Mut&liebe 232017 wohnen in offenbach

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Wieder zuhause (damals noch in der Mörfelder Landstraße in Sachsenhausen) begann sie alles über Olivenöl zu lesen, was sie finden konnte und besuchte Fachmessen, knüpfte erste Kontakte zu Herstellern aus unterschiedlichen Ländern. Das war gar nicht so leicht, aber für den Anfang konnte sie ihr kaufmännisches Englisch nutzen. Insgesamt war es ihr Traum, hochwertige Olivenöle anzubieten, die man direkt bei ihr wie einen guten Wein probieren kann. Kurzerhand tat sie sich mit einer Dolmetscherin zusammen und los ging die nächste Reise in den Süden. Diesmal nach Italien, das immer noch als Mekka des Olivenöls gilt, weil es hier durch die unterschiedlichen Landschaften und klimatischen Bedingungen so eine große Vielfalt an geschmacklich unterschiedlichen Ölen gibt. Elke Finger schätzt aber auch die Öle aus Spanien und Portugal – sie sind ebenfalls von herausragender Qualität. In diesen Ländern gibt es Hersteller, die sehr sorgfältig arbeiten und sich durchaus aus dem Meer der Massenanbieter abheben. Die „Neuoffenbacherin“ pflegt engen Kontakt zu den Produzenten in den verschiedenen Mittelmehrländern und besucht diese regelmäßig in den Herbst- und Wintermonaten, wobei sie auch direkten Einblick in die Produktion nimmt. So hat Elke Finger in den letzten Jahren diese Kontakte kontinuierlich aufgebaut, erweitert und sich ein umfassendes Wissen über Olivenöl angeeignet, das sie in ihrem Laden in der Mörfelder Landstraße erfolgreich einsetzte – bis in diesem Winter die Kündigung kam und sie sich nach einem anderen Schaffensort umsehen musste. Wegen der Mietpreise, aber auch wegen der Vielfalt und des südländischen Flairs, das Offenbach für sie ausstrahlt, kam sie ziemlich schnell auf die Schwesterstadt. Die Parterreräume der Hospitalstraße 18, wo sich vorher eine Anwaltskanzlei befunden hatte, standen zur Miete und sie einigte sich schnell mit dem Vermieter. Sie gab der hübschen Altbau-Etage einen bunten Mittelmeeranstrich und richtete die Verkaufsräme ansonsten eher puristisch mit weißen Holzregalen ein, einzig ein Paar alte Lüster verbreiten eine kleine Pracht. „Ich bin selbst sehr geradlinig, so sind auch meine Öle und deren Präsentation“, erklärt Elke Finger. Man fühlt sich in diesen farbigen Wänden, die außerdem mit alten Schwarz-Weiß-Fotos aus südlichen Gefilden geschmückt sind, gleich wohl mut & li e b e J uni / J uli / A ugust 2 0 1 7

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olivenöl ● Die Herstellungsmethode ist für Olivenöl ein wesentlicher Faktor für die Qualität des Endproduktes. Die Tempera tur während des Produktionsprozesses ist ein weiterer qualitätsbestimmender Faktor. Olivenöl, das als kaltgepresst oder kaltextrahiert deklariert wird, darf während der Produktion nicht wärmer als 27 °C werden. Die Bezeichnungen Extra Virgin (engl.), Vierge Extra (franz.), Extra Vergine (italienisch), Virgen Extra (spanisch) oder Extra Virgem (portugiesisch) entsprechen dem deutschen Nativen Olivenöl Extra und sind eine Qualitätskennzeichnung. Der Verbraucher kann sich beim Fachhändler informieren oder im Kompendium Flos Olei 2017 http://www.marco-oreggia. com/pdf/flosolei_schedelibreria_2017_TED.pdf sowie in der deutschsprachigen Zeitschrift https://www.merum.info. Hier finden sich auch umfassende Informationen über Herstellungsverfahren und angebotene Öle.

– und bekommt große Lust, den Inhalt der vielen unterschiedlichen Flaschen zu probieren. Bei Elke Finger hat jedes Land ein Regal oder zumindest zwei Regalbretter. Für Salate empfiehlt sie mildere Öle, die aus Ligurien, vom Gardasee, aber auch aus Portugal kommen können, wo sie wie das der Casa de Santo Amaro eine zart-fruchtige Note und einen leichten Bitterton haben. Ein kräftiges, aber auch zugleich fruchtiges Öl mit schönem Grünton kommt aus der spanischen Region Jaen und heißt Oro Bailén. Es schmeckt frisch und voll nach Mandeln und Artischocke. Elke Finger bietet auch ein paar ausgewählte französische und griechische Olivenöle an. Ab dem frühen Herbst möchte sie in der Hospitalstraße einmal im Monat einen Samstag Vormittag unter ein bestimmtes Motto stellen, zum Beispiel: So frühstückt man in Frankreich, Italien, Spanien. Dabei soll Olivenöl natürlich eine Rolle spielen, aber auch Backwaren, die sie selbst herstellt. Auch Länderabende mit Menü und Verkostungsmöglichkeit unterschiedlicher Öle möchte sie dann anbieten. Bis sie sich in Offenbach ein bisschen eingerichtet hat, können Neugierige und Olivenölliebhaber zu den 61


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