Februar 2013 | Zachow - Ihr Magazin

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„Es gibt zu wenig Witze!“ Micha Kost von den Kiebitzensteinern verrät, wie er den Humor stärken will Die Kiebitzensteiner feierten im vergangenen Oktober ihr 45-jähriges Jubiläum. Bis 2000 waren sie das offizielle Kabarett der Stadt Halle. Seit 2006 haben seine Akteure als Verein um Micha Kost eine Odyssee mit Neugründung und Spielstättenwechsel hinter sich. Mittlerweile bezogen sie Quartier im Capitol. Mit Zachow-Mitarbeiterin Katharina Lorenz sprach „Ober-Kiebitz“ Micha Kost über die Pläne für 2013. Herr Kost, fühlen Sie sich nach dem Nomadendasein der Kiebitze im Capitol angekommen? Ja. Kabarett verlangt nach der Nähe zum Publikum und einer intimen Atmosphäre. Der kleine Saal im Capitol hat dafür genau die richtige Größe. Die Zuschauer nehmen Platz an Tischen und können nebenbei ein Getränk genießen. Das erinnert alles ein wenig ans Varieté. Und wie nimmt das Publikum die Spielstätte an? In den vergangenen Monaten lief es sehr gut. Aber es gibt auch Zeiten, in denen wir uns mehr Zuschauer wünschen würden. Dabei sind wir auf ein volles Haus angewiesen, weil wir, außer von der Saalesparkasse, kaum Unterstützung erhalten. Dabei können die Kiebitzensteiner ja auf eine lange Tradition zurückblicken. Ja. Und diese halten wir hoch. Wir pflegen da-

mit ein Erbe der Stadt Halle, die uns aber in keiner Weise entgegenkommt. Zum Glück hat der Betreiber des Capitols da mehr Verständnis. Wir erhoffen uns jedoch nun Verbesserungen, die der neue OB den Freien Theatern zugebilligt hat. Was steckt von Ihren Vorgängern in den heutigen Kiebitzensteinern? Relativ viel. Wir spielen Ensemblekabarett in Form von politischen Sketchen und gesellschaftskritischen Szenen. Das war in Halle schon immer so. Welche Themen nehmen Sie aufs Korn? Hauptsächlich geht es um Politik. Da werden Griechenland oder deutsche Waffenlieferungen thematisiert. 2013 freuen wir uns auf die Bundestagswahl oder den Ausgang der Finanzkrise. Wir machen aber auch Gesellschaftskabarett, in dem es ums Leben im Alter oder die Ehe geht. Was macht das Kabarett von heute Ihrer Meinung nach aus? Zu DDR-Zeiten bot Kabarett ein Ventil für die Zuschauer. Nach der Wende gab der Wessi ein beliebtes Feindbild ab. Heute ist es die Regierung. Aber wir leben in einer ziemlich humorlosen Zeit. Es gibt zu wenig Witze. Dabei blühte der Witz in schlechten Zeiten immer. Wie erklären Sie sich diesen Zustand? Entweder ist die Lage noch nicht schlimm ge-

Seit 2006 ist Micha Kost der Leiter des Kabaretts Kiebitzensteiner. (Foto: Julia Steiner)

nug, oder die Menschen besinnen sich nicht mehr auf ihren Humor. Fontane sagte mal: „Humor kann vor der Kritik nicht bestehen.“ Der Deutsche reagiert mittlerweile auf alles nur noch kritisch: von Lebensmitteln über Zuwanderung bis zum Hundehalter. Die Medien schüren das. Mit welchen Stücken wollen die Kiebitzensteiner den Humor denn wieder ankurbeln? Am 22. März kommt das neue Stück „Oben ohne“, worunter man sich alles vorstellen darf. Oben ohne Geist, oben ohne politische Kompetenz, oben ohne am Bundesstrand ... Da ist für jeden etwas dabei. Nun feiern wir aber erst einmal den Valentinstag und zwar vom 14. bis 17. Februar mit „Die Sünde ist weiblich“ und „Loriot“. Das wird lustig, da hat man bestimmt was zu lachen. : Kabarett „Kiebitzensteiner“, Capitol, Lauchstädter Straße 1a, „Die Sünde ist weiblich“, 14. Februar, 20 Uhr, „Loriot“, 15. Februar, 20 Uhr 3 www.kiebitzensteiner.de


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