Unternehmensrechnung / Accounting
haben, den Mandanten umfangreicher zu prüfen und somit Manipulationen der Rechnungslegung vermehrt aufzuspüren. Ein erhöhter Prüfungsumfang vermindert wiederum die Wahrscheinlichkeit des Prüfungsversagens und kann dann im Gleichgewicht zu einer geringeren Verzerrungswahrscheinlichkeit des Bilanzierenden führen. Unter bestimmten Bedingungen kann die Qualität der publizierten Rechnungslegung durch das zusätzliche Angebot von Forensic Services Dienstleistungsportefeuille des Prüfers erhöht und die Glaubwürdigkeit geprüfter Jahresabschlüsse gestärkt werden. Kritisch ist hierbei u.a., dass der Aufsichtsrat die Kompetenz hat, den Prüfer mit Forensic Services zu beauftragen. Die Rolle von Versicherungen für die Corporate Governance von Unternehmen Dipl.-Kfm. Danny Behrendt/ Prof. Dr. Anne Chwolka Vermögensschadenhaftpflichtversicherungen für Unternehmensorgane (D&O-Versicherungen) haben in Deutschland in den letzten Jahren eine zunehmende Verbreitung gefunden. Sie werden von Unternehmen zugunsten ihrer Vorstände und Aufsichtsräte für Schäden abgeschlossen, die aufgrund unwissentlicher Pflichtverletzungen entstehen. Grundlegende Bestandteile des Versicherungsvertrages sind die Deckungssumme, Haftungsausschlüsse, die Versicherungsprämie und ein eventueller Selbstbehalt. Solche von Unternehmen abgeschlossene Versicherungen entfalten verschiedene ökonomische Anreize für Entscheidungsträger, die im Rahmen der Corporate Governance beachtet werden sollten. So kann eine Haftungsbegrenzung der Unternehmensorgane etwa zu einer höheren Risikobereitschaft bei betrieblichen Entscheidungen und damit zu potentiell höheren Schäden führen. Der deutsche Gesetzgeber sah sich in diesem Zusammenhang zu einer stärkeren Reglementierung von D&O-Versicherungen veranlasst. Er führte, einer Empfehlung des Deutschen Corporate Governance Kodex folgend, im Jahr 2009 mit dem Gesetz zur Angemessenheit der Vorstandvergütung (VorstAG) einen verpflichtenden Selbstbehalt bei D&OPolicen ein. Vor diesem Hintergrund werden in dem Projekt die von D&O-Versicherungen ausgehenden Anreize und Wirkungen eingehend analysiert. Zu den dabei untersuchten Fragestellungen gehört ebenfalls, ob eine D&O-Police eher
dem Unternehmen oder seinen Organen nutzt. Darüber hinaus sollen modelltheoretische Überlegungen zeigen, welche Vorgaben der Staat für solche Versicherungsverträge überhaupt machen sollte und ob die jüngsten Gesetzesänderungen zum Selbstbehalt diesbezüglich angemessen sind. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass D&O-Versicherungen das Eingehen unternehmerischer Risiken durch Unternehmensorgane fördert, was aus Sicht risikoneutraler Eigentümer einen positiven Effekt darstellen kann. Die Einführung eines gesetzlichen Selbstbehalts führt dagegen zu keinerlei Verbesserungen bei betrieblichen Entscheidungssituationen und ist in diesem Zusammenhang als kritisch zu betrachten.
Dipl.-Kff. Johanna Zwernemann
Dipl.-Kfm. Danny Behrendt
» Kontakt Prof. Dr. Anne Chwolka Telefon: 0391 67-18494 Telefax: 0391 67-11722 www.accounting.ovgu.de
UNSERE HIGHLIGHTS 2010/11 Promotion von Dr. Rafael Weber mit anschließender Veröffentlichung (Gabler Verlag 2011) Neuer Internetauftritt des Lehrstuhls 2. Workshop „Ökonomische Analyse in der Externen Rechnungslegung“
Wissenschaftliche Mitarbeiter Dipl.-Kfm. Danny Behrendt Dipl.-Kff. Nicole Kusemitsch Dr. Rafael Weber (Mitarbeiter bis April 2010) Dipl.-Kff. Johanna Zwernemann Externe Doktoranden | Julita M. Bock Lehrbeauftragter | WP/RA Wolfgang Otte Sekretariat | Jennefer Wittwer Jahrbuch 2010 / 11 41