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Natürlich geschützt

Eine zweite Chance für kleine Dickhäuter

TEXT FLORIAN HENNIG PHOTOS JAN WITTWER/ FLORIAN HENNIG/ ISTOCK

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Die Regenzeit war an Ihrem Höhepunkt und Kenia erlebte 2018 eine besonders regenreiche Saison, als das Telefon des Sheldrick Wildlife Trusts klingelte.

Ein nur wenige Tage altes Elefantenbaby ist von Rangern im etwa 330 Kilometer entfernten Meru Nationalpark gefunden worden. Warum das verängstigte Neugeborene verlassen wurde, konnten die Ranger nicht eindeutig klären. Jedoch wussten sie genau, dass jetzt schnell gehandelt werden musste.

Passend zur Überflutung wurde das Baby Kindani genannt, so lautet auch der Name eines der über die Ufer getretenen Flüsse im Meru Nationalpark.

Die überfluteten Straßen und das nasskalte Klima erschwerten die Bedingungen erheblich. Schließlich wurde der Plan gefasst, Kindani in den aktuell wärmeren und trockeneren Tsavo Nationalpark zu bringen, wo der Sheldrick Wildlife Trust eine Auswilderungsstation betreibt. Hier gibt es jedoch keine passende Unterkunft für Kindani. Normalerweise kommen die Waisen direkt in das Waisenhaus in Nairobi, das Wetter hier war aber aktuell sehr ungeeignet für einen neugeborenen Elefanten. Schließlich wurde sie nach Tsavo geflogen. Die erste Nacht musste Kindani in einem Unterstand verbringen, in dem normalerweise verwaiste Antilopen untergebracht sind. Die ganze Rettungsaktion stand unter keinem guten Stern und Kindanis Zukunft war mehr als ungewiss. Wenige Tage nach ihrer Ankunft in Tsavo verstarb Daphne Sheldrick, die Gründerin des Tierwaisenhauses im Alter von 83 Jahren in Nairobi, und auch Tsavo wurde von immer stärkeren Regenfällen heimgesucht. Die Fluten erreichten auch Kindanis vorübergehendes Zuhause, sodass sie erneut umziehen musste. Die nächste Nacht verbrachte sie in Daphne Sheldricks privaten Schlafzimmer auf höherem Gelände.

Später wurde ein Teil des Flugzeughangars in ein passenderes Zuhause für sie umgewandelt.

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Das kalte Wetter und auch der Stress wirkten sich jedoch negativ auf Kindanis Gesundheit aus und sie erkrankte an einer Lungenentzündung, welche bei jungen Elefanten häufig tödlich endet. Ihr Zustand verschlechterte sich immer weiter, doch ihre Tierpfleger wollten die Hoffnung (noch) nicht aufgeben.

Langsam ging das Wasser zurück, von einer Besserung ihrer Gesundheit konnte man jedoch nicht sprechen.

Endlich, nach 14 Tagen Hoffen und Bangen schien sie sich wie durch ein Wunder zu erholen und konnte zurück in ihren Hangar umziehen. Hier bekam sie auch Gesellschaft durch zwei weitere Elefantenwaisen. Die kommenden Wochen verliefen erfreulich und schon bald erkundete das lebhafte Trio die Umgebung der Auswilderungsstation. Kindani war durch ihren schwierigen Start in ihr Leben jedoch deutlich kleiner als Ihre Artgenossen, machte dies jedoch durch überdurchschnittliche Intelligenz und ihren ruhigen, aber widerstandsfähigen Charakter wett.

Da junge Elefanten jedoch mehr soziale Kontakte benötigen, entschied man das Trio zurück nach Nairobi in das eigentliche Waisenhaus zu bringen. Die Überfahrt verlief problemlos, Kindani benötige jedoch einige Tage, um sich an das geschäftigere Treiben zu gewöhnen. Mittlerweile genießt sie die Aufmerksamkeit der älteren Spielkameraden und entwickelt sich weiter zu einer fröhlichen kleinen Elefantendame. Die Zukunft wird zeigen, wann Kindani bereit ist, das Waisenhaus zu verlassen und in die Freiheit zurückkehren kann. Vielleicht zurück in den Meru Nationalpark, an die Ufer des Kindani-Flusses.

Die Shekdricks hatten schon immer eine große Leidenschaft für die Natur und den Artenschutz in Kenia. David Sheldrick war der erste Leiter des Tsavo-Nationalparks, während Daphne Sheldrick verwaiste Tierbabies mit der Hand aufzog. Nach dem Tod von David in 1977 gründete Daphne den Sheldrick Wildlife Trust (damals noch David Sheldrick Wildlife Trust) und bekam von der kenianischen Regierung die Genehmigung eine Aufzuchtstation am Rande des NairobiNationalparks zu betreiben. Einen besonderen Fokus legte Daphne dabei auf verwaiste Elefantenkinder, die in freier Wildbahn keine Überlebenschancen hatten. Aber auch zahlreiche weitere Tierarten wurden im Laufe der Zeit aufgezogen, darunter auf weitere Schwergewichte wie Nashörner und Giraffen. Was mit einigen Unterständen und Zelten begann, ist mittlerweile zu einer ambitionierten und weit verzweigten Organisation geworden. Zunächst folgte eine Auswilderungsstation im TsavoNationalpark, wo die erfolgreich aufgezogenen Elefantenwaisen ausgewildert werden. Besonders die Adoption der Elefantenwaisen erwieß sich als Erfolgsmodell. Auch heute können Menschen aus aller Welt einen der kleinen Dickhäuter adoptieren und sogar im Waisenhaus besuchen. Stand Dezember 2020 wurden insgesamt 262 Elefantenwaisen erfolgreich aufgezogen und 37 Elefantenbabies von ehemaligen Schützlingen in freier Wildbahn zur Welt gebracht.

"Auch heute können Menschen aus aller Welt einen der kleinen Dickhäuter adoptieren und sogar im Waisenhaus besuchen."

PHOTOS JAN WITTWER/FLORIAN HENNIG/ ISTOCK

Die Elefanten stammen aus dem ganzen Land und der Sheldrick Wildlife Trust ist mittlerweile der erste Ansprechpartner, sollte irgendwo ein verwaistes Elefantenbaby gefunden werden. Häufig ist die Mutter Wilderern zum Opfer gefallen, aber auch natürliche Ursachen wie Unwetter führten zur Trennung von Mutter und Kind.

Neben dem Waisenhais betreibt der Trust Anti-Wilderer-Einheiten samt Hundestaffel, unternimmt Überwachungsflüge, informiert und unterstützt die lokale Bevölkerung in Gegenden, wo es häufig zu Daneben betreibt der Sheldrick Konflikten zwischen Mensch und Wildlife Trust auch einige EcoElefant kommt. Lodges in verschiedenen Gegenden Zudem gibt es ein mobiles des Landes. Veterinärteam, dass verwundete Insgesamt ist der Trust eine Tiere landesweit versorgen kann. beispiellose Erfolgsgeschichte, die Der Sheldrick Wildlife Trust hat ohne das pausenlose Engagement zudem verschiedene Gebiete in der von Daphne Sheldrick sicher nicht Nähe von Schutzgebieten gekauft, möglich gewesen wäre. Aber es um so den Tieren mehr Platz zur zeigt auch deutlich, dass jeder Verfügung zu stellen und wichtige Mensch etwas unternehmen kann, Korridore für Wanderungen zu um die verbliebenden Reste unserer schaffen. großartiger Natur zu schützen und zu erhalten.

"Neben dem Waisenhaus bereibt der Trust Anti-Wilderer-Einheiten samt Hundestaffel, unternimmt Überwachungsflüge, informiert und unterstützt die lokale Bevölkerung in Gegenden, wo es häufig zu Konflikten zwischen Mensch und Elefant kommt."

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