Överblick Okt./Nov. 2016

Page 5

Koultour | Region

Grünkohlorden selbstgemacht Über die königlichen Insignien einer Kohltour

D

Glitzersternen geschmückt wird, eine mit Flachmännern und Mett­ würstchen behängte, essbare Kette oder Zepter und Reichsap­ fel in Form eines Kochlöffels und eines gold­besprühten Obst­ stückes aus Plastik. Für alle, die ihre Kreativität selbst ausleben möchten, empfiehlt das Kohl & Pinkel­Buch: „In Geschäften mit Bastelbedarf findet man sicher noch mehr Anregungen für sei­ nen ganz individuelle Kohlor­ den“. Eine Anregung für einen selbstgestalteten Kohlorden, der auch gern ausgeschnitten, auf Pappe geklebt und bei der nächsten Kohltour verwendet werden darf, hat unsere Mitar­ beiterin Brigitte Meyer für unsere Leser gestaltet (siehe Foto links). (uc)

er Winter ist in Sicht, und damit geht die Pla­ nungszeit für die Kohltouren in die heiße Phase. Der Hö­ hepunkt einer solchen Ver­ gnügung ist die Ernennung des Kohlkönigs, der dann automatisch für die Orga­ nisation der nächsten Tour verantwortlich ist. Natürlich gehört zu einer solchen Krö­ nung auch die Verleihung der entsprechenden Insigni­ en. Wir haben uns umge­ hört, was da in unserer Region so gebräuchlich ist.

„Der klassische Unterkiefer­ knochen des Ebers hat als Fressorden inzwischen ausge­ dient“, erzählt Henning Prüser, der als Wirt von Prüsers Gast­ haus in Hellwege schon zahlrei­ che Kohlbälle erlebt hat. Ansonsten seien ihm schon die unterschiedlichsten „Herrschafts­ symbole“ begegnet, von der Pappkrone einer Fastfood­Kette bis zum silbernen oder goldenen Orden zum Umhängen. Aus Holz geschnitzte Kronen Besonders in Erinnerung ge­ blieben ist ihm die Kohltour des Motorradclubs Hellwege: König und Königin bekamen handge­ schnitzte Holzkronen aufs Haupt gesetzt. Die Krone des Königs hatte auf den Zacken kleine Nä­ gel, auf die Miniwürstche ge­ spießt waren. Die Königinnen­ Krone bestand aus geschnitztem und ineinander verschlungenem Flechtwerk. Gefertigt hatte sie der Holzkünstler Peter Kumme­ row, der als Gast an den Kohl­ touren der Biker teilnahm und sogar einmal die Ehre hatte, als Kohlkönig die Krone selbst für ein Jahr mit nach Hause nehmen zu dürfen. Die Tradition mit dem Unter­ kieferknochen ist auch Jens Be­ cker vom Drosselhof in Hagen­Grinden bekannt. „Meis­ tens wird er an denjenigen ver­ liehen, der am meisten essen kann“, weiß der Gastwirt und Campingplatzbesitzer. Es werde das berühmte Vorher­Nachher­ Wiegen veranstaltet, um die www.oeverblick.de

Menge des verspeisten Grün­ kohls zu ermitteln. Laut Becker gibt es auch viele traditionelle Spiele, bei denen es um den nächsten Würdenträger gehe. Der Gastronom setzt bei seinen Touren auf eher ungewöhnliche Herausforderungen: Dazu zäh­ len der in unserer Region eher seltener betriebene „ostfriesische Volkssport“ Bosseln oder das Schießen mit Pfeil und Bogen. Für die Gewinner gibt es dann eine von Becker persönlich ge­ staltete Drosselhof­Urkunde. Auf Wunsch werden auch Pokale überreicht. Kohlkönige werden in Messingschilder graviert In Kirchlinteln­Bendingbostel hingegen sind weiterhin Schwei­ neknochen gebräuchlich. Aller­ dings nicht die Unterkiefer, sondern der flache Schulter­ knochen, auf den mit Filzstift die jeweiligen Jahressieger vermerkt werden. Diese Informationen ha­ ben wir von Inge Neuhäuser von der Gaststätte Zwitscherstüb­ chen. Fertige Orden sind bei Uhrma­ chern, Juwelieren oder Gold­ schmieden erhältlich oder können nach speziellen Wün­ sche individuell hergestellt wer­ den. Mit einer Neuanfertigung

wurde Katharina Ramck von der Verdener Goldschmiede Krempel bisher noch nicht beauftragt. „Wir gravieren jedoch häufiger die Plaketten, auf denen die Kohlkönige vermerkt sind“, sagt die Goldschmiedemeisterin. Die­ se Metallschilder werden dann üblicherweise an den Orden in Form eines Messingschweines gehängt oder an der Umhänge­ kette befestigt. Materialien gibt es im Bastelbedarf Zahlreiche weitere Ideen für königliche Insignien sind im „Kohl & Pinkel Buch“ der Edition Temmen (Bremen) zu finden. Dazu gehören ein Königshut aus Stroh, der mit Goldlametta und

20 Jahre Överblick

5


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.