Wyss: Richtig oder falsch?

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Semantische Unsicherheiten

N

Pleonasmen und Tautologien

Mit einem Pleonasmus ( deutsche Bezeichnung : Überfluss ) wird in einer Wortgruppe ein Wort oder Wortteil hinzugefügt, dessen Bedeutung / Inhalt im Gesagten oder Geschriebenen bereits enthalten ist. Beispiele : alter Greis, aktive Tätigkeit, gutes Gelingen, obligatorische Schulpflicht, freiwillige Spenden, neu renovieren ; die Pflicht, etwas tun zu müssen ; die Erlaubnis, etwas tun zu dürfen ; die Fähigkeit, etwas tun zu können. Bei einem pleonastischen Ausdruck sind oft zwei verschiedene Wortarten im Spiel ( z. B. Adjektiv und Substantiv : runde Kugel ; oder Adjektiv und Verb : nutzlos vergeuden. Pleonasmen sind nicht immer leicht zu erkennen : vorprogrammiertes Chaos, Aussenfassade, dichtes Gedränge. Pleonastische Fügungen kommen auch in Satzform vor : Gestatten Sie, dass ich mich beteiligen darf. Pleonasmen werden oft als rhetorisches Mittel eingesetzt, um Inhalte doppelt oder mehrfach mit unterschiedlichen, aber gleichbedeutenden Wörtern auszudrücken und damit das Gesagte bewusst zu verstärken. Beispiel : Ich habe es selbst ge­sehen, mit meinen eigenen Augen. Ähnliches gilt für : vor vollendete Tatsachen stellen, persönlich anwesend sein oder nochmals wiederholen. Pleonastische Wortschöpfungen ohne erkennbar beabsichtigten rhetorischen Hintergrund gelten als schlechter Sprachstil. Bei der Tautologie ( deutsche Bezeichnung : die gleiche Aussage ) handelt es sich um eine verwandte Form der semantischen Redundanz ( Überfluss ). Hier wiederholen sich in einer Wortgruppe sinnverwandte ( synonyme ) Wörter oder in einem Wort wortbildende Teile. Beispiele : schlussendlich, rein netto, schon bereits, Wasser­fontänen, Fusspedal, Tragbahre, Grundprinzip.


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