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ausge‚bte trophƒenorientierte Sonntagsjagd und das hiermit verbundene martialische und waffenklirrende Brimborium („Das jagdliche Brauchtum") kritisch betrachtet. Abgesehen davon, dass eine Jagd auf Top-Predatoren in kaum einem †kosystem wirklich Sinn macht - in Deutschland mit seinen ‚berh€hten Schalenwildbestƒnden sind die Gr‚nde f‚r eine Bejagung des Wolfes nicht nachzuvollziehen! Das Reh, ein wichtiges Beutetier von Freund Isegrim, ist unbestritten - nƒchst dem sauren Regen der gr€•te Schadensfaktor im deutschen Wald. Damit ‚berhaupt wieder ein naturnaher Wald, das Gegenteil hiervon wƒre das schon von Hermann L†NS (sicherlich kein Jagdgegner) so bezeichnete „forstfiskalische Stangenwƒldchen", hochkommen kann, m‚ssen mit enormen Kostenaufwand Schutzflƒchen angelegt und mit gegattert werden, um Verbiss- und Fegeschƒden zu vermeiden. In Deutschlands Forsten stimmt das Verhƒltnis der Anzahl von Wild und Flƒche nicht; Schalenwildbestƒnde werden k‚nstlich auf einem weitaus zu hohen Niveau gehalten, damit der Sch‚tze f‚r seine hohen Pachtkosten immer ausreichend Rehe, Hirsche und Schwarzwild vor seine B‚chse bekommt. Es wird nicht mit der notwendigen Konsequenz geschossen, und durch die unsinnige Winterf‚tterung wird ein nat‚rlicher Selektionsprozess weitgehend ausgeschaltet, das „Ankirren" von Schwarzwild ist in vielen Fƒllen eine illegale versteckte F‚tterung. Abgesehen hiervon braucht das Wild in einem gesunden und naturnahen Wald keine F‚tterung - sondern diese ist lediglich einer der Gr‚nde und gleichzeitig auch Indikator f‚r die unnat‚rlich hohen Wilddichten unserer Wƒlder. Die Jƒgerschaft versteht sich als eine Institution, die das „nat‚rliche Gleichgewicht" in Feld und Wald garantiert; da die gro•en Beutegreifer wie Bƒr, Luchs und vor allem der Wolf verschwunden seien, m‚ssten sie jetzt die Rolle des Regulators ‚bernehmen. So weit, so schlecht - es stellt sich dann aber die ketzerische Frage, warum denn der Wolf oder ein anderer Beutegreifer bejagt werden soll, nimmt er doch dem deutschen Waidmanne die ach so lƒstige Arbeit der Schalenwildreduzierung mit dem hiermit unvermeidlichen T€ten ab. Mit einem philosophischen Mƒntelchen umhangen klingt das in der einschlƒgigen Szene „Wir jagen nicht, um zu t•ten, wir t•ten, um gejagt zu haben", so Ortega y GASSET, einer der internationalen Gurus der gr‚nen Zunft. Zumeist wird die „Gefrƒ•igkeit" des Wolfes, d.h. sein Nahrungsbedarf, als sehr hoch eingeschƒtzt, und dies f‚hrt nat‚rlich dazu, dass er unreflektiert als Konkurrent des Jƒgers diskriminiert wird. BIBIKOW (1990) zitiert in einer Literatur‚bersicht in seinem Standardwerk „Der Wolf" Gewichte von bis zu 24 kg, die ein einzelner ausgehungerter Wolf auf einmal verschlungen haben soll. Er weist aber auch auf m€glich Fehlerquellen bei der Abschƒtzung des Fleischkonsums der W€lfe hin: …berh€hte Angaben k€nnen immer dann enstehen, wenn man die Beutereste des jeweiligen Risses als Berechnungsgrundlage f‚r den Nahrungsbedarf benutzt. Ein Teil der vom Jƒger vorgefundenen Beute kann vergraben sein, was W€lfe durchaus tun, oder andere Tiere (F‚chse, andere Beutegreifer, Rabenv€gel) haben als Kommensalen vom Jagderfolg des Wolfes profitiert. Bei europƒischen und amerikanischen W€lfen ergaben Untersuchungen lediglich 2 kg als durchschnittliches Gewicht des Mageninhaltes, das nur in Einzelfƒllen 6 bis 9 kg erreichte. Dies wird von einer Reihe verschiedener Autoren bestƒtigt: Der jƒhrliche Nahrungsbedarf eines adulten Wolfes liegt bei 500 - 800 kg bei einem durchschnittlichen Tagesbedarf von > 2 kg. W€lfe nutzen alle K€rperteile eines gro•en Beutetieres, ausgehungert k€nnen sie tatsƒchlich bis zu 10 kg Fleisch in einer Nacht verschlingen; so beobachtete MECH (1991) auf der Isle Royal ein Rudel von 15 W€lfen, die innerhalb eines Tages ein Elchkalb von etwa 135 kg vollstƒndig verzehrten. Aber nicht alle Verluste an Wildtieren sind dem Wolf anzulasten; ein Anteil der in Exkrementen gefundenen


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