LIgHT THE FUZE
Foto: Andrea Bizzocchi
Foto: Jon McClay (woospringbreak.com)
CABLE
AwAKEn dEMOnS
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MY ARTWORK. Das Artwork bestimmt die
PANTS DOWN. „Non si può levare sangue da
PANTS DOWN – CHRISTIAN EDITION.
Atmosphäre einer Platte. Das beste Beispiel dafür ist „Farm“, das letzte Album von DINOSAUR JR. Wenn ich mir die Platte anhöre, will ich einfach nur mit diesen riesigen grünen Typen und den nackten Mädchen abhängen, die darauf zu sehen sind. Zwar beschäftigt sich niemand von uns besonders mit Kunst, unser Gitarrist Bernie hat allerdings ein sehr gutes Auge für Fotos. Er hat sich in der Vergangenheit um ein paar unserer Promo-Bilder gekümmert und auch das Foto des Wasserturms gemacht, das im Booklet unseres neuen Albums „The Failed Convict“ zu sehen ist. Die anderen Bilder stammen allesamt von Jay Hellmann, einem sehr talentierten und langjährigen Freund von uns. Unser Bassist Randy hat sich ein paar Mal mit ihm getroffen, um die riesige Sammlung seiner Fotos durchzugehen, die er sich in den letzten Jahren aufgebaut hat. Wir haben dabei natürlich darauf geachtet, dass die ausgewählten Bilder zur Geschichte passen, die das Album erzählt. Das eigentliche Artwork des Albums stammt von Aaron Horkey, ebenfalls ein alter Freund von uns. Er kommt aus Minnesota und arbeitet hauptberuflich als Künstler. Zu den Bands, für die er schon tätig war, gehören zum Beispiel ISIS, NEUROSIS und PELICAN. Was seine Arbeit zu etwas so Besonderem macht, ist schwer in Worte zu fassen. Gebt seinen Namen einfach mal im Internet ein und schaut euch ein paar seiner Poster an, dann werdet ihr es schon sehen. Mit ihm zu arbeiten, ist jedenfalls verdammt unkompliziert. Er ist ein wahrer Gentleman. Aaron hat aber nicht nur das Artwork gemacht, von ihm stammen auch die Schriften des Albums, unglaubliches Zeug. Wir sind ausgesprochen glücklich darüber, dass wir Jay und Aaron für eine Zusammenarbeit gewinnen konnten. Zum größten Teil haben wir den beiden freie Hand gelassen. Wir wusste ja, dass wir bei ihnen gut aufgehoben sind. Natürlich haben wir uns bis zu einem gewissen Grad in den kreativen Prozess eingebracht, aber letztendlich wollten wir, dass ihre Interpretation von dem, was wir machen, durchkommt. Sobald wir ein Lied aufgenommen hatten, haben wir es Aaron geschickt, damit er es sich während der Arbeit an unserem Artwork anhören konnte. Das Cover der Platte basiert auf einem Konzertposter, das er bereits letztes Jahr anlässlich der Three Nights Of Noise Tour für uns entworfen hat. Es zeigt eine tote Krähe, die er meines Wissens nach in seinem Hinterhof gefunden hat. Ich finde, Aaron und Jay haben die Stimmung des Albums wirklich hervorragend eingefangen. Wenn man das Artwork sieht, weiß man jedenfalls auf den ersten Blick, dass man keine Pop-Musik zu hören bekommt. Chris Fischkelta, CABLE
una rapa“, sagt man in Italien, was wohl heißt, dass man aus einer Rübe kein Blut pressen kann. Was auch immer das bedeuten soll: Tatsache ist, dass Nicola Lelli von AWAKEN DEMONS seit kurzem wieder weniger gemüse und dafür mehr Fleisch isst. Wie der Bassist der Hardcore-Band aus dem italienischen Cesena sonst so drauf ist, erzählt er im Folgenden.
Eigentlich hätte diese Rubrik ja eine Serie werden sollen. Dies scheiterte jedoch daran, dass zwei Drittel aller christlichen Bands, denen wir unsere Fragen geschickt haben, darunter AUgUST BURNS RED und UNDEROATH, nicht auf diese antworten wollten. Jason Wood, Sänger von IT DIES TODAY, war eine der wenigen Ausnahmen – wobei unklar ist, inwieweit man seine Band überhaupt als christlich bezeichnen kann. Darüber, warum die anderen keine Stellung beziehen wollten, kann nur spekuliert werden. Eine Begründung sind uns die jeweiligen Ansprechpartner der Bands schuldig geblieben.
Straight Edge Lifestyle. Straight Edge hat mein Leben gerettet. Und mir sehr viel Geld gespart. Ich habe früher sehr viel geraucht, so 25 bis 30 Zigaretten am Tag. Es hat mich umgebracht, aber ich habe es geliebt, Gras und Zigaretten zu rauchen. 2001 habe ich mit meiner Klasse einen Ausflug nach Prag gemacht. Alles dort war so verdammt billig. Zigaretten, Bier und Gras haben siebzig Prozent weniger gekostet als in Italien. Ich weiß das noch so genau, weil ich zu dieser Zeit erst seit ein paar Monaten straight edge war, und es verdammt hart war, das durchzuziehen. Am Ende habe ich mein Versprechen mir gegenüber jedoch gehalten, und auch noch fast neun Jahre später bin ich stolz auf diese Entscheidung. Denk nur daran, es für dich selbst zu machen. Straight Edge ist keine Mode. Vegan Diet. Ich war sieben Jahre Veganer und acht Jahre Vegetarier, aber seit diesem Jahr esse ich wieder Fleisch. Ich weiß, ich habe meine Ideale verraten, aber du hast ja keine Ahnung, wie schwer es ist, sich in Italien vegan zu ernähren. Du ahnst nicht, wie viele verschiedene Sorten Fleisch und Käse es hier gibt, man kann einfach nicht widerstehen. Aber Spaß beiseite: Wer sich vegan ernährt, tut sich und vielen unschuldigen Lebewesen sicher etwas Gutes. Ich konnte diesen Weg aber nicht mehr weitergehen. Violent Dancing. Ich liebe es. Sogar wenn im Pit nur Freunde von mir sind, habe ich es gern brutal. Ich hasse es, wenn Leute rumzicken, weil sie nicht getroffen werden wollen. Schlägereien im Pit mag ich allerdings genauso wenig. Es gibt andere Wege zu zeigen, dass du ein harter Kerl bist. So hart wie „Die Sopranos“ bist du eh nicht. Es geht darum, Spaß zu haben, auch dann noch, wenn man eine gebrochene Nase und keine Zähne mehr hat. Christian Hardcore. Ich mag viele christliche Bands, die meisten davon spielen Rock-Musik. Ich habe nichts gegen sie. Wenn sie mich respektieren, respektiere ich sie auch. Do It Yourself Attitude. DIY ist cool, aber ich ziehe es vor, mit Labels und Agenturen zu arbeiten, weil man nur so das beste Ergebnis erzielt. Wer im Musikgeschäft etwas werden will, muss seine DIY-Einstellung zu Hause lassen. Nicola Lelli, AWAKEN DEMONS
Meiner Ansicht nach ist Religion die persönliche Sache jedes Einzelnen. Deswegen halte ich es für falsch, andere Menschen zu missionieren. Wie denkst du darüber? Religion muss jeder selbst erfahren. Sie kann niemandem aufgezwungen werden. Man kann höchstens ein bisschen nachhelfen. Ich bin für die Homo-Ehe, weil ich der Meinung bin, dass jeder die gleichen Rechte hat, unabhängig von seiner sexuellen Orientierung. Wie siehst du die Sache? Ich bin auch für die HomoEhe. Ich glaube, dass jeder Mensch das Recht hat, glücklich zu sein, und wenn dazu eine Heirat gehört, dann nur zu. Sonst hätte es all die Kämpfe um Gleichberechtigung, die wir gewonnen haben, ja nicht gebraucht. Obwohl ich eine Abtreibung nicht unbedingt für etwas gutes halte, bin ich fest davon überzeugt, dass jede Frau das Recht hat, selbst zu entscheiden, ob sie ein Kind bekommt oder nicht. Und du? Ich glaube, dass eine Abtreibung eine Entscheidung ist, die von den beiden Menschen getroffen werden sollte, die an der Sache biologisch beteiligt waren. Die biblische Schöpfungsgeschichte wörtlich zu nehmen, ist in meinen Augen nicht besonders schlau. Es handelt sich dabei um ein gleichnis, das nicht in den Biologieunterricht gehört. Wie stehst du dazu? Die Tatsache, dass manche Menschen Stellen aus der Bibel auf ihr Leben beziehen, ist meiner Meinung nach nicht unbedingt schlecht. Ich bin da sehr offen. Im Grunde geht es doch um den Glauben an etwas Größeres als man selbst. Egal, ob du Jude, Christ oder Buddhist bist, die bloße Tatsache, dass du an etwas glaubst, ist entscheidend. Ich glaube auch, dass Religion nicht in Schulen unterrichtet werden sollte. Ich will damit nicht sagen, dass Kinder nicht informiert werden sollten. Sie sollten mit allen Formen von Religion konfrontiert werden und die Chance bekommen, eine fundierte Entscheidung zu treffen, wenn sie soweit sind. Thomas Renz
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