BHB #7 Baubiologie

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BAUBIOLOGIE

Farbgebung Farbe, Farbgebung ist in allen Kulturen ein wichtiger Aspekt des täglichen Lebens. In unserer polyglotten Welt ist uns natürlich bekannt, dass in den verschiedenen Kulturen Farben unterschiedliche Bedeutung haben. Der große Dichter Johann Wolfgang von Goethe hat mit seiner Farbenlehre den Versuch unternommen, alle zu seiner Zeit bekannten Phänomene und Aspekte zusammenzustellen und somit zugänglich zu machen. Seither beschäftigen sich viele Künstler und Wissenschaftler mit dem Themenfeld Farbe aus je unterschiedlichen Gesichtspunkten. Heute blättern wir im Internet unter Google und Wikipedia, um Informationen zu bekommen. Aus all diesen Daten lassen sich die folgenden Punkte herausfiltern, die für den Bereich des Bauens wichtig sein können: – Der Farbenkreis (Grundfarben, Komplementärfarben, RAL Farben) – Form und Farbe – Die räumliche Wirkung von Farben – Der Ausdrucksgehalt von Farben – Die Farbpsychologie Farben haben also verschiedene Funktionen, einmal als Hilfe zur Orientierung und als Ordnungsprinzip, wie beispielsweise im Verkehrsgeschehen, dann als Mittel zur Arbeitserleichterung, auch als psychologische Wirkung und für subjektive Erlebnisse. Und natürlich bedienen sich Künstler und Architekten der Farben, um ihre Vorstellungen und Botschaften den Betrachtern mitzuteilen. Der Farbenkreis: Zuerst unterscheiden wir zwischen bunten Farben (rot, gelb, blau usw.) und den unbunten Farben (weiß, schwarz, grau). Der Farbkreis enthält in der Standardbetrachtung zwölf Farben, aufbauend auf den drei Grundfarben rot, gelb und blau. Auf diesen Grundfarben können alle weiteren Farben und Farbtöne aufgebaut werden. Die Standardfarben können durch die Beimischung von unbunten Anteilen zusätzlich abgestuft und verändert werden. Somit bekommen wir eine beinahe unbegrenzte Auswahl an Möglichkeiten und Varianten. 212


BAUBIOLOGIE

GELB

GELBORANGE

ROTORANGE

DER FARBENKREIS

ROT

Summe aller Farben WEISS

GRÜN

BLAUGRÜN

BLAU

ROTVIOLETT

BLAUVIOLETT

VIOLETT

Fehlen aller Farben SCHWARZ BAUBIOLOGIE

ORANGE

GELBGRÜN

Die Komplementärfarben sind jene, die physiologisch vom Auge als Ausgleichs-, Ergänzungs- oder Gegenfarben gebildet werden. Wird beispielsweise längere Zeit ein roter Punkt betrachtet und man schließt danach das Auge, so wird für ein kurze Zeit und dann abschwächend ein grüner Punkt wahrgenommen. Im Farbkreis liegen diese Komplementäre einander genau gegenüber. Der einzelne Farbton umreißt die Zuordnung und die Abstufung eines Farbwertes im Verhältnis zur idealen Basisfarbe. Farbe und Bauwerk: Die Farbgebung unserer Bauten geschieht entweder durch die verwendeten Materialien selbst (Ziegel, Beton, Holz, Naturstein, Metalle usw.) oder durch Anstriche, Lackierungen oder auch Verputze, Beschichtungen usw. Nicht vergessen dürfen wir bei der Planung der Farbgebung, dass die Räume möbliert werden, belebt und benützt werden und dadurch ebenfalls Farben und Farbtöne unser Leben begleiten. Für die Anwendung von Farbe bei unseren Häusern wäre es sehr wichtig, dass die gewählte Art der statischen Struktur nicht zuwiderläuft, dass nicht dort, wo es konstruktiv unsinnig ist, markante Zeichen gesetzt werden, oder die wesentlichen Elemente der Gebäudestatik konterkariert werden. 213


BAUBIOLOGIE

Farben im Außenbereich Im Außenbereich sollen die Farben von einander benachbarten Objekten ebenfalls sinnvoll aufeinander abgestimmt sein, wenn wir ein harmonisches Orts- bzw. Siedlungsbild wollen und zudem unsere Bauten in den Landschaftsraum eingebettet sein sollen. Diesbezüglich gibt es auch in der OÖ Baugesetzgebung entsprechende Hinweise und Vorschriften. Nicht alles ist erlaubt, was subjektiv gefällt. Man kann die Grundfarben von Materialien (Baustoffen) entweder so nützen, wie sie sind, oder verfeinern, oder mit zunehmender Intensität von der Lasur bis zu Anstrich und Beschichtung auch verändern. Eine große Fläche sollte nur eine Hauptfarbe aufweisen, wenn zwei Farben auf einer Fläche angeordnet werden, dann ist es günstig, wenn eine davon deutlich dominiert. Mehr als zwei Farben erzeugen beim Betrachter immer eine Unentschiedenheit im Ausdruck, bis zur Unsicherheit. Auf einem unbunten Hintergrund wirken die bunten Farben besonders intensiv und leuchtend. Bei großen Flächen ist es günstig, Farben mit ähnlichem Reflexionsgrad zu wählen, dadurch können visuelle gut wahrnehmbare Kontraste ohne wesentliche Leuchtdichtenkontraste (Helligkeitskontraste) erzielt werden. Dies ist eine Voraussetzung für die Gewährleistung eines guten Erkennens. Bei großen Flächen und großen Gegenständen sollten außerdem keine reinen Farben zur Anwendung kommen, damit die Netzhaut nicht einseitig belastet wird (Vermeidung der Erzeugung von Nachbildern in Komplementärfarbe). Kräftige Farbgebung sollte einen verständlichen Grund haben, in Arbeitsstätten beispielsweise den Aspekt der Sicherheit. Die räumliche Wirkung von Farben: Einzelne Farben haben ihre besondere Wirkung auf uns Menschen, die zwar individuell unterschiedlich stark, aber innerhalb eines Kulturraumes ähnlich ist. Die wichtigsten Wirkungen betreffen die Distanz, die Temperatur und die Psyche. 214


BAUBIOLOGIE

Lebensbereiche, die das gesunde Bauen mitbestimmt

HEILPFLANZEN positive Wirkung auf organisch lebendiges Baumaterial

PSYCHE Berücksichtigung psychischer Bedürfnisse

GEISTIGE GESETZE Erkennen geistige Gesetze & Verwirklichung im Bauwerk

GESUNDES BAUEN und WOHNEN

UMWELTSCHUTZ saubere, gesunde Luft, Erde, Wasser, Sonnenlicht

KULTUR& FREIZEIT GESTALTUNG kulturelle ästhetische Impulse, Nachbarschaftshilfe

ARBEITSWELT Wohnbedürfnisse BIOTECHNIK Baumethoden Forschung

NATUR GEMÄSSER LAND- & GARTENBAU, Einbildung in die Wohnumwelt

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RADIÄSTHESIE Kraftzentren, positive Standorte

Dunkle Farben reduzieren Distanzen, wirken eher bedrückend und entmutigend, aber auch würdevoll und erschweren die Reinigung. Helle Farben wirken dagegen aufweitend, lassen Räume größer erscheinen, wir empfinden sie als freundlich, heiter, aber auch leger und manchmal steril und sie verpflichten zu mehr Sauberkeit. Die räumliche Wirkung ist abhängig von der Größe des Raumes, seiner Belichtung und auch seiner Funktion. Allgemein darf gesagt werden, dass eine zu bunte räumliche Gestaltung für uns Menschen auf Dauer eher belastet als unterstützt, andererseits aber die Räume auch nicht zu eintönig sein sollen. Warme und helle Farben wirken an der Wand anregend, ebenso an der Decke, am Boden anhebend. Warme und dunkle Farben wirken an den Wänden kraftvoll umschließend, an der Decke abschließend bis schwer, am Boden fest, griffig, irdisch. 215


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Kalte und helle Farben wirken an der Wand kühl, distanziert bis neutral, an der Decke auflichtend erhöhend, am Boden glatt, zum Laufen anregend bis leichtschwebend. Kalte und dunkle Farben wirken an der Wand kalt bis düster, schwermütig, einengend, an der Decke düster, schwer bis bedrohlich, am Boden schwer, stabil, kräftig-tragend. Farbpsychologie: Hiefür gibt es viele Quellen, es lassen sich aber für den europäisch-abendländischen Kulturkreis einige Aspekte als gemeinsame Aspekte herauslesen. Sie sollen im Folgenden kurz zusammengefasst werden. Schlafplatz mit eingezeichneten Reiz­strei­fen Krankheit: Gesichtskrebs Quelle: Curry M. “Das Reak­ tions­­system als krankheitsauslösender Faktor” Neudruck Mün­chen 1978

Rot: Farbe des Blutes, des Lebens, der Seele, der Liebe, der Leidenschaft, in dunkleren Tönungen auch Farbe der Macht (Purpur), aber auch Farbe der Aggression, des Hasses und Zornes, des Feuers, der Gefahr. Farbe der Treue, des Glücks, der Lebensfreude, der Gelb: Freundlichkeit, der Sonne, assoziiert zur Farbe Gold, aber negativ auch Farbe der Galle, der Eifersucht, des Neides und Geizes. Grün: Farbe der Natur, der Mitte, das Ausgleichs, der Entspannung, des Frühlings, der Durchsetzungsfähigkeit, der Jugend, aber auch des Frostes, des Giftes, des Dämonischen. Blau: Farbe des Himmels, der Weite und Ferne, Farbe des Wassers, der Klarheit, des logischen Denkens, der Rationalität, aber auch des Rausches und Traumes. Blau symbolisiert Distanz, Pflichtbewusstsein, Gewissenhaftigkeit, Harmonie, Ruhe, Zufriedenheit, aber auch Mühe.

Schlafplatz mit eingezeichneten Reiz­strei­fen Krankheit: Ischias rechts, Wirbelsäulensyndrom Quelle: Hartmann E., „Krankheit als Stand­ort­problem“, Heidelberg 1976

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Violett: Farbe der Genügsamkeit, der Einsamkeit, der stillen Trauer, aber auch der Eitelkeit und des Egoismus. Farbe der Macht und Autorität bei Violett mit stärkerem Rotanteil Grau bis Schwarz: Farbe der Distanz, der Trauer, der Autorität, der Macht, der Eleganz, der Würde, der Unbestimmtheit und Un­ sicherheit, Farbe der Unreinheit


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Weiß: Farbe der Weisheit, Reinheit, Sauberkeit, Unschuld, der Neutralität, aber auch Unbestimmtheit und Anonymität. Wirklich negative Assoziationen mit Weiß gibt es in unserem Kulturkreis nicht. Anders in Ostasien, dort ist weiß die Farbe der Trauer und des Todes. Weiß lässt sich mit allen anderen Farben kombinieren, gemeinsam mit (natürlichem und künstlichem) Licht können vielfältige Raumwirkungen entstehen. Es genügen meist wenige Gramm einer anderen Farbe je Liter Reinweiß. Dies wussten beispielsweise die Maler des Barock. Rot und Gelb gelten als warme Farben, blau ist eine kalte Farbe, grün und violett sind je nach ihrem Gelb- bzw. Rot- Anteil wärmer oder kälter wirkend.

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Jeder Mensch hat seine Lieblingsfarben, die im persönlichen Umfeld auch gewünscht sind. Ihr Planer wird Sie entsprechend beraten und unterstützen, überlegen Sie aber, dass Ihr Haus Jahrzehnte das einmal gewählte Erscheinungsbild haben wird, deshalb ist es grundsätzlich empfehlenswert, nicht unbedingt eine aktuelle Mode einzusetzen. Und denken Sie auch daran, dass das Haus einem Alterungsprozess unterliegt, welcher sich entweder möglichst schonend und harmonisch optisch abzeichnen sollte oder aber durch geeignete Materialwahl und Farbgebung über einen langen Zeitraum unbemerkt bleiben kann.

Der Schlafplatz

Überlagerung von Reaktionszonen in einem Schlafraum 217


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