Die Malocher 1999, das war ein Jahr. Der Euro wird eingeführt, Johannes Rau Bundespräsident, Berthold Tillmann löst Marion Tüns als OB ab – und in Münster träumt man davon, den daniederliegenden Hafen zu einem echten Kreativ-Kai zu entwickeln. Nicht wenige hielten das für reichlich utopisch. Nicht so Christel Vieth und Andreas Steinke. Sie gründete kurzerhand den Friseursalon Cabelo. Ganz hinten an den Osmohallen, wo damals noch Hochbetrieb herrschte. So wie es ihre Art ist, nicht lang schnacken, einfach machen. Text: christoph wüllner | fotos: markus hauschild
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ass Cabelo 13 Jahre später der größte Salon in Münster sein würde, hätte sich Christel wohl auch nicht ausgemalt. Angefangen hat sie mit sieben Kolleginnen. Schon das ist nicht wenig. »2001 haben wir um 100 Quadratmeter erweitert, 2006 kam dann der Sprung auf stolze 580 Quadratmeter.« Bis zur Gründung leitete sie einen Salon in Münster, aber die Selbstständigkeit war ihr einfach in die Wiege gelegt: »Mein Vater war Schmied in Hohenholte, meine drei Schwestern sind inzwischen auch alle selbstständig.« Selbstständigkeit war auch immer eine der Triebfedern ihres Mannes Andreas. In MÜNSTER! hatten wir eins seiner vielen Projekte bereits vorgestellt – die Hafenarena, die immer zu den großen Fußball-Turnieren steigt. Der umtriebige 50-Jährige mischt immer gerne irgendwo mit. Sein größtes Projekt heißt seit 2006 Junge Köpfe, mit
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Dependance am Germania Campus. In beiden Firmen arbeiten inzwischen 50 Vollzeitkräfte, darunter zwölf Friseurmeister. Christel Vieth: »Alle tun immer so, als würden Friseure nichts verdienen. Aber das ist totaler Quatsch. Ein guter Friseur kommt schon in jungen Jahren auf ein gutes Gehalt.« Und mit einem Augenzwinkern: »Und das Trinkgeld sollte man auch nicht vergessen.« Was die beiden daran so maßlos ärgert, ist der Imageschaden, den der Beruf durch die ewige Niedriglohn-Debatte erleide. »Heutzutage raten Lehrer ihren Schülern vom Friseurberuf oft ab. Und das kann doch wohl nicht wahr sein.« Um genau diesen Vorurteilen zu begegnen und den hohen Anforderungen gerecht zu werden, gründen die beiden gerade mit einem großen Friseursalon in Oelde eine Ausbildungsstätte, gewissermaßen eine Friseurschule, mit dem Arbeitstitel »Junior Suite«.
nach eigenen regeln
Dass Andreas sich in Sachen Frisuren profiliert, hätte er sich vor 22 Jahren, als er mit Christel zusammen kam, allerdings auch nicht ausgemalt. »Ich bin eigentlich gelernter Gärtner. Zuletzt habe ich bei Blumen Dahlmann in Hiltrup gearbeitet, aber irgendwann muss man sich entscheiden.« 2006 entschloss er sich dann endgültig für sein »eigenes Ding« – genau wie er sich damals für Christel entschied, und umgekehrt natürlich auch. Sie erinnert sich an die wilde Zeit: »Das war auf einer wg-Party bei meinem Ex-Freund. Ich war gerade auf der Friseurmeisterschule. Wir haben uns sofort verstanden.« Die Liebe ging bei den beiden nicht durch den Magen, sondern über die Squashhalle. Beide kamen sich über den gemeinsamen Sport (»wir haben uns die Bälle richtig um die Ohren gehauen …«) dann immer näher. »An eine Hochzeit hatten wir allerdings nie gedacht. Nach