Per Hand von Feld zu Feld getragen: Fliegende Gleise.
Die mit nur 1,4 Kilometern kürzeste Feldbahnstrecke gehörte zur Zuckerfabrik Uelzen.
Die Vorläufer der Feldbahnen.
Fliegende Gleise, Gleiskutschen und Draisinen Die Ära der Feldbahnen Vor mehr als 100 Jahren führte die Ausdehnung des Rübenanbaus zu immer weiteren Transportwegen. Bei nasser Witterung im Herbst waren Wege und Straßen für schwere Rübenwagen kaum passierbar. Der Bau einer schmalspurigen Transportbahn war für einige Zuckerfabriken die Lösung, die kontinuierliche Rübenanfuhr während der Kampagne zu garantieren. Mobile Gleise: Per Hand von Feld zu Feld Bereits lange vor den Feldbahnen gab es mobile Gleisanlagen, die nach Bedarf auf den Feldern zum Abtransport der Rüben oder zum Ausbringen von Dung aufgebaut wurden. Ein oder zwei Männer konnten die „fliegenden Gleise“ per Hand von Feld zu Feld tragen und genau dort aufbauen, wo sie gebraucht wurden. Meistens zogen Pferde oder, wie in Dinklar, auch Ochsen zwei bis vier Wagen oder Loren. Lokomotiven waren vielerorts zu schwer und unflexibel um sie auf den Feldern zu verwenden. Von Zugtieren zu Dampf-, Diesel- und Elektroloks Auch die fest angelegten Feldbahnen, die sich aus Grubenbahnen entwickelt hatten, wurden zunächst von Zugtieren bewegt. Pferde erkrankten dabei häufig, wenn sie nass geschwitzt auf den Fabrikhöfen auf die nächste Fahrt warten mussten. Nach und nach wurden sie von Dampflokomotiven,
später von Dieselloks oder auch Elektroloks, wie in Nörten und Wismar, abgelöst. Die Feldbahnen fuhren bis zu 14 Stunden pro Tag bei einer maximalen Geschwindigkeit von zehn bis 15 Kilometer pro Stunde. So dauerte eine Feldbahnfahrt von Harste nach Nörten gut zweieinhalb Stunden. Üfingen: Mit der Draisine zur Arbeit in die Fabrik Feldbahnen entstanden normalerweise zwischen zwei festen Punkten. Sie waren meist eingleisig mit Ausweichstellen für den Gegenverkehr. Oft fuhren sie ganzjährig und hatten feste Ladestellen. Vor allem dort, wo sie die Fabriken mit der Staatsbahn oder mit Gutshöfen verbanden, die eng mit der Zuckerfabrik zusammenarbeiteten, wie dies in Klein Wanzleben oder in Sehnde der Fall war. Noch heute zeugen Gleisreste auf dem Gutshof Rethmar von der Feldbahn zur Zuckerfabrik in Sehnde. Die Feldbahn zwischen der Annahmestelle in Üfingen und der Zuckerfabrik in Broitzem wurde dagegen nur zur Kampagne genutzt. Die Üfinger brauchten die Feldbahngleise nicht nur für den Rübentransport, sondern auch, um bequem mit einer Draisine zur Arbeit in die Zuckerfabrik zu fahren. Eine weitere Kuriosität der Feldbahnära war eine Gleiskutsche, mit der Gutsbesitzer Dehne auf seinen Inspektionen vom Gut Oedelum zur Zuckerfabrik Schellerten fuhr. Klein Wanzleben: 46 Kilometer Feldbahnnetz
In den 50er und 60er Jahren verloren die Feldbahnen ihre Bedeutung für den Rübentransport in Norddeutschland.
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Eine Ausnahme bildete die Klein Wanzlebener Feldbahn. Nicht nur, dass sie mit 46 Kilometern das längste Schienennetz besaß: Ihre Hauptstrecken waren zudem zweigleisig. So konnten die vier Lokomotiven und 240 Wagen gleichzeitig fahren ohne sich zu behindern. Eine weitere Besonderheit war auch die 1,4 Kilometer „kurze“ Feldbahn der Zuckerfabrik Uelzen, mit der noch bis 1961 ausschließlich Klär-
schlamm auf ein Gelände nahe Stötenbüttel gebracht wurde. Wo immer es möglich war, baute man die Schienen entlang vorhandener Chausseestraßen, um so die Baukosten zu drosseln. Schwierig wurde es, wenn Feldbahnen die Staatsbahn kreuzten. Die Broitzemer lösten das Problem mit einem zwei Meter hohen und 1,8 Meter breiten Tunnel, der jedoch nicht mit Dampflokomotiven befahren werden konnte. Die Wagen mussten auf der einen Seite geschoben und auf der anderen von einer weiteren Lokomotive herausgezogen werden. Opalenica: Feldbahn und öffentliche Kleinbahn bis 1995 Mit zunehmender Motorisierung und dem Ausbau der Straßen in den 1950er bis 1960er Jahren verloren die Feldbahnen ihre Bedeutung. In Nörten führte der Bau der Reichsautobahn bereits 1936 zum Ende der dortigen Feldbahn. Lediglich die mit einer Spurbreite von 750 Millimetern schon recht große Feldbahn der Zuckerfabrik im polnischen Opalenica überlebte bis 1995, nachdem sie bereits 1896 in eine öffentliche Kleinbahn umgewandelt worden war. Akzente-Leser, die mehr zu Feldbahnen wissen möchten, sei das informative und bildreiche Buch von Reinhard Richter: „Feldbahnen im Dienste der Landwirtschaft“ empfohlen. Feldbahnen zum Anfassen und Mitfahren bietet das Feldbahnmuseum in Hildesheim. Mehr unter www.feldbahnmuseum-hildesheim.de.
Manuela Obermeier Freie Autorin
Birgit Rothe Unternehmensarchiv Uelzen