MZ Halle Saalekreis 12.04.2017

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WIRTSCHAFT

MITTELDEUTSCHE ZEITUNG

MITTWOCH, 12. APRIL 2017

THYSSENKRUPP

IN KÜRZE

ImRuhrpott herrscht große Unruhe

LANDWIRTSCHAFT

Tierwohl-Siegel lässt Fleischpreise steigen - Für Fleisch mit dem geplanten staatlichen Tierwohl-Siegel müssen Verbraucher mehr zahlen. „Derzeit gehen wir davon aus, dass der Aufschlag pro Kilo Schweinefleisch bei zehn bis zwanzig Prozent liegen wird“, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) der „Augsburger Allgemeinen“ vom Dienstag. Eine Umfrage der Umweltschutzorganisation Greenpeace ergab unterdessen, dass sich auch Kunden von Discountern Fleisch aus besserer Tierhaltung wünschen. Der Agrarminister plant die Einführung eines staatlichen Siegels auf freiwilliger Basis. Es soll mit Schweinefleisch starten, später sollen Geflügel und Rindfleisch dazukommen. AUGSBURG/AFP

IG Metall fürchtet um Jobs in Stahlbranche. - In der schwächelnden Stahlsparte von Thyssenkrupp droht nach Angaben der IG Metall ein Abbau Tausender Arbeitsplätze. Es gehe bei der geplanten Restrukturierung nicht nur um 300 bis 400 Jobs in Bochum und Duisburg-Hüttenheim, sagte der Bevollmächtigte der IG Metall DuisburgDinslaken, Dieter Lieske, am Dienstag. „Es geht letztendlich um 4 050 Arbeitsplätze. So muss man die ganze Geschichte rechnen.“ Aus den Unterlagen des Managements gehe hervor, dass etwa 15 Prozent der rund 27 000 Jobs von Thyssenkrupp Steel Europe gestrichen werden sollen. Ein Konzernsprecher bekräftigte, es sei derzeit noch offen, wie viele Arbeitsplätze betroffen sein werden.

DUISBURG/RTR

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Wer Steuern zahlt, darf auch Steuern sparen.

Urquell im Urfass In der Pilsner Urquell Brauerei im tschechi-

schen Pilsen wird noch das traditionelle Böttcher-Handwerk gepflegt. Acht Spezialisten

sind dort damit beschäftigt, riesige Holzfässer zu reparieren oder auch kleinere für den Export zu fertigen. Gerade im Ausland ist die klas-

LUFTHANSA

sische Abfüllung gefragt. Der Großteil des Bieres verlässt aber in Metallfässern oder Flaschen den Betrieb. FOTOS: CTK/DPA

Die Mitte zahlt

Zwei Studien, eine Erkenntnis: Der deutsche Sozialstaat ist teuer. Und die höchsten Einkommen tragen nicht die größte Last. STEUERN UND ABGABEN VON MARKUS SIEVERS

Thyssenkrupp hat angekündigt, in den nächsten drei Jahren 500 Millionen Euro einzusparen. Dies soll durch Kostensenkungen beim Personal, der Instandhaltung und Reparatur, der Logistik, dem Vertrieb und in der Verwaltung erreicht werden. Ziel sei, dass die Stahlsparte dauerhaft ihre Kapitalkosten erwirtschafte. „Das ist schon ein großes Rad, das gedreht werden soll“, sagte Gewerkschaftsvertreter Lieske. Die Beschäftigen seien sehr verunsichert. „Da ist große Unruhe in der Hütte.“ Die Gewerkschaft war zuvor mit Stahlbetriebsräten zusammengekommen. Die Gewerkschaft bekräftigte die Haltung der Arbeitnehmervertreter, wonach vor einer Restrukturierung erstmal klar sein müsse, ob Thyssenkrupp seine Stahlsparte mit Tata Steel fusionieren wird. „Wir lehnen eine Fusion strikt ab.“ Die Konzerne sprechen seit dem vergangenen Jahr über einen Zusammenschluss zum zweitgrößten europäischen Stahlkonzern nach ArcelorMittal. Am 3. Mai soll es eine große Kundgebung in Duisburg geben, sagte Metaller Lieske. Zu dem Protest würden Tausende Beschäftigte erwartet.

- Hohe Einzahlungen in die Sozialkassen treiben für Arbeitnehmer in Deutschland die Steuerund Abgabenlast nach oben. Und die Sozialabgaben sorgen auch dafür, dass Singles und Familien aus der Mittelschicht am stärksten beansprucht werden – stärker noch als Spitzenverdiener. Darauf weisen die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und das Essener Forschungsinstitut RWI in zwei getrennten Studien hin.

BERLIN/MZ

Nur Belgien ist noch teurer

Im Vergleich der 35 Mitgliedsländer gehört Deutschland laut OECD zu den Spitzenreitern bei der Belastung. Einzig in Belgien müsse ein Durchschnittsverdiener noch mehr abführen. Im Schnitt der Industrienationen liege die Steuerund Abgabenlast für einen alleinstehenden Arbeitnehmer mit mittleren Einkommen bei 36 Prozent, in der Bundesrepublik bei 49,4 Prozent. Damit verharrte sie hierzulande exakt auf dem Vorjahreswert. Für ihre Berechnungen bezieht die Organisation die Sozialabgaben mit ein, die Arbeitgeber für ihre Beschäftigten entrichten und von den Betroffenen daher nicht

unmittelbar gespürt werden. So will sie ermitteln, wie teuer Arbeit für die Wirtschaft wird. Sie spricht vom „Keil“, den Steuern und Abgaben zwischen die Zahlungen der Firmen und die Nettoeinkommen trieben. Nicht nur bei Singles, auch bei Familien mit Kindern kommen die Experten in ihren internationalen Vergleichen auf hohe Belastungen in Deutschland. Allerdings zeigt die Untersuchung auch, dass der Keil hierzulande schon größer war. Im Jahr 2003 betrug er für den alleinstehenden Durchschnittsverdiener 53,2 Prozent. Seitdem ist er also um 3,8 Prozentpunkte geschrumpft. Einen etwas anderen Ansatz wählte das RWI in einem Gutachten für die liberale Friedrich-Naumann-Stiftung. Die Forscher schauten sich an, was Arbeitnehmer insgesamt an Steuern, Abgaben und Gebühren schultern müssen. Beispielsweise bezogen sie Verbrauchssteuern wie die Mehrwertsteuer ein, die Konsumenten beim Einkauf im Supermarkt abführen, ohne dass sie dies merken. Auch die EEG-Umlage für Stromkunden oder Verwaltungsgebühren für die Ausstellung eines Personalausweises flossen in die Statistiken ein. Die genauen Daten beider Studien sind also nicht direkt vergleichbar.

Die Botschaften aber ähneln sich. Auch die RWI-Volkswirte kommen zu dem Ergebnis, dass kleine und mittlere Einkommen am stärksten betroffen sind. Besonders wenig bleibt für Arbeitnehmerhaushalte mit Einkommen zwischen 40 000 bis 80 000 Euro im Jahr vom Bruttolohn übrig. Schon bei Durchschnittsgehältern erreiche die Gesamtbelastung knapp 45 Prozent. Darunter falle sie deutlich geringer aus. Selbst bei Einkommen von unter 10 000 Euro im Jahr gingen noch fast 35 Prozent für Sozialabgaben und die Mehrwertsteuer und andere verbrauchsabhängige Steuern drauf. Relativ gesehen am meisten - nämlich 44,5 Prozent mussten Haushalte mit Einkommen zwischen 70 000 und 80 000 Euro den öffentlichen Kassen überlassen. Bei ihnen schlagen sowohl Renten- und Arbeitslosen-, Kranken- und Pflegeversicherung voll zu als auch das Finanzamt mit der Einkommensteuer. Bei noch höheren Gehältern lockert der Staat dagegen seinen Zugriff wieder. Damit ist das Steuer- und Abgabensystem nicht progressiv, wie oft gedacht. Die Belastung nimmt also mit steigendem Einkommen nicht kontinuierlich zu. Dafür führt das RWI zwei Erklärungen an. Zum einen legen Spit-

zenverdiener relativ viel von ihrem Gehalt beiseite. Auf Ersparnisse erhebt der Staat aber keine Verbrauchssteuern wie Mehrwertsteuer oder Mineralölsteuer. Die „kleinen Leute“ dagegen geben meist ihre kompletten Bezüge aus. Zum zweiten verlangt der Staat nur bis zur sogenannten Beitragsbemessungsgrenze Sozialabgaben. Wer darüber kommt, führt für diese Mehrverdienste nichts m ehr in die Renten- oder Arbeitslosenkasse ab. Bis zu einem Einkommen von 50 000 Euro nehme die Belastung durch Sozialabgaben ständig zu und löse allmählich die Verbrauchssteuern als wichtigste Belastung ab, schreibt das RWI. Erst danach übernehme allmählich die Einkommensteuer diese Rolle, während Sozialabgaben und Verbrauchsteuern immer weniger zu Buche schlagen. Im Bundestagswahlkampf könnte die Forderung nach Steuersenkungen erstmals seit langem wieder eine Rolle spielen. Sowohl die FDP als auch die Union setzen sich für Entlastungen ein. SPD, Grüne und Linkspartei verweisen dagegen auf den Investitionsbedarf des Staates etwa für die Infrastruktur, für Schulen oder Kindergärten.

Giesecke & Devrient will mehr Geschäft mit der IT-Sicherheit machen. - Seine Sanierung hat der Münchner Geldnotendrucker Giesecke & Devrient (G&D) hinter sich. Nun folgt der Umbau zum Hightech-Dienstleister für Cybersicherheit, kündigte Konzernchef Ralf Wintergerst zur Bilanzvorlage in München an. Konzentrieren wolle sich das 165 Jahre alte Familienunternehmen dabei auf vernetzte Autos und Industrieanlagen. Es gehe darum, bestehende Produkte verstärkt zu digitalisieren und sie für neue Geschäfte zu nutzen. So stellt G&D bereits Sim-Karten für Mobiltelefone oder Software zur sicheren Übertragung von Daten her, Letzteres auf Sicherheitsniveau von Verschlusssachen des westlichen Verteidigungsbündnisses Nato. Künftig soll G&D-Technologie auch Roboterautos, Wasser- und Gaswerke oder Industriesteuerungen schützen.

MÜNCHEN/MZ

Technologisch vorantreiben soll die Digitalisierung des Portfolios eine zum Mai aktive neue Einheit namens Advance52, die allen vier bestehenden Geschäftsfeldern vom Geldnotendruck, über Ausweise und Chipkarten bis zu Verschlüsselungssoftware zuarbeiten und mit 200 Hightech-Experten besetzt werden soll. „Wir haben Elemente eines Start-ups“, erklärte Wintergerst das neue Selbstverständnis. Zugleich rechnet er nicht damit, dass traditionelle Geschäfte wie der Geldnotendruck oder Bezahlkarten rasch wegbrechen. „Ich sehe nicht, dass Bargeld in den nächsten zehn oder 20 Jahren verschwindet“, meinte der Konzernchef. Die Digitalisierung der Wirtschaft unter dem Schlagwort Industrie 4.0 eröffne aber neue Geschäftschancen, für die der gute Ruf von G&D sowie die hauseigene Technologie-Expertise Türen öffnen könnten. Dazu seien strategi-

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sche Zukäufe möglich. Neue Partner wolle man sich dagegen absehbar nicht ins Haus holen, obwohl die neue Konzernstruktur dazu einlädt. G&D fungiert neuerdings als Dach über vier operative Geschäftseinheiten. Eine davon ist die Herstellung amtlicher Dokumente und Gesundheitskarten, wo G&D

als Seniorpartner mit der Bundesdruckerei kooperiert. Auch ein Börsengang sei nicht geplant, betonte Wintergerst. Selbst wenn sich die Geschäfte von G&D wandeln, bedeute das keine neuen Gefahren für das Personal, versichert er. 2016 sind am Hauptstandort München noch einmal 263 Stellen gestrichen worden. Insgesamt hat die gut zweijährige Sanierung rund 1 000 Stellen gekostet. In München wurde der Druck von Geldnoten eingestellt und dafür in Leipzig konzentriert. Für die neuen Geschäftsideen benötige man künftig eher zusätzliches Personal, meinte Wintergerst. Aktuell sind im Konzern rund 11 300 Mitarbeiter tätig. Schnelle Wachstumssprünge sind mit den neuen Geschäftsideen indes nicht verbunden. Im laufenden Jahr sollen die Umsätze eher stagnieren, nachdem sie 2016 um vier Prozent auf den Rekordwert

Tickets werden erstmals seit langem teurer FRANKFURT (MAIN)/RTR - Bei der Lufthansa fallen erstmals seit dreieinhalb Jahren wegen der guten Buchungen die Ticketpreise nicht mehr. Die Preise seien im März im Vergleich zum Vorjahreszeitraum leicht gestiegen, teilte Deutschlands größter Luftfahrt-Konzern am Dienstag mit. „Die gute Nachfrage sorgte für ein besseres Preisumfeld“, sagte ein Firmensprecher. Es ist der erst Anstieg seit August 2013 - seitdem hatte der Konzern stets über sinkende Ticketeinnahmen berichtet. ANZEIGE

Ihr Steuerberater weiß wie.

Thema im Bundestagswahlkampf?

Gelddrucker geht neue Wege VON TH.-MAGENHEIM-HÖRMANN

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US-NOTENBANK

Yellen äußert Sorge um Unabhängigkeit WASHINGTON/AFP - US-Notenbankchefin Janet Yellen hat vor einer politischen Einmischung in die Unabhängigkeit der Fed gewarnt. „Ich sorge mich immer über Bedrohungen für unsere Unabhängigkeit“, sagte Yellen am Montag bei einer Veranstaltung in der University of Michigan. Es sei „sehr wichtig“ und führe zu besseren Entscheidungen zugunsten der wirtschaftlichen Entwicklung, wenn eine Zentralbank ihre Geldpolitik „frei von kurzfristigem politischem Druck“ festlegen könne. Yellen kam nicht ausdrücklich auf US-Präsident Donald Trump zu sprechen, der ihr im Wahlkampf eine falsche Zinspolitik vorgeworfen hatte.

HEIZÖLPREISE Aktuelle Notierung für extra leichtes Heizöl (DIN 51603), mitgeteilt von der IHK HalleDessau für den Raum Halle/Saalekreis am 11. April 2017. Lieferumfang Bögen mit Banknoten werden in die Druckmaschine eingezogen. FOTO: G&D

von 2,1 Milliarden Euro gestiegen sind. Rund 40 Prozent der Umsätze entfallen dabei immer noch auf das Geschäftsfeld Geldnote, ähnlich viel auf das Chipkartengeschäft. Die digitale Zukunft von G&D steuerte 2016 rund erst fünf Prozent aller Erlöse bei. Der Jahresüberschuss ist dabei im Konzern leicht auf 52 Millionen Euro gefallen.

Liter 701 - 950 951 - 1200 1201 - 1700 1701 - 2200 2201 - 2700 2701 - 3700 3701 - 4700 4701 - 5700

Durchschnittspreis in Euro 11.04. 04.04. 69,37 67,67 67,10 64,93 64,77 63,21 63,88 61,79 62,63 60,86 62,10 59,92 61,46 59,46 60,87 59,08

Preise je 100 Liter frei Verwendertank inklusive Mehrwertsteuer.

Tagesaktuelle Preise online: www.brennstoffhandel.de


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