Lokales nord express
19. Dezember 2012
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Turnen ist gut für die Körperhaltung In lockerer Folge stellt der nord express Sportarten vor, die nicht so häufig auf den Sportseiten der Zeitungen zu finden sind. Heute geht es um Turnen. 쮿 Kreis Segeberg (amp) Monja Blödorn ist mit 16 Jahren eine der ältesten Turnerinnen beim Kreismannschaftspokal im Norderstedter Sportzentrum. Doch das stört die junge Kaltenkirchenerin überhaupt nicht. Aufmerksam folgt sie den Ausführungen ihres Trainers Thomas Reif, nimmt dann Anlauf und springt beherzt über das Pferd. „Turnen macht mir einfach Spaß, weil es so vielseitig ist“, sagt die Kaltenkirchenerin. Seit elf Jahren ist Monja deshalb schon dabei und ans Aufhören denkt sie noch lange nicht. Kreisturnwartin Sabine Homp freut sich über die Beliebtheit des anspruchsvollen Sports und räumt gleich erst einmal mit dem Vorurteil auf, dass das Verletzungsrisiko höher als bei anderen Sportarten ist. „Um richtig
turnen zu können, muss man bestimmte Grundvoraussetzungen erfüllen. Dafür gibt es bei uns im Leistungsturnbereich einen Athletikwettkampf, bei dem diese gefordert sind.“ Dazu gehören Übungen wie Klappmesser, Spagat, aber auch ein kurzer Sprint oder das Seilklettern. „Wichtig ist, dass nicht nur Arme und Beine trainiert werden, sondern auch der Rest des Körpers“, sagt die 48 Jahre alte Henstedt-Ulzburgerin. Wer turnt, erhält aber viel mehr als nur körperliche Fitness. Dass es heutzutage Kinder und Jugendliche gibt, die kaum noch fehlerfrei geradeaus gehen können, geschweige denn eine Rolle rückwärts beherrschen, ist traurig. Wer
Die 16-jährige Monja Blödorn aus Kaltenkirchen turnt bereits seit elf Jahren.
früh seine Motorik schult, wird diese Probleme nicht bekommen. Sabine Homp: „Turner und Turnerinnen haben eine sehr gute Körperhaltung, sind beweglich und haben Mut. Sie entwickeln aber auch eine geistige Reife und bekommen ein gesundes Selbstbewusstsein, weil sie oft alleine vor Publikum turnen müssen.“ Das ist auch beim diesjährigen Kreismannschaftspokal so. Viele Eltern sitzen auf den Bänken an der Seite des Turnzentrums in Norderstedt und zücken Kameras und Videogeräte, sobald ihr Kind die „Bühne“ betritt. Vor allem beim Bodenturnen ist das Publikum hautnah dabei. Hier und da klappt nicht jede Übung perfekt. Aber auch damit lernen die jungen Turnerinnen umzugehen. RegelLiga-Mannschaft der Turnerinnen vom SV Henstedt-Ulzburg mäßig beweisen sie ihr Könmit Lena Schomann, Janina Möller, Merle Wilkens, Paula Kra- nen bei Wettkämpfen. Die mer, Stefanie Krieger, Isabel Reif und Finja Beck. Mannschaft des SV Henstedt-
Ulzburg schaffte gerade den Sprung in die Verbandsliga. „Dabei hatten wir bei allen drei Bezirksligawettkämpfen viel Verletzungspech“, sagt Thomas Reif, der die Mädchen beim SVHU gemeinsam mit Meike Steffens und Andrea Oestmann betreut. Nur vier Vereine im Kreis Segeberg bieten Leistungsturnen an. Neben dem SV Henstedt-Ulzburg und dem 1. SC Norderstedt sind das TuRa Harksheide und der TV Trappenkamp. Rund 100 Aktive bestreiten Wettkämpfe, darunter auch 20 Jungen. Kürwettkämpfe werden für Mädchen in den Disziplinen Barren, Boden, Schwebebalken und Sprung geboten. Leistungsstufen sind KM (Kür modifiziert) 2 bis 4. Das olympische Turnen im „Code de pointage“ wird im Kreis Segeberg nicht geturnt. Aber auch so haben es die Übungen in sich. Zeigen kön-
nen die Turner das in Ligawettkämpfen – die erste SCNMannschaft turnt in der Oberliga – oder bei den Pokalwettbewerben und bei Einzelturnieren bis zur Landesmeisterschaft. Die ersten Erfahrungen kann man schon als Baby beim Mutter-und-Kind-Turnen sammeln. „Das würde ich Jedem empfehlen“, sagt Sabine Homp. Später folgt das Kinderturnen – ohne Eltern. Mit sechs oder sieben Jahren kann mit Leistungsturnen begonnen werden. Dafür werden nicht nur Kinder gesucht, die gerne sich an Stufenbarren und Co hangeln. Auch diejenigen, die am Rand stehen, müssen in der Lage sein, die richtige Hilfestellung zu geben. „Qualifizierte Übungsleiter sind rar gesät. Deshalb wird Turnen auf diesem Niveau nur in wenigen Klubs angeboten. Es gibt viele, die gerne im
Celine Kasten ist neun Jahre alt. Sie trainiert beim 1. SC Norderstedt. Fotos amp
Training mithelfen, aber keine Lust oder Zeit haben, sich weiterzubilden“, sagt Sabine Homp. Ab einem gewissen Niveau müssen aber auch die Trainer entsprechende Voraussetzungen erfüllen, damit das Turnen den Kindern Spaß macht, die Übungen korrekt ausgeführt werden und die Sportler sich auch weiterentwickeln können. Sabine Homp gibt gerne Auskunft, Informationen gibt es beim Kreisturnverband unter Telefon 04193/81 91 47 oder im Internet. www.ktv-segeberg.de.