115
˜
72 Leinener Büstenhalter (Tuttensäck) aus dem 15. Jahrhundert. Fund aus Schloss Lengberg, Osttirol. Institut für Archäologien, Universität Innsbruck.
Vornehmheit äusserte sich im Tragen von Kleidern aus edlen Stoffen. Seide und Goldbrokat waren Luxustextilien, die sich nur die Oberschicht leisten konnte. Zunächst nur in Form von Besätzen zur Veredelung von Gewändern eingesetzt, 207 erlebten diese Materialien und Samt in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts einen Durchbruch und avancierten bei Adligen und Gutbetuchten zu den Stoffen, aus denen «Modeträume» geschneidert wurden. Ein kostbarer Mantel war vorzugsweise pelzverbrämt oder mit Pelzen aus Feh (Eichhörnchen), Marder oder Zobel gefüttert. 208 Der Stoff sollte zudem rot oder grün sein. Aus Textilien, die mit Importprodukten wie Cochenillerot (Farbe der Kermeslaus) oder Krapp (Wurzelfarbe) gefärbt waren, machten die Schneider Kleider für die Oberschicht. Vornehm waren grüne Stoffe, weil sie
IV • Leinen und sein modischer Auftritt – Wirtschaftsfaktor Textilgewerbe
Konzil_Umbruch_Band2_10092015.indd 115
11.09.15 07:58