Schutzma%c3%9fnahmen gegen w%c3%b6lfe

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MaÄnahmen zum Schutz gegen Wolfsangriffe auf Nutztiere

Eine Zusammenstellung bewÅhrter SchutzmaÄnahmen gegen WolfsÇbergriffe auf Nutztiere in Deutschland


Vorwort Nutztiere und der Wolf ist ein schwieriges und oftmals sehr emotionales Thema. Trotzdem wollen wir versuchen, auch hier zur Akzeptanz dieses Beutegreifers beizutragen. Dabei ist uns durchaus bewusst, dass Nutztierhalter eigentlich gegen den Wolf sein mÄssen. Dieser bringt sehr viel Mehrarbeit und Unsicherheit. Aber dagegen zu sein, ist eine Haltung, die keine Probleme lÅst.

Auf den nachfolgenden Seiten finden Sie Informationen verschiedener Institutionen und Organisationen zum Thema Herdenschutz. Die vorgestellten MaÇnahmen haben sich in den deutschen Wolfsgebieten der BundeslÉnder Sachsen und Brandenburg bewÉhrt. Allerdings sei angemerkt, dass es keinen hundertprozentigen Schutz gegen Wolfsangriffe auf Nutztiere des Menschen gibt.

Kompensationszahlungen zum Ausgleich vom Wolf verursachter SchÉden, sind in allen bisher in der Bundesrepublik existierenden ManagementplÉnen explizit an SchutzmaÇnahmen gebunden, wie sie nachfolgend beschrieben werden. Dies bedeutet natÄrlich Mehrkosten fÄr die betroffenen Tierhalter. Deshalb gibt es in den einzelnen BundeslÉndern unterschiedliche Arten der FÅrderung, die zwar nicht kostendeckend sind, aber dennoch in den meisten FÉllen den finanziellen Mehraufwand zumindest ertrÉglicher machen.

Ihr Niedersachsenwolf-Team


MIT WÖLFEN LEBEN Informationen für Jäger, Förster und Tierhalter in Sachsen und Brandenburg

Von Gesa Kluth & Ilka Reinhardt – Wildbiologisches Büro LUPUS Überarbeitung Sebastian Koerner


Zäune hinter sich zu lassen. Dienen die Elektronetzzäune als Nachtpferch, ist darauf zu achten, dass den Schafen ausreichend Platz bleibt, innerhalb des Zaunes auszuweichen. Bei zu engem Koppeln besteht die Gefahr, dass die Herde, wenn sich ein Feind nähert, in Panik gerät und ausbricht. Um dem derzeit in Sachsen gültigen Standard für den Mindestschutz zu entsprechen (siehe Kapitel Förderung im Schadensfall), müssen Elektrozäune mind. 90 cm hoch sein. Wie Erfahrungen aus anderen europäischen Ländern zeigen, ist allerdings eine Höhe der Elektrozäune von mindestens 110 cm empfehlenswert. Außerdem kann die optische Wahrnehmbarkeit des Elektronetzzaunes für Wölfe und Wild durch in das Netz eingezogene vertikale breite Plastikstreben erhöht werden. Dies ist vor allem zu empfehlen, wenn die Elektronetzzäune nicht in Kombination mit Herdenschutzhunden (siehe unten) eingesetzt werden. Alternativ können nach den bisherigen Erfahrungen auch mindestens 120 cm hohe feste Zäune aus Maschendraht oder Drahtknotengeflecht mit einem festen Bodenabschluss (Spanndraht) eingesetzt werden. Bewährte Schutzmaßnahmen Zäune In der Lausitz ist das Koppeln von Schafen mit Elektronetzzäunen weit verbreitet. Korrekt angewendet sind sie für die Wölfe eine bei Berührung schmerzhafte Barriere. Im Gegensatz zu Hunden springen Wölfe nur sehr ungern über vor ihnen auftauchende Hindernisse. Sie versuchen üblicherweise unter einem Zaun durchzuschlüpfen. Deshalb ist der Bodenabschluss des Zaunes besonders wichtig; er muss straff gespannt, lückenlos und mit ausreichend Strom versorgt (mind. 2500 V) aufgestellt sein. Dies gilt auch für Elektrolitzenzäune, die mit mindestens 5 Litzen ausgestattet sein sollten, und deren unterste Litze maximal 20 cm über dem Boden verlaufen sollte. Wölfe, die erst einmal einen nicht sachgemäß aufgestellten Elektrozaun überwunden haben, lernen wohlmöglich auch, gut aufgestellte 52

Unterwühlschutz bei Zäunen ohne Stromführung Bei Zäunen ohne Stromführung, z.B. bei Knotengeflechtzäunen, wie sie oft bei Wildgattern eingesetzt werden, ist ein Unterwühlschutz empfehlenswert. Einerseits kann ein ca. 100 cm breiter DrahtKnotengeflechtstreifen außen vor dem Zaun flach ausgelegt, mit Bindedraht mit dem bestehenden Zaun verbunden und mit Erdankern am Boden fixiert werden. Andererseits können stromführende Drahtlitzen (mind. 2500 V) mittels Isolatoren 20 cm über dem Boden am Zaun befestigt werden. 53

Elektronetzzaun

Unterwühlschutz mit Knotengeflecht am Boden


Beim Einsatz von Zäunen sollten folgende Grundsätze zur Hütesicherheit Anwendung finden: Die Funktionsfähigkeit des Weidezauns sollte täglich geprüft werden. Gräben müssen immer mitgekoppelt werden – über offene Gräben können Wölfe leicht in die Umzäunung eindringen. Bei allen Elektrozäunen muss auf eine gute Erdung geachtet werden, um eine ausreichende Stromversorgung auch in Trockenzeiten zu gewährleisten. Unterwühlschutz mit stromführender Litze

Elektrozäune dürfen außerhalb der Weidesaison nicht ohne Stromversorgung stehen bleiben, da Wölfe sonst leicht erlernen können, dass diese Zäune überwindbar sind. Elektrozäune sollten nicht durchhängen, sondern die Mindesthöhe auf der gesamten Koppellänge aufweisen. Von angrenzenden Böschungen zu Flächen auf einer höheren Ebene sollte genügend Abstand gehalten werden. Wenn kein geeigneter Zaun vorhanden ist, wird über Nacht eine Unterbringung der Nutztiere im Stall oder in einem gesicherten Nachtpferch empfohlen. Das Ablammen sollte im Stall oder unter Aufsicht erfolgen. „Flatterband“ In Gebieten, in denen es einzelne Wölfe lernen, über die Zäune zu springen, kann der Einsatz von Breitbandlitze („Flatterband“) erforderlich werden, die 30 cm über dem Elektrozaun gespannt wird. Die Litze selbst muss keinen Strom führen, da sie nur eine optische Barriere darstellen soll. Darüber dass und in welchem Gebiet ein „springender Wolf“ aufgetaucht ist, wird vom „Kontaktbüro Wolfsregion Lausitz“ und von den regionalen Wolfsbeauftragten in den gängigen Medien informiert.

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Flatterband

Herdenschutzhunde Eine der ältesten Schutzmethoden für das Vieh ist der Einsatz von Herdenschutzhunden. Während die kleineren, agilen Hüteund Schäferhunde die Aufgabe haben, die Schafe in die vom Schäfer gewünschte Richtung zu treiben, sind die großen und wehrhaften Herdenschutzhunde allein dafür zuständig, die Herde gegen Angreifer zu verteidigen. Sie werden bereits im Welpenalter mit den Schafen sozialisiert und bleiben Tag und Nacht in der Herde. Die Hunde empfinden die Schafe also fast wie Geschwister und verteidigen sie als solche. Gut ausgebildete Hunde stellen einen effektiven Schutz der Herde vor zweiund vierbeinigen Viehräubern dar. Bis die Hunde mit ca. 1,5 – 2 Jahren zuverlässig arbeiten, muss der Schäfer allerdings einen nicht zu unterschätzenden Betreuungsaufwand leisten. Pro Schafherde sollten mindestens zwei erwachsene Herdenschutzhunde eingesetzt werden. Ob weitere notwendig sind, hängt neben der Herdengröße vor allem von der Größe der Koppel ab, in der die Herde die Nacht verbringt. Größere, unübersichtlichere Koppeln, in denen sich die Herde verteilt, erfordern mehr Hunde, die sich ebenfalls im Gelände verteilen. In Sachsen und Brandenburg arbeiten bereits einige Schäfer 55


mit Herdenschutzhunden. Die Tiere stammen aus bewährten Arbeitslinien aus der Schweiz und Frankreich und werden bei uns zusätzlich zu Elektronetzzäunen eingesetzt. Der sächsische Wolfsbeauftragte A. Klingenberger und die Leiterin des Kontaktbüros Wolfsregion Lausitz, der Landesschafzuchtverband Sachsen sowie das Landesumweltamt Brandenburg und der Landesschafzuchtverband Berlin-Brandenburg verschaffen bei Interesse Kontakt zu Schafhaltern, die bereits Erfahrungen mit Herdenschutzhunden gesammelt haben. Gut arbeitende Herdenschutzhunde schützen nicht nur zuverlässig gegen Wolf und Luchs, sondern auch gegen wildernde Hunde, eindringende Menschen und gegen Wildschweine und anderes Wild, das die Zäune umrennt. Nach Erfahrungen in weiteren Ländern Europas stellen Herdenschutzhunde in Kombination mit Elektronetzzäunen den bestmöglichen Schutz gegen Übergriffe von Wölfen auf Nutztiere dar.

Herdenschutzhunde werden in der Lausitz bereits

Sie wachsen mit den Schafen auf und entwickeln so schon als

mit Erfolg eingesetzt. Sie leben mit der Herde und

Welpen die soziale Bindung an die Herde, die den Grundstein

beschützen sie gegen jede Bedrohung.

Lappenzaun Als kurzfristige Übergangslösung kann ein Lappenzaun für Schutz gegen Übergriffe von Wölfen sorgen. Er besteht aus einer Schnur mit daran befestigten Stofffähnchen, die um eine gefährdete Herde gespannt wird. Da sich die „Lappen“ im Wind bewegen und für sie ein nicht einzuschätzendes Hindernis darstellen, trauen sich die Wölfe nicht auf Anhieb, ihn zu überwinden. Um zu verhindern, dass sich die Wölfe an den Lappenzaun gewöhnen und lernen, dass sie ihn gefahrlos passieren können, sollte er nur über wenige Tage an derselben Stelle eingesetzt werden bis eine passende, längerfristige Schutzmaßnahme gefunden ist. Mehrere Kilometer Zaunlänge sind für solche Fälle in den zuständigen Einrichtungen für Sachsen und Brandenburg vorrätig. Sie können kostenlos ausgeliehen werden.

Lappenzaun

für den späteren Schutz legt.

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Verwendete und empfohlene Literatur:

Impressum

Boitani, L. & D. Mech, Hrsg. (2003): Wolves: Ecology, Behavior and Conservation. The University of Chicago Press. Chicago, London. 448 S. Kaczensky, P. (1996): Large Carnivore – Livestock Conflicts in Europe. NINA Studie. Wildbiologische Gesellschaft München. 106 S. Kaczensky, P., Huber, Th., Kluth, G. & Reinhardt, I. (2008): Wer war es? Spuren und Risse von großen Beutegreifern erkennen und dokumentieren. Hrsg. Wildland-Stiftung Bayern. 51 S. Kaczensky, P., Kluth, G., Knauer, F., Rauer, G., Reinhardt, I. & Wotschikowsky, U. (2009): Monitoring von Großraubtieren in Deutschland. BfN-Skripten 251 Koerner, S. (2006): Ökologie und Verhalten des Wolfes – Kleine Wolfsspurenkunde. Spreewitz. Eigenverlag. 50 S. Managementplan für den Wolf in Sachsen (2009). Hrsg. Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft Molinari, P., Breitenmoser, U. Molinari-Jobin, A. & M. Giacometti (2000): Raubtiere am Werk. Handbuch zur Bestimmung von Großraubtierrissen und anderen Nachweisen. 124 S. (ISBN 88-900527-1-6) Okarma, H. & D. Langwald (2002): Der Wolf. Ökologe, Verhalten, Schutz. 2., neu bearb. Auflage. Berlin, Wien. Parey Verlag. 164 S. Stoepel , B. (2004): Expedition ins Tierreich: Wölfe in Deutschland. Hoffmann und Campe Verlag. 224 S. Reinhardt, I. & Kluth, G. (2007): Leben mit Wölfen - Leitfaden für den Umgang mit einer konfliktträchtigen Tierart in Deutschland. BfN-Skripten 201 Wagner, C., Ansorge, H., Kluth, G. & Reinhardt I. (2009): Fakten aus Losungen – zur Nahrungsökologie des Wolfes in Deutschland von 2001 bis 2008. Mitteilungen für sächsische Säugetierfreunde. NABU Sachsen. S. 7-10 Wotschikowsky, U. (2007): Wölfe und Jäger in der Oberlausitz. Hrsg.: Freundeskreis freilebender Wölfe e.V.. 53 S.

Herausgeber: Kontaktbüro Wolfsregion Lausitz Leiterin: Jana Schellenberg Am Erlichthof 16 / 02956 Rietschen Tel.: 035772 / 46762 Fax: 035772 / 46771 Email: kontaktbuero@wolfsregion-lausitz.de Web: www.wolfsregion-lausitz.de

Bildnachweis :

Grafik Design: stop-and-motion gleimstrasse 42 / 10435 berlin Tel.: 030/28042206 Fax: 030/28042133 Email: mail@stop-and-motion.de www.stop-and-motion.de

Andreas Eichhorn S.31 l.u., Friedhard Förster S.61 l. Axel Gomille S.14 André Klingenberger S.54 Uli Kluth S.31 l.o. Sebastian Koerner S.8, 10, 11, 17, 20, 23, 24, 25, 26, 29, 33, 35, 37, 38, 39 o., 43 l.u Ines Kossack S.49 LAU Sachsen-Anhalt S.16 LUPUS alle weiteren Fotos Astrid Mrosko S.51 NDR/U. Anders S.6 Jan Noack Umschlag, S.2/3, Pückelmann S.13 Thomas Stephan S.1 u.

IFAW – Internationaler Tierschutzfonds Kattrepelsbrücke 1 / 20095 Hamburg Tel.: 040 / 866 500-0 Fax: 040 / 866 500-22 Email: Info-de@ifaw.org Web: www.ifaw.de Bundesanstalt für Immobilienaufgaben Bundesforstbetrieb Lausitz Kaupener Str. 7A / 02957 Weißkeißel Tel. 035636 / 39510 www.bundesforst.de e-mail: bf-la@bundesimmobilien.de gefördert mit Mitteln des Freistaates Sachsen und des Landes Brandenburg. 2. Auflage Dezember 2009, 15.000 Exemplare Konzeption, Text: LUPUS Wildbiologisches Büro, Spreewitz Überarbeitung 2.Auflage: Sebastian Koerner, Spreewitz

Druck: BWS Behindertenwerk GmbH Wiesenweg 58 / 03130 Spremberg Tel.: 03563 / 342140 Fax: 03563 / 342129 www.bws-spremberg.de

Umschlagfoto: knapp eineinhalb Jahre alter männlicher Jungwolf des Daubitzer Rudels im September 2008

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Bitte informieren Sie schnellstmöglich das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern Kontakt Kristin Zscheile Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern Abt. Naturschutz und Großschutzgebiete, Dez. 210 - Natura 2000, Biotop- und Artenschutz Goldberger Str. 12 18273 Güstrow Tel.: 03843 777-216 Fax: 03843 777-9216 E-Mail: kristin.zscheile@lung.mv-regierung.de Außerhalb der Dienstzeiten und am Wochenende wenden Sie sich bitte an einen der nachfolgend genannten Rissgutachter: Herrn Stier Tel.: 0171-4859789 Herrn Behl Tel.: 038825-22043 Herrn Jüttner Tel.: 039776-20610

Schäden sollten möglichst innerhalb der ersten 24 Stunden begutachtet werden! Der Rissgutachter untersucht die Verletzungen der Tiere sowie Spurenbefunde. Er erfragt weitere Fundumstände und nimmt ein Protokoll auf, das der Tierhalter und die zuständigen Behörden erhalten. Außerdem informiert der Rissgutachter über Sofort-Maßnahmen zum Schutz der Tiere und stellt den Kontakt zu den Ansprechpartnern in den Naturschutzbehörden her.

Bei den bisherigen Schadensfällen hat das Land Mecklenburg-Vorpommern eine Einzelfallregelung getroffen, um den Tierhalter finanziell zu entlasten und dadurch auch den natürlichen Wiederansiedlungsprozess des Wolfes, als europarechtlich geschützte Tierart, zu unterstützen. Ein Rechtsanspruch auf Schadensersatz besteht in Deutschland nicht.

Mecklenburg Vorpommern Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz

Ausblick Derzeit wird ein Wolfsmanagementplan für Mecklenburg-Vorpommern erstellt. Er wird voraussichtlich im Dezember 2009 vorliegen. Neben der Bestandsüberwachung der Wölfe sollen Lösungsmöglichkeiten erarbeitet werden, um Konflikte mit Wölfen zu vermeiden. Impressum Herausgeber: Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Paulshöher Weg 1 19061 Schwerin Tel.: 0385 588-0 Fax: 0385 588-6024 http://www.lu.mv-regierung.de E-Mail: presse@lu.mv-regierung.de Fotos: Druck:

Norman Stier Druckerei der Landesregierung im Landesamt für innere Verwaltung Mecklenburg-Vorpommern Lübecker Straße 287 19059 Schwerin

Schwerin, im Februar 2009 Diese Veröffentlichung wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz herausgegeben. Sie darf nicht zur Wahlwerbung verwendet werden.

Wölfe - Schutzmaßnahmen und Vorgehen im Schadensfall Informationen für Schaf- und Ziegenhalter


Wölfe - Schutzmaßnahmen und Vorgehen im Schadensfall Informationen für Schaf- und Ziegenhalter Nach Sachsen und Brandenburg sind Wölfe seit etwa zwei Jahren auch in Mecklenburg-Vorpommern wieder anzutreffen. Derzeit liegen Nachweise auf Einzeltiere aus dem Bereich der Lübtheener Heide, der Prignitz, der Wittstocker Heide und der Ueckermünder Heide vor. Es gibt bisher keine gesicherten Hinweise auf Rudel-Vorkommen. Wölfe ernähren sich in Mitteleuropa hauptsächlich von Rehen, Wildschweinen und Hirschen. Nutztiere sind in der Nahrung, z. B. der Lausitz-Wölfe, zu weniger als ein Prozent vertreten. Trotzdem gehören insbesondere Schafe und Ziegen zur potenziellen Beute des Wolfes und müssen ausreichend geschützt sein, um Übergriffen vorzubeugen. Bewährte Schutzmaßnahmen Als weitestgehend zuverlässiger Standardschutz gelten 90 cm hohe Elektrozäune („Euronetz“), mit einer durchgängig ausreichenden Spannung von mindestens 3000 Volt. Der geringste Abstand zwischen dem Boden und dem stromführenden Draht sollte kleiner als 20 cm sein. Es ist auf eine gute Erdung der Zäune zu achten. Gräben, Bäche und Flüsse sind keine Barrieren für Wölfe und auch nicht für Hunde. Die Koppeln/ Pferche müssen rundum durch Zäune geschützt sein.

Bei Maschendrahtzäunen ist darauf zu achten, dass ein Untergraben der Zäune nicht möglich ist und die Mindesthöhe 1,3 m beträgt. Bei niedrigeren Zäunen kann die fehlende Höhe durch zusätzliche, Strom führende Litzen ausgeglichen werden. Der Abstand zwischen den einzelnen Litzen sollte nicht größer als 20 cm sein. Ein Untergrabungsschutz kann ebenfalls durch eine zusätzliche Litze (Abstand < 20 cm zum Boden) oder die Anbringung eines mindestens 20 cm tief im Boden eingegrabenen Zaunes hergestellt werden. Als Alternative zum Eingraben kann das Zaungeflecht nach außen gebogen ca. 50 cm flach auf dem Erdboden verlegt und mit Erdnägeln sicher fixiert werden. Einzeln angekettete Schafe („Tüderhaltung“) sind eine sehr leichte Beute für Wölfe und bringen diese u. U. „auf den Geschmack“. Diese Haltungsform sollte generell der Vergangenheit angehören. Der Einsatz von geeigneten Herdenschutzhunden ist die effektivste Schutzmaßnahme. Allerdings ist die Haltung dieser Hunde an verschiedene Vorbedingungen geknüpft: Ausbildung und Haltung bedürfen neuer Kenntnisse und einer gewissen Vorlaufzeit. Der Einsatz muss zum Betriebskonzept passen und die Eignung der ausgewählten Hunde muss gegeben sein. In Sachsen und Brandenburg wird derzeit intensiv an der Thematik, teilweise auch schon in der Praxis, gearbeitet. Weitere Informationen dazu werden am 01.07.2009 auf einer gemeinsamen Veranstaltung der Landeslehrstätte für Naturschutz und des Landesschafzuchtverbandes in Karow gegeben.

Zusätzlich zum „Standardschutz“ kann es nach Wolfsübergriffen nötig sein, zur Abwehr weitere Maßnahmen zu ergreifen. Dazu gehören die optische Verstärkung der Zäune durch Breitbandlitzen über oder vor dem Netzzaun, der Einsatz von Flatterbändern oder die Umstellung auf höhere Elektronetze (etwa 1,30 m) mit guter Erdung und gesicherter Spannung. Vorgehen im Schadensfall Sollte es zu Schäden an Haustieren kommen, ist der Schadensort möglichst unbeeinflusst weiträumig abzusperren. Hunde dürfen die Flächen möglichst nicht belaufen, um Spuren auswerten zu können. Tote Tiere müssen zunächst liegen bleiben und mit einer Plane gegen Kolkraben, Füchse und Niederschläge geschützt werden.


Herdenschutzhunde und -esel

Schutz von Kühen, Pferden und Gatterwild

Freundeskreis freilebender Wölfe e.V.

Vorbeugender Schutz

Vereinsdaten

von Nutztieren vor Wölfen

Herdenschutzesel Esel laufen mit den Schafen mit, sind aber weitaus aufmerksamer. Sie melden Störungen lautstark an. Allerdings können sie bei einem Übergriff selbst Opfer von Wölfen werden, und es gibt bislang noch keine Erfahrung mit Eseln als Herdenschützer in Deutschland.

www.freundeskreis-wolf.de

Schutz von Kühen und Pferden Wenn über Wochen und Monate Kühe auf der Weide ihre Kälber gebären, bekommen Raubtiere wie Fuchs und Wolf natürlicherweise davon Wind. Vor allem die Nachgeburt lockt mit ihrem blutigen Geruch Raubtiere an. Viele Wildtiermütter fressen sie deshalb sofort auf, was bei Kühen aber eher selten vorkommt. Trotzdem sind bislang Angriffe auf Pferde und Kühe in Deutschland nur ganz vereinzelt vorgekommen. Wichtig ist, dass ein Kalb oder Fohlen nicht aus der Koppel gelangen und immer durch seine Mutter verteidigt werden kann. Prophylaktischer Schutz bei Pferden und Rindern bietet sich nicht an, weil der Aufwand sehr groß ist, die Wahrscheinlichkeit eines Angriffs im Vergleich zu Schafen aber eher klein. Sind jedoch schon Angriffe in der Region erfolgt, so werden E-Drähte bzw. Litzen in 20, 40, 60, 90 und 120 cm Bodenabstand mit 4000 bis 5000 V empfohlen. Der Schutz sollte zumindest während der Abkalbezeit gewährleistet sein. Schutz von Gatterwild Wildschutzzäune sind in der Regel 1,80 bis 2 Meter hoch. Als zusätzlicher Schutz wird empfohlen: ■ Den Zaun 20 cm in den Boden einzulassen ■ Oder ein Knotengitter in 20-30 cm Höhe mit dem Schutzzaun zu verbinden und in mindestens 1 Meter Breite rings um den Schutzzaun auszulegen. ■ Oder eine Elektrolitze in 20 cm Höhe um den gesamten Zaun zu ziehen.

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Der 2004 gegründete Verein will durch sachliche Aufklärung erreichen, dass Wölfe wieder als Teil der Natur anerkannt werden. Nach 150jähriger Abwesenheit der Raubtiere sind die Menschen nicht mehr an ein natürliches Zusammenleben mit Wölfen gewöhnt. Als einen Schwerpunkt seiner Aufgaben sieht der Freundeskreis die Unterstützung von Nutztierhaltern durch: ■ Gezielte Information, unter anderem in speziellen Herdenschutz-Praxisseminaren. ■ Vermittlung von Kontakten zu Behörden und Sachverständigen im Schadensfall ■ Tatkräftige Unterstützung beim Auf- und Abbau von Schutzzäunen. Überregionaler Ansprechpartner Jens Matzen, Tel. 0151-40146585, jens.matzen@freundeskreis-wolf.de

Der Verein Freundeskreis freilebender Wölfe e.V. ist als gemeinnützig anerkannt. Er verwendet seine Einnahmen nur für seine satzungsgemäßen Aufgaben. Jede Mitarbeit ist ehrenamtlich. Unterstützen Sie unsere Arbeit ■ durch Mitgliedschaft ■ durch aktive Mitarbeit in einer unserer Arbeitsgruppen ■ durch Spenden Bankverbindung: Commerzbank Kto-Nr.: 241 327 600 BLZ: 760 400 61 IBAN: DE90 7604 0061 0241 3276 00 BIC: COBADEFFXXX Geschäftsstelle: Uwe Tichelmann Im Proffgarten 13 53804 Much-Marienfeld

Weitere Aufgaben: ■ Finanzierung von Arbeitsmitteln zur Feldforschung und Informationsmaterial ■ Öffentlichkeitsarbeit ■ Mitwirkung bei der Erstellung von Wolfsmanagementplänen in verschiedenen Bundesländern ■ Dokumentation von Wolfshinweisen durch geschulte Wolfsbetreuer

Der Verein ist eingetragen im Vereinsregister Siegburg, VR 2537 Aktuelles zu den Wölfen in Deutschland und Berichte aus dem Verein finden Sie unter: www.freundeskreis-wolf.de

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Freundeskreis freilebender Wölfe e.V. Im Proffgarten 13 53804 Much-Marienfeld

Gestaltung: Thorsten Hardel, 39punkt.de, Text: Beatrix Stoepel, Fotos: Janine Meißner (4), Tanja Askani (2), Fenja Hardel (2), Andreas Scheck (1)

Herdenschutzhunde Herdenschutzhunde leben von klein auf mit der Herde zusammen. Sie sehen die Schafe als ihr Rudel an, das sie bereit sind, gegen Feinde wie Wölfe zu verteidigen. Herdenschutzhunde sind keine Hütehunde! Wie gut sie arbeiten, hängt stark von Aufzucht und Training der Hunde ab und erfordert deshalb auch viel Einsatz vom Halter. Anschaffung und Training sollten jedoch unbedingt von Fachleuten begleitet werden. Ungewolltes Verhalten, zum Beispiel das Hetzen von Schafen oder Aggression gegenüber Spaziergängern, lässt sich so am besten vermeiden. Es sollten mindestens zwei Herdenschutzhunde in einer Schafherde aufwachsen. Ein typischer Herdenschutzhund ist der französische Pyrenäenberghund.

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Freundeskreis freilebender Wölfe e.V.

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Jäger Wolf

Hund und Wolf – wer war‘s?

Böser Wolf oder typisch Raubtier?

Wölfe durchstreifen in unseren Breiten Reviere von etwa 30 000 Hektar, das entspricht in etwa der Fläche des Bundeslandes Bremen. Sie legen dabei oft Strecken von an die 50 Kilometer pro Nacht zurück. Es ist dabei sehr wahrscheinlich, dass sie auch an Weiden oder Höfen mit Nutztieren vorbeikommen. Wölfe sind Raubtiere, die sich nahezu ausschließlich von Fleisch ernähren. Sie jagen in Deutschland in erster Linie Rehe, Rothirsche und junge Wildschweine. Aber sie unterscheiden nicht zwischen Wild- und Haustier. Ungeschützte Nutztiere sind deshalb gefährdet, insbesondere Schafe und Ziegen. Verluste von ausgewachsenen Kühen und Pferden sind nur sehr selten. In Wolfsregionen sollten Nutztierhalter Schutzmaßnahmen ergreifen. Betroffen sind insbesondere Regionen, in denen der Wolf erstmals auftaucht – und das kann prinzipiell fast überall in Deutschland sein.

Länder mit gutem Wolfsmanagement leisten Haltern Hilfestellung und sorgen für eine faire Entschädigungsregelung. Doch zuerst muss die Frage geklärt werden: War der Verursacher wirklich ein Wolf? Verletzungen durch Wölfe sind meistens von außen kaum zu sehen. Sie werden erst dann sichtbar, wenn dem Tier das Fell abgezogen wird. Viele auf den Körper verteilte Bisswunden deuten eher auf Hunde hin. Wölfe töten das Tier meist durch einen gezielten Kehlbiss. Der Abstand der Eckzahnlöcher beträgt oben und unten ca. 4,5 cm.

Leider werden gelegentlich bei Wolfsübergriffen auf Schafe mehrere Tiere getötet, obwohl eines als Beute gereicht hätte. Leicht werden die Wölfe dann als Bestien verteufelt. Dabei tun sie nichts anderes, als sich in einer unnatürlichen Situation natürlich zu verhalten. Im Wald gibt es keine Elektrozäune, sondern die Beutetiere laufen weg, sobald eines angegriffen wird. Eingepferchte Tiere können das nicht – und lösen deshalb immer wieder den Reflex des Jagens und Tötens aus. Das ist – so traurig auch für den Halter – für den Wolf in freier Wildbahn sinnvoll. Er muss sich und seine Familie ernähren und jede Beute greifen, die er bekommen kann. Er nutzt schlichtweg die seltene Gelegenheit und sorgt für schlechte Zeiten vor – ein für Raubtiere typisches Verhalten. Von Füchsen und Mardern in Hühnerställen ist dieses Phänomen seit langem bekannt.

Bundesweit kommt es auch immer wieder zu Überfällen von wildernden Hunden auf Nutztiere. In Wolfsregionen muss deshalb genau hingeschaut werden, wer der Verursacher war. Derzeit gilt in allen Bundesländern, in denen bereits Wölfe nachgewiesen wurden, die Regel: Ist der Wolf als Verursacher nicht auszuschließen, kann der Halter eine Entschädigung erhalten. Informieren Sie bitte sofort den Artenschutzbeauftragten Ihres Bundeslandes. Der Freundeskreis freilebender Wölfe informiert Sie dazu gerne (regionaler Ansprechpartner siehe Stempel letzte Seite oder überregionaler Ansprechpartner).

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Wie schütze ich meine Tiere vor dem Wolf?

Die unflexible Lösung – Maschendraht 1. Gatter mit Maschendraht von mindestens 120 cm Höhe. 2. Draht mindestens 20-50 cm eingraben, damit sich der Wolf nicht unter dem Zaun hindurch graben kann. Alternativ: 1 Meter breit Maschendraht bzw. ein Knotengitter vor dem Zaun auslegen. Stromführende Breitbandlitzenzäune mit 3-4 Litzen, ähnlich der Zäunung von Pferdekoppeln haben sich ebenfalls bewährt, sind jedoch aufwendiger aufzubauen. Die unterste Litze darf nicht höher als 20 cm über dem Erdboden angebracht sein.

Vorsorge ist in jedem Fall besser als Nachsorge. Die Erfahrung in Sachsen und im Ausland hat gezeigt, dass sich Verluste durch geeigneten Schutz gering halten lassen. Die flexible Lösung – Elektrozäune („Euro-Netze“) 1. Maschenweite 20 cm, Spannung von 3000 bis 5000 Volt 2. Höhe mindestens 90 – 110 cm 3. Sie müssen die Weide von allen Seiten umschließen – Gräben und Bäche halten Wölfe nicht auf. 4. Den unteren Draht von Bewuchs wie Gras freihalten, damit der Strom nicht in die Erde abgeleitet wird. 5. Der Zaun muss überall mit dem Boden abschließen, es dürfen keine Lücken unter dem Zaun entstehen. In Einzelfällen ist es vorgekommen, dass Wölfe diese Euro-Netze überspringen. Darüber gespannte weiße stromfreie Breitbandlitzen halten die Tiere in der Regel ab, weil sie im Wind flattern und sie irritieren.

WICHTIG: Lassen Sie das tote Tier in jedem Fall von Fachleuten begutachten und rühren Sie den „Tatort“ nicht an. Nur so besteht eine Chance, anhand der Spuren und Hinweise zu erkennen, wer es war.

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Wie schütze ich meine Tiere vor dem Wolf?

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Sofortmaßnahme Lappenzaun 1. 50 cm lange und 20 cm breite Lappen in kurzem Abstand an eine Schnur nähen und straff zwischen Kunststoffpfählen spannen. 2. Unterkante der Lappen max. 20 cm über dem Boden 3. 1 Meter Abstand vom herkömmlichen Zaun 4. Nie länger als 3 Wochen installieren, da Wölfe relativ schnell lernen, „durch die Lappen zu gehen“. Lappenzäune lassen sich relativ schnell aufbauen, sind aber nur eine vorübergehende Lösung. Wo Sie eventuell Lappenzäune leihweise erhalten, erfahren Sie über den Artenschutzbeauftragten Ihres Bundeslandes.

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