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nord express Lokales
10. August 2016
Leifs nächster Schritt zur Musical-Karriere 쮿 Bad Bramstedt (ro) „Hatte ich 'Variety' auch, Mama?“ Bei so vielen Kategorien ist Leif Lunburg der Überblick etwas verloren gegangen. Dazu die Aufregung: Lunburg und sein Freund Stepan Belyaev waren mit Leifs Mutter Svea-Maria als Managerin zwei Wochen lang in Los Angeles bei den „World Championships of Performing Arts“, auf deutsch: bei der Weltmeisterschaft der Bühnenkünste: singen, tanzen, schauspielern. Mehr als 1 200 Teilnehmer aus 60 Ländern traten dort an. Der 14-jährige Leif Lunburg stammt aus Bad Bramstedt, sein Freund und Partner Stepan, 16, aus Hamburg. Gemeinsam räumten sie in Amerika ab: Leif gewann allein sieben Silber- und eine Bronzemedaille, als Duo gaben ihnen die Preisrichter drei Mal Gold und ein Mal Silber. „Variety“ ist in den Wettbewerben eine der Gesangskategorien neben Pop, Rock, Rap, Open, World – damit sind auch deutschsprachige Titel gemeint – und anderen. Stepan Belyaev erklärt „Variety“ mit: „einfach irgendwas“. Eher sorglos, so wie auch diese Definition klingt, gingen die beiden ihre große USA-Reise an, räumt der Hamburger ein: „Wir haben es auf die leichte Schulter genommen und trotzdem abgeräumt“. Leif ist der Gewissenhaftere von beiden: „Ich habe Step jeden Tag angefragt, ob wir üben wollen, aber der meinte, das bräuchten sie nicht.“ Immerhin waren sie im Training: Einen großen Teil ihres Programms, das
In Los Angeles räumte der Bad Bramstedter Leif Lunburg (oben) zusammen mit Stepan Belayaev beim Talentwettbewerb einige Medaillen ab.
sie in Los Angeles vorführten, haben sie schon mehrfach bei einer Tournee des Senders Super RTL gesungen. Leif und Stepan können schon einige Erfolge vorweisen: Beide haben im Hamburger Musical den jungen Tarzan gespielt und sind bei verschiedenen Tourneen aufgetreten. Nächster großer Termin ist der RSH-Kindertag am 4. September. Für das Musical „Das Wunder von Bern“ waren sie beide einge-
plant, aber der Stimmbruch verhagelte ihnen die Einsätze; Leif kam immerhin noch auf einige Auftritte, bis er aufgeben musste. Singen kann er trotzdem noch: „aber nicht mehr alles. Viele Lieder, die ich früher gern gesungen habe, gehen nicht mehr“. Leifs Stimme kommt nicht mehr so hoch wie früher. Dafür hat er angefangen, selbst Lieder zu schreiben. Eine seiner Silbermedaillen erhielt er in Amerika in der Ka-
tegorie „Original Works“, für ein Lied, das er selbst komponiert und getextet hat: „mit Hilfen natürlich“. Angeben liegt ihm nicht, von seiner Amerikareise erzählte er nur Wenigen: „Wenn meine Freunde fragen, erzähle ich denen das, aber nicht von allein, das kommt dann angebermäßig ’rüber.“ In den USA geht es anders zu, hat Stepan beobachtet: „In Los Angeles erzählen alle, was sie können“. Die beiden lernten das Geschäft dort von einer neuen Seite kennen. Managerin Svea-Maria Lunburg beschreibt den Unterschied so: „Hamburg vermarktet sich touristisch als MusicalHauptstadt; in Los Angeles wird gearbeitet.“ Stepan formuliert es drastischer: „Da wird gekämpft. Die Erwartungen sind in Amerika 1000 Mal höher als in Deutschland.“ Ein bisschen neidisch guckten die drei Norddeutschen darauf, wie Teilnehmer aus anderen Ländern behandelt wurden: Diplomaten und Attachés kamen, ganze Mannschaften mit mehreren Dutzend Teilnehmern reisten auf Staatskosten an. Vor Ort gab es, was zu einem Show-Event gehört: roter Teppich, LiveÜbertragung im Fernsehen. Aus Deutschland waren acht junge Leute angereist. Ihren 14-tägigen Trip mussten Leif, Stepan und Svea-Maria Lunburg selbst finanzieren; die bisher verdienten Gagen reichten nicht. Den einzigen Zuschuss erhielten sie von der Stadt Bad Bramstedt in eher symbolischer Höhe. Der Rest musste über Kredit finanziert
werden. „Wenn sie klassische Musik machen würden ...“ seufzt Svea-Maria Lunburg: Dann gäbe es mehr Fördermöglichkeiten. Die drei betrachten die Reise als Investition in die Karrieren. Schließlich waren auch Musikproduzenten in Los Angeles dabei, mit zwei Plattenfirmen bahnten sie Kontakte an. Leif ist sich sicher, dass er weiter auftreten will: Menschen begeistern, auf der Bühne stehen, das ist seins. „Das will ich als Beruf machen“, stellt er klar. Aber nach den Ferien wird er in der neunten Klasse in Neumünster weiter die Schule besuchen. Stepan kommt dann in die Oberstufe und wäre für ein gutes Angebot bereit, die Schule abzubrechen: „Für ein
Hobby habe ich viel zu viel investiert“, findet er. Eins hat Stepan schon gemerkt: „Du kannst so gut sein, wie du willst: Du musst dich vermarkten.“ Das erledigt für die beiden Svea-Maria Lunburg neben ihrer Arbeit im Büro ihres selbstständigen Mannes: „Der schimpft schon, dass das überhand nimmt“. Eine Lektion in Sachen Marketing war offenbar die USAReise: Die Worldchampionships, ins Leben gerufen von einem ehemaligen MissWorld-Lizenznehmer, kosten die Teilnehmer nicht nur Startgebühr. Selbst fotografieren war verboten, ein Fotoset vom Veranstalter kostete dann pro Künstler 199 Dollar. Im Internet: facebook.com/ Leif.Lunburg.official
Als der nord express schon einmal mal Leif Lunberg in der Rolandstadt zu Gast war, mochte es der junge Mann gern rasant. Zu solchen Fahrten hat er kaum noch Zeit. Fotos ro