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"Fachkonzept für ein Wolfsmanagement in Deutschland"

Reinhardt & Kluth 2006

einem solchen Weg mit einer starken Gegnerschaft aus Tier- und Naturschutzkreisen gerechnet werden. Empfehlung: Der Ansatz, Populationsanstieg und –ausbreitung zu verlangsamen, erscheint für eine kleine und relativ isolierte Population, wie die deutsch-westpolnische, vor allem aus genetischer Sicht problematisch. Der französische Wolfsbestand ist ein Ausläufer der italienischen, über 500 Tiere starken, expandierenden Population. Es ist daher davon abzuraten, diesen Managementansatz zum gegenwärtigen Zeitpunkt auf den deutschwestpolnischen Wolfsbestand anzuwenden. Da insbesondere im Osten Deutschlands durch die Art und Weise der Nutztierhaltung keine exzessiven Schäden zu erwarten sind, erscheint ein solcher Weg auch nicht erforderlich. Sollte er dennoch in Erwägung gezogen werden, so ist dafür eine enge Fachberatung durch Genetiker und die Entwicklung entsprechender genetischer Modelle unabdingbar. Ein intensives genetisches Monitoring wäre dafür die Voraussetzung. Aus heutiger Sicht ist zu empfehlen, das Wachstum des Wolfsbestandes in Deutschland weder aktiv zu fördern noch zu bremsen, die Entwicklung jedoch durch ein intensives Monitoring genau zu verfolgen („passiver Weg“). Dies schließt die legale Entnahme oder das Einbringen von Einzeltieren als Konfliktlösungs- oder Ausgleichsmaßnahme nicht aus. Solche Maßnahmen können im Einzelfall durchaus sinnvolle und notwendige Managementoption sein (siehe Kap. 8.1.1 und 8.4). In jedem Falle ist es dringend geboten, die Ausbreitung des Wolfes mit Maßnahmen zu flankieren, die das Zusammenleben von Mensch und Wolf erleichtern und zur Konfliktminimierung beitragen. Die Entwicklung und Ausbreitung der Population sollte wissenschaftlich begleitet und die Erkenntnisse transparent und zeitnah einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Überall dort, wo Wölfe sich neu etablieren, ist die Unsicherheit besonders groß, wie mit dem neuen Nachbarn umgegangen werden soll und kann. Ein begleitendes Monitoring sollte so aufgebaut sein, dass Konflikte frühzeitig erkannt und durch entsprechende Maßnahmen minimiert werden können. Im Wolfsschutz und –management ist dringend zu empfehlen, vorausschauend zu agieren, statt ausschließlich situationsbezogen zu reagieren.

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