Rolex (D)

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Verlagsserie ZeitfürsKlima

ImEinsatzfür dieAffenWestafrikas

Der Ivorer Inza Koné ist der erste Primatenforscher der Elfenbeinküste und Träger des «Rolex Award for Enterprise». Er setzt sich dafür ein, dass der Tanoé-Ehy-Wald, einer der letzten Urwälder Westafrikas, bestehen bleibt – er ist von grosserBedeutung,lebendortdochmehrerebedrohteTierarten

Die Fläche des Tanoé-Ehy-Waldes beträgt nur gerade 11000 Hektaren Seine Biodiversität hingegen ist von unschätzbarem Ausmass. So leben in diesem Urwald in Westafrika nicht nur seltene Amphibien, Insekten und Käfer, sondern auch 274 Vogelarten davon 12 vom Aussterben bedrohte, sowie einige stark gefährdete Affen. Vielleicht sogar Miss Waldrons Roter Stummelaffe, ein kleiner, schwarzer Affe mit rötlichem Fell auf Stirn und Schenkeln. Man nimmt an, dass diese Affenart seit den 1970erJahren ausgestorben ist. Doch Wissenschaftler haben gute Gründe zur Annahme, dass im Tanoé-Ehy-Wald ein paar wenige allerletzte Exemplare dieser Spezies zu Hause sein könnten Sollte der Affe tatsächlich ausgestorben sein, wäre er der erste Primat, der seit 200 Jahren verschwunden ist

Reservat statt Palmölplantage

Dass der Tanoé-Ehy-Wald noch existiert ist keine Selbstverständlichkeit, sondern der Arbeit des Primatenforschers Inza Koné zu verdanken. Eigentlich hätte

dieses wertvolle Stück Natur einer Palmölplantage weichen sollen Inza Koné hat es aber geschafft, dass daraus ein gemeinschaftlich verwaltetes Naturreservat entstand, das heute nach dem Taï-Nationalpark als wichtigstes Naturreservat der Elfenbeinküste gilt Für seine Verdienste zum Erhalt dieses einzigartigen Ökosystems wurde der gebürtige Ivorer mit dem «Rolex Award for Enterprise» ausgezeichnet Inza Koné dazu: «Der Preis kommt gerade zur richtigen Zeit: Der Tanoé-Ehy-Wald wurde offiziell als Gemeinschaftsreservat ausgewiesen Nach dem ivorischen Gesetz müssen wir einen umfassenden Bewirtschaftungsplan ausarbeiten und umsetzen, was uns der Rolex-Preis ermöglichen wird Der Preis hilft uns auch, Synergien mit Akteuren aus Ghana zu verstärken.» So sei geplant ein grenzüberschreitendes Schutzgebiet einzurichten, das den Tanoé-Ehy-Wald und den angrenzenden Kwabré-Wald in Ghana auf der anderen Seite des Tanoé-Flusses umfasse Für Inza Koné ist der Rolex-Preis aber auch eine Bestä-

tigung: «Er zeigt uns, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden und dass mit Engagement, Passion und Innovation viel erreicht werden kann Zudem erhöht er unsere Glaubwürdigkeit und ermutigt mich, weiterzumachen und andere Menschen zu inspirieren, ebenfalls in diese Richtung zu gehen», erzählt der Primatologe. Inza Koné möchte sich indes nicht nur auf das Bewahren und Beschützen fokussieren, sondern auch auf die Entwicklung. Denn Nachhaltigkeit bedeute für ihn, beide Aspekte miteinander in Einklang zu bringen Vom Fleck weg fasziniert Was bringt einen Menschen wie Inza Koné dazu, sein Leben ganz der Erforschung und dem Schutz von Primaten zu verschreiben? Der Grund dafür hat mit einer aussergewöhnlichen Freundschaft zu tun: «Als ich acht Jahre alt war, freundete ich mich mit einem Baby-Baboon an Als der Affe grösser wurde, wurde er leider zunehmend aggressiv, sodass man ihn deswegen tötete Es brach mir das Herz! Als ich später die Gelegenheit hatte, an der Uni zu studieren, besuchte ich eine Vorlesung beimPrimatologenWilliam Scott McGraw, der über viele Jahre Primatenforschung in der Elfenbeinküste betrieben hatte Ich war so fasziniert von dem, was ich hörte, dass ich beschloss, mich ganz diesem Fach zu widmen – so wurde ich der erste Primatenforscher der Elfenbeinküste » Professor McGraw hat fast ein ganzes Jahrzehnt damit verbracht, die Elfenbeinküste zu bereisen, um verschiedene afrikanische Affen zu erforschen Er hielt dabei immer auch Ausschau nach Miss Waldrons Rotem Stummelaffen Nach jahrelanger vergeblicher Suche war der Professor der Meinung, dass dieser Affe ausgestorben sei «So wurde es im Jahr 2000 in einem Papier auch festgehalten Kurz darauf erhielt der Professor jedoch von einem Wilderer eine Foto zugeschickt Beim abgebildeten Tier handelte es sich um einen Miss Waldrons Roten Stummelaffen» sagt Inza Koné «Auch wir suchen seit Jahren den Wald systematisch nach diesem Affen ab. Noch haben wir die Hoffnung nicht aufgegeben, doch unser Optimismus schwindet, denn trotz hochentwickelter Technologie wie Drohnenüberwachung, DNA-Proben und über 70 Kamerafallen, die in den Baumkronen installiert sind, gibt es nach wie vor kein Lebenszeichen » Was die Sache so tragisch macht: Sollte Miss Waldrons Roter Stummelaffe tatsächlich ausgestorben sein, könnte dies in Westafrika eine Welle auslösen, die viele weitere Tiere einschliesst, die auf Wälder mit hohen Baumkronen angewiesen sind. Dazu gehören etwa Waldelefanten, Leoparden oder Schimpansen Hilfe von unerwarteter Seite

Doch es gibt auch eine gute Nachricht: Dank der Überwachung konnten Koné und sein Team neun andere Primaten aufspüren, darunter acht gefährdete Arten wie etwa die Roloway-Meerkatze, den Weissnackenmangaben oder den Geoffroy-Stummelaffen Zudem konnten sie nachweisen, dass die Affenpopulationen im Tanoé-Ehy-Wald tendenziell wachsen, seit der Wald geschützt und aufgeforstet wird

Zeit fürs Klima

Die Artikel unserer Verlagsserie «Zeit fürs Klima» in Kooperation mit Rolex veranschaulichen das Engagement der Schweizer Uhrenmanufaktur im Rahmen ihrer globalen Perpetual Planet Initiative Forschung und Entwicklung zu Klimafragen zu unterstützen und diesbezüglich mit Persönlichkeiten sowie Organisationen zusammenzuarbeiten, die aktiv Lösungen für den Umweltschutz suchen

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Im Tanoé-Ehy-Wald leben seltene Schmetterlinge und Primaten wie zum Beispiel der Geoffroy-Stummelaffe.

«Der Preis ermutigt mich, weiterzumachen und andere Menschen zu inspirieren, ebenfalls in dieseRichtungzu gehen.»

Inza Koné betont, dass ein nachhaltiger Naturschutz immer auch den Menschen als Teil der Natur miteinbeziehen müsse: «Es ist wichtig auch an das Wohlergehen der lokalen Gemeinschaften zu denken » Aus diesem Grund haben der Primatenforscher und sein Team den Bau einer kleinen Maniokverarbeitungsanlage unterstützt, die vorwiegend von Frauen betrieben wird und es ihnen ermöglicht hat, ihr Einkommen um das Fünffache zu steigern «Wir sagen den Leuten nicht, sie sollen die Landwirtschaft aufgeben, sondern so betreiben, dass kein Wald dafür gerodet werden muss Auch ermutigen wir die Bäuerinnen und Bauern, gerodete Flächen zu renaturieren», erzählt Koné So wurden in den letzten fünf Jahren rund 30000 Setzlinge gepflanzt, natürliche Zäune zur Trennung von Ackerland und Wald errichtet und botanische Gärten zu Ausbildungszwecken angelegt Unterstützung kommt auch von eher unerwarteter Seite: Die Wilderer, die früher die Tiere gejagt haben, setzen sich heute für deren Fortbestand ein Sie wissen am besten, wie man ins Dickicht des sumpfigen Waldes eindringt Mit ihrer Hilfe macht sich Koné regelmässig

auf, den Zustand des Waldes zu überprüfen Die Menschen hätten begriffen, wie wichtig ein gesunder Wald sei – nicht nur für die Tiere, sondern auch für ihre eigene Zukunft. «Ich bin stolz darauf, dass wir die lokale Bevölkerung im TanoéEhy-Wald mit an Bord holen konnten und uns so mit vereinten Kräften für den Erhalt des Waldes einsetzen können » Für Inza Koné sind Affen weit mehr als faszinierende Wildtiere. Sie sind für ihn auch ein Spiegel unseres Menschseins: «Vieles, was wir als typisch menschliches Verhalten bezeichnen, haben wir von den Affen übernommen. Etwa den Kampf um Macht oder die Art und Weise, Bündnisse einzugehen und Allianzen zu schmieden.» Und noch einiges mehr könnten wir von den Affen lernen, ist der Wissenschaftler überzeugt: «Affen, wie etwa Bonobos, sind sehr friedliebend Sie umarmen sich oft, und statt Streit miteinander auszutragen, lieben sie sich Vielleicht wäre der Zustand der Welt ein anderer, wenn wir Menschen uns öfters umarmen würden »

Zur Person

Inza Koné ist seit 2004 Dozent für Naturschutzbiologie an der Université Félix Houphouët-Boigny in Abidjan, Elfenbeinküste Seit 2018 ist er zudem Generaldirektor des Centre Suisse de Recherches Scientifiques en Côte d Ivoire Er arbeitet im Bereich des Ressourcenmanagements und der Erhaltung grosser Säugetiere, insbesondere von Primaten und deren Lebensräumen in der Elfenbeinküste und in Westafrika In seiner Arbeit verbindet er Ökologie, Wirtschaft und Kultur, um ländliche Gemeinschaften bei der Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen zu stärken Inza Koné ist Vorsitzender oder Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gremien und hat mehrere internationale und nationale Auszeichnungen erhalten darunter den «Rolex Award for Enterprise»

NZZ am Sonntag 28 April 2024
Inza Koné überprüft regelmässig den Zustand des Tanoé-Ehy-Waldes und dessen Flora und Fauna Dieser Inhalt wurde von NZZ Content Creation erstellt
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