Don Pasquale

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das Werkzeug so selten gebrauchte. ‹Dieses Messer hat mir mein Vater ge­ schenkt, als er mir vergab und erlaubte, Musiker zu werden›, erzähl­te er mir: ‹Ich habe es immer bei mir, und wenn ich es auch wenig brauche, so habe ich es doch gern vor Augen, wenn ich komponiere; mir scheint, es macht mich reicher durch meines Vaters Segen›.» Ohne Klavier zu komponieren, als lese er eine in seinem Innern vorhande­ ne Partitur ab, hatte er von Jugend auf bei seinem Lehrer Simon Mayr gelernt und praktiziert, der ihm auch das intensive Studium der klassischen Komponis­ ten, insbesondere Haydns und Vivaldis empfohlen hatte. Komponieren war ihm «eine innere Notwendigkeit». Vieles, was der sehr introvertierte Mensch Doni­ zetti in Worten nicht sagte, formulierte sich in Musik. Sein Lebenswerk umfasst, ausser einund­siebzig vollendeten und acht unvollendeten Opern, drei grosse Oratorien, dreissig Kantaten, sechzehn Sinfonien, zweiundachzig Kammermu­ sikwerke, fünf Hymnen und eine Vielzahl von Liedern (u.a. zu Texten von Dante, Leopardi, Hugo): insgesamt sechshundertelf Vokal‑ und Instrumental­ werke. So «leicht» er auch komponierte, seine Instrumentation war meisterhaft (selbst Berlioz billigte ihm das lobend zu). Der Zwang, Opern schnell zu kom­ ponieren, war zu seiner Zeit noch die Regel, nicht zuletzt wegen der Säumigkeit der überforderten Librettisten; Donizetti versuchte, die fehlende Zeit durch «Nonstop‑Arbeit» wieder aufzuholen. Seine musikalische Phanta­sie war uner­ schöpflich, aber er vermied, was viele, auch Rossini praktizierten: «vor­weg» zu kom­po­nieren und den Text dann «anzugleichen». Das Übermass an Arbeit, das viele Reisen, Ärger mit Primadonnen, Libret­ tisten und mit der Zensur überforderten seine Physis. Ab 1842 tauchen in seinen Briefen immer häufiger Klagen über seinen Gesundheitszustand auf. Die gleiche Krankheit (Tabes dorsa­lis), an der auch Rossini, Schubert, Hugo Wolf starben, überfiel ihn mit steigender Heftigkeit. 1844 muss er zum ersten Mal darauf verzichten, eine neue Oper selbst einzustudieren, weil ihm die Reise nach Neapel zu schwer fällt. Die Caterina Cornaro erlebte auch prompt einen Miss­ erfolg, den sie, wie sich jüngst herausstellte, nicht verdiente. Trotz seines Leidens aber bietet er Verdi an, der seinen Ernani in Wien nicht selbst vorbereiten kann, die Einstudierung für ihn zu übernehmen. Verdi nahm dieses freundschaftlichkollegiale Angebot auch gern an, lehnte aber nach des Komponisten Tod ab, ein

Das komplette Programmbuch können Sie auf www.opernhaus.ch/shop oder am Vorstellungsabend im Foyer des Opernhauses erwerben


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