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Oberstdorfer Oster-traditionen

Palmesel, Heiliggrab und Auferstandener

Ostern ist das älteste sowie größte der drei Hauptfeste im Kirchenjahr der christlichen Kirchen und zugleich einer der großen Brauchkomplexe im Jahreslauf. Christen gedenken in der Karwoche des Todes und der Auferstehung Jesu Christi.

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traditionsgemäß beginnt am Palmsonntag in Oberstdorf die Einstimmung auf die Karwoche und das auferstehungsfest Ostern mit der Palmsonntags-Prozession Damit sollen bei den Gläubigen die Erinnerung an den Einzug in Jerusalem wachgerufen werden, bei der Jesus von Palmwedeln umkränzt auf einem Esel durch die Stadt ritt Seit vielen Jahrhunderten wird diese tradition in Oberstdorf gepflegt Ursprünglich musste der Dorfpfarrer die symbolisch des Gottessohnes verkörpern und dem Prozessionszug voran auf einem echten Grautier durchs Dorf zu Kirche reiten Da diese Ritte wegen der sprichwörtlichen Sturheit dieses Reittiers nicht immer so verliefen wie gedacht, kam man auf die Idee, statt des lebendigen Esels eine lebensecht geschnitzte und bemalte Eselsfigur mit Rädern für den Palmsonntagsritt zu verwenden Da der geistlichen Obrigkeit in augsburg aber zugetragen wurde, dass der oft zu reichliche alkoholkonsum der Eselszieher nicht der Würde des anlasses entsprach, wurde das Eselziehen am Palmsonntag verboten Um ganz sicher zu gehen, dass auch keiner gegen dieses bischöfliche Edikt verstieß, sandte die Fürstbischöfliche Verwaltung „Eselsschlächter“ aus, die alle hölzernen Palmesel zersägen und verbrennen sollten Zum Glück überstand der 1729 von dem einheimischen Künstler Franz Xaver Schmädl geschnitzte Oberstdorfer Palmesel mit einem sitzenden Christusbild in einem Versteck nicht nur diese Barbarei, sondern auch den „großen Brand“ von 1865 unbeschadet, weil das

kunstvolle Schnitzwerk damals zufällig in der Seelenkapelle stand, die wie ein Wunder von der Feuersbrunst verschont blieb Seit 1903 hat der Schmädel'sche Palmesel – bis auf die Karwoche – seinen Standplatz in der Josefskapelle von loretto aber am Palmsonntag wird er zur Oberstdorfer Pfarrkirche gebracht, in die er dann zu Beginn des hauptgottesdienst feierlich Einzug hält In der Karwoche bleibt der Palmesel im Mittelgang des Oberstdorfer Gotteshauses vor dem altarraum aufgestellt Von Karfreitag bis zum „Weißen Sonntag“ ist vor dem altar der Josefskapelle in loretto das „heilige Grab Christi“ aufgestellt Dieses aus holz und leinwand gefertigte sakrale Kunstwerk aus der anfangszeit des 19 Jahrhunderts von Malern in Rom gemalt, die sich „nazarener“ nannten Ursprünglichgehörten diese Künstler der 1809 in Wien gegründeten „lukasbruderschaft“ an Die aus mehreren teilen zusammengesetzte Szenenmalerei zeigt den leichnam Christi in der geöffneten Gruft, umgeben von Wächter- und leuchterengeln In einer Gloriole unter dem Kreuz mit einer verschleierten Monstranz im Zentrum ist das „lamm Gottes“ dargestellt am Spätnachmittag des Karfreitags versammeln sich hier die Gläubigen, um in stillem Gebet der Kreuzigung und Grablegung Jesu zu gedenken In der appachkapelle des loretto-Ensembles, die 1493 geweiht wurde und das älteste sakralen Bauwerk der drei Kapellen ist, steht auf einer altarplatte aus rotem Oberstdorfer traufbachmarmor eine auf das frühe 17 Jahrhundert datierte österliche holzskulptur des auferstandenen Christus Diese wertvolle Figur wurde 1973 aus der appachkapelle entwendet, glücklicherweise aber später – wenn auch beschädigt – zurückgebracht nach seiner Restaurierung steht die Figur des auferstandenen, die zu Ostern liebevoll mit Frühlingsblumen geschmückt wird, inmitten kunsthistorisch beachtlicher gotischer Wandmalereien aus der Entstehungszeit der Kapelle