20 Jahre Münster geh t aus
Hoher Besuch: David Bowie im Il Cucchiaio D’argento (Februar 1997).
Gastronomie unmittelbar am Domplatz. Das passt, denn im selben Jahr schließt mit dem CAFE SCHUCAN die Café-Ikone des letzten Jahrhunderts am Prinzipalmarkt. Zu Beginn der 90er hatten wahre Proteststürme der Münsteraner die Schließung noch verhindert, nach Filialisierung und Verkleinerung kommt das Ende 1997 eher geräuschlos. Aber Teile des Inventars des legendären SCHUCAN leben bis heute in Münsters Gastronomie weiter, 1997 zunächst im nagelneuen CAFÉ KAUFLEUTEN im Deilmannhof (heute MOCCA D‘OR). +++ Langsam aber sicher kommt auch die Spanien-Welle ins Rollen. In Hiltrup eröffnet mit dem EL FLAMENCO an der Marktallee ein erster Vorbote. +++ Seit längerem residiert das CADAQUES (bis 2012, heute KRAWUMMEL) an der Ludgeristraße. 1997 gibt Wirt Wolfgang Krause seiner eigentlichen Passion nach und eröffnet zunächst parallel und bis heute erfolgreich das rustikalfranzösische Lokal LE MIDI am Bohlweg. +++ Das Restaurant LORTZINGSAAL, aus dem regelmäßig WDR-Talkshows übertragen wurden, schließt und macht mit dem ENCHILADA einem der bis heute erfolgreichsten Vertreter der Latino-Welle Platz. +++ Kleine Anekdote am Rande: An einem Samstag im Februar verabschiedet sich David Bowie nach seinem „Wetten dass…“-Auftritt in der Halle Münsterland gegen 20.45 Uhr bei Thomas Gottschalk mit der obligatorischen „Muss zum Flieger“-Ausrede, um ab 21 Uhr eine geschlagene Stunde auf einen Tisch im IL CUCCHIAIO D’ARGENTO an der Warendorfer zu warten.
1998 Das RESTAURANT IM SCHLOSSGARTEN (seit Mitte des 19. Jahrhunderts) bekommt ein neues, modernes Gesicht. Seither wird hier u.a. regelmäßig in den Mai getanzt. +++ Die traditionelle PULCINELLA (heute HIMMEL.HÖLLE) an der Kreuzstraße wird vorübergehend zum GELBEN HAUS der Brauerei Klute. +++ Marvin Lindenberg
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(JOVEL) eröffnet im heutigen LA CORRIDA seine Bar MILLENIUM – und schließt konsequenterweise zur Jahrtausendwende wieder. +++ Mit dem FEGEFEUER eröffnet das erste Mittelalter-Lokal der Stadt an der Von-Kluck-Straße. Bis heute wird Münster hier von stilecht gewandetem Personal mit Met, Mittelalter-Küche und neuerdings auch veganer Kost versorgt. +++ Ab Ende der 90er dürfen neue Lokal plötzlich wieder, ganz traditionell, nach ihren Inhabern benannt werden. Den Anfang macht das MEYER‘S von Birgit und Christoph Meyer, das bis 2013 das Viertellokal im Schatten der Kreuzkirche war (heute GROTES). +++ Auch das LITFASS an der Hammer Straße wird mit neuen Inhabern zu einem modernen Viertellokal mit ambitionierter Küche. Gleiches gilt für das Kinocafé GARBO im runderneuerten Programmkino CINEMA. +++ Die Retro-Welle startet durch. Aus einer Tankstelle wird das CAFÉ GASOLIN, aus dunklen Rotlicht-Etablissements plüschige Bars wie die ehemalige LUNA BAR an der Hammer Straße. Häufig hat Pitti Duyster (heute MEAT ME, HEAVEN) seine Finger im Spiel. Das Ende der Polizeistunde lässt die Münsteraner zudem die Nacht für sich entdecken. ATELIER BAR, MOCAMBO BAR, das NACHTCAFÉ… geschlafen wird erst, wenn die obligatorische Putzstunde zwischen fünf und sechs Uhr die letzten Gäste auf‘s Trottoir schickt.
1999 Münster entdeckt seinen Hafen. Alles beginnt mit dem ersten HAFENFEST, das Mitte der 90er noch charmant improvisiert daherkommt und danach lange pausiert. Aber Münsters Wirte haben das Potential erkannt – und schließlich gibt die Stadt zögerlich nach und verteilt erste Konzessionen für eine Gastronomie direkt am Kai. +++ Das LUF (heute MEAT ME) ist das erste Lokal direkt an der Hafeneinmündung. +++ Noch im selben Jahr ziehen das PIER-HOUSE und kurze Zeit später der HOT JAZZ CLUB nach. Hot-Club-Impresario Hucky Hertzig ist übrigens einer der Gründerväter dieser Zeitschrift. +++ Aber auch in der Innenstadt tut sich Bewegendes. Roberto Turchetto und Franco Melilli übernehmen das CAFÉ KAUFLEUTEN im Deilmannhof inkl. Schucan-Treppe und -Leuchter – und machen daraus im März 1999 das MOCCA D’OR, eine der erfolgreichsten Neueröffnungen dieser Dekade. Mehrfach hintereinander wählen unsere Leser das Mocca d‘or später zu ihrem Lokal des Jahres. +++ Im Sommer eröffnet Jörg Liebig sein neues Café am Drubbel und nennt es, ganz dem Zeitgeist entsprechend, natürlich CAFÉ LIEBIG. +++ Am Schifffahrter Damm (schon vor der Rechtschreibreform mit 3f) macht Frank Buchheister aus einem alten Landgasthaus ein original American-Diner. Neben seinen Filialen