FUZE.93

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REVIEWS

HOT WATER MUSIC Feel The Void

Ja, Mann! Da sind sie doch wieder, die HOT WATER MUSIC, die man lieben gelernt hat. Die sich ihren Legendenstatus durch harte Arbeit, Ehrlichkeit und Intensität absolut verdient haben. Während man auf dem letzten Album „Light It Up“ und der letzten EP „Shake Up The Shadows“ auf Nummer sicher ging und teilweise müde wirkte, kehren HOT WATER MUSIC mit „Feel The Void“ zu alter Stärke zurück. Man scheint einfach wieder Bock zu haben. Die Songs machen Spaß und erinnern an die besten Zeiten von HOT WATER MUSIC rund um „No Division“, „A Flight And A Crash“ oder „Caution“. Eine Neuerung, die sich durchaus positiv auswirkt und erwähnt werden sollte, ist die Tatsache, dass Chris Cresswell, seines Zeichens Frontmann von THE FLATLINERS und Live-Ersatz von Chris Wollard, nun vollwertiges Bandmitglied ist und auch durchweg am Entstehungsprozess von „Feel The Void“ beteiligt war. Er scheint der Band sehr gutzutun und hat die Dynamik positiv beeinflusst. Vorgenannter Chris Wollard bleibt HOT WATER MUSIC aber weiterhin erhalten, auch wenn er vorerst keine Live-Shows mit der Band spielen wird. „Feel The Void“ ist intensiv, melodiös und selbstbewusst. Der Spaß hat wieder Einzug gehalten bei HOT WATER MUSIC und überträgt sich leichtfüßig auf den Hörer. Willkommen zurück. All killer, no filler. (End Hits) Carsten Jung

KMPFSPRT

CALIBAN Dystopia

Fear & Dagger

PALEFACE

PORT NOIR

Mit „Euphorie und Panik“ präsentieren uns KMPFSPRT ihr viertes Studioalbum und klingen dabei pointiert als je zuvor. Dm von Kurt Ebelhäuser (DONOTS, ADAM AGST) produzierte Werk gelingt dabei der Spagat, den gewohnt energischen Sound der Kölner Formation einzufangen und zugleich über die zwölf Tracks immer wieder feine Nuancen zu streuen, die auch Fans der ersten Stunde noch begeistern können. Da sind die reduzieren Riffs, die nun auch mal aus Power-Akkorden bestehen, dazu kommt der wechselnde Gesang der beiden Gitarristen Richard und David, die ihre Stimmen besser denn je einzusetzen wissen. Thematisch haben dabei sowohl die Pandemie als auch persönliche Erfahrungen und die politische Lage, in der sich unsere Welt aktuell befindet, ihre Spuren hinterlassen. So wird das Innere nach außen gekehrt und wir bekommen eine wütende Abrechnung mit der Querdenkerbewegung („Schottergarten Eden“), früheren Helden, die in Ungnade gefallen sind („Schwanenkampf“), oder Trennungsschmerzen („Löwen-Emoji“). Auf „Euphorie und Panik“ klingen KMPFSPRT so frei wie auf ihrem Debütalbum „Jugend mutiert“ und gereift, wie man es von einer Band, die seit zwölf Jahren Musik macht, erwarten würde. So muss Punk aus Deutschland 2022 klingen! (Unlce M) Christian Heinemann

Das zwölfte Studioalbum der deutschen Metalcore-Größen gibt den Fans das, was die Fans wollen: CALIBAN – mit Besinnung auf Altes und Weitblick aufs Neue. Bisher war noch jedes Album der Band ein bisschen anders, hatte einen Twist, zeigte eine neue Seite, ohne die alten Stärken zu vernachlässigen. „Dystopia“ ist hier keine Ausnahme. Für Menschen, die die gesamte Diskografie auswendig kennen, sind Bezüge zur Härte von „Shadow Hearts“ und „I Am Nemesis“ hörbar, und das gefällt extrem gut. Bei „VirUS“ mit einem Feature von Marcus Bischoff von HEAVEN SHALL BURN denkt man an die Split-EPs der beiden Bands, die beide fast zwanzig Jahre alt sind. Und trotzdem schaffen es die fünf Musiker um Songschreiber Marc Görtz, dass dieses Album nicht klingt wie eine Wiederholung der alten Werke. „Dystopia“ verbindet die modernen sphärischen Einflüsse der letzten zwei Alben mit der Härte der früheren. Wieder finden sich tolle Features – Christoph Wieczorek, Marcus Bischoff, Jonny Davy – und die gewohnt düsteren Lyrics über die Welt und über sich selbst. Und damit bringen CALIBAN erneut eine Art Meisterwerk raus, das vom ersten bis zum elften Song unglaublich Spaß macht, die Liebe zu der Band erneut entfacht und eine Sehnsucht nach LiveShows weckt, die kaum auszuhalten ist. CALIBAN haben sich ihren Platz an der deutschen Spitze über Jahre hinweg erspielt und verdienen ihn sich mit jeder Platte neu. (Century Media) Christina Kiermayer

Mit „Fear & Dagger“ erscheint bereits der zweite Longplayer von PALEFACE und Nachfolger des Debüts vom Oktober 2020. PALEFACE können sich offenbar gar nicht zurücknehmen und einen Gang runterschalten. Den nächsten Tourmarathon werden sie also mit „Fear & Dagger“ bestreiten. Der Ansatz zwischen Beatdown-Hardcore, NuMetal und Slam-Death ist gesetzt und wird fortgeschrieben. Angesichts der dichten und brutalen Druckkulisse kann einem aber angst und bange werden. Die Gruppe aus Zürich hat hörbar daran gearbeitet, ihre Stärken zu stärken. Für das Album bedeutet dies, dem Songwriting liegt noch mehr Selbstbewusstsein zugrunde. PALFACE arbeiten die Gegensätze ihres Spiels dabei noch gewichtiger und effektvoller heraus. Auch wenn die Schweizer die Belange ihrer Band weitgehend in Eigenregie steuern, tun sie dies absolut professionell und das bis in die kleinsten Details hinein. „Fear & Dagger“ ist seinem Wesen nach ein Beatdown-Album. Gleichwohl ist es nicht auf die Szene-Enge beschränkt, sondern bietet vielfältige Ansätze, über die Nische hinaus für Furore zu sorgen. Die toughe Vehemenz und Integration von Slam-Death und NuMetal machen es möglich. Das Ziel, das die Musiker anlässlich ihrer Gründung im Jahr 2017 ausgerufen haben, ist längst oder spätestens jetzt erreicht: PALEFACE sind die „verrückteste Beatdown-Band aller Zeiten“. Was also kommt als Nächstes? (DIY/ Blood Blast) Arne Kupetz

Nur wenige Bands entziehen sich seit jeher so hartnäckig – und auch so erfolgreich – jeglicher Klassifikation wie die schwedischen Düsterklang-Künstler. Für Post-Rock? Zu aufgeräumt. Für Post-Metal? Zu sanft. Für Pop? Zu sperrig ... Das, was die Skandinavier auf ihrem neun Tracks umfassenden vierten Studiowerk anbieten, ist noch am treffendsten wohl mit „Filigran-Rock“ beschrieben: Sparsame und doch ausgesprochen wirkungsvolle Arrangements, nachdenklich-säuselnde Melodien und der prägnante, geradlinige RhythmusUnterbau schaffen zusammen ein Album, das trotz der übersichtlichen Instrumentierung vielschichtiger und atmosphärischer nicht sein könnte. Behutsam und akribisch stricken PORT NOIR ihre verkopft anmutenden Songs, die oft behutsam, ja fast schon zögernd dem Kulminationspunkt entgegen gleiten – um dann im nächsten Moment sofort wieder auf das maximal-reduzierte Fundament zurückzufallen. Über allem thront die klare, klagende Stimme von Bassist Love Andersson, die einerseits so unheimlich einnehmend, anderseits so unglaublich fern scheint. Dass die Band die Songs komplett live und ohne Click aufs Band gebracht und Sound-Guru Magnus Lindberg (CULT OF LUNA) für die klangliche Endveredelung gesorgt hat, tut sein Übriges zum organisch-mitreißenden Hörerlebnis. Ganz, ganz großes (Kopf-)Kino! (Despotz) Anton Kostudis

Euphorie und Panik

Cuts

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SET IT OFF

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BRUIT

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MONUMENTS

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NYOS

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KEVIN DEVINE

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NIGHTRAGE

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GHOST

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PUP

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ABRAHAM

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INCITE

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PORT NOIR

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ANIMALS AS LEADERS

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PAPA ROACH

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COLD NIGHT FOR ALLIGATORS

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CASINO BLACKOUT

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MESHUGGAH

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BLOODYWOOD

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SIBERIAN MEAT GRINDER

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CANCER BATS

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8 KALACAS

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CALIBAN

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COLD YEARS

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WOLVES AT THE GATE

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ZEAL & ARDOR

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MALEVOLENCE

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NORTHLANE

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HOT WATER MUSIC

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SPACE OF VARIATIONS

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PALEFACE

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A WILHELM SCREAM

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KMPFSPRT

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