MZ Halle Saalekreis 12.04.2017

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KULTUR

MITTELDEUTSCHE ZEITUNG

GESELLSCHAFT

Buchbranche stärkt türkische Journalisten Solidaritätsanzeigen in unabhängigen Medien VON THOMAS MAIER FRANKFURT (MAIN)/DPA - Noch vor dem türkischen Verfassungsreferendum am kommenden Sonntag wird sich der Dachverband der deutschen Buchbranche in unabhängigen türkischen Medien für die Meinungsfreiheit stark machen. Mit Anzeigen will sich der Börsenverein des Deutschen Buchhandels mit inhaftierten türkischen Journalisten und Autoren solidarisieren. Wie der Verband am Dienstag in Frankfurt mitteilte, kamen dafür in einer Spendenaktion im Internet (Crowdfunding) mehr als 16 000 Euro zusammen. „Unsere Erwartungen wurden übertroffen“, erklärte der Geschäftsführer des Börsenvereins, Alexander Skipis. Rund 400 Spender unterstützten innerhalb von vier Tagen die Aktion, die unter anderem von Verlegerverbänden auch aus Österreich und der Schweiz mitgetragen wurde. Die Anzeigen sollen unter anderem in den Print- oder Online-Ausgaben von Agos Weekly, BirGün, Cumhuriyet, Diken.com.tr, Evrensel und Turuncutime erscheinen. Darin wird darauf hingewiesen, dass durch die mit Hilfe des Referendums geplante Machtausweitung für den türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan die Lage der Meinungsfreiheit sich weiter zu verschärfen drohe. Bereits jetzt seien über 150 Journalisten und Schriftsteller in Haft.

MITTWOCH, 12. APRIL 2017

Wandbild der Brüderlichkeit In Tijuana entstehen Malereien am Grenzzaun zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten - auch aus Protest gegen die Politik von US-Präsident Trump.

KUNST

rostetes Blech sah, bekam ich ein Gefühl der Angst und Unruhe“, beschreibt Chiu seine Begegnung mit dem Grenzzaun. „Ich hatte Lust, es niederzureißen, wusste aber, dass ich das nicht tun kann. So sagte ich mir, eines Tages werde ich es verwandeln.“ Dabei gehe es ihm nicht um das Verschönern oder Überschminken eines Zaunes, der Familien trenne und Tausenden Migranten schon den Tod gebracht habe.

VON LUIS ALONSO PÉREZ UND ANGELIKA ENGLER

- Malerei als friedlicher Protest gegen die Abschottungspolitik des großen Nachbarn im Norden: Im mexikanischen Tijuana am Pazifik haben Hunderte Künstler und Einwohner ein Stück des bereits bestehenden Grenzzauns zwischen Mexiko und den USA in Kunst verwandelt. Ganz in der Tradition der berühmten mexikanischen Muralisten der 1920er Jahre wie Diego Rivera zaubern sie mit Pinsel und Farbe in der Öffentlichkeit eine riesengroße Wandmalerei, die Hoffnung und Einigkeit zugleich ausstrahlen soll. „Es ist eine Art, die Kunst zu nutzen, um friedlich unsere Ablehnung gegen Ideologien zu zeigen, die uns trennen wollen“, sagt Künstler und Initiator Enrique Chiu. Das Vorhaben, die ersten zwei Kilometer des 1994 errichteten und drei Meter hohen Grenzzauns von Tijuana aus zu bemalen, begann als Künstlerprojekt.

TIJUANA/DPA

Der Schmerz der Trennung

Doch wandelte es sich schnell in eine Form des sozialen Protestes gegen die fremdenfeindliche Politik von US-Präsident Donald Trump, wie Enrique Chiu erklärt. Chiu ist Gründer der Initiative „Mural de la Hermandad“ („Wandbild der Brüderlichkeit“). 2013 begann er damit, einen Teil des Grenzzauns zu bemalen, damals auch schon mit einer Botschaft. Er widmete das Werk mexikanischen Müttern, die aus den

Fast wie im Gefängnis

Enrique Chiu initiierte den künstlerischen Protest in Tijuana.

USA abgeschoben wurden und ihre dort geborenen Kinder zurücklassen mussten. Seine Malerei sollte den Schmerz ausdrücken, den diese Trennung verursacht. Die Idee der „Mauer der Brüderlichkeit“ nahm Ende 2016 erste Gestalt an. Chius Ziel war es, einen Raum der physischen Trennung in einen Ort des künstlerischen Zusammenlebens und Ideenaustausches zu verwandeln. Mit Trumps Amtseinführung am 20. Januar und dessen Erlass, die umstrittene Mauer zwischen den USA und Mexiko zu bauen, gewann auch Chius Projekt an Zugkraft. Hunderte Interessenten aus anderen Landesteilen Mexikos, den USA und Mittelamerika suchten

FOTO: DPA

den Kontakt zu Chiu. Mehr als 600 Menschen erbaten einen Platz in dem Wandgemälde, darunter auch Graffiti-Künstler und Kunststudenten. Das einzige, was all diese Menschen gemein haben, ist der Wunsch, die Welt zu verändern, wie Chiu erklärt. „Das hat schon funktioniert, damit die Leute hierherkommen und ihre Gefühle ausdrücken. Und dass die Welt mitbekommt, was an der Grenze geschieht.“ Der Künstler aus Guadalajara wanderte einmal selbst in die USA aus, um dort zu arbeiten. Doch er entschied sich, zurückzukehren und seine Künstlerkarriere in Tijuana fortzusetzen. „Als ich dieses Stück schmutziges und ver-

Die Malereien begannen am äußersten Rand des Zauns am Strand von Tijuana, wo die metallene Grenzmarkierung mehr als 20 Meter in den Pazifik hineinreicht. Das Gebiet ist bekannt als Friendship Park, als Park der Freundschaft: ein Ort der Begegnung zwischen Familien beider Länder, die sich dort beiderseits des Zauns treffen und durch die Lücken sechs Meter hoher Gitter sprechen können. Es erfülle ihn mit großer Traurigkeit zu sehen, wie die getrennten Familienmitglieder einander mit den Fingern berührten, ohne sich umarmen zu können, sagt Chiu. „Es ist, als wären sie im Gefängnis.“ Der Friendship Park soll auch Schauplatz eines Happenings der Dresdner Sinfoniker am 3. Juni sein. Die Musiker wollen damit ein Signal gegen Abgrenzung und Nationalismus setzen. Sie rufen zugleich Künstler aller Länder dazu auf, entlang der 3 200 Kilometer langen Grenzlinie zwischen den USA und Mexiko mit Konzerten, Kunstaktionen und Performances ebenfalls Stellung zu beziehen.

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IN KÜRZE LITERATUR

Zafón hält Buchideen vor seinem Verlag geheim - Das Warten auf einen neuen Roman von Bestsellerautor Carlos Ruiz Zafón (52, Foto) ist in der Vergangenheit nicht nur für Millionen von Lesern weltweit zur Geduldsprobe geworden. Auch sein Verlag wisse in der Regel erst kurz vor der Fertigstellung des Werkes, dass eine Geschichte in den Startlöchern steht, sagte der Spanier in Hamburg. „Nicht einmal meine Frau weiß, in welche Richtung es thematisch gehen wird“, erzählte der Autor, der 2001 mit „Der Schatten des Windes“ seinen internationalen Durchbruch feierte. FOTO: DPA HAMBURG/DPA

AUSSTELLUNG

Star-Fotograf Lindbergh irritiert von Selfie-Manie MÜNCHEN/DPA - Der Star-Fotograf Peter Lindbergh (72) kann mit zwei Phänomenen der Fotografie nicht viel anfangen: Selfies und Bildbearbeitung. „Ich finde, Selfies sind eigentlich so ziemlich das Blödeste, was es überhaupt gibt“, sagte er am Dienstag in München vor der Eröffnung der Ausstellung „Peter Lindbergh: From Fashion To Reality“. Wer etwa ein Selfie mit einem Star machen wolle, solle sich stets klarmachen, was das über sein Selbstwertgefühl aussage: „Das bedeutet, dass man sich selbst als kleiner ansieht als diese Person.“

Hotline: 0345 / 202 97 71 GESTÖRT ABER GEIL TiM Ticket: Halle, Galeria Kaufhof Halle (Passage) MZ-Service Punkte: Halle, Markt (Stadthaus) Halle, Medienhaus, Delitzscher Straße 65 Bitterfeld, Wochenspiegel, Mühlstraße 26 Merseburg, Wochenspiegel & Super Sonntag, König-Heinrich-Straße 21a Aschersleben, Wochenspiegel & Super Sonntag, Breite Straße 31 Sangerhausen, Super Sonntag, Hüttenstraße 16 Bernburg, Super Sonntag, Karlsplatz 21 Dessau, Wochenspiegel & Super Sonntag, Kavalierstraße 78 Wittenberg, Wochenspiegel & Super Sonntag, Schlossstraße 23-24 Lutherstadt Eisleben, DER Touristik Reisebüro, Markt 40 Quedlinburg, Wochenspiegel & Super Sonntag, Weyhegarten 1e Zeitz, Super Sonntag, Humboldtstraße 3-5 Köthen, Mein Buchladen, Schalaunische Straße 32

Abonnenten der MZ erhalten vergünstigte Ticket- preise auf ausgewählte Veranstaltungen.

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Das Geheimnis ihres Erfolgs? „Gestörte“ Electro-Beats mit „geilen“ Housetracks zu paaren, ein paar talentierte und stimmlich unterschiedliche Gastsänger (wie Sebastian Hämer, Toni Kraus, Marc Narrow oder Wincent Weiss) einzupacken und den Fans bei ihren Shows mit maximaler Energie ein einmaliges Live-Erlebnis zu bescheren.

KONSTANTIN WECKER

Poesie und Widerstand. 70 Jahre Ungehorsam - verändert hat sich der Künstler in seinem Leben schon oft, ein Anderer ist er nie geworden. Genug war ihm eben nie genug, wenn er im Lauf seiner Karriere zu träumerischen Liebesflügen ansetzte, durch stürmische Zeiten ging, sich Revolte gestattete, liedestoll, wütend, zärtlich und immer auch uferlos war.

SÖHNE MANNHEIMS

Kaum einer Band gelingt es, dem Publikum ein solch euphorisches Live-Feeling zu vermitteln wie den Söhnen Mannheims. Die bunte Truppe mit vier Sängern, zwei Rappern und zwei Schlagzeugern, die insgesamt 14 Musiker umfasst, steht für ein spektakuläres, opulentes Bühnenfest.

09.09.2017•Halle•Freilichtbühne Peißnitz

09.11.2017•Halle•G.-F.-Händel-Halle

30.06.2017•Halle•Freilichtbühne Peißnitz 01.07.2017•Dresden•Freilichtb. Junge Garde

SCHILLER

HÄNDEL-FESTSPIELLE HALLE

STATUS QUO

26.5. bis 11.6.2017

SCHILLER–Macher Christopher von Deylen: „Ich freue mich wahnsinnig auf diese neue Klangwelten–Tour. Gemeinsam mit meinen musikalischen Mitstreitern möchte ich das Publikum mitnehmen auf eine berauschende Klangreise. Es gibt viel zu entdecken.” Freuen Sie sich auf pulsierende Rhythmen und kunstvoll arrangierte Sphärenklänge.

25.10.2017•Halle•G.-F.-Händel-Halle

Am letzten Wochenende strömen die Besucher in die Galgenbergschlucht und wohnen bei „Bridges to Classics“ dem Brückenschlag zwischen klassisch-barocker und moderner Rock-Musik bei. Dieses „Symphonic Rock“-Konzert findet in einer atmosphärischen Naturkulisse statt und endet mit einem Feuerwerk.

10.06.2017•Bridges to Classics Halle•Galgen11.06.2017•Abschlusskonzert bergschlucht

Mit „AQUOSTIC LIVE“ - it rocks! bewegen sich Status Quo nach über 50 Jahren als eine der weltbesten Hard Rock Bands aus ihrer Komfortzone. Erstmals werden Francis Rossi, Richie Malone, Andy Bown, John ‘Rhino’ Edwards und Leon Cave ihre international gefeierten Unplugged-Shows im Herbst 2017 in 10 Städten in Deutschland präsentieren.

16.12.2017•Halle•G.-F.-Händel-Halle


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