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PALMS WIE IM PARADIES.

Bei Liebhabern atmosphärischer Rockmusik dürfte der Puls etwas höher geschnellt sein, als bekannt wurde, dass sich drei ehemalige ISIS-Mitglieder und DEFTONES-Sänger Chino Moreno für ein gemeinsames Projekt zusammentun würden. Das Resultat dieser Symbiose ist die neue Band PALMS, deren Bassist Jeff Caxide uns im Interview Rede und Antwort stand. Foto: Travis Shinn Du, Aaron [Harris, Schlagzeug] und Bryant [Clifford Meyer, Gitarre und Keyboard], ihr habt lange Jahre erfolgreich zusammen bei ISIS gespielt. Nach der Trennung habt ihr drei euch entschieden, weiterhin gemeinsam Musik zu machen. Ihr wolltet aber kein instrumentales Projekt starten, sondern habt mit Chino Moreno den Posten am Mikro neu besetzt. Wie ist es dazu gekommen? Die Band entstand ein paar Monate, nachdem wir ISIS aufgelöst hatten. Zunächst war das keine ernsthafte Sache, wir trafen uns ein paar Mal im Proberaum und haben gejammt. Ich wollte eigentlich gar keine neue Band gründen, aber die Sessions liefen einfach zu gut, weswegen wir uns schließlich dazu entschieden, weiterzumachen. Wir wollten einen Sänger, weil wir das Gefühl hatten, dass es mittlerweile genügend Bands da draußen gibt, die instrumentale Musik machen. Was hat es mit dem Bandnamen auf sich? Der Name hat wirklich keine spezielle Bedeutung. Wir suchten lediglich einen Begriff, der gut zur Musik passt, das ist alles. Vor Kurzem wurde euer Debütalbum veröffentlicht. Kannst du uns ein paar Informationen zum Aufnahmeprozess geben? Wir haben das Album selbst produziert, Aaron hat die Aufnahmeleitung und das Mischen übernommen. Das Schlagzeug wurde in Joe Barresis Studio eingespielt, die Overdubs haben wir im Proberaum aufgenommen. Die Vocals hat Chino an verschiedenen Orten eingesungen. Insgesamt war es eine wirklich ungewohnte Art und Weise, ein Album aufzunehmen, aber es hat großen Spaß gemacht. Was hat sich beim Songwriting im Vergleich zu ISIS-Zeiten verändert? Neben seinen Bands DEFTONES, PALMS und TEAM SLEEP tritt CHINO MORENO immer wieder als Gastsänger in Erscheinung. So lieh er bereits Songs von unter anderem SEVENDUST, NORMA JEAN, WHITECHAPEL und DEAD POETIC seine Stimme.

Eigentlich nicht wirklich viel. Nach wie vor ist es meist so, dass ich oder Cliff mit ein paar Ideen ankommen, an denen wir dann gemeinsam arbeiten. Ich denke allerdings, dass wir im Vergleich zu damals besser miteinander kommunizieren. Wahrscheinlich liegt das daran, dass wir nun weniger Mitglieder in der Band sind. Inwieweit war Chino am Entstehungsprozess der Songs beteiligt? Chino war nicht wirklich am eigentlichen Songwriting beteiligt. Als er dann allerdings seine Gesangslinien entwickelte und die Texte schrieb, gab er uns noch einmal einige Anregungen, beispielsweise wo wir Parts eventuell kürzen oder ausdehnen könnten. Man erfährt auf eurer Website, dass Chino seit Längerem ein Fan von ISIS ist. Was hältst du im Gegenzug von den DEFTONES? Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wann ich zum ersten Mal auf die DEFTONES aufmerksam wurde. Ich mag ihr Zeug jedenfalls schon eine ganze Weile. Chino ist ja nicht nur bei seiner Hauptband sehr eingespannt, sondern zusätzlich auch in diversen anderen Projekten aktiv. Wie werdet ihr das organisatorisch angehen? Chino ist in der Tat ein viel beschäftigter Mann. Und natürlich wollen wir auch Konzerte spielen. Die Lösung des Problems ist letzen Endes sehr simpel: Wir spielen Shows nur dann, wenn alle Bandmitglieder die Zeit dafür finden. Klar ist dabei allerdings auch, dass wir keine Band sind, die in den Van steigen und sechs, sieben Wochen am Stück auf Tour gehen kann. Du hast es bereits angesprochen, es gibt mittlerweile einige etablierte Bands, die mit instrumentaler Musik Erfolg haben. Wie stehst du zu der Aussage, dass ein Frontmann beziehungsweise Sänger die instrumentalen Reize eines Songs in den Hintergrund drängt? Das sehe ich nicht unbedingt so. Natürlich, es

gibt Bands, die wunderbare instrumentale Songs schreiben. In dieser Hinsicht sind MOGWAI die Meister ihres Fachs, wenn du mich fragst. Wir aber waren uns von Anfang an einig, dass wir einen Sänger brauchen. Unsere Musik hat sich einfach danach angefühlt. Und ich finde, es war die richtige Entscheidung. Kürzlich haben THE OCEAN ihr Album „Pelagial“ in zwei Versionen veröffentlicht – eine mit und eine ohne Gesang. Was hältst du von dieser Idee? Wenn sie davon überzeugt sind, das Album in dieser Form zu veröffentlichen, dann ist das absolut in Ordnung. Ich persönlich halte aber nicht viel von diesem Ansatz. Wenn ich ein Album mache, dann ist es, was es ist. Ich würde auf keinen Fall wollen, dass da draußen verschiedene Versionen von meiner Platte existieren. Zurück ins vergangene Jahrtausend: Als ihr ISIS damals gegründet habt, gab es soziale Netzwerke wie Facebook noch gar nicht. In welcher Form hat sich euer Alltag als Musiker mit dem Boom von Social Media verändert? Ich weiß es nicht. Das ist etwas, worüber ich noch nie wirklich nachgedacht habe. Aaron und Chino haben sich aber erstmals über Twitter kontaktiert, insofern besteht durchaus die Möglichkeit, dass PALMS ohne soziale Medien gar nicht existieren würden. Wenn du den Sound von PALMS mit einem Satz auf den Punkt bringen müsstest – was würdest du sagen? Es klingt wie das Paradies – wenn das Paradies ein bisschen dunkel und ein wenig deprimierend wäre. Anton Kostudis PALMS Palms (Ipecac/Soulfood) palmsband.com

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