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Medizin-lexikon
Neuropsychologie Die Neuropsychologie ist eine noch relativ junge medizinische Fachdisziplin. Sie wird als Therapiemaßnahme bei der Behandlung des Verhaltens und Erlebens nach Hirnschädigung angewendet. Derartige Defizite treten häufig nach Schlaganfällen, Schädelhirntraumata, entzündlichen Erkrankungen oder anderen Verletzungen des Gehirns auf. Im Rahmen der neurologischen Rehabilitation hat die Neuropsychologie als Fachdisziplin einen wichtigen Platz eingenommen. Dr. med. Kirsten Teetz und Jutta Teigel von der neuropsychologischen Abteilung an Münsters Zentrum für ambulante Rehabilitation (ZaR) stellen uns ihr Spezialgebiet einmal näher vor. Menschen, die eine neuropsychologische Therapie benötigen, können unter Störungen der Gedächtnisfunktionen, der Aufmerksamkeit, der Wahrnehmung, des Denkens, Planens und Handelns und/oder Störungen der emotionalen Verarbeitung leiden. Neuropsychologische Behandlungsverfahren richten sich nach dem individuellen Beschwerdebild und können folgende Maßnahmen umfassen: n n n
Restitutionstherapie zur Wiederherstellung oder Verbesserung einer gestörten Funktion Kompensationstherapie zum Erlernen von Ersatz- und Bewältigungsstrategien unter Nutzung noch vorhandener Funktionen Integrationstherapie zur Unterstützung der psychischen Verarbeitung und der psychosozialen Anpassung an die Erkrankung
Eine neuropsychologische Therapie ist sinnvoll, wenn Probleme in den beschriebenen geistigen und emotionalen Bereichen die Rückkehr in den beruflichen und/oder sozialen Alltag behindern.
Typischer Ablauf einer neuropsychologischen Therapie Auf der Grundlage einer ausführlichen Anamnese – auch unter Einbeziehung von Bezugspersonen – und einer ausführlichen, überwiegend computergestützten Untersuchung, erstellt der Neuropsychologe einen individuellen Behandlungsplan. Je nach Beschwerdebild kommen verschiedene Verfahren zur Restitution oder Kompensation der beeinträchtigten Hirnleistungsbereiche zum Einsatz – und der Betroffene wird in der Verarbeitung seiner Erkrankung
unterstützt. In der akuten Phase findet Neuropsychologie hochfrequent statt, in späteren Krankheitsphasen kann die Frequenz reduziert werden. Dabei spielt die Kooperation mit den ebenfalls an der Rehabilitation beteiligten Berufsgruppen eine wichtige Rolle. Bei Bedarf wird ein beruflicher Wiedereingliederungsprozess auch neuropsychologisch mit begleitet. Nach Feststellung der Indikation durch einen Neuropsychologen übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die ambulante Behandlung. Hierfür ist zusätzlich eine fachärztliche Bescheinigung mit Angaben zur Diagnose und zum Erkrankungszeitpunkt notwendig.
Unsere Expertinnen
Dr. Kirsten Teetz ist Oberärztin und Leitende Ärztin für Neurologie und Psychosomatik am Zentrum für ambulante Rehabilitation (ZaR) an der Grevener Str. 182 (Tel. 0251/987670, www.zarms.de). Jutta Teigel ist DiplomPsychologin und Klinische Neuropsychologin und leitet die Fachpraxis für Neuropsychologie am ZaR (Tel. 0251/98767-779, www.praxisneuropsychologie.de).