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Bewohner des neunerHAUSes Billrothstraße, rechts außen das Betreuungsteam
Das Ziel In die Billrothstraße kommen jene erwachsenen Männer, die kurzfristig wohnungslos geworden sind und deren Selbsthilfepotenzial relativ hoch ist. Besonders oft ist auch der Verlust einer Dienstwohnung aufgrund von Kündigung ein Grund für eine solche akute Situation. Gemeinsam mit den SozialarbeiterInnen soll schließlich eine geeignete fixe Unterkunft gefunden werden. Zurücklehnen können sich die Männer in dieser Zeit nicht, von ihnen wird aktive Mitarbeit erwartet, Termine und Vereinbarungen müssen eingehalten werden. Möglichst selbstständig soll der Weg zur Lösung des Wohnproblems beschritten werden. „Falls danach noch jemand Betreuung braucht und will, stehen unsere SozialarbeiterInnen telefonisch oder persönlich zur Seite“, so El Sewifi. Neuer Wohnraum – aktuelle Bilanz Dass der Wohnraum im neunerHAUS selbst nicht
knapp wird, dafür wurde mittels Umbau gesorgt. „Laut, lästig und staubig war es“, berichtet der Hausleiter mit einem Augenzwinkern, „aber gelohnt hat es sich.“ Jahrelang wurde sukzessive saniert. Das neunerHAUS Billrothstraße ist denkmalgeschützt und wurde 1926 von der bekannten Wiener Architektin Ella BriggsBaumfeld als „Ledigenheim“ errichtet – von Beginn an war es also sozialen Zwecken gewidmet. Bis 2003 war es ein Studentinnenwohnheim. 2005 kaufte der Verein neunerHAUS das historische Gebäude. Mittlerweile ist das Haus fertig saniert, auch das Dach wurde neu gedeckt. Dabei wurden der Dachstuhl angehoben und neue Wohneinheiten eingerichtet. Insgesamt sind neun neue Wohnplätze entstanden. Investiert wurde auch in die Sicherheit: 41 Brandschutztüren nach historischem Vorbild, 88 Wärmedifferenzialmelder und eine Brandmeldeanlage wurden eingebaut, sowie eine Fluchtwegsbeleuchtung, eine Druckbelüftungsanlage, um das Treppenhaus im Brandfall rauchfrei zu halten, und automatische Türschließer. Auch in der Ausstattung hat sich einiges getan: das gesamte Haus wurde ausgemalt, es gibt neue Möbel und das Haus hat eine Generalreinigung hinter sich. Mithilfe der Bewohner In den Umbau waren auch die Bewohner eingebunden: „Sie waren eine große Hilfe“, erzählt El Sewifi. Gegen ein Taschengeld wurde verlässlich umgezogen, Hab und Gut von A nach B transportiert, Reinigungs- und Handwerkerarbeiten übernommen und Versammlungen organisiert. Das Ergebnis kann sich nun sehen lassen. Einer, der einen der verschönerten Wohnplätze nun bezogen hat, ist Nico – mit hohem Potenzial, einer von rund 60 Männern zu werden, die jedes Jahr den Neuanfang schaffen. Denn, so Nico: „Du kannst nicht wachsen, wenn du aus der Tasche lebst.“ Marietta Türk Journalistin