Raawi - April 2021

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Raawi

Q2 | April 2021

JÜDISCHES MAGAZIN

HANNOVER EINWEIHUNG HAUS BENJAMIN

MARIE’S REZEPTE SCHLANK IN DEN FRÜHLING

GEDANKEN ZU SCHAWUOT RABBINER NATHAN GRINBERG Foto: © Pressestelle des Senats

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Der langjährige Vorsitzende der Deutsch-Israelischen-Gesellschaft Hamburg, Stefan Hensel, ist vom Hamburger Senat für die kommenden drei Jahre zum Beauftragten für die Bekämpfung und Prävention von Antisemitismus in Hamburg berufen worden. Dies erfolgt auf Vorschlag der jüdischen Gemeinden in Hamburg. Die Amtszeit des neuen Antisemitismusbeauftragten beginnt am 1. Juli 2021 und beträgt drei Jahre.


Editorial Liebe Leser und Leserinnen, was war das für ein unglaublicher Monat für das jüdische Leben in Deutschland? Hamburg hat einen Antisemitismusbeauftragen, die Jüdische Gemeinde Hamburg hat ein neues Vorstandsmitglied und in Hannover wurde das „Haus Benjamin“ feierlich eröffnet. Das jüdische Leben in Deutschland wächst, gedeiht und wird immer sichtbarer. Darauf wollen wir auch in unserer neuen Ausgabe eingehen. Lernen Sie mit uns Stefan Hensel kennen. Erfahren Sie, was Esther Hellers Ziele als neues Vorstandsmitglied sind. Reisen Sie mit uns zu den schönsten Momenten der feierlichen Eröffnung des „Haus Benjamin“ in Hannover. Aber das ist längst noch nicht alles. Von gesunder Ernährung bis zu unserem Lesetipp ist alles dabei. Eines liegt mir noch sehr am Herzen. Ich möchte mich bei Ihnen für die zahlreichen Themenvorschläge, persönlichen Nachrichte, Kritiken und die netten Worte bedanken, die uns fast täglich erreichen. Unsere Leser und Leserinnen zu informieren und zu unterhalten ist unsere Leidenschaft, daher werden wir auch weiterhin für Ihre Kritik und Wünsche offen sein. Mein Dank geht auch an unsere tollen Gastautoren. Nun wünsche ich Ihnen aber erst einmal viel Spaß mit unserer neuen Ausgabe von Raawi – Jüdisches Magazin. Herzlichst Ihre Sandra Borchert


Inhalt RAAWI TRIFFT: STEFAN HENSEL

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NEWS : JÜDISCHE GEMEINDE HAMBURG

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TIPPS FÜR HOMEOFFICE

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SPENDEAUFRUG RABBINERSEMINAR HAMBURG

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MUSEUM OF DIALOGUE

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NACHRICHTEN AUS DER WELT

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HANNOVER: EINWEIHUNG HAUS BENJAMIN

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SEXOLIGIE MIT JANA WELCH M.A.

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RABBINER NATHAN GRINBERG: GEDANKEN ZU SCHAWUOT

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RAAWI LIEST: DEN HIMMEL ZUM SPRECHEN BRINGEN

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DINA PORAT: ANTISEMITHISMUS REPORT 2020

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MARIE’S REZEPTE: SCHLANK IN DEN FRÜHLING

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SCHIDDUCH / JEWISH DATING

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RAAWI’S FRIENDS

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RAAWI TRIFFT

Stefan Hensel: „Antisemitismus ist ein universelles Thema.“ Der langjährige Vorsitzende der Deutsch-Israelischen-Gesellschaft Hamburg, Stefan Hensel, ist vom Hamburger Senat für die kommenden drei Jahre zum Beauftragten für die Bekämpfung und Prävention von Antisemitismus in Hamburg berufen worden. Wir von Raawi – Jüdisches Magazin haben diese Gelegenheit genutzt, um mit Stefan Hensel über das Thema Antisemitismus in Deutschland zu sprechen. Raawi: Stefan, gerade im letzten Jahr ist die Zahl an antisemitischen Übergriffen oder Straftaten enorm gestiegen. Denkst du, dass Corona auch seinen Anteil daran hat? Stefan Hensel: Auch ich habe mir jüngst diese Statistiken angesehen und die Erklärungsversuche diesbezüglich durchgelesen. Die Zahlen sind besorgniserregend. Ebenso denke ich, dass man die Statistiken erneut und gründlich analysieren muss. Wenn wir uns z. B. Berlin anschauen, gibt es in bestimmten Stadtteilen eine hohe Zahl an antisemitische Straftaten. Hier müssen wir uns genau anschauen, was die Motivation und die einzelnen Motive der Täter sind. Man muss den islamistischen und rechtsextremen Antisemitismus betrachten und schauen, wo es Parallelen bzw.

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Schnittmengen gibt. Auch aus dem linken politischen Spektrum gibt es antisemitische Äußerungen, bis hin zu Übergriffen. Ein an die Wand geschmiertes Hakenkreuz in einer Schule in Kreuzberg ist mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Artikulation von rechtsextremem Antisemitismus, sondern vermutlich ein Ausdruck von Jugendlichen, die damit irgendeine Reaktion erzeugen wollen. Hier sind pädagogische und psychologisch Ansätze gefragt, die diese Vorfälle genau ins Auge fassen, um nachhaltig und präventiv agieren zu können. Es geht dabei nicht im um Verharmlosung, sondern zielgerichtete Maßnahmen, die dem Gegenstand gerecht werden. Ich bin der Überzeugung, dass die Corona-Pandemie definitiv zur Erhöhung der Zahlen beiträgt. Viele Menschen suchen derzeit gezielt einen Sündenbock für die herausfordernde Lage,


Foto: © Pressestelle des Senats

in der wir uns alle aktuell befinden. Da bietet der Antisemitismus ein entsprechendes Ventil. Ebenso bin ich überzeugt davon, dass erstens die Bereitschaft Straftaten zu melden viel höher geworden ist und zweitens, dass viele digitale Delikte jetzt noch mehr Aufmerksamkeit erfahren, weil glücklicherweise die Infrastruktur dafür bereitgestellt wurde.

Community eher schüchtern ist und zum anderen liegt es sicherlich auch an der aktuellen Gefahrenlage.

Denkst du, dass die deutsche Regierung genug für die Prävention von Antisemitismus tut?

Stefan Hensel: Ich denke, das Thema Antisemitismus sollte in der Schule in einem universellen Zusammenhang behandelt werden. Ich bin der Meinung, dass es im schulischen Kontext wenig Sinn macht Antisemitismus oder Judenfeindschaft einzeln herauszustellen, weil die Möglichkeit der Identifikation, die viele Jugendliche haben, dadurch beschränkt ist. Wenn ich mit Jugendlichen in Schulen spreche, dann habe ich den Eindruck, dass viele Jugendliche mit Migrationshintergrund ihren eigenen Anknüpfungspunkt finden. Wenn wir zum Beispiel Shoah-Überlebende in die Schule mitgebracht haben, dann haben viele Jugendliche von der Flucht ihrer eigenen Familie erzählt. So ließen sich schnell Anknüpfungspunkte und Gemeinsamkeiten finden. Ich denke, dass die Dimension der Shoah auf

Stefan Hensel: Ich denke, dass das Thema durchaus ernstgenommen wird. Wir haben mit Felix Klein einen Antisemitismusbeauftragten, der eine gute Arbeit macht. Auch die Antisemitismusbeauftragten der Länder schieben durchaus gute Projekte an. Allerdings glaube ich, dass das Hauptaugenmerk gar nicht auf dem Kampf gegen Antisemitismus liegen sollte, sondern vielmehr auf dem Sichtbarmachen von jüdischem Leben in Deutschland in seiner Vielfalt . Die Sichtbarkeit des jüdischen Lebens in Deutschland ist derzeit gar nicht richtig vorhanden. Das liegt zum einen daran, dass die

Wie sieht es mit der Sensibilisierung von Kindern und Jugendlichen aus? Sollte Antisemitismus als Thema in der Schule diskutiert werden?

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Anhieb nicht begreifbar ist, aber das individuelle Kleine schon. Dies gilt insbesondere in der Auseinandersetzung mit Kindern und Jugendlichen. In einer Stadt wie Hamburg in der 50 Prozent der Kinder an den Schulen einen Migrationshintergrund haben, ist das weitgefasste Thema „Diskriminierung, Flucht und Vertreibung“ ein wichtiger Anknüpfungspunkt zur Auseinandersetzung mit Antisemitismus. In diesem Kontext muss die Verfolgungsgeschichte von Juden, auch aus den arabischen Ländern, mit einfließen. Man muss den Jugendlichen begreiflich machen, dass dieses Thema ein grundsätzliches humanistisches Thema ist und zeigen, dass es jederzeit wieder passieren kann. Was bedeutet es für dich, Antisemitismusbeauftragter in Hamburg zu sein? Stefan Hensel: Es ist mir eine Ehre das Amt des Antisemitismusbeauftragten ausfüllen zu dürfen. Gemeinsam mit vielen anderen Hamburgerinnen und Hamburgern sowie verschiedenen

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Foto: © Pressestelle des Senats

städtischen Institutionen und zivilgesellschaftlichen Initiativen werde ich daran arbeiten, jüdisches Leben in unserer Stadt sichtbarer und verständlicher zu machen. Ebenso wird die gezielte Bekämpfung antisemitischer Bestrebungen in unserer Stadt sowie die damit verbundene Präventionsarbeit ein zentraler Bestandteil meiner Arbeit als Antisemitismusbeauftragter sein. Hamburgs Bürgerinnen und Bürger sowie die Hamburger Verwaltung werden mit meinem Team und mir verlässliche Ansprechpartner in Bezug auf Antisemitismus und jüdisches Leben in Hamburg haben. Als Antisemitismusbeauftragter und Beauftragter für jüdisches Leben in Hamburg möchte ich insbesondere Gespräche zwischen unterschiedlichen Bürgerinnen und Bürgern in unserer Stadt ermöglichen. Um diese Art von Dialogangeboten umzusetzen, wurden vom Senat bereits Mittel zur Verfügung gestellt. Danke für das schöne Gespräch, Stefan. Wir wünschen für den Start in das neue Aufgabengebiet als Antisemitismusbeauftragter viel Erfolg.

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HAMBURG

Der Vorstand der Jüdischen Gemeinde Hamburg bekommt Verstärkung Der Vorstand der Jüdischen Gemeinde Hamburg hat Verstärkung bekommen, die 22-jährige Esther Heller. Als Tochter jüdisch- russischer Eltern absolviert die gebürtige Hamburgerin gerade ihren Master in klinischer Psychologie und Psychotherapie.

„Ich habe schon früh gemerkt, dass mir die Arbeit mit Menschen, vor allem aber auch mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen sehr viel Freude bereitet.“ - Esther Heller Während des Abiturs begann sich Esther Heller für die Politik zu begeistern und begann sich in verschiedenen Organisationen der Hamburger CDU zu engagieren. Schließlich führte sie ihr Weg sogar in den Landesvorstand. Ihre politischen Schwerpunkte legte Heller dabei vor allem auf die Bildungspolitik und vor allem Israel: „Mein Fokus lag von Anfang an bei der jungen Generation – unser aller Zukunft. Schließlich ergab sich für mich die Chance, an einer Bildungsreise nach Israel teilzunehmen. Erst als ich wieder in meiner Heimatstadt war, wurde mir klar, wie facettenreich und stark kulturell geprägt Israel ist. Mein Entschluss war nach der Reise endgültig gefasst, mich aktiv am Geschehen in der Jüdischen Gemeinde Hamburgs einbringen zu wollen. Ich begann mich mehr und mehr für meine

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Wurzeln zu interessieren, ob Lagerfeuer beim Lag Ba’Omer, dem Israeltag Hamburg oder bei den Veranstaltungen der Morasha.“ Auf die Frage, was sie sich für ihre Amtszeit vorgenommen hat, antwortet Esther Heller: „Ein besonders wichtiger Punkt stellt dabei für mich die Stärkung des Networkings in Hamburg dar. Ich möchte mich weiterhin für ein aktives, junges und dynamisches jüdisches Leben in Hamburg einsetzen. Dazu gehört für mich maßgeblich die Organisation von spannenden Veranstaltungen zu verschiedensten Themen - dabei soll Netzwerken, Kommunikation, aber auch Spaß im Vordergrund stehen. Mir ist jedoch auch wichtig, dass ein Teil der Events einen bildenden Charakter hat.“ Außerdem sollte der Umgang mit Antisemitismus im Alltag thematisiert werden. Wir wünschen Ether Heller dabei viel Erfolg und senden ein herzliches MAZAL TOV!


Sie lieben Israel? Dann werden sie Mitglied bei der Deutsch -Israelischen Gesellschaft Hamburg. Telefon: 040 - 740 729 27 | www.dighamburg.de

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CORONA ZEIT

Wie Sie die einsame Homeoffice-Zeit überstehen Die Arbeit von zu Hause aus kann eine echte Herausforderung sein. Hier sind einige Ideen, wie Sie die Homeoffice-Zeit überleben können...

1. Fangen Sie früh an. Wenn Sie in einem Büro arbeiten, kann Ihnen der morgendliche Arbeitsweg helfen, aufzuwachen und sich bereit für die Arbeit zu fühlen, wenn Sie an Ihrem Schreibtisch ankommen. Zu Hause hingegen kann der Übergang vom Kopfkissen zum Computer viel unangenehmer sein. Ob Sie es glauben oder nicht, eine Möglichkeit, von zu Hause aus produktiv zu arbeiten, besteht darin, sich gleich nach dem Aufwachen in Ihre To-Do-Liste zu stürzen. Ein Projekt gleich morgens anzufangen, kann der Schlüssel sein, um im Laufe des Tages Fortschritte zu machen. Andernfalls ziehen Sie das Frühstück in die Länge und lassen die morgendliche Trägheit Ihre Motivation schwinden.

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2. Tun Sie so, als ob Sie ins Büro gehen würden. Die mentale Assoziation, die Sie zwischen Arbeit und Büro herstellen, kann Sie produktiver machen, und es gibt keinen Grund, dass dieses Gefühl bei der Telearbeit verloren gehen sollte. Wenn Sie von zu Hause aus arbeiten, tun Sie all die Dinge, die Sie tun würden, um sich auf eine Büroarbeit vorzubereiten: Stellen Sie Ihren Wecker, kochen (oder holen) Sie Kaffee und tragen Sie schöne Kleidung. Internet-Browser wie Google Chrome erlauben es Ihnen sogar, mehrere Konten mit unterschiedlichen Symbolleisten oben einzurichten - zum Beispiel eine Symbolleiste für zu Hause und eine separate Symbolleiste für die Arbeit. 3. Strukturieren Sie Ihren Tag so, wie Sie es im Büro tun würden. Wenn Sie von zu Hause aus arbeiten, sind Sie Ihr eigener persönlicher Manager. Ohne Dinge


5. Bleiben Sie nicht zu Hause. Ist Ihr Heimbüro für Sie einfach nicht ausreichend? Gehen Sie bei der Telearbeit einen Schritt weiter und gehen Sie aus dem Haus. Cafés, Bibliotheken, öffentliche Aufenthaltsräume und ähnliche Wi-Fi-fähige Orte können Ihnen helfen, die Energie eines Büros zu simulieren, sodass Sie auch dann produktiv bleiben, wenn Sie nicht an einem offiziellen Arbeitsplatz sitzen. 6. Erschweren Sie es, sich selbst in den sozialen Medien herumzualbern. Soziale Medien sind so konzipiert, dass Sie sie leicht öffnen und schnell durchstöbern können. Bei der Arbeit kann diese Bequemlichkeit jedoch zum Nachteil Ihrer Produktivität werden.

wie einen persönlichen Besprechungsplan, der Ihren Tag unterbricht, können Sie schnell den Fokus verlieren oder ausbrennen. Um Ihren Zeitplan einzuhalten, sollten Sie festlegen, was Sie wann im Laufe des Tages tun werden. Wenn Sie einen Online-Kalender haben, erstellen Sie persönliche Ereignisse und Erinnerungen, die Ihnen sagen, wann Sie einen Gang zurückschalten und mit neuen Aufgaben beginnen sollten. Google Calendar macht dies einfach. 4. Wählen Sie einen speziellen Arbeitsbereich.

Um der Bequemlichkeit Ihrer sozialen Netzwerke während der Arbeitszeit entgegenzuwirken, entfernen Sie sie aus Ihren Browser-Verknüpfungen und melden Sie sich bei allen Konten ab. Sie könnten sogar in Erwägung ziehen, hauptsächlich in einem Privaten oder, wenn Sie Chrome verwenden, einem “Inkognito”-Browserfenster zu arbeiten. Dies stellt sicher, dass Sie bei all Ihren Konten abgemeldet bleiben und dass nicht bei jeder Websuche, die Sie durchführen, das Wort, das Sie gerade tippen, automatisch vervollständigt wird. Das ist eine Garantie dafür, dass Sie sich nicht dazu verleiten lassen, zu viele soziale Pausen während des Tages einzulegen. 7. Verpflichten Sie sich, mehr zu tun.

Nur weil Sie nicht in einem Büro arbeiten, heißt das nicht, dass Sie nicht auch ein Büro haben können. Anstatt sich in Ihrem Zimmer oder auf der Couch einzuschließen - Räume, die mit Freizeit assoziiert werden - widmen Sie einen bestimmten Raum oder eine Fläche in Ihrem Zuhause der Arbeit.

Projekte dauern immer länger, als man zunächst denkt. Aus diesem Grund werden Sie häufig weniger schaffen, als Sie sich vorgenommen haben. So wie Sie also dazu ermutigt werden, die Zeit, die Sie für eine Sache benötigen, zu überschätzen, sollten Sie auch überschätzen, wie viele Dinge Sie im Laufe des Tages erledigen werden. Selbst wenn Sie Ihr

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Planen Sie im Voraus, woran Sie arbeiten werden. Ziel nicht erreichen, werden Sie den Tag mit einer soliden Liste von Aufgaben abschließen, die unter “erledigt” abgelegt sind.

8. Arbeiten Sie, wenn Sie am produktivsten sind. Niemand sprintet von morgens bis abends durch seine Arbeit - Ihre Motivation wird im Laufe des Tages natürlich abnehmen. Wenn Sie jedoch von zu Hause aus arbeiten, ist es umso wichtiger zu wissen, wann diese Ebbe und Flut stattfindet, und Ihren Zeitplan entsprechend zu planen. Um Ihre produktivsten Zeiten auszunutzen, sollten Sie die schwierigeren Aufgaben aufsparen, wenn Sie wissen, dass Sie in der richtigen Stimmung dafür sind. Nutzen Sie die langsameren Phasen des Tages, um die leichteren, logistischen Aufgaben zu erledigen, die auch auf Ihrem Teller liegen 9. Heben Sie Anrufe für den Nachmittag auf. Manchmal bin ich morgens so müde, dass ich nicht einmal meine eigene Stimme hören will geschweige denn, dass ich damit mit anderen

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spreche. Sie sollten sich nicht zu viel Zeit lassen, um morgens produktiv zu werden, aber Sie können sich etwas mehr Zeit geben, bevor Sie direkt mit anderen arbeiten. Wenn Sie Schwierigkeiten haben, einen vernünftigen Arbeitsplan für sich als Telearbeiter aufzustellen, beginnen Sie mit den einsamen Aufgaben am Morgen. Heben Sie sich Telefonanrufe, Meetings und andere kollaborative Arbeiten für den Zeitpunkt auf, an dem Sie offiziell “aufgewacht” sind. 10. Konzentrieren Sie sich auf eine Ablenkung ... wie ein Baby! Es gibt ein Sprichwort, das besagt: “Wenn du willst, dass etwas erledigt wird, frage eine beschäftigte Person.” Die bizarre, aber wahre Regel der Produktivität lautet: Je beschäftigter Sie sind, desto mehr werden Sie tatsächlich tun. Es ist wie das Newtonsche Gesetz der Trägheit: Wenn Sie in Bewegung sind, bleiben Sie in Bewegung. Wenn Sie in Ruhe sind, bleiben Sie in Ruhe. Und vielbeschäftigte Menschen sind schnell genug in Bewegung, dass sie den Schwung haben, alles zu erledigen, was über ihren Schreibtisch kommt.


Leider ist es schwierig, Dinge zu finden, die Ihnen dabei helfen, diesen Grad an Geschäftigkeit zu erreichen, wenn Sie zu Hause sind - Ihre Motivation kann so leicht ins Wanken geraten. Die leitende Marketing-Managerin von HubSpot, Pam Vaughan, schlägt vor, sich auf etwas zu konzentrieren, das Ihren Rhythmus beibehält (in ihrem Fall ist es ihre Tochter).

Wiedergabelisten - Sie können Musik hören, die zu der Energie des Projekts passt, an dem Sie gerade arbeiten. Videospiel-Soundtracks sind dafür hervorragend geeignet. Im Spiel selbst ist diese lyrikfreie Musik so konzipiert, dass sie Ihnen hilft, sich zu konzentrieren; es macht nur Sinn, dass sie Ihnen auch hilft, sich auf Ihre Arbeit zu konzentrieren.

11. Planen Sie im Voraus, woran Sie arbeiten werden.

14. Verwenden Sie Wäsche als Arbeitstimer.

Zeit damit zu verbringen, zu überlegen, was Sie heute tun werden, kann Sie davon abhalten, diese Dinge tatsächlich zu tun. Außerdem haben Sie Ihre Aufgabenliste so kurzfristig geplant, dass Sie versucht sein können, Ihren Zeitplan spontan zu ändern. Es ist wichtig, dass Sie Ihren Zeitplan bei Bedarf ändern können, aber genauso wichtig ist es, sich auf einen Zeitplan festzulegen, der jede Aufgabe umreißt, bevor Sie beginnen. Versuchen Sie, Ihren Zeitplan am Vortag festzulegen, damit er sich offizieller anfühlt, wenn Sie am nächsten Tag aufwachen, um mit ihm zu beginnen. 12. Nutzen Sie Technologie, Verbindung zu bleiben.

um

in

Von zu Hause aus zu arbeiten, kann Ihnen kurzfristig helfen, sich auf Ihre Arbeit zu konzentrieren, aber es kann auch dazu führen, dass Sie sich von dem größeren Geschehen im Büro abgeschnitten fühlen. Instant-Messaging- und Videokonferenz-Tools können es einfach machen, sich mit Kollegen auszutauschen und Sie daran zu erinnern, wie Ihre Arbeit zum großen Ganzen beiträgt.

Sie haben vielleicht schon gehört, dass das Hören von nur zwei oder drei Liedern unter der Dusche Ihnen helfen kann, Wasser zu sparen. Und es stimmt; wenn Sie ein paar Ihrer Lieblingssongs hören, die nacheinander beginnen und enden, können Sie sich daran erinnern, wie lange Sie schon im Bad sind und Ihre Waschzeit verkürzen. Warum erwähnen Sie das? Weil das gleiche allgemeine Prinzip Ihnen helfen kann, bei der Arbeit von zu Hause aus bei der Sache zu bleiben. Aber anstatt drei Lieder von Ihrer Musik-Playlist zu hören, lassen Sie stattdessen Ihre Wäsche laufen. Ihre Wäsche zu waschen ist ein eingebauter Timer für Ihr Zuhause. Nutzen Sie also die Zeit, um etwas von Ihrer To-Do-Liste zu beginnen und zu beenden, bevor Sie die Wäsche wechseln. Indem Sie sich einer Aufgabe während des Waschgangs und einer anderen während des Trockengangs widmen, können Sie trainieren, intelligenter an Aufgaben zu arbeiten, für die Sie eigentlich den ganzen Tag Zeit hätten.

die

15. Kommunizieren Sie die Erwartungen mit allen, die mit Ihnen zu Hause sein werden.

Unter der Woche ist Musik der Soundtrack zu Ihrer Karriere (kitschig, aber zugegeben, es ist wahr). Und bei der Arbeit sind die besten Wiedergabelisten abwechslungsreiche

Natürlich kann es sein, dass Sie von zu Hause aus arbeiten, aber trotzdem “Gesellschaft” haben. Stellen Sie sicher, dass Mitbewohner, Geschwister, Eltern, Ehepartner und Hunde

13. Stimmen Sie Ihre anstehende Aufgabe ab.

Musik

auf

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(naja, vielleicht nicht Hunde) Ihren Freiraum während der Arbeitszeit respektieren. Nur weil Sie von zu Hause aus arbeiten, heißt das nicht, dass Sie zu Hause sind. 16. Machen Sie klare Pausen. Es kann so einfach sein, sich als Telearbeiter ablenken zu lassen, dass man Pausen ganz und gar vermeidet. Lassen Sie sich nicht von dem schlechten Gewissen, in dem Gebäude zu arbeiten, in dem Sie schlafen, davon abhalten, sich fünf Minuten zum Entspannen zu nehmen. Anstatt einfach nur YouTube zu öffnen und ein paar Wohlfühlclips anzuschauen, sollten Sie Ihre Pausen nutzen, um von Ihrem Schreibtisch wegzukommen. Gehen Sie draußen spazieren oder verbringen Sie Zeit mit anderen, die vielleicht auch im Haus sind.

17. Interagieren Sie mit anderen Menschen. Denken Sie daran: Sie arbeiten von zu Hause aus, nicht vom Mond aus. Es ist erlaubt, tagsüber mit anderen Menschen zu interagieren, auch wenn es nicht Ihre Arbeitskollegen sind. Tatsächlich ist es eine gute Idee, tagsüber ein anderes Gesicht zu sehen, wenn der Großteil Ihres Arbeitstages einsam ist. 18. Bereiten Sie Ihre Mahlzeiten am Vorabend vor. Wenn Sie zu Hause sind, kann es verlockend sein, Zeit damit zu verbringen, ein wirklich schönes Frühstück und Mittagessen für sich selbst vorzubereiten, Schneiden und Kochen inklusive. Verwenden Sie keine kostbaren Minuten, um Ihr Essen am Tag der Arbeit zuzubereiten - kochen Sie es am Abend vorher. Die Vorbereitung des Essens im Voraus stellt sicher, dass Sie Ihre Essenszeiten tatsächlich zum Essen nutzen können und dass Sie keine arbeitsfremden Aufgaben ausführen, die Energie verbrauchen, die besser am Schreibtisch genutzt werden sollte. 19. Legen Sie jeden Tag eine definitive Feierabendzeit fest. Vielleicht haben Sie den Eindruck, dass die Arbeit von zu Hause aus eine bessere Work-LifeBalance schafft, aber seien Sie vorsichtig mit dieser Annahme. Das Arbeiten von zu Hause aus kann sich auch wie ein Besuch im Casino anfühlen - Sie können in einer entspannten Umgebung so sehr in Ihre Tätigkeit vertieft sein, dass Sie das Zeitgefühl völlig verlieren.

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SPENDENAUFRUF

Das Rabbinerseminar braucht dich! Das Rabbinerseminar Or Jonatan wurde vor sechs Jahren gegründet und damit erneut ein Ort in Hamburg geschaffen, an dem täglich Tora, Talmud und jüdisches Gesetz studiert werden.Damit wurde nicht nur das jüdische Leben in Hamburg bereichert, sondern auch die vierhundertjährige Tradition der Lehrhäuser der drei Gemeinden Hamburg, Altona und Wandsbek fortgesetzt. Alle Spenden sind steuerlich abzugsfähig, da das Jüdische Bildungszentrum Chabad gemeinnützig ist.

Kontoinhaber: Jüdisches Bildungszentrum Chabad Hamburg e.V. IBAN: DE97 2019 0003 0019 3703 18 Kreditinstitut: Hamburger Volksbank

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Lesen Sie Raawi gerne? Zukünftig wird die digitale Ausgabe von Raawi - Jüdisches Magazin kostenpflichtig als PDF auf unserer Website zur Verfügung gestellt. Möchten Sie den freien Journalismus unterstützen, dann können Sie Raawi gerne abonnieren und per Post erhalten. 1 Ausgabe:

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Wir veröffentlichen Ihre Geschichten und Gedichte

„Raawi – Jüdisches Magazin“ schichten aus dem jüdischen Dabei interessieren uns vor nicht aus Pressemitteilungen

hat es sich zur Aufgabe gemacht, GeLeben in Deutschland zu erzählen. allem die Geschichten, die wir oder den Nachrichten erfahren.

In unserer Anthologie: „Jüdisches Leben in Deutschland – wir erzählen“, sammeln wir Ihre Kurzgeschichten oder Gedichte und veröffentlichen diese. Die von uns publizierten Autoren erhalten selbstverständlich ein Exemplar unserer Anthologie.

Senden Sie uns Ihre Kurzgeschichte oder Gedicht an Post@Raawi.de mit der Betreffzeile „Anthologie“. Wir freuen uns auf Ihre Zusendungen! Raawi #5 März 2021

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Foto: © Adobe Stock

Wie Sie mitmachen können?


DAS MUSEUM AUF DIALOG

Wie auf einer Reise nach Israel das Museum of dialogue entstand Wencke Stegemann Ich erinnere mich noch genau an den Moment, in dem ich wusste „Jetzt passiert etwas in ihnen, jetzt öffnen sie sich wirklich und schauen neugierig in eine andere Welt, von der sie noch nicht viel wissen.“

Diese Gedanken hatte ich am letzten Tag unserer ersten Projektwoche im Rahmen eines Schulprojekts gegen Antisemitismus und Rassismus. Wir, das sind 14 Schüler*innen der Otto-Hahn-Stadtteilschule in Hamburg Jenfeld, meine Kollegin Nici und ich. An diesem Freitagvormittag sitzen wir nun im Seminarraum eines Hamburger Bildungsträgers im Kreis mit unserem Besuch: Mascha, Judith und Alexander von Meet a jew. Dieses Projekt engagiert sich für den Austausch unter jüdischen und nichtjüdischen Menschen in Deutschland. Ehrenamtliche wie diese drei besuchen Gruppen und erzählen von ihren persönlichen Zugängen zum Judentum.

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Ziel ist neben Informationsvermittlung und Dialog vor allem auch die Darstellung der Vielfältigkeit der jüdischen Community in Deutschland. Das Momentum an diesem Freitag, das der Anfang von Allem weiteren unserer gemeinsamem Projektzeit werden wird, beginnt, als die drei von Meet a jew über ihre Lieblingsessen sprechen, sie erzählen was bei Ihnen am Shabbat auf den Tisch kommt. Auf einmal sind alle aus der Gruppe aufmerksam und aktiv dabei: „Das machen wir auch zuhause!“, „Wie macht ihr den Hummus?“, „Wie machen am Freitag immer Persischen Reis.“, „Wie ist das mit gefüllten Weinblättern? Sind die koscher?“ oder „Koscher ist ja ähnlich wie Halal:“ Ab da dreht sich alles nur noch ums Essen. Unsere Jugendlichen, deren Familien unter anderem aus der Türkei, Afghanistan, Portugal, dem Kosovo und Syrien stammen, sind so begeistert, dass wir gemeinsam beschließen bald an einem Freitagabend zusammen zu kochen, zu essen und gemeinsam den Shabbat zu begehen. Einige Wochen später findet dieser Abend statt. Alle haben etwas von ihren Lieblingsessen mitgebracht, zusammen kochen wir noch Shakshuka und schnibbeln den Salat. Judith spricht den


Segen über Challa und Wein und dann geht das Festessen los. Das bestimmende Gesprächsthema an diesem Abend ist unsere bevorstehende Reise nach Israel. Die Fischraelis haben viele Fragen. Diesen Namen werden sie sich am ersten Tag, in der Altstadt von Jaffa mit Blick auf das Mittelmeer geben. Es ist eine Kombination aus Fisch (der für Hamburger*innen steht) und Israelis. Der gemeinsame Name steht für all die Erfahrungen und das Wachsen der Gemeinschaft, die diese Otto-Hahn-Schüler*innen für immer teilen werden. Und daraus ist bereits etwas Neues entstanden, aber dazu später mehr. Während des jüdisch-deutsch-arabisch-persisch-türkisch-portugiesisch-kosovarisch-kurdisch-muslimischen Festmahl bestimmt die Aufregung die Runde. Aufregung über die Erfahrungen, die einige beim Visa-Antrag gemacht hatten, beim Überzeugen der Eltern, dass das Ganze eine gute Idee ist, bei der Vorfreude über all das Unbekannte und über das angeblich so tolle Essen bei Turkish Airlines. Dies ist der zweite Moment, an dem ich ganz fest spüre, dass hier was Tolles beginnen kann. Der dritte wird sein, als sie verkünden: „Unser Hashtag bei Instagram ist #fischraelis, wir sind die Fischraelis!“ Unsere Reise ist übrigens auf dem Instagram Profil von Bleicherhaus e.V., die als Träger die Reise möglich machten, dokumentiert worden. Jeden Tag erstellten die Fischraelis Beiträge und Stories über ihre Erlebnisse und Erfahrungen. Eine Sammlung, die einen guten Eindruck über die Energie und Atmosphäre der Reise, des Landes, der Menschen dort und der Fischraeli-Gruppe gibt. Und es gab so viel zu dokumentieren. Verrückt, was alles in nur 9 Tagen passieren kann: Ein Auf und Ab der Gefühle mit Überraschungen, Ertappen bei eigenen Vorurteilen, mit abendlichen Reflexionsrunden in denen diskutiert oder einfach nur gespielt wurde. Vor allem war alles ganz anders als sich die Fischraelis Israel und die Leute dort vorgestellt hatten. Ein Beispiel: Elias hatte vorher Bedenken, ob er als junger Mann mit afghanischen Backround überhaupt ins Land gelassen werde.

Ziel ist neben Informationsvermittlung und Dialog vor allem auch die Darstellung der Vielfältigkeit der jüdischen Community in Deutschland.

Er war dann derjenige, der am ersten Tag bereits mit zwei neuen „Onkeln“ und ihren Händlergeschichten vom Marktausflug zurückkam. Eine von so vielen Begegnungen, die im Moment und vor allem für alles danach viel verändert haben. Auch bei mir. Obwohl ich Israel schon so lange kenne, viele Freund*innen dort habe und es als eines meiner Zuhause sehe, habe ich das Land auf dieser Reise auch noch mal ganz neu kennenlernen dürfen. Nämlich durch die Augen der Jugendlichen. Durch sie habe ich wieder neu erfahren wie groß die Vielfalt dort ist. Nach so vielen Jahren war das für mich „normal“. Durch sie bin ich wieder neu sensibilisiert worden, wie „unnormal“ die Grenzsituation zwischen Israel und dem Westjordanland ist. Der Anblick der Zäune und Sicherheitsanlagen war mir so sehr vertraut, dass ich sie gar nicht mehr als das wahrgenommen

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habe, was sie symbolisieren: Den immer noch nicht gelösten Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern.

Die nachhaltigste Veränderung für mich und in mir passierte in Jerusalem. Die Fischraelis lehrten mich, dass Religion eine durchaus positive Wirkung haben kann. Sie lehrten mich, was ihnen Religion bedeutet und was es für sie bedeutet dort in Jerusalem zu sein. Ich mag Jerusalem, es ist eine tolle Stadt voller Geschichte, voller Menschen, die vielfältigste Gemeinschaft auf kleinsten Raum, die ich kenne. Doch die religiösen Aspekte betrachtete ich immer skeptisch. Die Fixierung auf die jeweiligen Orte der drei großen Religionen Judentum, Christentum und Islam war mir sehr fremd. Wozu immer die Aufregung? Glauben kann ich doch überall. Und vor allem auch die Konflikte, die in Jerusalem aus vermeintlich religiösen Gründen heraus entstehen, betrachtet ich negativ. Doch als ich Raquel nach ihrem Gebet in der Grabeskirche und Jalda und Bilkiss nach ihrem Besuch in der Al-Aqusa-Moschee wiedersah, sprach aus ihren Gesichtern große Freude. Keine laute Freude, eine stille spirituelle. Sie sahen so aus wie ich, wenn ich Stunden das Meer betrachtet habe. Ich habe in diesen Momenten verstanden, dass es möglich ist, an diesen konfliktbeladenen Orten Ruhe und Frieden zu finden. So wie ich am Meer. Ich sehe Jerusalem seit dem mit anderen Augen. Diese Momente der inneren Veränderung hatten wir alle während der Reise. Wenn auch an anderen Orten, zu anderen Zeiten, während anderer Begegnungen. Das Bedürfnis diese

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neuen Erfahrungen mit den Menschen daheim zu teilen, hatten ebenfalls alle. Doch nicht immer stoß man damit auf Zustimmung. Einige Fischraelis mussten Kritik aushalten. Kritik darüber, dass sie in Israel waren, dass sie damit dieses Land unterstützten, damit Verräter*innen der eigenen Community seien. Sie reagierten gut auf diese negativen Reaktionen, argumentierten mit ihren persönlichen Erfahrungen und Eindrücken, die sie auf der Reise sammeln konnten. „Am Ende sitzt dir doch nur ein Mensch gegenüber. Ich überlegte irgendwann überhaupt nicht mehr, ob der nun Jude, Muslim oder Christ ist, mit dem ich gerade spreche“, sagte Mine einmal als wir schon lange wieder zurück in Hamburg waren. In Begegnungen und Dialogen steckt ein großes Potential, um Vorurteile und Hass abzubauen. Begegnungen und Dialoge funktionieren aber auch nicht einfach so.

Man muss darüber lernen, lernen wie man erzählt und zuhört, so dass ein guter Austausch entstehen kann. Das ist das, was die Fischraelis von ihrer Reise nach Israel mitgenommen haben. Das ist das, was das Nachfolgeprojekt Museum of dialogue leisten soll. Es soll ein virtueller Raum des Austauschs entstehen, dem Projekte an Schulen vorausgegangen sind. Als erstes gründen wir hierfür einen Verein, um der Idee der Fischraelis ein Zuhause zu geben. Wenn Corona uns lässt, können schon im Herbst erste Projekte durchgeführt werden. Und das mit Sicherheit mit einigen Fischraelis, die ihre Erfahrungen weitergeben werden. Stimmen der Fischraelis sind auf dem Instagram Profil @Museum_of_Dialogue zu finden.


NEWS AUS DER WELT

Libyen:

Polen:

Alte Synagoge in Libyen wird in islamisches Zentrum umgewandelt

2 weitere Historiker verlassen den Vorstand des Auschwitz-Museums

Eine verlassene und uralte Synagoge in Libyen wird ohne Genehmigung in ein islamisches religiöses Zentrum umgewandelt, so die Weltorganisation der Juden in Libyen. David Gerbi, ein in Libyen geborener italienischer Jude und Mitglied der Organisation, die sich für die Interessen der Angehörigen der libyschen jüdischen Diaspora einsetzt, schrieb letzte Woche über die Sla Dar Bishi in Tripolis in einem Bericht, der von Moked, einer jüdischen Publikation in Italien, veröffentlicht wurde.

Zwei weitere Mitglieder sind aus Protest aus dem Vorstand des polnischen AuschwitzBirkenau-Museums ausgetreten, nachdem die Regierung einen Politiker des rechten Flügels in den Vorstand berufen hatte. Nach dem Rücktritt des jüdischen Philosophen Stanislaw Krajewski am Mittwoch kündigten die Historiker Marek Lasota und Krystyna Oleksy am Donnerstag an, dass sie dies ebenfalls tun werden. Das Kulturministerium hatte am Dienstag Beata Szydlo, eine ehemalige Ministerpräsidentin und Spitzenmitglied der rechten Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit, in das Gremium berufen. Lasota, der das nach dieser Anti-NaziParteigruppe benannte HeimatarmeeMuseum leitet, ist ein Anhänger von Recht und Gerechtigkeit. Aber er sagte, er gehe aus ähnlichen Gründen” wie Krajewski, der Szydlos Nominierung als eine Form der Politisierung” des staatlichen Museums bezeichnete. Oleksy gab laut dem polnischen Fernsehsender TVN keinen Grund für ihren Rücktritt an. Der polnischen Regierung unter Recht und Gerechtigkeit wird vorgeworfen, die historische Aufzeichnung über den Holocaust zu manipulieren. Im Jahr 2019 verabschiedete Recht und Gerechtigkeit ein umstrittenes Gesetz, das es verbietet, Polen in irgendeiner Weise öffentlich für Gräueltaten während des Holocausts verantwortlich zu machen. Die Partei argumentiert, dass es die Aufzeichnungen des Landes davor bewahrt, mit dem Nazi-Regime gleichgesetzt zu werden, das das Land besetzt hatte. Das staatliche Auschwitz-Museum hat sich weitgehend aus dieser Debatte herausgehalten und seinen internationalen Status als wichtige Stätte der Bewahrung und Forschung beibehalten. Aber es ist auch zu einem Wachhund in den sozialen Medien geworden,

“Da nun kein Jude mehr in Tripolis lebt und die Macht in den Händen der lokalen Behörden (lies: Milizen) liegt, wurde beschlossen, unser Eigentum und unsere Geschichte zu verletzen”, schrieb er. “Der Plan ist eindeutig, das Chaos und unsere Abwesenheit auszunutzen.” Gerbi sagte, die Weltorganisation der Juden in Libyen “ruft dazu auf, diese Umwandlung sofort zu stoppen und die Synagoge in Tripolis intakt zu lassen, in der Hoffnung, dass sie eines Tages wiederhergestellt wird.” Kontakte vor Ort haben Gerbi in den letzten drei Monaten mit Bildern und Videos versorgt, die ihn davon überzeugt haben, dass die Synagoge illegal übernommen wurde, sagte er Die Zentralregierung in Libyen, einer ehemaligen Kolonie Italiens in Nordafrika, ist seit dem Sturz und der Hinrichtung des Diktators Muammar Gaddafi 2011, der das Land seit 1969 mit eiserner Faust regiert hatte, zusammengebrochen. Die Revolution löste zeitweise Kämpfe zwischen Clans und Milizen mit konkurrierenden Ansprüchen auf die Führung aus. In Libyen lebten einst etwa 40.000 Juden, die das Land nach der Gründung des Staates Israel verließen.

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der jeden ausschimpft, der es versäumt zu erwähnen, dass Auschwitz im “von den Nazis besetzten Polen” erbaut wurde. Der Rat hat neun Mitglieder. Das Ministerium hat noch nicht gesagt, wer den Platz der drei zurückgetretenen Mitglieder einnehmen wird.

USA: Steven Spielberg gründet Stiftung zur Finanzierung von Dokumentarfilmen mit jüdischen Inhalten Steven Spielberg hat eine Filmstiftung namens Jewish Story Partners ins Leben gerufen, um Dokumentarfilme zu finanzieren, die “Geschichten über ein vielfältiges Spektrum an jüdischen Erfahrungen, Geschichten und Kulturen erzählen”. Die Stiftung wird von der Righteous Persons Foundation finanziert, die Spielberg und seine Frau, die Schauspielerin Kate Capshaw, nach Spielbergs Erfahrungen bei den Dreharbeiten zu “Schindlers Liste” im Jahr 1993 gegründet haben. Zwei jüdische Philanthropien - der Maimonides Fund und die Jim Joseph Foundation - steuerten ebenfalls Mittel bei. (Beide Organisationen helfen auch bei der Finanzierung von 70 Faces Media, der Muttergesellschaft der Jewish Telegraphic Agency). “Wir sind besonders stolz darauf, bei der Gründung dieser Initiative zu helfen, die ein breiteres Spektrum jüdischer Stimmen, Identitäten, Erfahrungen und Perspektiven sichtbar machen wird - in einer Zeit, in der soziale Spaltungen schmerzhaft tief sind und Mainstream-Darstellungen zu oft versagen, die jüdische Gemeinschaft in ihrer ganzen Komplexität widerzuspiegeln”, sagten Spielberg und Capshaw am Donnerstag in einer Erklärung, in der sie die Stiftung ankündigten. Die Organisation, die mit 2 Millionen Dollar

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ausgestattet ist, wird bald ihre erste Runde von Stipendiaten bekannt geben, die in diesem Jahr insgesamt 500.000 Dollar erhalten werden. Die Organisation nimmt bereits Bewerbungen für eine zweite Runde von Zuschüssen entgegen und hofft, ihre Finanzierung im Laufe der Zeit aufzustocken. Die Leiterin des Projekts ist Roberta Grossman, eine Filmemacherin, die sich auf Dokumentarfilme mit jüdischem Thema spezialisiert hat. Caroline Libresco, eine langjährige Programmgestalterin des Sundance Film Festivals, wird die künstlerische Leitung übernehmen. Und “Friends”-Schöpferin Marta Kauffman ist Vorstandsmitglied. “Ich freue mich darauf, dabei zu helfen, eine stabile und dauerhafte Finanzierungsorganisation zu schaffen, die die Finanzierungslücke für unabhängige Filmemacher, die eine jüdische Geschichte erzählen wollen, schließen kann”, sagte Kauffman in einer Erklärung. Spielbergs Righteous Persons Foundation hat eine Reihe von jüdischen Initiativen über die Filmwelt hinaus finanziert, darunter die USC Shoah Foundation, die ein Archiv mit aufgezeichneten Zeugnissen von HolocaustÜberlebenden geschaffen hat. Spielberg hat kürzlich den Genesis-Preis erhalten, der auch als “jüdischer Nobelpreis” bezeichnet wird und an “außergewöhnliche Persönlichkeiten für ihre herausragenden beruflichen Leistungen, ihren Beitrag zur Menschheit und ihr Engagement für jüdische Werte” verliehen wird. Er sagte, dass er sein Preisgeld von einer Million Dollar zusammen mit einer Million Dollar an zehn verschiedene Organisationen spenden wird, die für Rassenund Wirtschaftsgerechtigkeit kämpfen.

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HANNOVER

Jahrzeit von Rabbiner Benjamin Wolff sel. A. und Einweihung des “Haus Benjamin”

In Hannover wurde das Chabad Zentrum “Haus Benjamin” eröffnet. Zur ersten Jahrzeit des viel zu frühen Todes von Rabbiner Benjamin Wolff sel. A. soll das Zentrum nun an ihn erinnern. Über 16.000 Menschen beteiligten sich großzügig an den Spendenaktionen, um die Fortsetzung und das Wachstum dieses großartigen Schlichus zu gewährleisten und Rabbi Wolffs Vermächtnis gebührend zu ehren.

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Zunächst gedachten die geladenen Gäste der Jahrzeit von Rabbiner Benjamin Wolff sel.A. auf dem jüdischen Friedhof in Hannover. Danach erfolgte ein Festakt im neu erbauten “Haus Benjamin”, welcher mit der feierlichen Einweihung des Hauses durch Frau Shterna Wolff (Direktorin Chabad Niedersachen), ihrer Kinder und dem Bundespräsidenten a.D. Christian Wulff eingeleitet wurde. Gemeinsam zerschnitten sie das rote Band und gewährten somit symbolisch den Zutritt in das neue Zentrum. Gefolgt von der Anbringung der Mesusa durch den Rabbiner Eliyahu Naymark.

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Begrüßt wurden die Gäste durch die warmen Worte des Vorsitzenden des jüdischen Bildungszentrums Chabad Lubawitch Berlin, Rabbiner Yehuda Teichtal.

Bundespräsident a.D. Christian Wulf beglückwünschte Shterna Wolff zur Eröffnung des Hauses und nannte sie ein Vorbild für das was man als Mensch erfolgreich verwirklichen kann.

“Sie, liebe Frau Wolff erinnern mit dem ‘Haus Benjamin’ an Ihren vor einem Jahr mitten aus dem Leben gerissenen Mann und das ganz in seinem Sinne. Er hat für die Verständigung gekämpft und hat hier in der Landeshauptstadt jüdisches Leben sichtbar gemacht. Dafür sind ihm viele zu Dank verpflichtet”, so Christian Wulff Raawi #6 April 2021

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Rabbiner Yehuda Teichtal nannte die Einführung des neuen Rabbiners für Chabad Niedersachsen im Zuge dieser Feierlichkeiten eine große Freude. In sein Amt eingeführt wurde Rabbiner Levi Gottlieb von seinem Vater Herrn Rabbiner Shalom Gotlieb und dem Dayan ( Richter ) des Rabbinatsgerichts in Antwerpen, Rabbiner Jacob David Schmahl.

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Neben den aufgezeichneten Grußworten von Rabbi Moshe Kotlarsky (stellvertretender Vorsitzender von Merkos L’inyonei Chinuch), Gerhard Schröder (Bundeskanzler a.D.), Belit Onay (Oberbürgermeister von Hannover) und Boris Pistorios (Niedersächsischer Minister für Inneres und Sport), gratulierten auch: 1. Rabbiner Israel Diskin (Vorsitzender Chabad Deutschland), 2. Michael Fürst (Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen sowie der Jüdischen Gemeinde Hannover) 3. Dr. Franz Enste ( Antisemitismusbeauftragter des Landes Niedersachsen) 4. Harry Blome (Leiter des Kommissariatss 4 / Staatsschutz) ganz persönlich.

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Schließlich läutete Landesrabbiner Shlomo Bistritzky den des Festaktes ein und übernahm die Einweihung der neuen Thorarolle. Das Schreiben der Höhepunkt letzten 3 Buchstaben überließ er allerdings den engsten Verwandten der Familie Wolff: Rabbiner Yosef Grinberg, Rabbiner Zusha Grinberg, Rabbiner Shneor Grinberg und Rabbiner Zusha Wolff. “Mein Mann und ich sowie meine Brüder und Schwestern werden alles dafür tun, um eine starke und positive Zukunft für das jüdische Leben in hannover und Niedersachsen zu sichern.”, versicherte Mussi Gottlieb in ihrem liebevollen Schlusswort. Musikalisch untermalt wurde die Veranstaltung durch den Oberkantor der Großen Synagoge Europas in Brüssel, Israel Muller. Motti und Arie Wolff setzten der Thora am Ende die Krone auf. Das Kaddisch wurde gesprochen von Levi Wolff.


BEZIEHUNG

„Mischigge“ Beziehungen oder ..... A Mensch muss man sein - Jana Welch

Ich bin hier in Deutschland geboren, habe einen Deutschen geheiratet und hier in Deutschland meine Kinder bekommen. Ich bin also das, was man eine wirklich assimilierte Jüdin nennt. Zu meiner „Ehrenrettung“ – zumindest aus der Sicht meines Vaters – muss ich sagen, dass ich es wirklich versucht habe, meinen jüdischen Wurzeln Wasser zu geben. Dann lernte ich einen wunderbaren jungen Mann kennen. Dunkelhaarig, wild, verschmitzt -mit Rucksack unterwegs. Er wusste nicht, wo er schlafen sollte und so schmuggelte ich ihn in mein kleines Zimmer an der Uni. Am Strand von Ashkelon, wo wir zettelten, fragte ich ihn nach seinen Eltern. Wo kommen denn Deine Eltern her. Palästina. Wie? Ich starrte ihn an. Ja – ich bin Palästinenser. Er labte sich an meiner Reaktion. An meinem Blick. Verstört und irgendwie erstarrt. Alleine mit einem Palästinenser am einsamen Strand? Was, wenn er mich umbringen würde? Doch genau in diesem Moment fühlte ich, dass der Spruch meines Vaters „Ein Mensch muss man sein“ Realität wurde. Fern von Religionen oder Herkunft fühlt ich mich einfach nur wohl in der Nähe dieses Mannes. So ist es wohl seitdem geblieben. Für mich spielt es keine Rolle, woher ein Mensch stammt, welche Religion er ausübt – solange

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ich ihn mag, er „ein Mensch“ ist. Nur deshalb kann ich hier in Deutschland leben. Als deutsche Jüdin, die Deutschen hilft, ihre sexologischen Herausforderungen in den Griff zu bekommen. Da ich schon in frühster Kindheit mit den Schrecken der Menschheit konfrontiert wurde – es gab keinen Tag ohne Ausschwitz am Tisch- kann mich heute nichts mehr wirklich schocken. Ich habe durch die Augen meines Vaters alles gesehen und gefühlt, zu was Menschen in der Lage sind. Das hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Ich urteile nicht, sondern bleibe immer neugierig. Frage nach, um mehr zu erfahren und erkenne, dass wir alle – wenn wir nackt sind – uns nur nach einer Sache wirklich sehnen. Uns geborgen und nah – aufgehoben und verstanden zu fühlen. In meiner Berufung als Sexologin glaube ich ganz fest, dass es immer eine Polarität braucht, die dafür sorgt, dass wir uns gegenseitig anziehen.


Jana Welch Sexologin M.A. | Hamburg

Diese Unterschiedlichkeit macht die Spannung aus – zumindest im Bett. Daher würde ich mir wünschen, dass wir lernen, vom Herzen zu lieben und akzeptieren, dass Religion Menschen nicht auseinander bringen muss. So wie mein Vater, der es zu einer Zeit, wo es fast undenklich war, meine Mutter geheiratet hat – die konvertierte. Diese starke Liebe zwischen den beiden hat mir gezeigt, dass alles möglich ist, wenn wir nur wollen.

www.janawelch.de Instagram: @JanaWelchOfficial

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SCHAWUOT

Rabbiner Nathan Grinberg Gemeinderabbiner der Jüdischen Gemeinde in Lübeck


Gedanken zu Schawuot Wie bekannt, ist Schawuot das Fest der Toragabe. Bereits der Name an sich impliziert die Anwesenheit eines Empfängers. Wir haben mehrmals erwähnt, dass jeder Jude und jede Jüdin an diesem Fest die Tora empfangen muss, ähnlich wie das gesamte jüdische Volk vor 3500 Jahren Tora empfangen hat. Was bedeutet dies jedoch für uns praktisch? Gibt es etwas, was diesen Prozess behindern kann?

Um eine Antwort auf diese Fragen geben zu können, muss man vorerst verstehen, worin das Ziel der Toragabe besteht. Selbstverständlich ist es unmöglich, dieses breite Thema vollständig zu beleuchten, jedoch können wir das Grundverständnis schaffen. Der Schöpfer ermöglicht es seinem Geschöpf die Notwendigkeit der Vervollkommnung der Welt zu verstehen. Die Vervollkommnung ist die Aufgabe des Menschen selbst - durch die Verbesserung der eigenen Eigenschaften wird der Mensch zur Wurzel seiner eigenen Vollkommenheit. Die Tora gibt nur die Richtung vor, bestimmt das Ziel und bietet die Anleitung dazu. Man würde denken, jetzt müsste man sich nur die Tora schnappen und anfangen, die Welt und sich selbst zu verbessern. Jedoch ist es nicht so einfach. Ist das Befolgen religiöser Weisungen in der Tora ausreichend, um die Vollkommenheit zu erreichen? Überraschenderweise treffen die Weisen des Talmuds folgende provokative Aussage „Derech Erez kadma le Tora“ - „Die Ethik geht der Tora voraus“. In anderen Worten, das Vorhandensein von ethischen Normen ermöglicht das ordnungsgemäße Einhalten der Gebote. Ein Mensch, der die Moral vernachlässigt, ist nicht in der Lage, die Gebote einzuhalten und kann durch die unangemessene Einhaltung der Gebote sogar den Sinn der Toraeinhaltung verzerren.

Es gibt viele Beispiele dafür, dass Menschen sich niederträchtig verhalten können, ohne gegen die formalen Gesetze der Tora zu verstoßen. In seinem Kommentar zum ethischen Traktat „Pirkei Awot“ beschreibt Rambam die Notwendigkeit der Verbesserung menschlicher Eigenschaften als eine Voraussetzung für das Erlernen der Tora, denn sie ersetzt nicht das grundlegende Moralverständnis. In der Menschheitsgeschichte einschließlich des 20. Jahrhunderts gibt es genügend Beispiele dafür, wie der Mensch und selbst ganze Nationen sich verhalten können, wenn die Religion als Geberin der Verhaltensvorschriften wegfällt und Menschen dabei keine moralischen Normen besitzen. Das Licht der Tora scheint für alle und immer. Der einzige Grund dafür, dass wir seine Anwesenheit nicht wahrnehmen, ist die mangelnde Bereitschaft unseres Gefäßes, das Licht wahrzunehmen. Aus diesem Grund ist einer der notwendigen Wege, Tora zu empfangen, die Beschäftigung mit der Moral. Gutherziger und geduldiger sein, den „gerechten Zorn“ in Schach halten und eigene Fehler eingestehen. Und wenn das Ego des Menschen schrumpft, stellt sich heraus, dass es genug Platz für die Tora und G-tt gibt. Chag sameach!

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Sie haben Anregungen für neue Themen, Neuigkeiten aus Ihrer Gemeinde oder können etwas zum Thema „Jüdisches Leben in Deutschland“ beitragen? Wir freuen uns auf Ihre Themenvorschläge. Rufen Sie uns an oder senden Sie eine Mail an: Sandra Borchert | Post@Raawi.de | 0152 07148 308


RAAWI LIEST

Peter Sloterdijk „Den Himmel zum Sprechen bringen“ Ein Studium der poetischen Stilmittel, deren sich die Religionen in ihren Narrativen bedienen, erfordert eine Neubewertung der Religionen, die die Karl-Marxschen Thesen hinter sich lässt. Elemente einer Kritik literarischer Darstellungsformen als Kritik dogmatischer wie theologischer Dokumente im Durchgang durch die Geschichte trägt Sloterdijk also mit seiner stupenden Belesenheit zusammen – und gelangt so in den Glutkern der Gegenwart, in der Narrative, Fakten und alternative Fakten einander bekämpfen. Umwege sind die direktesten Wege zum Zentrum. Das neue Werk von Peter Sloterdijk ist ein Beleg für diese These: Außerhalb der Aktualität angesiedelt, handelt Theopoesie, auf den ersten Blick betrachtet, von den in der Bibliothek der Menschheit gespeicherten Versuchen, Gott oder die Götter zum Sprechen zu bringen: entweder reden sie unmittelbar selbst oder sie werden von den Dichtern mittelbar in ihrem Tun und Denken wiedergegeben.

Damit ist für Sloterdijk die Einsicht unausweichlich: Religionen berufen sich in ihren theopoetischen Gründungsdokumenten auf mehr oder weniger elaborierte literarische Verfahren, auch wenn die begleitende Dogmatik dazu dient, diese Tatsache vergessen zu machen. Religionen sind “literarische Produkte, mit deren Hilfe die Autoren um Klienten auf dem engen Markt der Aufmerksamkeit von Gebildeten konkurrieren”.

Sie können das Buch gewinnen. Schreiben Sie uns bis zum 15.04.2021 eine Email mit „Den Himmel zum Sprechen bringen“ in der Betreffzeile an Post@Raawi.de.

S u h r k a m p Ve r l a g Gebunden, 352 Seiten ISBN: 978-3-518-42933-4

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ANTISEMITISMUS

Antisemitismus Report 2020 Anstieg der Schändungen von Synagogen und Friedhöfen und verstärkter Antisemitismus im Internet - Dina Porat

Im Jahr 2020 sank die Gesamtzahl der weltweiten gewalttätigen antisemitischen Ereignisse von 456 (2019) auf 371 (2020). Gleichzeitig wurde ein Anstieg von 20 % bei Schändungen von Synagogen, Friedhöfen und Holocaust-Gedenkstätten beobachtet (die aufgrund der Abriegelung geschlossen oder unbewacht waren und somit leichte Beute für antisemitischen Vandalismus waren). Darüber hinaus entwickelten sich im Internet neue Phänomene, wie Zoom-Bombing und das Darknet, die schwer zu quantifizieren sind.

Heute veröffentlichte das Kantor Center for the Study of Contemporary European Jewry an der geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Tel Aviv in Zusammenarbeit mit dem European Jewish Congress den Antisemitismusbericht für das Jahr 2020 - das Jahr des COVID-19 -, der widersprüchliche Trends aufzeigt: Einerseits wurde ein Rückgang der physischen Gewalt aufgrund der Abriegelungen festgestellt, was die Begegnungen zwischen Juden und gewalttätigen Antisemiten reduzierte; andererseits manifestierten sich die Anschuldigungen gegen die Juden (die angeblich für die globale Katastrophe verantwortlich sind) in einem Anstieg krasser antisemitischer Äußerungen im Internet im Allgemeinen und in sozialen Netzwerken im Besonderen. Der Bericht basiert auf tausenden von Zeu-

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genaussagen aus verschiedenen Orten rund um den Globus, die im Laufe des Jahres 2020 aus dem vom Kantor Center vor einigen Jahren gegründeten internationalen Netzwerk eingegangen sind - das etwa 60 Teilnehmer umfasst, die regelmäßig Informationen über Antisemitismus weltweit einsenden. Prof. Dina Porat, Forschungsleiterin (Leiterin des Kantor Centers) : “Die Coronavirus-Pandemie und die daraus resultierende Realität diktierten sowohl die Art als auch das Ausmaß des Antisemitismus im Jahr 2020, das ein ungewöhnlich angespanntes und turbulentes Jahr auf der ganzen Welt war. Vorurteile, Aberglaube, ursprüngliche Emotionen und bizarre Theorien tauchten auf der Bildfläche auf, und die Manifestationen des An-


tisemitismus, sowohl verbal als auch visuell, waren bösartig und empörend. Juden und Israelis für die Entwicklung und Verbreitung des Coronavirus (oder “Judeovirus”) zu beschuldigen, war das Hauptmotiv der diesjährigen antisemitischen Äußerungen. Diese Vorstellung wurzelt in einer tiefen Angst vor dem Juden/ Israeli als Verbreiter von Krankheiten in der Vergangenheit und Gegenwart.” Dr. Moshe Kantor, Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses: “In einem Jahr der physischen Einschränkungen ist es offensichtlich, dass physische Angriffe abnehmen sollten. Doch mit der Zunahme des Antisemitismus im Internet könnte die nächste Welle von Angriffen gegen Juden und jüdische Ziele nur um die Ecke sein. In Zeiten sozialer Krisen werden Juden immer zum Sündenbock gemacht und ins Visier genommen, und wir haben dies während des gesamten Covid-Zyklus gesehen. Juden wurden für das Virus und das Heilmittel verantwortlich gemacht, und die Einschränkungen und Impfstoffe wurden in unangemessener Weise mit dem Holocaust verglichen, was den Mord an sechs Millionen Juden verharmlost und abschwächt. Wir hoffen, dass das, was wir gerade erleben, nicht die Ruhe vor dem ‘perfekten Sturm’ des Judenhasses in den kommenden Jahren ist.” Die Juden und Israelis für die Entwicklung und Verbreitung des Coronavirus (oder “Judeovirus”) zu beschuldigen, ist eine schwerwiegendere Anschuldigung als alle, die zuvor in der Geschichte gegen Juden erhoben wurden: Als die Pandemie begann, sich über den Globus auszubreiten, folgten sofort Anschuldigungen, dass das Virus von Juden und Israelis entwickelt und verbreitet worden sei: Sie seien diejenigen, die ein Heilmittel und einen Impfstoff für die Krankheit finden würden, um ihn an die kranke Welt zu verkaufen und einen riesigen Profit zu machen. In den folgenden Monaten verbreitete sich diese Verleumdung schnell. Wir erhielten entsprechende Meldungen aus Dutzenden von Ländern,

in Form von aggressiven Nachrichten und zahlreichen bösartigen Karikaturen. Darüber hinaus kam die Anschuldigung nicht nur aus extremistischen Kreisen, wie weißen Supremacisten, ultrakonservativen Christen oder den üblichen Anklägern wie der Türkei und der Palästinensischen Autonomiebehörde und vor allem dem Iran, die Anstrengungen in die Verbreitung der Anschuldigung investierten. Er verbreitete sich auch in Bevölkerungsgruppen, die keine klar definierten politischen oder ideologischen Identitäten haben. Zahlen und Trends: Wie bereits erwähnt, verringerten die Abriegelungen in den verschiedenen Ländern die Begegnungen zwischen Juden und ihren Missetätern, und folglich sank die Zahl der gewalttätigen Ereignisse im Jahr 2020 von 456 auf 371 - eine Zahl, die typisch für 2016-18 war. In diesem Jahr wurde niemand ermordet, weil er Jude ist (auch wenn körperliche Angriffe zum Verlust des Lebens hätten führen können), und die Zahl der Körperverletzungen sank von 170

Der Bericht basiert auf tausenden von Zeugenaussagen aus verschiedenen Orten rund um den Globus, die im Laufe des Jahres 2020 aus dem vom Kantor Center vor einigen Jahren gegründeten internationalen Netzwerk eingegangen sind - das etwa 60 Teilnehmer umfasst, die regelmäßig Informationen über Antisemitismus weltweit einsenden.

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im Jahr 2019 auf 107 im Jahr 2020. Auch die Beschädigung von Privateigentum ging von 130 auf 84 Vorfälle zurück, einfach weil die Menschen meist zu Hause blieben. In den meisten Ländern wurde ein Rückgang der gewalttätigen Vorfälle, der Angriffe auf Menschen und ihr Eigentum, der Bedrohungen und der Brandstiftung registriert. Der Vandalismus gegen jüdisches Gemeindeeigentum und Einrichtungen blieb jedoch unverändert und nahm in einigen Fällen sogar zu (siehe Tabelle). Die Zahl der Schändungen von Friedhöfen, Holocaust-Mahnmalen und anderen jüdischen Denkmälern stieg von 77 (2019) auf 96 (2020) Vorfälle weltweit, da diese Orte offen und ungeschützt sind. Auch die Zahl der vandalisierten Synagogen stieg von 53 (2019) auf 63 (2020), da sie geschlossen sind und somit eine leichte Beute darstellen.

Ein deutlicher Rückgang wurde in Australien, Großbritannien und vor allem Frankreich festgestellt, wo sowohl das Innenministerium als auch die Jüdische Gemeinde aufgrund der strengen Abriegelung einen Rückgang aller Arten von antisemitischen Vorfällen um 50 % meldeten, sowie in Kanada, wo die Zahl der gewalttätigen Fälle um mehr als die Hälfte zurückging. Die meisten Vorfälle ereigneten sich in Ländern mit großen jüdischen Gemeinden: in den USA, Kanada, Großbritannien, Australien, Frankreich und Deutschland. In allen anderen Ländern, mit Ausnahme der Ukraine, wurden im Jahr 2020 weniger als 10 Vorfälle (pro Land) gemeldet. Antisemitismus im Internet: Da der öffentliche Raum während der Pandemie geschlossen war und die Menschen zu Hause blieben, nahmen die Aktivitäten in den sozialen Medien, einschließlich antisemitischer Aktivitäten, deutlich zu, die durch Aggressivität und Beschimpfungen gekennzeichnet sind. Solche Phänomene sind jedoch von Natur aus schwer zu quantifizieren. Ø Zoom-Bombardierung: Als Zoom zu einem wichtigen Kommunikationsmittel wurde, entstand ein Phänomen, das als Zoom-Bombing bezeichnet wird - das Eindringen in Zoom-Konferenzen von Synagogen, jüdischen Gemeindezentren und jüdischen Studenten, die Störung der Treffen und die Nutzung der Plattform für das Zeigen von Hakenkreuzen, antisemitischen Präsentationen oder Reden usw. Allein in den USA wurden 200 Fälle von Zoom-Bombing registriert.

In den USA wird seit mehreren Jahren ein allmählicher Anstieg der gewalttätigen Vorfälle beobachtet, der in diesem Jahr 119 erreichte (im Vergleich zu beispielsweise 99 im Jahr 2017), und auch in Deutschland gab es einen deutlichen Anstieg der Gesamtzahl der Fälle, von insgesamt 2.032 im Jahr 2019 auf 2.275 im Jahr 2020, darunter 59 gewalttätige Vorfälle. In beiden Ländern war Vandalismus für die meisten Vorfälle verantwortlich.

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Ø Entwicklung des Darknets: Extremistische Gruppen, vor allem aus dem rechtsextremen Spektrum, wie White Supremacists und Neonazis, haben die offenen sozialen Netzwerke verlassen und sind in das Darknet abgetaucht, das im letzten Jahr stark gewachsen ist - dort können sie sich frei von jeglicher Überwachung und Einschränkung bewegen. Hier betreiben sie ungestört ihre eigenen Websites, die sehr schwer zu überwachen sind. Mit anderen Worten: Während die Zahl der anti-


Von dem jordanischen Twitter-Aktivisten Qutayba Abu Hammad gepostete Karikatur

semitischen Äußerungen in den offenen Netzwerken zurückging, nahmen die Aktivitäten im Darknet zu. Impfgegner und der Holocaust, in Israel und im Ausland: Impfgegner setzten die Restriktionen und Aussperrungen zur Eindämmung der Pandemie mit der Politik des Naziregimes gleich und beschuldigten das Establishment und die Regierungen in verschiedenen Ländern, Zwangsmittel anzuwenden: Sperrungen wurden mit der Inhaftierung in Ghettos und Konzentrationslagern verglichen; Impfungen wurden als medizinische Experimente bezeichnet; Bescheinigungen, die nach einer Impfung Privilegien gewähren, wurden als das berüchtigte “Selektionsverfahren” in den Todeslagern der Nazis angesehen; Impfgegner fühlten sich genauso unerwünscht und verfolgt wie die Juden; das Epitaph am Tor von Auschwitz diente als Quelle für den neuen Slogan “Impfen befreit”; und so weiter. In Deutschland, wo der Widerstand gegen die Impfstoffe besonders stark ist, trugen Demonstranten einen gelben Stern auf ihrer Kleidung, wobei das Wort “ungeimpft” das Wort “Jude” ersetzte, und nannten Bundeskanzlerin Merkel einen Nazi. Das Aufkommen der Impfstoffe, gepaart mit Israels ausgedehnter Impfkampagne, unterstützt von Israelis und Juden, die prominente Positionen in den Firmen, die diese Impfstoffe produzieren, innehaben, wie Tal Zaks, Chief Medical Officer bei Moderna, und Pfizer-CEO

Albert Bourla, verstärkten die Vorwürfe: Israelis und Juden reichen sich die Hände, damit Israel sich als erstes von der Pandemie erholen kann, während der Rest der Welt in der Schlange steht und die Juden um Hilfe anfleht.

Die Zahl der Schändungen von Friedhöfen,

Holocaust-Mah-

nmalen und anderen jüdischen Denkmälern stieg von 77 (2019) auf 96 (2020) Vorfälle weltweit, da diese Orte offen und ungeschützt sind. Auch die Zahl der vandalisierten Synagogen stieg von 53 (2019) auf 63 (2020), da sie geschlossen sind und somit eine leichte Beute darstellen.

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MARIE’S REZEPTE

Schlank in den Frühling Grüne Smoothies mit Wildpflanzen. Frankfurter Grüne Soße. Vitaminbomben & Detox-Cocktail vor Deiner Haustür. - Marie Grimm Moin, Moin! Ich bin Marie und in dieser Rubrik habe ich vor Sie auf eine gemeinsame kulinarische Reise mitzunehmen. Es geht um gutes Essen mit einfachen Zutaten und einem „Aha-Erlebnis“. Für die praktische Umsetzung brauche ich SIE. Sie können gleich kochen, kosten, sich überraschen lassen. Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen! Es gibt drei Dinge, die ich bei meinen Rezepten beachte: 1. Pflanzliche Zutaten 2. Maximum an Nährstoffen und Vitaminen 3. Low Budget Frühling ist die wunderbare Zeit der Erneuerung. Eignet sich perfekt zum Fasten und Abnehmen.

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Wenn Sie es unkompliziert mögen, so kommen wir zusammen und machen heute gemeinsam 1 Schritt zum Detox. Die Zutaten können im Wald oder eigenem Garten gepflückt werden. Vier Rezepte für GRÜNE SMOOTHIES mit Wildpflanzen, sowie eine basische Frankfurter Grüne Sauce möchte ich Ihnen vorstellen. Das grüne Blattgemüse ist eine universelle vitaminreiche Lebensmittelgruppe, die unser Körper benötigt. Wenn Sie mit nur 1 Glas grüne Smoothie täglich starten, werden Sie schon nach 1 Woche die ersten positiven Resultate auf der Waage sehen. Bei den Wildpflanzen sind es nahezu alle Pflanzen, die wertvolle Nährstoffe für unser Organismus bringen. Brennesel, Giersch, Löwenzahn, Spitz- und Breitwegerich, Kleeblatt (Blüten und Blätter), Stiefmütterchen, Lindenblätter, etc.


Fotos: © Marie Grimm

volle Eiweiß von hoher Qualität.

WARNHINWEIS: Individuelle allergische Reaktionen auf Kräuter und Pflanzen sind stets zu beachten. Im Buch von Victoria Butenko - der „Mutter der grünen Smoothies“ können Sie Details zur Wirkung der grünen Smoothies auf unseren Körper erfahren. Buch: Victoria Butenko Green for Life. 5 GRÜNDE FÜR GRÜNE SMOOTHIES & Wildpflanzen: 1. Das einfache “Grünzeug” ist das Lebensmittel mit der höchsten Nährstoffdichte auf unserem Planeten. Gemessen an seinem Energiegehalt, enthält Pflanzengrün sehr viele Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und sekundäre Pflanzenstoffe. Besonders zu erwähnen ist das wert-

2. Die DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) empfiehlt fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag. Für eine ausreichende Versorgung eines Erwachsenen sind es etwa 400 g Gemüse und 250 g Obst täglich. Das grüne Blattgemüse kann dabei etwa 200 g betragen. Rohkost ist dabei die erste Wahl, um die wertvollen Nährstoffe vollständig nutzen zu können. Aber wissen Sie wie viel 200 Gramm frischer Blattsalat an Volumen bietet ? Ich schaffe es nicht immer so viel Salat und Gemüse zu essen, aber mit Smoothies ist die Tagesdosis schnell und unkompliziert gegessen. 3. Bis jetzt wurden die Wildkräuter von Menschen nicht verändert. Das ist ein großer Vorteil, weil sie in Gegensatz zu vielen Kulturpflanzen viele wertvolle Inhaltstoffe erhalten. Die sekundären Pflanzenstoffe, der Wildkräuter sind in der Lage Entzündungen zu hemmen, das Immunsystem anzuregen, den Blutdruck und den Cholesterinspiegel zu sinken. 4. Die Vielzahl der Antioxidantien bei Wildpflanzen und grünem Blattgemüse trägt zur Verjüngung und Prävention der Herzkreislauf – und Krebserkrankungen bei. 5. Durch den Verzehr von grünem Blattgemüse werden die guten Darmbakterien vermehrt. Natürliche Detox und Stärkung der gesunden Darmflora finden statt.

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GRÜNE SMOOTHIES BRAUCHEN: Stilles Wasser, am besten Quellenwasser. Die Menge, nach gewünschter Konsistenz wählbar. Möglichst unbehandelte Obst und Gemüsesorten in Bio- Qualität. Wildpflanzen: aus eigenem Garten oder Wald (weiter vom Weg entfernt). Mixer: am besten ein Hochleistungsstandmixer für die cremige Konsistenz Sofortigen Verzehr: gemixt – getrunken! Sonst schwinden die wertvollen Stoffe, eine Zubereitung auf Vorrat ist daher nicht zu empfehlen.

4 GRÜNE SMOOTHIE REZEPTE MIT WILDPFLANZEN: KLASSIKER: 1 Apfel, 1 Banane, 2 Handvoll Salatblätter, Saft einer halben Zitrone, 1 Prise Zimt 2 Handvoll Heilpflanzen wahlweise Brennnessertriebe, Löwenzahn, Giersch, Gänseblümchen, Himbeerblätter, Lindenblätter, Spitz- oder Breitwegerich, Wasser. MAGEN-WELLNESS: Knolle Fenchel, 1 Birne, 1 Avocado, 1 Handvoll Schafgarbenblätter, 1 Handvoll Blattspinat 1 TL Leinsamen (kurz vorher geschrottet), 1 TL Zitronensaft, Wasser. ZERO WASTE: 6 Handvoll gemischtes Grün aus: Rote-Bete-Blätter, Radieschen-Blätter, Kohlrabi-Blätter Löwenzahnblätter, sehr reifes Obst zB Apfel (darf schrumpelig sein) oder Banane, 1 EL Sesam ungeschält, Wasser AUGEN-KUR: 2 Handvoll Heidelbeeren, 1 Handvoll Spinat oder Feldsalat, 1 Handvoll Giersch Blätter, 1 Ba-

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Raawi #6 April 2021

nane, 1 TL Zitronensaft, 1Prise Vanille, 1 Scheibe Ingwer, Wasser Für Smoothie: jeweils alle Zutaten in den Hochleistungsmixer geben und 20-30 Sekunden lang mixen. Sie können auch Samen und Kerne, sowie Gewürze aller Art dazu geben. Für den süßen Geschmack kann Honig oder Datteln verwendet werden. FRANKFURTER GRÜNE SOßE Zutaten: 8 EL Mandeldrink ungesüßt, 1 EL Saft einer frischen Zitrone, 1 Avocado, 125 g Kräuter für Grüne Soße: Schnittlauch, Petersilie, Borretsch, Kerbel, Sauerampfer Zubereitung: die Kräuter von den dicken Stielen befreien. Kurz in kaltem Wasser waschen, danach trocken tupfen & grob klein schneiden. Normalerweise im original Rezept werden die Kräuter fein geschnitten, wir geben aber alle Zutaten in den Standmixer und pürieren Sie zur feinen Konsistenz. Zum Schluss die grüne Soße mit Salz und Pfeffer abschmecken und in kleine Schälchen füllen.


Marie Grimm – Ernährungsberatung & Fastenbegleitung. Haben Sie Lust mehr über das Fasten zu erfahren? Denken Sie über eine Ernährungsumstellung für eine sichere Gewichtsreduktion ? So schreiben Sie an info@ich-im-glueck.de und ich schicke Ihnen EROLGREICH FASTEN! Merkblatt zu. 100% Kostenlos und unverbindlich. Blog: https://www.ich-im-glueck.de Instagram: marie_grimm_vegan

TIPP: Schnittlauch unterstützt die Bildung von Blutgerinnungsfaktoren und verhindert Kalkablagerungen in Gefäßen und Knorpelstrukturen. Der punktet mit seinem recht hohen Gehalt an Vitamin C und Vitamin K und kann auf dem Balkon angebaut werden.

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Raawi #6 April 2021

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