Hallertau Magazin 1/2011

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Der Hallertauer JOSEF FUSS, Hopfenpflanzer und Maschinenbauer

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utzmannsdorf/Hallertau – Die Zahlen sind beeindruckend: Rund 100.000 Kilometer legt er jährlich zwischen seinen Hopfengärten in der Hallertau und Elbe-Saale zurück. Sein Hopfenreich umfasst die Fläche von rund 150 Fußballplätzen. An gut 600.000 Drähten ranken sich die Hopfenreben empor, um Dolden für die Biere der Welt zu liefern. Die Rede ist von Josef Fuß, einem der bedeutendsten Hopfenpflanzer Europas. Und von Josef Fuß, dem nimmermüden Tüftler und Erfinder von Maschinen und Geräten für die Hopfenernte und -verarbeitung. Voller Stolz präsentiert er auf seinem Hof in Lutzmannsdorf (Gemeinde Pfeffenhausen) eine seiner jüngsten „Entwicklungen“, die allerdings nie in Serie gehen wird: Eine selbstfahrende Hopfenpflückmaschine, die der Landwirtschaftsmeister eigens für den Spielfilm „Der kalte Himmel“ mit Christine Neubauer konstruiert. Gebaut nach historischen Fotos. Die Film-Crew hat ihm dafür gerade mal drei Wochen Zeit gegeben. Typisch Fuß, sagen die Leute, die ihn kennen. „Ich mag den alltäglichen Trott nicht und nur das machen, was alle tun“, sagt er.

Der Hopfen ist sein Leben

Im Sommer 1952 – mitten in der Hopfenernte – kommt Fuß auf die Welt. Seine Vorfahren haben den 40-Hektar-Hof, der sich bis ins Jahr 1462 zurückverfolgen lässt, im Jahre 1803 für 3.000 Gulden der Kirche abgekauft. Über Generationen betreibt die Familie Ackerbau und Viehzucht. Die totale Ausrichtung auf Hopfen findet erst statt, als der 30jährige Fuß Anfang der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts den Hof übernimmt. Nach und nach pachtet Fuß Flächen hinzu und bewirtschaftet bald 50 Hektar Hopfengärten. Fuß entwickelt Hopfenpflückmaschinen Einige Jahre vorher schon beginnt er zudem Geräte und Maschinen zu konstruieren, um die schwere Arbeit im Hopfenbau zu erleichtern. „Lösungen zu finden“, nennt Fuß als sein Hobby und das scheint ihm in die Wiege gelegt zu sein: Von seim ersten Lehrgeld kauft sich der 17jährige doch ausgerechnet eine Bohrmaschine! Schon bald macht sich Fuß mit seiner selbst entwickelten Hopfenpflückmaschine einen Namen - weit über die Grenzen des Siegelbezirkes hinaus. Und verdient sich gutes Geld mit „Lohnpflücke“ bei den Hopfenpflanzern, die noch keine Maschinen im Einsatz haben. „Mit

der selbstfahrenden Hopfenpflückmaschine konnten wir vom Sturm eingestürzte Hopfengärten einfacher und mit weniger Personalaufwand abernten, die bis dahin ein kompletter Ausfall waren“, erinnert sich Fuß. Wir treffen uns in Pfeffenhausen am Rathaus vor einem Brunnen, den die Skulptur einer Hopfenplanzerin schmückt. Josef Fuß hat den Termin arrangiert und er hat dazu Peter Rank eingeladen. Sein großes Vorbild wie er sagt. Der heute 83jährige war nach dem Abschluss auf der Ackerbauschule Schönbrunn nach Pfeffenhausen gekommen. Rank wird Gutsverwalter der Familie Pöllinger, die ausgedehnte Ländereien und Wälder sowie die gleichnamige Brauerei besitzt. Schnell wird der bestens ausgebildete Rank zum Maß aller Dinge für die Landwirte in der Nachbarschaft. Peter Rank als großes Vorbild Sonntags finden sich die Bauern beim Gutsverwalter ein, um ihn um Rat zu fragen. „Wenn der Rank auf’s Feld gefahren ist, dann haben es ihm alle Bauern nachgemacht“, erzählt Josef Fuß. Und wie der Lutzmannsdorfer ist Rank ständig bemüht, Prozesse zu optimieren und die


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