Münster spezial WOHNEN | Nr. 11

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H o m e story

Zimmer mit Aussicht: die Büros der drei Inhaber. Glasscheiben trennen die Arbeitsplätze halbseitig. So bleibt genug Privatheit, aber auch die Möglichkeit unkomplizierter Kommunikation.

„Es muss nicht immer ein klinisch reiner Neubau sein. Wir fühlen uns in diesem Hinterhof-Flair einfach wohl und lieben Herausforderungen, die sich aus architektonischen Zwängen ergeben“, erläutert Heyen die Entscheidung für den Anbau. Als Grundlage für die räumliche Erweiterung diente eine stabile CarportAnlage aus Lärchenhölzern gleich neben dem Büro, an deren Stelle früher ein alter Schweinestall beheimatet war. Ein Gang in luftiger Höhe verbindet heute die alten mit den neuen Räumen. So wurde Kapazität für fünf weitere Arbeitsplätze und einen Besprechungsraum geschaffen. Das architektonische Ziel war dabei

Ein Deckenprofil reicht zur Führung der Glastür aus, die Glas Theissing & Wessels deckenhoch zur Separierung des Besprechungsraums eingebaut hat.

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wohnen bauen leben

von vornherein klar umrissen: Der neue Bürotrakt sollte sich mit klaren Formen und Linien in den Hinterhof einfügen und Alt und Neu schnörkellos verbinden. Eine moderne Sachlichkeit, die viele Arbeiten der drei Architekten kennzeichnet, die sich eher als Funktionalarchitekten denn als Architekturphilosophen betrachten.

Bauhausanklänge in Holz und Glas „Form follows function“ – eine Maxime, die wie keine andere mit dem Bauhaus assoziiert wird, prägt auch ihr Denken: Klar und „unhektisch“ sollen ihre Gebäude wirken, gut durchdacht, praktisch und alltagstauglich sein. Dieses Konzept bestimmt auch die Auswahl der verwendeten Materialien, die sich im Wesentlichen auf Glas und Holz beschränkt. Den äußeren Eindruck des hellen Anbaus prägen vor allem die unterschiedlich breiten, deckenhohen Fenster. Sie stammen ebenso wie die Glasschiebetür, die zum Besprechungsraum führt, von Glas Theissing & Wessels, die auch den Einbau besorgten. Realisiert wurde das Obergeschoss in leichter Holzrahmenbauweise: Dabei wird eine Tragholzkonstruktionsebene von beiden Seiten mit Holzplatten verschalt, bzw. da, wo es nötig ist, mit Werkstoffen, die einen angemessenen Feuerschutz bieten. Nach innen schließen Trockenbauwände bzw. ein Trockenestrich an. Da der Carport ursprünglich nicht für eine Aufstockung ausgelegt war, kalkulierte der für die Statik zuständige Rietberger Bauingenieur Elmar Petermeier eine sogenannte „Ertüchtigung“ aus Stahl: Diese verstärkt nicht nur die bestehenden Holzpfosten und führt die Deckenlast in den Boden ab, sondern garantiert zugleich, dass der komplette Unterbau einem möglichen

Damit der Lärchenholz-Carport den Anbau auch tragen konnte, kalkulierte Bauingenieur Elmar Petermeier eine Ertüchtigung des Trägerwerks aus Stahl, die das Steinfurter Unternehmen Marschalck in die Tat umsetzte. Die Stahlträger brachte Marschalck innenseitig so an die Pfosten an, dass sie optisch nur wenig ins Gewicht fallen.

Brand mindestens 30 Minuten standhält. Eines der langjährigen Stammunternehmen des Architekturbüros, Marschalck Metallverarbeitung aus Steinfurt, brachte die Stahlbauteile schließlich so unauffällig in die bestehende Konstruktion ein, dass sie den Holz-Eindruck des Carports nicht verändern. „Etwas problematisch war, dass nahezu nichts vorgefertigt werden konnte, da wir keinen Kran zum Verheben einsetzen konnten“, so Daniel Heyen. „Mit Ausnahme der Fenster mussten die Handwerker – allen voran die Firma Marschalck, die für die Stahlkonstruktion zuständig war, und der Zimmermannsbetrieb Köster 3 K – alles

hier vor Ort im Hof montieren. Ein sehr aufwendiges Prozedere, wie man sich vorstellen kann. Trotzdem ist es uns gelungen, die neuen Räume in nur zwei Monaten in Trockenbauweise zu errichten.“ Das nach neuesten EnEv-Standards gedämmte Büro ist nicht nur für das Architekturbüro ein Gewinn, sondern auch für den Vermieter eine krisensichere Kapitalanlage: Das Architekten-Trio hat den Anbau nämlich für den Fall der Fälle so konzipiert, dass er auch als Wohnung genutzt werden kann – „falls wir uns weiter vergrößern und einmal unseren eigenen Tower beziehen“, schmunzelt Daniel Heyen.

Architekturbüro Heyen, Lippross + Kiefer Gegründet wurde HLK im Jahre 2000 als Architekturbüro Heyen + Lippross. Mittlerweile ist mit Dipl.-Ing. Ulrich Kiefer nicht nur ein weiterer Inhaber dazugekommen – auch der Mitarbeiterstamm hat sich auf insgesamt 15 Personen vergrößert. Das Hauptgeschäft des Büros sind Planungs- und Ingenieurleistungen für private, gewerbliche und öffentliche Auftraggeber: von der transparenten, termin- und kostengerechten Planung und Ausführung und über die Generalplanung, Bauleitung und Innenarchitektur (das Büro hat das innenarchitektonische Konzept für die Ausstellung „Goldene Pracht“ in der Domkammer erarbeitet und umgesetzt) bis hin zur Planung von Außenanlagen und Möbeln. Darüber hinaus verwaltet HLK rund 100 Wohneinheiten in Münster.


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