MAG 58: Faust – Das Ballett

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Drei Fragen an Andreas Homoki

Ein Blick voraus Herr Homoki, der Spielplan für die Saison 2018/19 ist veröffentlicht. Was sind die programmatischen Höhe­punkte? Für mich persönlich gehört vor allem Sweeney Todd von Stephen Sond­ heim dazu. Wir bringen mit diesem Stück zum ersten Mal ein Musical auf die Bühne des Opernhauses. Es ist zwar ein Musical mit einem opernhaften Gestus, aber dennoch öffnen wir hier unseren Spielplan noch einmal für ein neues Genre. Ein besonderes Gewicht verleiht Bryn Terfel dieser Produktion. Für mich ist er einer der ganz Grossen unter den Sängern unserer Zeit. Wir haben ihn gerade wieder als Fliegen­ den Holländer an unserem Haus erle­ ben dürfen. Er liebt Sweeney Todd und hat grosse Lust, diese Titelpartie bei uns zu singen. Ich selbst werde Regie führen, und natürlich hoffen wir, dass uns eine exemplarische Produktion die­ ses Stücks für den Rahmen eines Opernhauses gelingt. Welche Produktionen sind profilgebend für die kommende Saison? Wir führen die Programmlinien fort, die wir seit Jahren verfolgen. Wir präsen­ tieren mit Nabucco einen neuen Verdi, wenden uns im Barock mit Hippolyte et Aricie von Jean-Philippe Rameau einer der schönsten Opern des französischen Repertoires zu, setzen bei der zeitge­ nössischen Oper einen wichtigen Akzent mit György Ligetis genialer Operngro­ tes­ke Le Grand Macabre. Und wir ha­ ben, wie in jeder Spielzeit, einen starken Auftritt unserer Ballettcompagnie im Programm. Christian Spuck ist immer auf der Suche nach wagemutigen, über die Gattungsgrenzen hinausweisenden Projekten. In der kommenden Spiel­zeit wird er Franz Schuberts Winterreise choreografieren. Das ist eine Produk­ tion, die wir alle mit grosser Spannung erwarten. Die Moderne wird in Form eines vierteiligen Abends vertreten sein, die ausschliesslich dem Choreografen-­

Grossmeister Jiří Kylián gewidmet ist, und der Stuttgarter Choreograf Marco Goecke zeigt den gefeierten Bal­ lett­abend, den er auf die Tänzer­legen­­de Vaslav Nijinski kreiert hat. Für mich per­sönlich gehört auch die Sai­son­­er­­ öffnung zu den Höhepunkten: Vladimir Jurowski, der gerade zum künftigen GMD der Bayerischen Staatsoper gekürt wurde, und Barrie Kosky werden mit Franz Schrekers Die Gezeichneten eine skandalumwitterte und lange vergessene Oper aus der frühen Moder­ne erar­ beiten. Der russische Regisseur Kirill Serebrennikov wird Mozarts Così fan tutte neu inszenieren. Er ist aber mit schwer nachvollziehbaren Anschuldigungen ins Visier der russischen Justiz geraten und steht seit Oktober 2017 unter strengem Hausarrest. Wie kann er unter diesen Bedingungen in Zürich inszenieren? Kirill Serebrennikov ist ein Regisseur, der mich schon länger interessiert. Wir haben die Così-Neuproduktion schon lange vor seinem Hausarrest ab­gesprochen. Er war im vergangenen Jahr auch in Zürich, um unser Haus kennenzulernen und konzeptionelle Gespräche zu führen. Deshalb sind wir sehr entschlossen, diese geplante Arbeit auch auf die Bühne zu bringen. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Freiheit der Kunst durch politische Ein­ flussnahme angegriffen wird. Und natürlich haben wir zwangsläufig auch darüber nachgedacht, was zu tun ist, falls Kirill nicht ausreisen darf. Da er nicht nur Regie führt, sondern auch selbst das Büh­nenbild und die Kostüme macht, arbeitet er in jedem Bereich sehr eng mit Assistenten zu­ sammen. Wenn er tatsächlich zu Proben­ beginn im Herbst nicht nach Zürich kommen kann, werden seine Mitarbeiter die Inszenierung realisieren. Aber wir hoffen natürlich, dass es dazu nicht kommt.

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