herauszufinden. „Im ersten Moment war es schon schwer für mich zu hören, dass meine Mutter eventuell an einer Demenz leiden könnte. Gleichzeitig war ich aber froh, dass der Arzt sie ohne Umschweife zu den Spezialisten ins EVK überwiesen hat.“
Bekannte Abläufe und vertraute Gesichter vermitteln Sicherheit Die Behandlung älterer Menschen ist seit Jahren einer der Schwerpunkte des EVK. Mit dem speziellen Stationsbereich für Patienten mit demenziellen Syndromen hat die Klinik ihr Behandlungsangebot erweitert. Sieben Betten und ein Therapieraum stehen dort zur Verfügung. Zentraler Ort der Station ist eine Wohnküche, deren Einrichtung verschiedene Gegenstände mit Erinnerungswert beinhaltet, wie eine alte Schreibmaschine, eine Kaffeemühle oder einen antiken Vitrinenschrank. Die Patienten essen dort gemeinsam am gedeckten Tisch und es finden verschiedene Gruppenaktivitäten wie die tägliche Zeitungsrunde, Fernsehen, Musik hören, Gedächtnistraining oder eine Spielerunde statt. Drei Betreuungsassistenten, die sich für Umgang, Kommunikation und Beschäftigung von Menschen mit einer Demenz qualifiziert haben, begleiten und gestalten den Tag. Das gesamte Personal auf der Station arbeitet immer mehrere Tage am Stück. „Für Patienten mit Demenzerkrankungen sind bekannte Abläufe und vertraute Gesichter sehr wichtig, denn ohne diese Ankerpunkte droht ihnen der Verlust von Sicherheit und Schutz“, erläutert Jutta Teubner, pflegerische Abteilungsleitung in der Geriatrie, das Konzept.
Gegenstände mit Erinnerungswert schaffen eine vertraute Atmosphäre.
Beobachten spielt eine große Rolle Monika H.‘s Mutter wurde im EVK auf Herz und Nieren überprüft. „Neben den Untersuchungen und Tests der Ärzte, Physio- und Ergotherapeuten spielt das Beobachten eine sehr große Rolle“, erzählt Anna Hoepfner, Pflegekraft in der Geriatrischen Abteilung. „Nach ein paar Tagen kann man aus dem Verhalten der Patienten schon sehr viel herauslesen.“ Bei der Mutter von Monika H. fiel den Pflegekräften auf, dass die alte Dame, die nach außen sehr gepflegt wirkte, bei der morgendlichen Toilette nicht mehr als eine „Katzenwäsche“ vornahm. „So etwas erleben wir bei Patienten mit demenziellen Syndromen häufiger“, berichtet Anna Hoepfner. „Die Patienten wissen, dass sie sich waschen müssen, wissen aber nicht mehr wie.“ Über ihre Beobachtungen tauschen sich die Mitarbeiter auf der Station regelmäßig aus. Einmal wöchentlich sitzen die Beteiligten aus dem ärztlichen und pflegerischen Bereich, der
Vertraute Gesichter sind wichtig. Daher arbeitet das gesamte Personal immer mehrere Tage am Stück auf der Station.
Physio- und Ergotherapie, der Logopädie, des Sozialdienstes und der Seelsorge zusammen, um ein individuell auf jeden Patienten abgestimmtes Behandlungskonzept zu entwickeln.
Hilfestellung für die Zeit danach Im Fall von Monika H.‘s Mutter gab es schon rasch recht deutliche Ergebnisse. „Nach einer kurzen Zeit der Eingewöhnung blühte die alte Dame in der Gesellschaft der Mitpatienten und Mitarbeiter richtig auf. Sie spielte mit Begeisterung ‚Stadt, Land, Fluss‘ und gab beim Singen immer den Ton an“, erzählt Anna Hoepfner. Auch wenn bei der 84-Jährigen eine beginnende Demenz festgestellt wurde, hatte sich vor allem eines gezeigt: Monika H.‘s Mutter fehlte die Gesellschaft. Gemeinsam mit Monika H. entwickelte der Sozialdienst des EVK einen Plan für die Zeit nach dem Krankenhausaufenthalt. Eine Rückkehr in ihr häusliches Umfeld war für die Mutter möglich, allerdings musste eine Begleitung im Alltag organisiert werden. „Der Sozialdienst hat mir die unterschiedlichen Möglichkeiten aufgezeigt und unter anderem eine professionelle Hilfe durch einen Seniorenbegleitdienst organisiert“, so Monika H. Durch den Sozialdienst bekam sie ebenfalls Kontakt zur Alzheimergesellschaft. „Dort habe ich immer einen Ansprechpartner, falls ich Hilfe mit meiner Mutter benötige.“ In Münster und Umgebung ist das EVK-Projekt bislang einzigartig, aber durchaus richtungsweisend, wie Dr. Peter Kalvari, Chefarzt der Geriatrie, bestätigt: „Der Anteil älterer Patienten wird immer stärker zunehmen und dadurch natürlich auch die Anzahl der Patienten, die neben einer akuten Erkrankung demenzielle Symptome aufweisen.“ Bereits jetzt liegt ihr Anteil bei etwa 20 Prozent der jährlich rund 1.400 geriatrischen Patienten. Evangelisches Krankenhaus Johannisstift Münster gGmbH Wichernstr. 8, 48147 Münster Tel. 0251-2706-0, www.evk-muenster.de ServiceGuide Gesundheit | 83