristischen Rheinfahrtschiffe an und ab. Since 2009 Art of Encountering has been using the port area of Basel for performances in public space. This area on the border with Germany and France has undergone major changes in recent years. An interim use project with a rich culinary and cultural offer has been created on the former industrial area and brownfield site. This is also where the tourist Rhine ships moor and depart.
赤裸之聲 有一個人突然在路邊車道上 從一只木椅上 摔下來 翻了個大觔斗 一隻鴿子 瞬間從他的觔斗穿越 飛向高空 用力嘲笑 這日常中太嚴重的人間現象 正常現象甚於不正常現象 還有一群人 用兩個竹棍 打轎子 前前後後簇擁一座無人轎子 轎子上 甚至沒有不穿皇帝新衣的赤裸人 浩浩蕩蕩 穿越亮麗晴天的西方城 直趨城 裡的商業中心 浩浩蕩蕩 沸沸揚揚 嘶喊呼叫眾多聽不到的聲音 赤裸裸的聲音 人的聲音 那個清晨 一群朋友 在舊教堂的院子裡 嚴 肅地玩 有的重疊在現有的雕碩上 甚至繼續用自己的身體向上雕碩 有的以顫抖的身體 顫抖思想 拋向思想 又 放空思想 有的在聖靈的祭台上 荒蕪的祭台上 重新 說明 重新思考 重新思想 而我 笨拙地仍然挺著 這秋季斷續 又波濤 洶湧的小樹 在我小小的頭上 天頂方位上 平衡測量 光的時間 人的時間 進而 斷斷續續走在時間邊境上 有限又無垠的當下邊境 後來 穿越亮麗晴天的下午 那個雕碩之上重疊雕碩的朋友 在眾人聲音 在大大小小 不同的莊周夢蝶者的當下 將這秋季斷斷續續的小樹 重新植入 植入 那夢蝶者不說話的當下 植入 水與時間之中
那個晚上 有隻兔子說話了 強 烈抗議時間上的某一個盲點 有位藉酒消愁的朋友 用玻璃碎片把自己的東和自己的西 全部包 圍一體 擁抱看不見的痛 無血的傷痕 那位 曾被鴿子取笑 老是從椅子上摔跤的 朋友 在一群燒雞市場廣告前 又用刀 用磕頭不平 咆哮的聲音 一只不正常的椅子頭 雕刻 永遠不平衡的平衡 而我 只是非常笨拙地 用水用紙建築 用鹽水 用無用竹子傳統 嘗 試不平衡中 一種機制控制下 群體性的盲目與傷感 甚至於在第二個夜晚 這群人瘋狂行動 不斷奔跑 嘶喊無言之語 水晶球中 反窺自己 透視當下 敘事這世間不平衡的點點滴滴 像是無數後續者 繼往開來 逆風撐傘 堅定前行 逆風
BE NAKED BE SOUND BE VOICES (Hannover) Ting Liping A man suddenly fell off a wooden chair in a roadside driveway Tipped over with a big bump Laughing hard A pigeon instantly in fight Crossing, flying high This everyday human phenomenon is seriously serious… Normal phenomenon, rather than abnormal phenomenon? With two bamboo sticks, a group of people running the sedan chair Front, front and rear clusters a empty sedan chair There is not even a naked man inside of emperor’s new clothes Mighty, through the bright and sunny western city Directed to the city’s commercial center Mighty uproar Shouting calls Numerously inaudible sounds Naked voices Human voices That morning, a group of friends in the courtyard of the old church Played seriously...Together Some overlap on the existing carvings Continue to carve up with your own body Some trembling bodies Trembling thought Throw it into the mind and Empty the mind. Some on the altar of the Holy Spirit, the barren altar Re-explain, Re-think I am clumsily still holding up this choppy little tree Intermittent, Rough roaring waves this fall On my little head, the zenith point Balance measuring On and off on the border of time The limited and endless borders of the present Time of Light Time human
Later Through a bright sunny afternoon The friend who overlaps on top of the carving In the voice of the crowd In large and small The present of different Zhuang Zhou butterfly dream Re-implant This autumn’s intermittent little tree Re-implant it into The Dreamers unspoken silence Re-implant into Water and Time That night, a rabbit talked. Strong protest against a blind spot of Time A friend who uses alcohol to ease his worries Surrounded by glass fragments Embrace totally himself with himself, with Selves Their own east and their own west Embrace Invisible pain, bloodless scars The friend who was teased by pigeons, always wrestled from a chair In front of a bunch of roast chicken market ads With knife With roaring sound knocking head Carving an abnormal chair-head The ever-unbalanced balance And me, clumsily working Building with water, paper, salt. Use useless bamboo tradition Trying-out Under the control of a mechanism, The blindness and sadness of human mass Even on the second night This group of people wildly act Keep running. Screaming speechless unspoken In the crystal ball Back to yourself Perspective the present Narration on every single detail of the unbalanced world Like countless follow-ups Moving Forward Forging ahead into the future Firmly forward Headwind umbrella Firmly forward Headwinds
HANNOVER 11. - 14.10.18 Hannover
Organisation und Planung / Organisation & Planning: Christiane Oppermann (ART IG) und Ilka Theurich (Studio: Ilka Theurich - project space) Teilnehmende Künstler*innen / Artists: Chakkrit Chimnok (Thailand) Jeremy Hiah (Singapur) Ting Liping (Taiwan) Pattree Chimnok (Thailand) Tokio Maruyama (Japan) Watan Wuma (Taiwan) Yeh Tzu-Chi (Taiwan) Gäste aus Hannover und BRD guests from Hannover and Germany: Anja Ibsch (Berlin) Beate Linne (Goslar) Boris Nieslony (Köln) Carlotta Oppermann (Hannover) Christiane Obermayr (Köln) Christiane Oppermann (Hannover) Cowboy (China) Heike Pfingsten (Neuhausen) Ilka Theurich (Hannover) Irmgard Himstedt (Köln) Thomas Reul (Köln)
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Ting Liping | Solo
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11.-14.10.2018 | Hannover
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Ting Liping | Solo
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11.-14.10.2018 | Hannover
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Yeh Tzu-Chi | Solo
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11.-14.10.2018 | Hannover
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Beate Linne | Solo
11.-14.10.2018 | Hannover
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Pattree & Chakkrit Chimnok | Solo
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11.-14.10.2018 | Hannover
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Tokyo Maruyama | Solo
11.-14.10.2018 | Hannover
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Boris Nieslony | Solo
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11.-14.10.2018 | Hannover
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Watan Wuma | Solo
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11.-14.10.2018 | Hannover
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Open Source Performance
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11.-14.10.2018 | Hannover
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Open Source Performance
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11.-14.10.2018 | Hannover
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Open Source Performance
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11.-14.10.2018 | Hannover
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Anja Ibsch | Solo
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11.-14.10.2018 | Hannover
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Michael Barrett & Jeremy Hiah | Duo
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11.-14.10.2018 | Hannover
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Thomas Reul | Solo
Art of Encounter VII Michael Barrett In the fall of 2018, I was kindly invited to join the Art of Encounter VII event. The event consisted of a network of over 50 performance artists from various European and Asian countries, who had been invited to encounter others within an open framework of living and learning together. One might infer the event was designed at gaining and presenting a firsthand account of the multiple performance art processes utilized over the four weeks. The lived experiences, personal accounts, and memories shared were considered through the lens of oral history and help illustrate the essence of “being-inthe-world” within the context of art history and education.
I had the pleasure of interviewing Boris Nieslony and five other participants, as well as observing and photographing the phenomenon of the events as they unfolded across five cities, in Germany and Switzerland. Artists served as mentors, guides, and hosts, which, in turn, shed light around the question, “what is performance art good for?” Within the context of art history and art education, Art of Encounter VII has helped map horizontal pathways of communication, which, might have been previously overlooked or forgotten.
Was ist Kunst der Begegnung Performance Art als Möglichkeit, Menschen in einer Livesituation zusammenzubringen: Das ist der Wunsch und das Ziel der Veranstaltungen des Blow!-Festivals seit 2006. In der Reihe „Kunst der Begegnung“, die von Boris Nieslony seit vielen Jahren organisiert wird, treffen Künstler*innen aus jeweils einer Region auf Künstler*innen, Lernende und Studierende in Deutschland und der Schweiz. Zum vierten Mal hatten wir die Chance, „Kunst der Begegnung“ zu einem Teil mit zu organisieren. Unser Hauptaugenmerk lag bei der vergangenen Veranstaltung auf den Themen Vermittlung und Workshops. In Kooperation mit dem Gymnasium Groß Ilsede konnten wir einen ganztägigen Workshop mit Schüler*innen des Faches Darstellendes Spiel veranstalten. Die Schüler*innen konnten die individuellen Positionen der Gäste in einem komplexen Workshop mit vielen Praxisübungen nachvollziehen. Das Kreismuseum Peine und die Universität Hildesheim ermöglichten uns an zwei Abenden hochinteressante Künstlervorträge, bei denen die Zuhörer*innen sowohl mit den politischen und sozialen Hintergründen, wie auch mit den ästhetischen Positionen der Performer konfrontiert wurden. Eine Gruppenperformance an der IGS Bad Salzdetfurth bot letztendlich die Chance, die Künstler*innen in einer Open Situation live zu sehen. Neben vielen intensiven Begegnungen war gerade das gemeinsame Verbringen von Zeit einer der wichtigsten Faktoren der Veranstaltungen. Wir möchten uns mit dieser Publikation bei allen Beteiligten, Förderern und insbesondere bei den Künstler*innen bedanken! Dr. Helge Meyer und Rolf Jakobs Ilsede, den 15.01.2019
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15.-19.10.2018 | Bad Salzdetfurth
Art of Encounter Performance Art as a way to bring people together in a live situation: that is the wish and goal of the events of the Blow! Festivals since 2006. In the series “Art of Encounter”, which has been organized by Boris Nieslony for many years, artists from one region meet artists and students in Germany and Switzerland. For the fourth time we had the chance to co-organize “Art of Encounter“. Our main focus during the past event was on lectures and workshops. In cooperation with the Gymnasium Groß Ilsede we could organize a full-day workshop with students from a theatre class. The students were able to understand the individual positions of the guests in a complex workshop with many practical exercises. On two evenings, the Kreismuseum Peine and the University of Hildesheim provided us with highly interesting artist lectures in which the audience was confronted with the political and social backgrounds as well as with the aesthetic positions of the performers. A group performance at the IGS Bad Salzdetfurth finally offered the chance to see the artists live in an open situation. In addition to many intensive encounters, the time spent together was one of the most important factors in the events. We would like to thank all participants, sponsors and especially the artists with this publication! Dr. Helge Meyer and Rolf Jakobs Ilsede, the 15th of January 2019
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Bad Salzdetfurth | 15.-19.10.2018
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Kßnstlervorträge / Artist Lectures
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KĂźnstler / Artists
Tokio Maruyama Tokio, Japan 56 rch 19 in Tokyo, Jeremy Hiah, Singapur Born in 1972 and has been involved in the arts since 1993
Born 17 Ma Tokyo Lives and works in
Watan Wuma, Taiwan Born 1958, a Taiwan indigenous artist (Atayal tribe). Lives and works in Taiwan.
Chakkrit & Pattree Chimnok, Thailand
Chakkrit Chimnok was born in 1978 in Chiyaphum and lives and works in Chiang Rai.
Yeh Tzu Chi, Taiwan Born (1961) and grew up in Taipei, Yeh Tzu-Chi Now lives in Tainan, Taiwan.
Pattree Chimnok was born in 1968 in Chiang Rai and she also lives and works in Chiang Rai.
Kunst der Begegnung von innen dem Jetzt begegnen Räucherwerk, Flamme, Wasser, Körper einen Ort im Raum finden Wenn die gesellschaftlichen Konstrukte von „guter“ und„schlechter“ Kunst zur Förderung gesellschaft-licher Teilnahme als unwichtig angesehen werden, wechselt der Fokus von einem „egozentrischen“ Blickwinkel zu alternativen Sichtweisen, die Gesellschaftsentwicklungen sammeln. Das neue Verständ-nis wurzelt in der humanistischen Forschung, die anregt, wozu Kunst „gut sein“ könnte. Dieser kritische Weg hilft Lücken anzusprechen, die durch das entstehen, was Deleuze und Guattari (1993) als das Wegbrechen von dem, was bereits gesättigt ist, beschreiben und durch das Offenlegen alternativer Wege, die zu höheren Bewusstseinsebenen führen. Auf diese Weise gewinnen ungewohnte Praktiken des „Seins“ an Raum, um sich ganzheitlich zu offenbaren und dadurch möglicherweise den eigenen Platz inner-halb der Gesellschaft zu vergrößern. Ein Ort, an dem man ganz einfach mit dem Duft von Räucherwerk und einem waagerecht liegenden Körper beginnt. Der Körper ist eingehüllt in Gewändern aus gol-denem Sonnenlicht, über den grünen spätsommerlichen Rasen verstreut. Die Wahrnehmung von Raum entsteht durch Verstehen, Berühren und Riechen. Flackernde gelbe Flammen stellen die Zeit dar, während sie im Wachs tanzen. Ihr schimmerndes Leuchten ist wie ein Strahl über Raum und Zeit, ein Fest für die Sinne. Sie erhellen den Subtext dessen, was ursprünglich umgewandelt wurde, in einen Ausdruck von besonderen Orten. Dies könnte als unberührte Erde dargestellt werden, die neue Wege zum „Auf- und Wegbrechen“ der Teilung zwischen Kunst und Leben eröffnet. Man könnte dies auch so veranschaulichen: gelegen zwischen einer waage-rechten Landschaft frei von vorgegebenen Grenzen aber unterstützt von gesellschaftlicher Teilnahme sowie öffentlicher Einflussnahme. Als soziale Wesen in dieser Welt können wir in der Lehre Yi Fu Tuans, Raum und Ort (Space and Place,1974), Trost finden. Darin verkündet er poetisch, dass unsere vertrauten Lieblingsplätze kein Bild für Außenstehende projizierten, sondern vielmehr, dass sie Zugehörigkeit und Zuneigung hervorriefen. Verschlüsselt in diesen Worten lesen wir die Idee, dass soziale Gruppen nicht anschaulich definiert werden können, da sie immer wieder neu hervortreten und transformiert werden und nicht ‘an sich’ existieren. Wir finden vielschichtige Ideen und Abbildungen neben grundlegenden Hinweisen für unsere zukünftigen Begegnungen als Menschen. 82
Art of Encounter from the inside encountering now incense, flame, water, body finding place in space When social constructs around “good art and bad art” are identified as irrelevant for cultivating social presence in the world, the focus shifts from that of “egocentric” and navigates toward the social harvesting of alternative perspectives. New understandings that are grounded within humanistic inquiry, suggest what art could be “good for”. This critical avenue helps address gaps, created by what Deleuze and Guattari (1993) describe as a “rupturing” away from that, which is fully saturated, and exposing surrogate pathways leading toward higher levels of consciousness. In this manner, unfamiliar methods of being, gain space for holistically revealing themselves, and therefor, potentially increasing one’s place in society. A place, where one can simply begin with a fragrant scent of incense and a horizontal body, enveloped within garments of golden sunlight, strewn across the green, of a late summer lawn. A sense of place is to know, to touch, and to smell. Flickering yellow flames, mark time while they dance through the wax. Their ambient glow, beacon across secular space, for the senses to devour. Illuminating a subtext of what has organically metamorphosed, into a “field of care”. This could be expressed as an untrodden field, offering fresh paths toward “rupturing” the divisions between art and life. One might illustrate an encounter such as this, as situated within a horizontal landscape unmarked with predetermined boundaries and supported with social engagement and through public intervention. As social beings in the world, we can find comfort in the teaching of Yi Fu Tuan, Space and Place (1974). Here, he poetically exclaims, fields of care “do not project an image to outsiders”, but rather, fields of care “evoke affection”. Encrypted in these performative words, we find multiple mappings, along with basic instructions for our future encounters, as humans. Work cited: Deleuze, G.; Guattari, F. (1993). A Thousand Plateaus. Minneapolis: University of Minnesota Press. Tuan, Y. (1974). Space and place: Humanistic perspective. Progress in Geography: International Reviews of Current Research, 1974, Vol. 6, Pp. 211-252 Text: Michael Barrett, Bad Salzdetfurth, Germany
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Workshops Der Kurs Darstellendes Spiel des 11. Jahrgangs bekam am Dienstag, dem 16. Oktober, die einzigartige Möglichkeit, einen Vormittag lang einen Workshop mit sieben Performance-Künstlern aus Asien im Beisein von Herrn Dr. Meyer zu erleben und dabei in die Welt dieser ganz besonderen Kunstform einzutauchen. Dass vor allem ein gutes Körpergefühl, Balance, Körpersprache und Konzentration eine große Bedeutung haben, erfuhren wir Schüler direkt im ersten Teil des Workshops, als der Kurs in zwei Hälften aufgeteilt wurde und wir zusammen mit jeweils drei oder vier Künstlern verschiedene Übungen gemacht haben. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde, die, wie der ganze Workshop, auf Englisch gehalten wurde, machten wir zunächst ein paar Atemübungen. Viele von uns wunderten sich – dass Atmen bei der Performance Art eine so große Rolle spielte, hätten wir nicht erwartet, doch ist das bewusste Atmen eine Methode, den Körper auf die Anforderungen vorzubereiten und sich mental zu fokussieren – schließlich gehen nicht wenige Performances einige Stunden lang (wenn nicht sogar Tage). Konzentration ist überall gefragt: Jede Bewegung, die wir ausführen sollten, und zwar um einiges langsamer als in der Realität, fiel uns leichter, wenn wir uns mental komplett auf diese eine Bewegung fokussieren, und auch, uns auf sie einzulassen – schließlich setzt man im Alltag nicht jeden Schritt sehr bewusst und zeitlupenmäßig langsam. Wir lernten: Performance ist das Zusammenspiel von „Head, heart and hands“. Der Kopf bereitet sich auf die Bewegung vor, die von unserem Herzen geleitet, (denn dem Publikum kann man nichts vormachen), und von unseren Händen und dem ganzen Körper ausgeführt wird. Dabei sollte die Botschaft, die man mit seinen Bewegungen dem Publikum mitgeben möchte, vielfältig interpretierbar sein, im besten Fall Fragen aufwerfen. Dies demonstrierten uns die Künstler, indem sie einem Alltagsgegenstand, zum Beispiel einem Schal, seiner Alltagsfunktion entzogen und sich ihn, anstatt ihn normal um den Hals zu tragen, über den Kopf hängten, ihn mit interessierter Miene betrachteten und hin- und herwendeten, über zwei Menschen stülpten und vieles mehr. Wir bemerkten fasziniert, dass es sofort eine ganz andere Wirkung auf uns hat. Im zweiten Teil lernten wir einen weiteren, wichtigen Bestandteil der Performance kennen: Die Selbstwahrnehmung, die Kunst sich selbst von außen betrachten
und reflektieren zu können: „So wie ich hier stehe, überbringe ich in dieser Körperhaltung die Botschaft, die ich überbringen möchte?“ Dafür setzten wir uns quer verteilt in den Innenhof, nahmen Platz und atmeten immer wieder tief ein und aus. Dabei sollten wir versuchen, uns selbst so sitzend aus einer anderen Perspektive zu betrachten – sei es vom Schuldach von oben, aus der Sicht eines Frosches, der zu uns hochschaut, oder aus dem Gang. Dies erforderte erneut viel Konzentration, doch es half tatsächlich, sich selbst besser wahrnehmen zu können und wir alle bekamen ein Gefühl dafür, was wir taten. Mit dieser neu gewonnen Erkenntnis ging es gleich wieder an die Bewegung, denn nach „head and heart“ kommt „hand“. So gingen wir zunächst wieder betont langsam durch den Innenhof, beschleunigten aber unseren Gang, dieses Mal jedoch immer wieder bis wir schließlich durcheinanderliefen. Danach hieß es allerdings wieder herunterkommen und sich in der Stille auf eine minimale Bewegung zu konzentrieren oder auch in einer Position eine Minute lang einzufrieren. Dies galt als Vorbereitung für eine kleine, zweiminütige Performance, die wir allein oder zu zweit am Schluss in der Aula performen durften. Dabei endschieden sich beinahe alle für den „Loop“, eine sich über einen bestimmten Zeitraum ständig wiederholende Bewegung. Dort konnten wir zeigen, was wir gelernt hatten – sich auf die eine Bewegung zu fokussieren, sie kontrolliert auszuführen und sich quasi dieser Sache hinzugeben. Am Ende des Vormittags hatten wir alle die Basics der Performance Art verinnerlicht und konnten nachvollziehen, was wir am Anfang vielleicht komisch fanden. Doch die Künstler waren sich sicher: „Je öfter ihr mit Performance Art in Berührung kommt, desto mehr werdet ihr euch trauen, von den Basics abzuweichen und zu zeigen, was alles möglich ist“. Für uns war dieser Workshop auf alle Fälle eine großartige und inspirierende Erfahrung, von der wir alle viel mitnehmen konnten, schließlich lernten wir nicht nur die Performance Art, sondern auch die Kultur der Künstler näher kennen. Wir danken den Künstlern für ihren interessanten Workshop und ihre Offenheit für Fragen aller Art, aber auch Herrn Dr. Meyer der dieses Erlebnis überhaupt für uns ermöglichte und uns und die Künstler den Tag über begleitet hat.
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Workshops On the morning of Tuesday, the 16th of October, 11th grade students of Performing Arts had the unique chance to join a workshop with Asian performance artists, accompanied by Dr. Helge Meyer, where they were able to discover this very special form of art. During the workshop‘s first section, we as students immediately learned that an awareness of one‘s body, balance, body language and concentration are of great importance, when the class was divided into two groups who started different exercises with three to four artists each. After a short round of introductions which was done in English, as was the whole workshop, we began with breathing exercises. Many of us were surprised, since we had not expected breathing to be this meaningful for Performance Art, but conscious breathing is a method of mental focus and preparing the body for the art‘s demands, seeing as many performances last hours to even days. Concentration is needed for everything; every movement we were making, in an exercise where everything was to be done slower than in reality, was easier if we were completely focused on this one movement, as well as trusting and engaging with the motion since we usually do not take our steps consciously and in slow-motion in everyday life. We learned that Performance Art is the cooperation of “head, heart and hands“. Our head prepares for the movement that is directed by the heart (since nothing can be concealed from the audience), then our hands and our whole body execute these movements. The message that is to be conveyed to the audience by our motions should be diversely interpretable, preferably raising questions. This was demonstrated to us by the artists when they took ordinary, everyday objects like a scarf and made them less mundane by hanging it around their heads, watching it intently and turning it over, pulling it around two people at once and so on. We were fascinated by the immediate effect of seeing the scarf as something completely different. The second section of the workshop was dedicated to discovering another important component of Performance Art, this time being self-perception. Self-perception is the art of watching yourself from the outside and reflecting about whether you are delivering the message you want to deliver by being in the position that you are right now. 95
To practice this, we all sat down in different places in the courtyard and breathed in and out, deeply, again and again. During this exercise we were to try seeing ourselves sitting as we were right there from another perspective, for example seeing ourselves from the school‘s roof, out of the eyes of a frog looking up to us or out of a corridor. Again, this required high concentration, but it did help to be aware of one‘s self and to develop a consciousness of what we were doing. Using those newly gained discoveries we started moving again, seeing as “head and heart“ are followed by “hand“. Once again, we walked through the courtyard extremely slowly, but this time we sped up our pace more and more until we were running around each other. After that it was time to slow down again and to concentrate on one minimal movement in silence, sometimes even freezing in one position for a minute. All of this was a preparation for short performances of two minutes, which we were able to present alone or in pairs of two at the end of the workshop, back in the auditorium. Almost all of us decided to do a “loop“, which is one movement that is constantly repeated throughout a certain amount of time. Here we showed what we had learned, being the ability to focus on one movement, carrying it out with absolute control and overall giving yourself over to this one action. At the end of the workshop, we all had internalized the basics of Performance Art and were able to comprehend what might have been strange or confusing before. The artists were convinced that “the more you get in touch with Performance Art, the more you will dare to turn away from the basics and show what else is possible“. This workshop was most definitely a wonderful and inspiring experience for us students, which we all will take along with us for a long time, seeing as we did not only learn about Performance Art but also about the artists‘ own culture. We want to thank the artists for the interesting day and their openness for questions of any kind. We also want to thank Dr. Helge Meyer for making it possible for us to take part in this experience and accompanying us as well as the artists. Text by Johanna Prediger, translation by Marie Pape
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Chakkrit Chimnok
ศิลปะแสดงสด (PERFORMANCE ART) เป็ นรูปแบบที่ทำให้เข้าใจความเป็ นมนุษย์ และสิง่ มีชว ี ต ิ มากขึ้น โปรเจ็ค Art of encountering ช่วยตอกย้ำความคิดให้ขา้ พ เจ้า(ศิลปิ น)ปล่อยวางในการยึดติดกับวัต ถุสง่ิ ของ วัสดุ-อุปกรณ์ในการนำมาประก อบการทำกิจกรรม(การแสดง)ร่วมกัน ทั ้ งที่เป็ นวัตถุส่ิงของและรูปแบบการใช้ควา มสามารถด้านการใช้รา่ งกาย ทำให้ผรู้ ว ่ ม กิ จ กรรมมี ค วามเชื่อ มสั ม พั น ธ์ กัน ในจิ ต วิ ญญานทีเ่ ป็ นหนึ่งเดียว นัน ้ คือ อิสระภาพ เสรีภาพ และภารดรภาพ ถึงแม้จะเป็ น เพียงช่วงระยะเวลาหนึ่ง ในพื้นที่ และ เวลาหนึ่งๆทีม ่ ก ั ถูกกำหนด แต่ชว ี ต ิ มนุษย์ก็ สามารถก้าวข้ามซึ่ง พรมแดน ทีถ ่ ก ู ขีดกัน ้ กักขัง ด้วยวัฒนธรรม ศาสนา เชื้อชาติ นำไปสค ู่ วามว่างเปล่าอันสงบสุข คือ สิง่ ที่ มนุษย์ในโลกนี้แสวงหาทัง้ โลกภายในและ ภายนอก เพื่อร่วมเป็ นหนึ่งเดียวกับธรรมช าติ หรือความสามัญธรรมดาของโลกและชี วิตนัน ้ เอง
Performance Art is a form that leads us to new understandings about humanity and living organisms. The project of Anagrammatic Encounter / Shaping and Fine-tuning inspires me, as an artist, because it highlights the concept that I should not attach to things. Materials and the presence of the human body are used to facilitate performance action, which facilitates pathways for others to connect with a spirit of freedom, liberty, and fraternity. Even if it is only a period of time and in a given area and moment, human life can cross boundaries tethered by culture, religion, or ethnicity. It leads to peaceful emptiness, which human beings in this world seek both internally and externally, to become one with nature, the ordinariness of the world, and life.
explorativ °5 präsentiert die KUNST DER BEGEGNUNG °7 19. - 23.10.18 Kunstpavillon Burgbrohl Ehemalige Wäschefabrik Mendig Denkmalareal Sayner Hütte Bendorf Organisation ArtLab Kunstpavillon Burgbrohl Karin Meiner Asiatische Gäste Chakkrit Chimnok Jeremy Hiah Liping Ting Pattree Chimnok Tokio Maruyama Watan Wuma Yeh Tzu-Chi PAErsche Künstler*innen und Gäste Béatrice Didier Boris Nieslony Keike Twisselmann Ute-Marie Paul Britta Lieberknecht Rolf Schulz
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ehem. Wäschefabrik | 20.10.2018 | Mendig
Jeremy Hiah | Solo 105
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former laundry factory | 20.10.2018 | Mendig
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Pattree & Chakkrit Chimnok | Duo
OSP | Boris Nieslony & Watan Wuma
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Tokio Maruyama | Solo
Solo | Rolf Schulz
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ehem. Wäschefabrik | 20.10.2018 | Mendig
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Keike Twisselmann | Open Source Performance
Open Source Performance
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former laundry factory | 20.10.2018 | Mendig
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BĂŠatrice Didier & Keike Twisselmann
Solo | Ute Marie Paul
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Denkmalareal Sayner HĂźtte | 21.10.2018 | Bendorf
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Britta Lieberknecht | Solo
Solo | Watan Wuma
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Monument Site Sayner HĂźtte | 21.10.2018 | Bendorf
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BĂŠatrice Didier | Solo
Solo | Boris Nieslony
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Denkmalareal Sayner HĂźtte | 21.10.2018 | Bendorf
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Keike Twisselmann | Solo
Solo | Yeh Tzu-Chi
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Sayer HĂźtte | 21.10.2018 | Bendorf
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Ute-Marie Paul & Tokio Maruyama | Open Source Performance
BĂŠatrice Didier & Boris Nieslony
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Denkmalareal Sayner HĂźtte | 21.10.2018 | Bendorf
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Open Source Performance
Ute-Marie Paul, Pattree Chimnok, Yeh Tzu-Chi , Keike Twisselmann, Rolf Schulz, Britta Lieberknecht
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Monument Site Sayner HĂźtte | 21.10.2018 | Bendorf
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Open Source Performance
NONE - ISLANDLESSISLAND (Basel + Cologne) 非島之島 如果 我住在一個島上 我出生在一個島上 我在一個島上 如果 我想在島上 島,是一個孤立的土地 非,島嶼,它不是一個孤立的土地 如果 島嶼上也存在著一尊無明金佛身 出現 又 稍縱即逝 眾人膜拜的金身佛 無人膜拜的金佛身 在人洞裡 在狗洞裡 在神明世界洞洞裡 在你我他 人世間洞洞裡 在動亂不安的世界裡 也在枯燥無味塵世間 在眾人沉思寂靜中 在眾人無語言說中 沉默
Ting Liping If Live on an island Born on an island Being on an island If Wanting to be on the island Son on and so on If Island, IS OR IS NOT an isolated land NOT, the island, it is an isolated land NOT, the Island, it is not an isolated land If There is a golden Buddha on the island A Golden Buddha body worshipped by the people Or Another Un-Worshipped, embodied, a Golden Buddha Unknown Still Appearing then Dis-appearing In the manmade hole In the dog made hole In the cave of the world of gods (sur la Lune) In the cave of the human world (sur la Terre) In you, me, him, her, them, and all Inside of The cave in the world A turbulent world A dull world Meditating STILL In the silence By the silence Silence
KÖLN
24. - 25.10.18 BEO´s Halle - Carlswerke
Organisation PAErsche Aktionslabor Boris Nieslony, E.P.I. Zentrum, Rolf Hinterecker, Thomas Reul Solos der asiatischen Gäste Chakkrit Chimnok, Pattree Chimnok, Jeremy Hiah, Tokio Maruyama, Watan Wuma, Yeh Tzu-Chi, Ting Liping PAErsche KünstlerInnen & Gäste Rolf Hinterecker, Anja Ibsch, Christiane Obermayr, Constantin Leonhard, Boris Nieslony, Thomas Reul, Marita Bullmann, Mark Met, Carola Willbrand, Karin Meiner & Jasper Llewellyn, Hori Izhaki, Michael Barrett
Duo | Pattree & Chakkrit Chimnok
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Duo | Pattree & Chakkrit Chimnok
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BEO´s Halle - Carlswerke | 24.10.18 | Köln
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Solo | Yeh Tzu-Chi
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BEO´s Halle - Carlswerke | 24.10.2018 | Cologne
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BEO´s Halle - Carlswerke | 24.10.2018 | Cologne
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Michael Barrett | Solo
Solo | Boris Nieslony
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BEO´s Halle - Carlswerke | 24.10.2018 | Köln
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BEO´s Halle - Carlswerke | 24.10.2018 | Köln
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Thomas Reul | Solo
Open Source Performance
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BEO´s Halle - Carlswerke | 24.10.2018 | Cologne
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Open Source Performance
Solo | Jeremy Hiah
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BEO´s Halle - Carlswerke | 25.10.18 | Köln
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Tokio Maruyama | Solo
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BEO´s Halle - Carlswerke | 25.10.18 | Köln
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BEO´s Halle - Carlswerke | 25.10.2018 | Cologne
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Ting Liping | Solo
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BEO´s Halle - Carlswerke | 25.10.18 | Köln
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Watan Wuma | Solo
Open Source Performance
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BEO´s Halle - Carlswerke | 25.10.2018 | Köln
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Open Source Performance
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BEO´s Halle - Carlswerke | 25.10.2018 | Cologne
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Open Source Performance
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BEO´s Halle - Carlswerke | 25.10.2018 | Cologne
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開傘中的花 開傘中的花 如此脆弱 又如此堅定 逆風而行 狂風瘋狂地追趕 甚至追趕 那些被風雨撐傘歪曲驅趕向前 的人 東方的身體 與西方的身體 過去的身體 未 來的身體 與當下的身體 撐著傘 撐著風 撐著自己軀體 撐著一 種異樣的瘋狂地花 開 開傘中的花 往前 在颱風眼 颶風眼 強力旋轉的風時代 不得不往前 驅趕 又回頭 又繼續往前
開花的傘 風雨中 軌道上有東邊的人 也有西邊的人 有行走在軌道正中央的 有群聚其上的 也有睡臥其上的 有瘋狂玩著風 追趕風的人 有漫遊尋夢 又隨風而去的人 也有平躺靜臥 將軌道上的石頭 一顆又一顆 慢慢地 無聲地 塞入側躺軌道的耳朵裡 堆築出一座極為壯觀的 聽的金字塔 瘋狂的風 深深聆聽 深深聆聽 但我知道 我把自己封起來 如同風的瘋狂 一同用紅色與黑色包起來 把我的腦子 把我的頭 把我無言的口 全封起來 然後試著用極其困頓的腳步 在鐵軌邊下 水道的原鋼板上 規律敲響下水道 敲響那始終幽暗的 那無數過往與當代 勞動者的歷史聲音
UMBRELLA BLOSSOM ( Essen) Ting Liping Umbrella Blossom So fragile and so firm Against the wind The wind is chasing wildly Even catching Distorted by the wind and rain to push forward The body of the East and the body of the West The body of the past, the body of the future, the body of the present Hold umbrella, hold wind, Supporting your body, Holding up this strange, mad, and wild flower Blossom Umbrella Go Forward Forward in the eye of the typhoon, In the eye of the hurricane In the wind age of strong rotation Have to move on. Get out of the way, then back in the way Keep moving forward
Blossom Umbrella Under wind rain People on the east side of the track, People on the west side People in the middle Walking on the track Group and Individually Lying on it A wild wind group playing The man who chased the wind A group-roaming dream Following the wind, taken by the wind. Lying on the track, there is one Picking up the stones on the track, one after another Slowly, silently Putting one stone after the other into the ear of the silent track Piled up to be an extremely marvelous building The pyramids of Listening For wild wind Deep listening Listening Deep Then I realize As madness of the wind I sealed myself up Wrap it up in the Red - Black together Sealed all up My brain, head, my wordless my unspoken Then, with extremely difficult footsteps On the original steel plate of the sewer on the rail side Regular knocking Knocking on this dark passage On countless past and todays Workers Theirs History Voices
ESSEN 26.10.18 Freigel채nde auf der Zeche Zollverein
Organisation Marita Bullmann Asiatische G채ste Chakkrit Chimnok, Pattree Chimnok, Jeremy Hiah, Tokio Maruyama, Watan Wuma, Yeh Tzu-Chi, Ting Liping PAErsche K체nstlerInnen & G채ste Rolf Hinterecker, Anja Ibsch, Sara Hasenbrink, Boris Nieslony, Marita Bullmann, Karin Meiner, Jasper Llewellyn, Hori Izhaki, Negar Foroughanfar, Michael Barrett
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26.10.2018 | Essen
Hori Izhaki | Open Source Performance 161
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26.10.2018 | Essen
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Open Source Performance
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26.10.2018 | Essen
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Open Source Performance
Pattree Chimnok
สำหรับฉันArtof Encounterนี้ เป็ นช่วงเวลาทีด ่ งี าม.มีความสุข และน่าตื่นเต้นผค ู้ นและสถานที่ บ้วนน่าประทับใจ.. ฉันเรียนรู้ และพฒ ั นาประสบการณ์ในการ ทำงานมากขึ้นเรื่อยๆในแต่ละครัง้ ของการทำงาน ขอบคุณสำหรับโอกาสทด ่ี แ ี ละขอบคุณ สำหรัยการต้อนรับทีอ ่ บอน ุ่ จากทีมงานทีน ่ ่ารัก
For me, the project, Art of Encounter VII was fantastic! During this time, I felt terrific. I was happy and excited to experience and work with new people and spaces. Great relationships were developed with the artists, staff, friends, local people, and I was warmly welcomed. I am amazed at how much I learned and how my work developed during the experience, which included a step-by-step process of experimenting with work and improving my performance. I am thankful for the excellent opportunity, for the happy teamwork, and the lovely support. I have positive memories, and I remain very impressed.
FOTOCREDITS Fotograf*innen | photographers
Seiten | pages
Anja Plonka
03, 05, 07, 135(a,b), 142, 143, 145, 147(a), 148(b),
Andreas Graf
46, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 64, 65, 66, 67
Béatrice Didier
115, 118, 124, 125
Boris Nieslony
12(2b/3b/4a), 25(4b,c), 116, 117, 119, 121
Chakkrit Chimnok
17(3b), 35(3b), 147(c)
Jörn Vanselow
128, 129(a,b), 130, 131, 132, 133, 134, 135(c), 136, 137, 138, 139, 140(b), 141, 144, 146, 147(b), 148(a,c), 149, 150, 151, 152, 153, 154, 155, 156, 157, 161, 162, 163, 164, 165
Jeremy Hiah Karin Meiner Kathrin Urscheler Markus Gössi
Michael Barrett Pattree Chimnok Ronja Isler
Simone Etter Steff Retterath Unbekannter Passant Watan Wuma
31(b) 105, 111, 114, 120, 122,123 25(4a) 17(1b/2a,c/4a), 22(1a,b,c/2a,b/ 3a,b,c/4b,c), 25(1a,b,c/2a,b,c/ 3a,b,c), 30, 31(a), 32(a), 33, 36(3a/4a) 17(2c/3a), 25(3a,b,c), 35(1a,c/ 2a,b,c/3a,c/4a,b,c) 108, 112, 113 72, 73, 74, 75, 76, 77, 78 79, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 86, 87, 88, 89, 90, 91, 92, 93, 96, 97, 98, 99, 100, 101 12(2c/3c) 106, 107, 109, 110 35(1b) 12(1a,b,c /2a/3a/4b), 17(1a,b/2b/3c/ 4b,c), 22(2c/4a), 32(b), 56, 57, 58, 59, 60, 61, 62, 63, 68, 69, 129(c),140(a)
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IMPRESSUM
BESONDERER DANK SPECIAL THANKS
Initiator & Hauptorganisator | main organisation Boris Nieslony
BASEL
Organisation Basel Simone Etter | Gisela Hochuli | Marianne Papst
THANK YOU!
Köch*innen | cooks, Bar-Helfer*innen | barkeepers Irma & Fred Brockenstube, Restaurant Platanenhof, VIA – Amerbachstudios, NACHTHAFEN, Kaskadenkondensator Finanzielle Unterstützung | financial support Stadt Bern | Kanton Bern | Kanton Solothurn Kanton Thurgau | Kanton Wallis
HANNOVER
Organisation | Organisation Christiane Oppermann (art IG) und Ilka Theurich (Studio: Ilka Theurich - project space) Kooperationspartner | cooperation partners GoetheExil Hannover Fotodokumentation | photographer Andreas Graf Videodokumentation | videographer Bernd Elsner Koch | cook Maximilian Neumann Förderer | susporters HannoverStiftung - Stiftung der Sparkasse Hannover Kulturbüro der Landeshauptstadt Hannover
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DANKE!
BAD SALZDETFURTH
PUBLISHING INFORMATION
Organisation | organisation Rolf Jakobs, Dr. Helge Meyer Fotos | photos Ronja Isler Texte | text Johanna Prediger, Boris Nieslony, Michael Barrett Übersetzung | translation Simone Bares | Marie Pape Besonderer Dank | special thanks to: IGS Bad Salzdetfurth, Johanna Johnen, Ronja Isler, J. Henrik Muhle, Torsten Daniel, Francisco Vogel, Servicestelle Kultur & Anna-Lisa Bister, Marie Pape, Boris Nieslony & PAErsche
ArtLab RLP
Organisation | organisation Karin Meiner Besonderen Dank | special thanks Boris Nieslony, Stefan Retterath, Birgit & Armin Netz Finanzielle Unterstützung | financial support
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IMPRESSUM KÖLN
THANK YOU!
Organisation | organisation: Boris Nieslony | Rolf Hinterecker Besonderen Dank | special thanks Frau Christine Pitrawirana und ihr Team von BEOS PAErsche Reinigungsteam | PAErsche cleaning team Jörn Vanselow, Britta Lieberknecht, Thomas Reul, Christiane Obermayr, Constantin Leonhard, Boris Nieslony, Rolf Hinterecker Köch*innen | cooks & Helfende Hände | helpers Dagmar Ditzer, Katrin und Liane Ditzer Finanzielle Unterstützung | financial support
ESSEN
Organisation | organisation Marita Bullmann Besonderen Dank | special thanks Kulturbüro Stadt Essen und Uwe Schramm, Kunsthaus Essen
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IMPRESSUM Herausgeber | PAErsche Aktionslabor | www. paersche.org Lektorat | Irmgard Himstedt, Carola Willbrand, Michael Barrett, die Künstler*innen Fotobearbeitung | Jörn Vanselow Gestaltung | Evamaria Schaller © 2019 bei den Autor*innen & PAErsche Aktionslabor Köln www.paersche.org