OPAK #05

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Musik — We Have Band

WE HAVE BAND

Text — J A N S C H I M M A N G

Das bisschen besser

rei Freunde, eine Ehe, unzählige Live-Shows und das Debütalbum: We Have Band aus London referenzieren wie so viele den Pop-Appeal der cleanen Achtziger – und klingen trotzdem angenehm anders. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis Dede, Thomas und Darren soweit waren, dass sie ihr erstes Album veröffentlichen wollten. „Wir hatten es fertig geschrieben, aber wir haben uns entschieden, erst ausgiebig zu touren, bevor wir es final einspielen. Im Gegensatz zu anderen Bands, die ihr Album raushauen, bevor sie es live gespielt haben. Während des Tourens haben sich die Songs weiter entwickelt“, erzählt Thomas. Normalerweise müsste man erklären, welchen Part er bei We Have Band übernimmt. Doch die drei funktionieren als Personalunion, jeder macht scheinbar alles, vom Gesang bis zur Percussion. „Ich denke, dass es wichtig ist, dass dich die Leute von der Bühne kennen, bevor du etwas veröffentlichst. Klar, sie könnten dich aus Magazinen kennen, auch okay. Aber wenn sie dich live gesehen haben, ist das eine echte Erfahrung“, analysiert Darren. Schon vor zwei Jahren gab es einige ihrer Songs als Free-Download im Netz, sie begeisterten Blogs und warfen eine Frage auf: Woher nimmt diese Band ihre beeindruckende Akribie? Jede Note sitzt, jedes Visual ist stimmig, jede Bewegung passt. We Have Band verstehen ihre künstlerische Ästhetik als Gesamtkonzept, fast schon im Sinne einer Corporate Identity, vom Artwork bis zum Video-Clip. „Man könnte behaupten, dass dies der Tatsache geschuldet ist, dass wir nie viel Geld hatten“, erklärt Darren. „Den Grafiker Sam Ashby lernten wir über Tom Ellis kennen, der unser erstes Video „Oh“ gedreht hat. Wir arbeiten nicht gerade mit den bekanntesten und teuersten Künstlern zusammen. Aber mit denen, deren Ideen wir vertrauen“, resümiert Thomas. „Unsere Musik hat Leute angesprochen, die ähnliche kreative Visionen haben“, ergänzt Dede.

Stilistisch wagen We Have Band kein Experiment, auch sie verweisen ziemlich en vogue im Wesentlichen auf den Synthie-Sound der 80s-Disco. „Natürlich mögen wir Human League oder Talking Heads. Aber diese Bands sind für uns nicht wichtiger als zum Beispiel The Rapture oder Radiohead“, betont Thomas. Dabei liegt ihren Tracks immer der Ansatz des klassischen Songwritings zugrunde, das ihren Stücken eine erstaunliche Tiefe verleiht – eine Catchyness, die sie von jedem Revival und Hype absetzt. Abgesehen davon ist allein die personelle Konstellation bei We Have Band besonders. Dede und Thomas sind ein Ehepaar, alle drei waren schon befreundet, bevor sie Musik machten. „Bei vielen Bands ist es genau umgekehrt. Und manchmal stellen sie später fest, dass sie sich gar nicht mögen“, lacht Darren, der wie Thomas schon zuvor in anderen Gruppen spielte. „Aber Dede war für die Bühne eine echte Jungfrau“, weiß ihr Ehemann, der ihre Beziehung innerhalb des Trios als unkompliziert beschreibt. „Schwieriger wäre es für mich, mit jemandem verheiratet We Have Band – WHB zu sein, der nicht mit mir in einer (Naïve/Indigo, Band spielt. Das muss wirklich bereits veröffenteine Herausforderung sein, man licht) ist ja als Musiker nie zu Hause.“ Gelebter Pragmatismus, der sich auch auf ihrem Debüt widerspiegelt: Alles ist dem Streben nach dem großen Hit unterworfen – und selten wurde dieser Grundsatz des Pop so galant perfektioniert.

Foto — S T E P A H N I E L E H M A N N

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