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The Corona Tapes, Folge 2: Felix Hotz

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Wrede und Antwort

Wrede und Antwort

THE CORONA TAPES

Folge 2

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Name: Felix Hotz Beruf: Puppenspieler, Schauspieler, Geschäftsführer Firma: Comedy Hall Darmstadt GmbH und Kikeriki Theater Seit wann? Comedy Hall Darmstadt GmbH seit Gründung Dezember 1995

Darmstädter, die unsere Stadtkultur in unbeschwerteren Zeiten prägen, ziehen ein Zwischenfazit der Pandemie – und blicken nach vorne.

IDEE + FRAGEN: TOBI MOKA + CEM TEVETO ˘ GLU | PORTRÄT-FOTO: NOUKI EHLERS, NOUKI.CO

Wie lange konntest Du Deinen Beruf nur eingeschränkt oder gar nicht ausüben?

Vom 12. März 2020 bis 01. September 2020 und vom 24. Oktober 2020 bis 18. August 2021.

Wie hoch schätzt Du Deine Umsatzeinbußen (in Prozent) ein?

In den Zeiten des Lockdowns: 100%. Während der Zeit unseres Biergaddens: circa 95%.

Welche städtischen oder staatlichen Hilfen hast Du erhalten und wie ausreichend waren diese?

Kurzarbeit, Neustart Kultur Land Hessen, Neustart Kultur DTHG (Deutsche Theatertechnische Gesellschaft), Förderung Neustart Kultur Deutscher Bühnenverein und die Überbrückungshilfen vom Bund. Alles gute Hilfen, aber zu wenig zum Leben und zu viel zum Sterben.

Was war der schwierigste Moment/die schwierigste Phase während der Pandemie – oder kommt die erst noch?

Der erste Lockdown, der Gedanke und das Gefühl, dass alles, was wir uns aufgebaut haben, kaputtgeht. Der zweite Lockdown, der für unsere Branche einfach nicht enden wollte. Mein Leben ist in dieser zweiten Phase im wahrsten Sinne Achterbahn gefahren – es gab gute Tage und wirklich schlechte Tage, die an der Grenze zur Depression waren.

Wie haben sich Corona und die Folgen privat für Dich ausgewirkt?

Wir als Familie haben sehr viel schöne und wertvolle Zeit miteinander gehabt. Ich glaube, wenn man behaupten kann, sich während des Lockdowns keinen einzigen Tag mit seiner Frau gestritten zu haben, ist das der endgültige Beweis, dass mer sei Deggelsche gefunne hat!

Wie hast Du die zusätzlich freie Zeit genutzt und woraus hast Du die meiste Kraft während der Pandemie geschöpft?

Ganz klar in erster Linie meine Familie und mein kleines enges Büro- und Theaterteam, mit dem wir uns fast jeden Tag auf Abstand in der Comedy Hall getroffen haben.

Wann hoffst Du beruflich für Dich wieder auf einen Normalzustand?

Ich hoffe, dass wir endlich durch die Impfung – und nur durch die Impfung – unsere Freiheit zurückbekommen. Einen Normalzustand wird es im Bereich Gastronomie, Kultur und Tourismus nur für Geimpfte geben.

Welche Lehre(n) sollten wir aus dieser Pandemie ziehen?

Öfter mal de liebe Gott en gude Mann sein lasse und wertschätze, was mer an Familie, Freunden und Kollegen hat!

Mohammad und Shukur flüchteten 2015 aus Afghanistan, das P begleitet sie seit Oktober 2015. Ein Update.

TEXT: JENNY RULAND | FOTO: ULRIKE LIEBIG

Drei Jahre sind vergangen seit unserem letzten Update über Mohammad und Shukur, die 2015 aus Afghanistan nach Darmstadt flüchteten. Inzwischen ist viel passiert. Während die Taliban in der Heimat der beiden die Macht über das Land gewonnen haben und Afghanistan im Chaos versinkt, leben Mohammad und Shukur ihr Leben hier weiter. Wie ist es ihnen in der Zwischenzeit ergangen? Was machen sie mittlerweile beruflich? Und wie geht es ihnen persönlich? Die Fortsetzung einer Geschichte über Heimatgefühle und Träume, zwischen Warten und Hoffen.

Mohammad hat einen Meilenstein geschafft: Er hat seine Ausbildung zum Augenoptiker mit Erfolg abgeschlossen und wurde von seinem Ausbildungsbetrieb direkt übernommen. Seit diesem Jahr arbeitet er in Vollzeit. Mit seinem unbefristeten Vertrag steht er jetzt auf stabilem Boden. „Es ist ein cooler Job. Man hat viel mit Menschen zu tun. Dadurch kann ich mein Deutsch noch weiter verbessern“, sagt der 24-Jährige, dem auch das Handwerkliche am Augenoptiker-Dasein gefällt. Mit den Kollegen versteht er sich gut, und durch die Ausbildung hat er Freunde hinzugewonnen. Mohammad wirkt angekommen. Der Weg dorthin war jedoch nicht selbstverständlich. Immer wieder sorgte sein befristeter Aufenthaltsstatus für Unsicherheit. So lehnte das bundesweit aufgestellte Unternehmen aus diesem Grund zunächst ab, den Ausbildungsvertrag zu unterschreiben. Mohammad blieb beharrlich und klärte die Sache mit dem Kundenservice des Betriebs. Selbst jetzt, mit einer unbefristeten Stelle, wird von Behördenseite nicht offiziell bestätigt, dass er bleiben darf. Seine Aufenthaltserlaubnis wurde vorerst wieder nur um sechs Monate verlängert.

„Afghanistan ist wieder bei Null.“

Die aktuellen Entwicklungen in Afghanistan findet Mohammad schlimm: „Zwanzig Jahre Bemühungen sind umsonst gewesen. Das Land ist wieder bei Null.“ Seine Geschwister leben mittlerweile im sichereren Iran. Mohammad kann sie jedoch nicht besuchen. Solange er keine Erlaubnis zum Daueraufenthalt hat, darf er nicht reisen. Er vermisst es, andere Städte, andere Kulturen zu sehen. Und seine Familie.

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