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MAURILLA, RAFFAELLA UND WOLLDEMAR ZEIGEN IHRE WELT
Das Kinderbuch von Martin Lell bringt Kindern die Lebensweise von Wild- und Honigbienen nahe.
Die Geschwister Mona, Elisa und Adrian begegnen einer Mauerbiene, einer Wollbiene und einer Honigbiene, die den Kindern ihren Lebensraum zeigen. Dabei erfahren sie, warum die Larven der Mauerbiene eingemauert werden, was es mit zeitweise gestressten Königinnen auf sich hat und weshalb die Bienen ihren Honig trocken föhnen. Sie schauen in der Wohnung wildlebender Honigbienen vorbei und diskutieren, was von der Arbeit eines Imkers zu halten ist. Zwischendrin begegnen sie auch einer Wespe und erfahren, warum Wolldemar, die Wollbiene, Rasenmäher ziemlich doof findet.
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Geboren wurde die Idee für diese Geschichte im Jahr 2017, als das Ökologische Bildungszentrum Ideen sammelte, wie das Thema Wildgarten und Bienen in einem Audiopfad vermittelt werden könne, erzählt Martin Lell. „Wir überlegten uns eine Geschichte in Form eines Rollenspiels, in dem eine Wildbiene und eine Honigbiene zu Wort kommen.“ Die Mauerbiene namens „Muddy“ repräsentierte dabei die artenreiche Gruppe der Wildbienen. Für den Audioguide adaptierte man die Idee zu einem Interview mit der Wildbiene „Wilma“, das heute Teil der „Lauschtour rund ums ÖBZ“ geworden ist. Martin Lell wiederum entwickelte seine Idee zu einem Kinderbuch weiter. Zur Mauerbiene gesellten sich in seiner Geschichte die Wollbiene und natürlich die Honigbiene, die ursprünglich ja auch eine Wildbiene gewesen ist, bevor die Wildart in Europa weitgehend durch die Imkerei verdrängt wurde. „Für die Mauerbiene ‚Maurilla‘ stand die Rostrote Mauerbiene Patin, für das Wollbienen-Männchen ‚Wolldemar‘ die Garten-Wollbiene. Ich habe mir diese Arten herausgesucht, weil die beiden ‚echten‘ Wildbienen mit ihrer Lebensweise exemplarisch für die etwa 550 Wildbienenarten Deutschlands stehen. Die Gegenüberstellung mit der Honigbiene ‚Raffaella‘ zeigt im Streitgespräch eine Konfliktlinie auf, wie sie auch im wirklichen Leben existiert.“
Den ausgewählten Bienenarten kann man in München leicht begegnen. An vielen Stellen kommen sie noch relativ häufig vor. Um die rostrote Mauerbiene am ÖBZ zu entdecken, muss man nur an einem sonnigen und warmen Apriltag die große Bienennisthilfe im Experimentiergarten
„Die wilden Bienen“

Ein bebildertes Kinderbuch für Kinder im Alter von 5 bis 12 Jahren. Auf 37 Seiten bringt es Kindern auf unterhaltsame Weise das Leben von Wild- und Honigbienen nahe und weckt das Interesse an und Sympathie für diese Lebewesen.
Martin Lell, der sich im ÖBZ ehrenamtlich sowohl im Wildgartenprojekt als auch in der ökologischen Imkergruppe engagiert, ist die Gestaltung vielfältiger Lebensräume für Wildbienen ein großes Anliegen. „In den letzten Jahren wurde extrem viel Werbung für die Honigbiene gemacht“, stellt er fest. „Die Lebensweise und die Bedürfnisse der vielen unterschiedlichen Wildbienen hingegen kennen viele Menschen nicht. Oft denken sie, man könne „den Bienen“ und damit auch gleich der ganzen Natur, einfach durch das Aufstellen von Honigbienenvölkern helfen.“ So etwas sei bestimmt gut gemeint, sagt er, gibt aber zu bedenken: „Bei der hohen Dichte an Bienenvölkern, wie es sie in München gibt, können zu viele Honigbienen den Wildbienen das Leben schwer machen. Wenn man viele Honigbienenvölker mit jeweils bis zu 50.000 Individuen nebeneinander stellt, kann es gut sein, dass ein Großteil der Blüten in der Umgebung ‚leergeerntet‘ wird und für die Wildbienen nicht mehr genug Nahrung übrig bleibt. Im Übrigen sind die Wollbienen-Männchen die einzigen Wildbienen, die sich gegen die Plünderung ihrer Lieblingsblumen aktiv zur Wehr setzen können. Dieses interessante Verhalten wird auch im Buch thematisiert.“
Books on Demand (2021) Kindle-Ausgabe: 7,99 Euro Gebundene Ausgabe: 19,99 Euro aufsuchen. Und die Wollbienen kann man später im Jahr im Wabengarten beobachten, wo sie besonders gerne die Blüten von Purpur-Leinkraut und Wollziest besuchen – und diese gegen Honigbienen verteidigen.