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"Fachkonzept für ein Wolfsmanagement in Deutschland"

Reinhardt & Kluth 2006

Hat der Waisenstatus der Welpen anthropogene Ursachen (Managementmaßnahme, Verkehrsunfall, illegaler Abschuss), ist, so lange die Population noch nicht gesichert ist, ein Ersatz der Elterntiere mit Wildfängen aus der Quellpopulation zu empfehlen.

8.4.8 Krankheiten Krankheiten, die von Wölfen auf Menschen übertragen werden können Tollwut ist eine virulente Erkrankung des Nervensystems, an der alle Säugetiere einschließlich des Menschen erkranken können. Die Krankheit wird in den meisten Fällen durch den Biss eines infizierten Tieres übertragen. Hauptüberträger sind Füchse, Marderhunde und in vielen Ländern auch Hunde (Quelle: Rabies Bulletin Europe, http://www.rbi.fli.bund.de). Gegen Tollwut kann geimpft werden. Durch eine rechtzeitige Behandlung nach Kontakt mit tollwütigen Tieren kann ein Ausbruch der Krankheit verhindert werden. In vielen Ländern ist die Tollwut-Impfung für Haustiere obligatorisch, auch in Deutschland. Darüber hinaus werden Füchse in weiten Flächen Europas mittels Impfködern immunisiert. Die damit erzielten Resultate sind enorm. In weiten Teilen West- und Mitteleuropas ist die Tollwut inzwischen unter Kontrolle oder sogar ausgerottet. Bisher wurden Finnland, die Niederlande (1991), Italien (1997), die Schweiz (1998), Frankreich (2000), Belgien, Luxemburg (2001) und Tschechien (2004) offiziell als tollwutfrei (außer Fledermaustollwut) deklariert (Quelle: Rabies Bulletin Europe, http://www.rbi.fli.bund.de). Im Jahre 2005 wurden in Deutschland 63 Tollwutfälle dokumentiert (im Jahr 2000 noch 192), davon keiner im Osten des Landes. Die Europäische Kommission gibt erhebliche Mittel aus, um die Tollwut, vor allem in den neuen Mitgliedsländern, noch weiter zurückzudrängen. Polen ist bezüglich der Tollwutbekämpfung ebenfalls auf einem erfolgreichen Weg. 2005 wurden nur noch 138 Fälle festgestellt, 2000 waren es noch 2211. Im Jahre 2004 wurden in Polen 4 Wölfe positiv auf Tollwut getestet (Quelle: Rabies Bulletin Europe, http://www.rbi.fli.bund.de). Die Gattung Echinococcus umfasst kleinere Vertreter der Bandwürmer, deren Endwirt zumeist Caniden sind. In Deutschland kommen vor allem E. multilocularis (Fuchsbandwurm) und E. granulosa (Hundebandwurm) vor. Während sie ihre eigentlichen Endwirte kaum beeinträchtigen, können sie beim Fehlzwischenwirt Mensch lebensgefährliche Echinokokkosen verursachen. Allerdings ist eine Infektion selten. Jährlich werden in Deutschland ca. 15 – 20 Neuerkrankungen an alveolärer Echinokokkose (E. multilocularis) gemeldet. Die zystische Echinokokkose (E. granulosa) wird vor allem aus den Mittelmeerländern mit nach Deutschland gebracht. Der normale Zyklus bei E. multilocularis verläuft in der Regel zwischen Nagern und Füchsen, bei E. granulosa zwischen Hunden (Wölfe) und Huftieren (Quelle: http://wikipedia.de). Andere Krankheiten Grundsätzlich können Wölfe die gleichen Krankheiten bekommen, wie Haushunde auch. Räude, Staupe und Parvovirose können vor allem unter Wolfswelpen zu einer hohen Mortalitätsrate führen. Eine durch Hunde eingeführte Parvovirose-Infektion führte Anfang der 1990er Jahre zu einem Zusammenbruch der Wolfspopulation auf Isle Royale (KREEGER 2003). In Deutschland werden die meisten Hunde routinemäßig gegen Staupe, Hepatitis, Leptospirose, Parvovirose und Tollwut geimpft, so dass die Gefahr der Übertragung dieser Krankheiten von Hunden auf Wölfe gering ist. Allerdings kommen alle diese Krankhei-

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