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Mama, wo bist du?

Ungefähr 25 Jahre hat ein Kalb vor sich. Ein Leben, das auf unterschiedliche Weisen verlaufen kann. Vielleicht wird das Kalb an der Seite der Mutterkuh im Familienverband groß werden. Vielleicht wird es dem Tier auch ganz anders ergehen.

Sobald das Kalb das Licht der Welt erblickt hat, entwickelt sich zwischen Mutter und Kind eine tiefgreifende Bindung. Die Mutter sucht ihr Kalb in den ersten Tagen am Geburtsort für das Säugen am Euter auf und leckt es ab. Oft reiben sie liebevoll ihre Köpfe aneinander. Rindern ist es möglich, einen Geruch in zehn Kilometern Entfernung wahrzunehmen und darüber hinaus sehen sie in der Ferne noch scharf. Durch Laute, Körperhaltungen und Pheromone verständigen sie sich. Zufriedenheit, Interesse und auch andere Emotionen, wie Wut, Leid und Angst können sie zum Ausdruck bringen.

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grund der Enge reagieren manche aggressiv. Der Boden besteht aus Beton oder aus Spaltenböden. Außerdem gibt es automatische Entmistungsanlagen, welche junge und geschwächte Rinder in den Gülleabfluss schieben.

Daher ist es wichtig, weiter über Catcalling und seine Folgen aufzuklären. Gerade viele Männer sehen oft nicht, wie sehr diese Form von sexueller Gewalt in unserer Gesellschaft verankert ist und, dass selbst ein nach außen harmlos erscheinender Kommentar, schwerwiegende Folgen mit sich trägt. Dabei sollten sich gerade die Menschen, die noch keine solche Erfahrungen machen mussten, bewusst sein, dass auch sie eine wichtige Rolle in der Bekämpfung einnehmen können. Sie können einen Dialog mit Belästigern aus der Freundesgruppe starten, aber auch den Opfern beistehen, sollte eine Tat beobachtet werden, wie bei Anastasia.

Der erste Schritt zur Bekämpfung bleibt die Aufklärung und leider wissen immer noch viel zu wenig Menschen Bescheid, was sich jeden Tag auf den Straßen abspielt.

Sozialbeziehungen sind wichtig für Rinder: Der Verlust von besten Freunden und Familienmitgliedern geht ihnen nahe. Ein Anführer kennzeichnet das komplexe Herdensystem, indem sich jedes Rind über seinen Status bewusst ist. Er wird nach Führungsqualitäten, wie Intelligenz und Erfahrenheit, ausgesucht. Die Tiere freuen sich über intellektuelle Herausforderungen und leben auf eine sozial vielschichtige Weise. Unter anderem können sie den Hebel einer Tränke für Wasser oder den Knopf an einer Maschine für Weizen betätigen.

Das Leben des Kalbs wird anders verlaufen, wird es von einer Milchkuh in der Intensivtierhaltung geboren. Das Leben startet schon von Anfang an anders, denn unmittelbar nach der Geburt wird das Kalb der Mutterkuh genommen. Die Nahrungsaufnahme erfolgt nun aus Eimern oder Getränkeautomaten. Mit einem heißen Brennstab werden dem Kalb dann die mit Nerven durchzogenen Hörner abgetrennt, welche eigentlich für Körperpflege und Wärmeregulierung nötig sind.

Liegeboxen, Fressgitter, Melkbereiche und Laufgänge: Sie definieren fortan das Zuhause des Kalbs. Fremde Kühe leben mit dem Tier in einer Halle, auf-

Im Gegensatz zu dieser Haltungsform, also der Laufstallhaltung, könnte das Kalb fortan auch in der Anbindehaltung leben. Um den Hals wird ein Gurt, Ketten oder ein Halsrahmen gelegt. Nun wird es im Anbindestand stehen und zwar fixiert. Dieser Ort vereint den Ess- und Liegeplatz. Sollte die Kuh es in der Enge schaffen, sich hinzulegen, liegt ihr Euter in ihren eigenen Exkrementen. Das durchgängige Stehen führt zu Muskelüberdehnungen, einer Fehlstellung der Vordergliedmaßen und Druckstellen sowie Geschwüren an den Klauen. Nach fünf bis sechs Jahren endet das Leben der Kuh.

In der konventionellen Weidehaltung wird das Kalb ebenfalls ohne Mutter groß. Es darf durchschnittlich 25 Wochen jährlich auf der Weide leben, den Rest des Jahres verbringt das Tier in eine der anderen beiden Haltungsformen. In diesen können natürliche Grundbedürfnisse nicht ausgelebt werden. Dazu gehören normalerweise Erkunden, Gehen, Grasen, Ruhen oder Galoppieren. Auch das Sozialverhalten kann nicht entfaltet werden.

2019 lebten in Deutschland von ungefähr 11,6 Millionen Rindern etwa vier Millionen Kühe in der Intensivtierhaltung. Allein für die Produktion von Milch. Wie das Leben des Kalbs aussehen wird, kann es selbst nicht beeinflussen. Angebot und Nachfrage bestimmen unseren Markt – sinkt die Nachfrage nach Produkten von Kühen aus der Intensivtierhaltung, sinkt auch das Angebot. Das Schicksal eines Individuums liegt in den Händen der Konsument*innen.

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