Marktordnung für Lobbyisten

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B EGRÜNDUNG UND E RLÄUTERUNGEN

„Mitarbeiter“ unter der Rubrik „Vorherige Tä-

weilig in ihren Dienststellen entbehrlich und

tigkeit“ notiert: „Keine“. Und ein Bundesminis-

weder so teuer noch so kompetent sind, dass

terium hat für die Verwendung des Externen

sie unbedingt gehalten werden müssten. Bei

eine „Teilzeittätigkeit in der Bibliothek, um die

einigen anderen der in Rede stehenden Perso-

nach Auslagerung verbliebenen Bestandteile

nen können als Grund für die zeitweilige Füh-

zu betreuen“, angegeben.

rung als Externe spezielle parteipolitische und

Aufgrund der geringen Fallzahl ist davon

persönliche Beziehungen ins Ministerium an-

auszugehen, dass die lobbyistische Unterwan-

genommen werden. Es handelt sich dann um

derung der Exekutive zumindest auf diesem

Gefälligkeiten, nicht um Lobbyismus. Je höher

Wege entweder blockiert wurde oder aber nicht

allerdings Position, Kompetenz und Gehalt im

zu den bevorzugten Strategien von Unterneh-

entsendenden Betrieb sind, desto eher liegt die

men und Verbänden zählt. Gleichwohl ist die

Vermutung nahe, dass es sich nicht um eine

Vorteilsgewinnung in einigen – wenngleich be-

Abstellung handelt, die nur im Interesse des

grenzten – Regulierungsbereichen für die we-

Ministeriums liegt. Dies wird vereinzelt tat-

nigen Unternehmen und Verbände, die Externe

sächlich mit der Abkürzung von Interessenkon-

stellen, nicht völlig von der Hand zu weisen,

flikten im Ministerium begründet. Doch handelt

sind also mögliche Verstöße gegen das Gebot

es sich insbesondere dann um eine nicht ver-

der Chancengleichheit respektive Wettbe-

tretbare Privilegierung von Einzelinteressen,

werbsneutralität zu konstatieren.

die jedes funktionale Argument pro Lobbyis-

Auch zur Begründung der „Externen“ in Mi-

mus ad absurdum führt.

nisterien wird die Austauschmetapher bemüht.

Dass der „Austausch“ auf niedrigem Niveau

Faktisch gibt es aber kein systematisches Aus-

stagniert, hat Gründe. Tatsächlich würde eine

„Argument“

tauschprogramm in großem Stil. Die Ambition

substanzielle Erhöhung des Personalaustau-

Austausch

jedenfalls, den Austausch zwischen der Exeku-

sches oder gar eine permanente Personalzir-

tive und diversen gesellschaftlichen Sektoren,

kulation sogar die Funktionsfähigkeit der Sub-

von der Ökonomie bis zur Zivilgesellschaft,

systeme gefährden, anstatt sie zu stärken. Sie

voranzutreiben, ist in dem Bereich, den die Ver-

leben von einem stabilen Bestand an kommuni-

waltungsvorschrift reguliert, mangels Masse

kationsfähigem Personal und nicht von noma-

völlig unerheblich. Das „Systemproblem“, die

disierenden, vagabundierenden und rotieren-

Überwindung kommunikativer Schranken zwi-

den Wanderern zwischen den Welten. Wirt-

schen Politik, Ökonomie und anderen gesell-

schaft bleibt Wirtschaft und Politik bleibt Poli-

schaftlichen Subsystemen, wird durch die In-

tik. Das Austauschproblem ist ein Kommunika-

korporation Externer in die Bundesverwaltung

tionsproblem, kein Mobilitätsproblem. Es wird

so wenig gelöst wie durch Seitenwechsler. In

tagtäglich durch intersystemische Kommunika-

einigen Fällen handelt es sich wohl eher um

tion gelöst und nicht durch Mobilität zwischen

„Schnupperpraktika“ von Personen, die zeit-

den Systemen. Personale Diffusionsprozesse

Fragwürdiges

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