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TRASH-TV
Die Meinungen darüber unterscheiden sich oft stark. Einige sagen: Diese Formate tragen zur Verblödung der Jugend bei. Andere sagen: Sie sind hellauf begeistert von dieser Art der Unterhaltung. Und ist es nicht auch mal okay, nach einem langen Tag diese Sendungen einzuschalten?
Den Ursprung in Deutschland hatte Trash-TV in den 1980ern mit dem Aufkommen privater Fernsehsender wie RTL oder Sat.1. Damals waren es noch nachgespielte Polizei- und Rettungsaktionen. Inspirieren lassen sich die Sender vor allem von bewährten Konzepten aus den USA. Die meisten Formate sind günstig produzierbar und folgen meist dem gleichen klischeehaften Muster. Wichtig dabei ist natürlich die Auswahl der richtigen Kandidat*innen, ohne die kein Format gut laufen könnte.
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Oftmals werden in diesen Sendungen jedoch Verhaltensweisen vorgelebt, die es zu hinterfragen gilt. Von Misstrauen, starker Eifersucht oder einer ungesunden Streitkultur ist alles dabei.
Eine Frage die sich hier stellt: Kann der Konsum von Trash-TV uns negativ beeinflussen? Verschiebt er die Grenzen des für uns Akzeptablen oder wird uns vielmehr der Spiegel vorgehalten?
Die Kandidat*innen
Wie bereits erwähnt, sind die Kandidat*innen ausschlaggebend für den Erfolg der Formate. Diese strotzen meist vor Selbstbewusstsein und haben einen Drang zur Selbstinszenierung oder Narzissmus. Vielen geht es zudem gar nicht um den möglichen Sieg einer Show, sondern um den höheren Bekanntheitsgrad. Die Sendungen sind nur ein Mittel für die größere mediale Aufmerksamkeit. Aus diesem Grund wirken manche Handlungen und Reaktionen im Trash-TV überzogen und unauthentisch. Dafür aber kann Promiflash den nächsten Artikel über diese schreiben. Es geht stetig darum, im Gespräch zu bleiben. Talent steht dabei an zweiter Stelle oder wird gar nicht erst benötigt. Den größten Erfolg haben diejenigen, die in der Show am meisten polarisieren, Zickenkrieg anzetteln oder ein persönliches Schicksal teilen. Der Schnitt verstärkt das Ganze meist noch. Durch ihn werden die Kandidat*innen in stereotype Rollenbildern gezeigt. Nicht selten wird die Frage nach der Echtheit der ausgestrahlten Situationen gestellt.
Darüber hinaus befinden sich die Teilnehmer in einer Wiederverwertungskette. Oftmals ist ihr erstes Format nur der Anfang. Im Idealfall werden sie regelmäßig für neue Shows gebucht. Schließlich bestreiten viele dadurch ihren Lebensunterhalt. Was tut man nicht alles, um ein echter Star zu sein!?
An Trash-TV-Shows wird ebenfalls kritisiert, dass dort so ziemlich alle Kandidat*innen den Schönheitsidealen entsprechen und somit wenig Vielfalt präsentiert wird. Menschen mit Beeinträchtigungen sind in den typischen Datingshows beispielsweise gar nicht vertreten.
Eigentlich sieht man ausschließlich super durchtrainierte, top gestylte Teilnehmer*innen, welche einen seinen eigenen Körper hinterfragen lassen können. Ebenso zeigt sich nicht selten, dass einige Kandidat*innen bereits mehrere schönheitsmedizinische Eingriffe vollzogen haben. Gerade das Glorifizieren und vor allem Normalisieren dieser Eingriffe ist dabei bedenklich. Laut der Mental Health Foundation sind fast 24% der 18-bis-24-Jährigen durch den Konsum von Trash-TV besorgt um ihr eigenes Körperbild.
Formate ohne Grenzen
Körperliche Ausschreitungen sind in der Trash-TVWelt leider keine Seltenheit. Einige Kandidaten wurden dafür bereits aus den Sendungen geschmissen. Doch muss es erst handgreiflich werden, bis die Produktion eingreift? Sind nicht auch verbale Übergriffe zu ahnden? Sascha Nolden war letztes Jahr Kandidat bei Ex on the Beach und traf in dem Format auf seine einstige Liebschaft Jill Lange. Ihm brannten die Leitungen durch. Er drohte ihr Gewalt an und trat gegen Blumentöpfe. Aber nicht nur er leistete sich so einen Fehltritt. Auch Kandidatin Leyla Lahouar ließ an dem Abend ihrer Wut freien Lauf und schlug auf ihren Ex Teezy ein. Sie musste ebenfalls ihre Koffer packen und die Show verlassen. Das alles innerhalb weniger Folgen.
Oft wird vieles darauf ausgerichtet, ein möglichst hohes Streitpotenzial hervorzurufen: Viel Alkohol, kein Zeitgefühl, keine Privatsphäre und Nominierungen, welche Kandidat*innen als nächstes gehen sollen, bilden den idealen Nährboden für Konflikte. Diese Ausschreitungen werden von den Sendern unkommentiert veröffentlicht. Die richtige Einordnung und Bewertung wird also dem Zuschauer*innen überlassen.
Dating und Beziehung
Beliebte Trash-TV-Formate sind vor allem Datingshows oder Couple Challenges, bei denen mehrere Paare gegeneinander antreten. Die dabei gezeigten Verhältnisse haben oftmals allerdings keinen Vorbildcharakter.
In vielen dieser Beziehungen sind sogenannte Red-Flags, also Warnzeichen, erkennbar. Diese deuten häufig auf toxische Beziehungen hin. Ein Begriff, der momentan zum Modewort geworden ist und den viele wahrscheinlich schon zu Hauf gehört haben.
Größere Diskussionen über das Zur-Schau-Stellen von bedenklichen Partnerschaften kamen durch Mike Cees auf. Er war 2021 zusammen mit seiner Freundin Michelle Teilnehmer beim Sommerhaus der Stars. Für die tägliche Kritik an seiner Partnerin sowie Vorgaben bei der Kleiderauswahl und dem Verhalten, erntete Mike reichlich Kritik. Viele Zuschauer*innen konnten nicht nachvollziehen, wie Michelle es in dieser Beziehung aushält.
Patrick Romer zeichnete im Sommerhaus der Stars ebenfalls ein Bild bedenklichen Verhaltens. Dauerhafte Erniedrigungen und Beleidigungen konnte er auch nicht sein lassen, wenn seine Partnerin Antonia bereits am Weinen war. Entschuldigungen seinerseits gab es dabei nur sehr selten. Die Schuld sah er in Antonia. Liebevolle Worte oder Nachfragen, wie es ihr geht: Fehlanzeige.
Der Rat von Freunden oder der Familie wird dabei ignoriert oder nicht ernst genommen. Oftmals möchte man seine Situation auch nicht anerkennen und rechtfertigt oder verteidigt seine Beziehung. Denn es gab ja auch gute Zeiten.
Speziell im Fernsehen erleben wir Dating und Beziehungsanbahnungen im Zeitraffer. Dort steht den Kandidat*innen nur ein sehr kurzer Zeitraum zum Kennen- und Liebenlernen zur Verfügung. Umso extremer sind dabei die Aufs und Abs. Eine „toxische“ Beziehung ist allerdings, laut Prof. Dr. Christian Roesler, kein wissenschaftlicher Begriff. Und in manchen Fällen muss man sich auch die Frage stellen, ob wirklich nur eine Person dieses Gift mit in die Beziehung bringt. Oft ist es auch das Zusammenspiel von Charaktereigenschaften, die letztlich zu einer dysfunktionalen Beziehung führen.
Leben in der Öffentlichkeit
Beziehungen oder auch nur bloße Annäherungen im Fernsehen werden einer breiten Öffentlichkeit präsentiert, weswegen das allgemeine Interesse auch nach Drehschluss einer Sendung weiterhin bestehen bleibt. Die Kandidaten laden letztlich dazu ein, ihr Verhältnis zu beurteilen. Sie werden dazu aufgefordert, Statements und Updates zu ihrem aktuellen