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LIEBES PUBLIKUM,
in der nächsten Spielzeit wollen wir wiederum mit viel Theater die große Welt mit uns verbinden und uns dabei mit BEZIEHUNGEN, global und lokal, aber auch privat und politisch, beschäftigen. Wir freuen uns, mit Ihnen unsere Theater-Beziehung fortzusetzen oder neu zu beginnen: Unser Theater will Gemeinsamkeiten aufzeigen, wir wollen mit unseren Geschichten auf der Bühne darüber erzählen, dass wir Menschen soziale Wesen sind, die einander brauchen und voneinander abhängig sind. Das gilt im politischen Sinne für den ganzen Erdball, in der Beziehung zwischen Mensch und Natur sowie im persönlichen und zwischenmenschlichen Bereich.
Die Publizistin Şeyda Kurt schreibt über unser Zusammenleben als Menschen in ihrem Buch „Radikale Zärtlichkeit“, dass es „eine der gefährlichsten (von der Gesellschaft aufrecht erhaltenen) Wahrheiten ist, dass mein Verhältnis zu mir selbst und zu anderen Menschen eben nicht politisch sei. Dass es sich um eine rein private, individuelle Angelegenheit handle, für die ich allein verantwortlich zeichne.“
So agiert auch Kunst und Kultur als Teil eines gesellschaftspolitischen Prozesses nicht im luftleeren Raum. Wir wollen auftreten gegen einen Populismus, der die Gesellschaft spalten will, und rufen nach mehr Miteinander, nach mehr Nächstenliebe und Empathie. Das werden wir in unseren Stücken verhandeln: Wir treffen dabei auf Ödön von Horváths „Kasimir und Karoline“ – eine Koproduktion mit dem Grand Théâtre de la Ville de Luxembourg – und werden über ihre Liebesbeziehung unter schwierigen ökonomischen Verhältnissen erfahren. Mit den Mitteln einer vielschichtigen Charakterkomödie erforschen wir mit Molières „Der Menschenfeind“ unsere gesellschaftlichen Beziehungsformen. Verhindern Höflichkeit und Heuchelei ehrliche Begegnungen oder liefern sie nicht vielmehr den sozialen Klebstoff für ein selbstbestimmtes Miteinander? Wir werden auf der Bühne „Die größere Hoffnung“ in Form einer Dramatisierung und als Erstaufführung kennenlernen. Die bedeutende Autorin Ilse Aichinger erzählt die Geschichte eines jüdischen Mädchens in der Zeit des Nationalsozialismus. Aichinger schrieb damit einen wegweisenden Roman, der ein individuelles Schicksal eines jungen österreichischen Mädchens in Beziehung zum Weltgeschehen setzt. Wir erleben die Frauenschicksale in „Die Troerinnen“ des antiken Dichters Euripides, deren Leben von einem großen und langwährenden Krieg gezeichnet ist. Und wir entdecken weltpolitische Verstrickungen und die Verantwortung des Einzelnen gegenüber der Menschheit in Friedrich Dürrenmatts grotesker kammerspielartiger Komödie „Die Physiker“.
Auch in „Alfa Romeo und die elektrische Giulietta“ wird in dem Generationenkonflikt einer italienischen Familiendynastie das Private politisch. Die Familie, die einen der erfolgreichsten Auto-Konzerne der Welt leitet, muss nicht nur die Verantwortung für ihre faschistische Vergangenheit übernehmen, sondern auch den Wandel hin in die ökologische Zukunft betreiben. Das niederländische TheaterKollektiv Wunderbaum nähert sich den italienischen Autobauern mit reichlich Musik und einem spielfreudigen internationalen Ensemble an. Wir freuen uns besonders, dass wir im Jahr 2024 mit der „Tangente“, dem Festival für Gegenwartskultur, zusammenarbeiten und gemeinsam sowohl „Alfa Romeo und die elektrische Giulietta“ als Koproduktion im Landestheater zur Uraufführung bringen, als auch das Gastspiel „Mothers“ von der renommierten polnischen Theatermacherin Marta Górnicka als Österreich-Premiere präsentieren dürfen.
Jugendliche Beziehungen spielen auch in unserem Familienstück „Emil und die Detektive“ eine große Rolle, und auch in „Tschick“ gehen zwei Freunde durch dick und dünn. In unserem Kinderstück „Der Regenbogenfisch“ werden Freundschaft und mit ihr die Beziehung zur Welt und zur Natur erlernt. Wir möchten alle Kinder, Familien, und – zum ersten Mal – auch alle Senior*innen zu unseren zahlreichen Vermittlungsangeboten einladen. Theaterclubs für unterschiedliche Altersgruppen, die partizipativen Workshops sowie unser Bürger*innentheater sind Bühnen fürs Mitmachen und für das gemeinsame Erlebnis quer durch alle Generationen, Kulturen und Herkünfte.
Aufmerksamkeit für Sprache zwischen Komik, Ironie und politischer Satire haben wir in einem ganz besonderen Projekt geplant: Regisseur und Puppenspieler Nikolaus Habjan und die Schauspielerin Julia Kreusch bringen einen Abend mit Loriot-Sketchen auf die Bühne. Erstmals zu Gast ist der große Theatermelancholiker Christoph Marthaler, der mit „Das Weinen“ eine neue Inszenierung aus dem Schauspielhaus Zürich präsentiert. Das vielgelobte inklusive Ensemble des RambaZamba Theaters zeigt erstmals in Österreich seine Theaterversion des weltberühmten Romans „Einer flog über das Kuckucksnest“ in der Inszenierung von Leander Haußmann. Mit dem Monolog „Darwin’s Smile“ haben wir die legendäre und weltberühmte Filmschauspielerin Isabella Rossellini gewonnen, bei uns live aufzutreten, um über die Wechselwirkung zwischen Theater und Natur zu berichten.
Wir freuen uns auf viele Begegnungen und noch mehr Miteinander!