MÜNSTER! Nr. 32 Januar 2015

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as liegt zum einen am Konzept: Das Kunsthaus Angelmodde ist nicht nur ein Restaurant, sondern zugleich eine Galerie. »Eigentlich ist hier alles zu erwerben – außer dem Personal«, lacht Dieter Hohn (55), der das Lokal leitet. Etwa 100 Stücke gibt es hier in alle sechs bis acht Wochen wechselnden Ausstellungen zu begutachten und zu erwerben – von der kleinen Skulptur bis hin zu Bildern. Und die meisten Werke kosten auch nicht die Welt. MÜNSTERS PROMI-SZENE

Den Glamour-Faktor bringt aber vor allem eben erwähnter Dieter Hohn mit ein. Der Mann ist das, was man gemeinhin einen richtigen Szene-Wirt nennt – und seit Jahrzehnten aus Münsters Gastro-Welt nicht wegzudenken. Mit dem Hotspot »Hardies« machte er sich einen Namen, landete mit der Bar sogar unter den 10 besten Deutschlands. Oder als Chef des Torhäuschens. Zuletzt bewirtete er an der Überwasserstraße im Jedermann seine Gäste. In der Szene ist er bekannt wie ein bunter Hund. Jetzt, mit dem Kunsthaus, lässt er es seit ein paar Jahren etwas ruhiger angehen. Mit seinem Partner Thomas Hagemann kümmert er sich seit 5 Jahren um das Objekt. »Früher war hier eine reine Galerie beheimatet, später eine Art Galerie-Café. Als wir es dann übernahmen, stand es schon jahrelang leer. Wir haben es gepachtet und komplett entkernt – selbst die Espressolöffel flogen raus.« Das Telefon klingelt. Es geht um eine Reservierung. Ein gewisser Eddy ist an der Strippe. »Ne, sorry, ist wirklich alles ist voll, Eddy. Wann denn? Geht auch Mittwoch? Zwei Plätze, okay, bekommen wir hin, Eddy. Ja, alles klar, danke auch, mach’s gut, Eddy!« Er legt auf und dreht sich mit Schwung um. Der Entertainer steckt einfach in ihm drin. Aber es soll eben nicht mehr so sein wie früher. »Heute bin viel entspannter«, sagt Dieter Hohn. »Im Jedermann war jede Nacht Vollgas, du warst immer mit dabei, jeder will etwas von dir und du bist immer bis in die Puppen mittendrin. Das wurde erwartet. Inzwischen freue ich mich, wenn ich hier um 21.30 Uhr raus bin und ein wenig Privatleben genießen kann.« ES DARF BODENSTÄNDIG SEIN

Dieter Hohn ist ein lockerer Typ, ohne dabei zu jovial zu wirken. Man merkt ihm die alte Schule an. So entspannt wie er sich gibt, ist er auch gegenüber dem Personal – zumindest, wenn alles läuft. »Wir verlangen schon viel von unseren Leuten, da muss man sich dann auch kümmern.« Kurz vor dem Interviewtermin hat er gerade den Hausmeister zum Arzt gefahren, der sich den Fuß verknackst hatte.

Dieter Hohn (55) vor einem der Bilder, die im Kunsthaus Angelmodde angeboten werden. In Münster kennt man ihn als Szene-Wirt seit Jahrzehnten

Ruhig und bodenständig ist auch die Küche im Kunsthaus. Zuständig dafür ist Norbert Sandkötter (49, Foto Seite 18), der früher auch in der Pleister Mühle und bei Thier Hülsmann kochte. Er wirkt einerseits wie das Gegenteil des extrovertierten Hohns, anderseits sind sich beide sehr ähnlich. Zum Beispiel in ihrer Unaufgeregtheit. Die Spezialität des gebürtigen Emsländers ist die Küche mit Fisch. Selbst isst er am liebsten Steak. »Unsere Küche ist mediterran angehaucht, dabei aber immer bodenständig«, sagt der Koch. Auch à la carte-Essen ist – außer Montag und Dienstag – immer ab 17 Uhr möglich, sonntags auch ab 12 Uhr. Wenn denn Platz ist. »Es empfiehlt sich schon, es so zu machen wie eben Eddy«, lacht Dieter Hohn und zeigt mit dem Daumen hinter sich aufs Telefon. Man sei eben nicht nur eine Party- und Veranstaltungslocation, sondern auch ein ganz J A N U A R 201 5 ~

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