Tiere Furlane #24

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„Im Herbst brennt der Karst.“ So heißt es, wenn sich die Perückensträucher in kräftiges Rot färben. Foto: Stefano Zanini.

war Monrupino ursprünglich so ein castilliere, Reste davon sind gleich unterhalb der noch bestehenden Burg mit Kirche erhalten. Ein Spaziergang weiter unten beim Ort Rupinpiccolo führt zu dem bekanntesten dieser castillieri, wesentliche Teile der Mauern auf dem Hügel und rundum sind zu sehen, wenn man zwischen Gebüsch und kleinen Bäumen umher wandert. Später nützten die Römer das Material für ihre Bauten in Tergeste, wie Triest damals hieß. In den folgenden Jahrhunderten waren diese Gesteine quer durch Europa beliebt. Karstmarmore wurden sie genannt, auch wenn sie gesteinswissenschaftlich betrachtet keine klassischen Marmore sind, sondern bioklastische Kalke, also aus Trümmern von Organismenresten wie Muschelschalen gebildet. Wer nach Besichtigung des castilliere von Rupinpiccolo noch ein paar Schritte auf die andere Straßenseite macht, stößt auf einen der kleinen Schacht-Steinbrüche, in denen Karstmarmor

abgebaut wurde. Von Sprüngen und eisenhaltigen Adern durchzogen präsentieren sich die Wände der italienisch cava genannten Abbauzone als riesige glatte Flächen. Eine Informationstafel klärt auf: „Die Kalke des Karstes wurden verwendet für Konstruktion und als Dekorsteine......zum Beispiel beim Parlament in Wien, dem Kunsthistorischen Museum und der Hofburg, der Oper in Budapest, dem Hauptbahnhof in Mailand........“ Der bekannteste und größte Steinbruch des Karstes ist der von Aurisina direkt am Meer. Auch er geht auf die Römer

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Der österreichische Künstler Valentin Oman assoziiert in seinem Bild Das Rot des Karst mit der blutigen Vergangenheit beider Weltkriege.

zurück. Mitte des 19.Jahrhunderts wurde er reaktiviert und bot Material für zahlreiche Bauten in der österreichisch-ungarischen Monarchie. Der Architekt und Baumeister Hans Christian Hansen (1803 – 1883) war ein Kenner von Baugesteinen und hielt große Stücke auf die Karstmarmore. Er war der Bruder von Theophil Hansen (1813 – 1891), nach dessen Plänen unter anderem das Parlamentsgebäude, damals Reichsratsgebäude, an der Wiener Ringstraße errichtet wurde. Sein Bruder Hans Christian wird ihm das Baumaterial dafür wohl empfohlen haben.

Der Karststeinbruch von Rupinpiccolo.


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