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Aus der NISCHE in die

LEBENSMITTELMÄRKTE DER WELTLADEN: Verkaufsraum sowie Seminar- und Vortragsraum zugleich

Die EineWelt-Bewegung hat den Fairen Handel salonfähig gemacht. Text: Martin Stock | Bilder: Gerhard Öfner, Martin Stock

U

m Flüchtlingswellen und -ströme zu vermeiden, müsste man in den Heimatländern bessere Lebensverhältnisse schaffen – so denken viele in Deutschland. Wenn Menschen eine Zukunftsperspektive in ihren Heimatländern hätten, dann wären sie motiviert, sich auch dort eine Existenz aufzubauen. Dies sei nachhaltige Entwicklungspolitik.

„Genau das betreiben wir mit dem fairen Handel seit fast 40 Jahren“, sagt Rainer Brandenburger, Vorsitzender des Vereins „EineWelt-Partnerschaft Bruchsal“, der den Weltladen am Kübelmarkt betreibt. Im September hatte der Verein zu einem Fairen Frühstück eingeladen im Zusammenhang mit „Spaß und Genuss am Kübelmarkt“. Gleichzeitig war es für Bruchsal der Beginn der

Seit fast 40 Jahren Produkte mit Fairness aus aller Welt

Fairen Woche, die bundesweit stattfand. Bei diesem Frühstück konnte man Fairness schmecken, essen und trinken mit fair gehandelten Produkten, Marmeladen und Brotaufstrichen, Kaffee und Tee. Es war eine gemeinsame Aktion von Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing der Stadt Bruchsal sowie dem Weltladen.

Seit fast 40 Jahren vertreibt der Weltladen Produkte aus aller Welt, hergestellt in Manufakturen zu fairen Bedingungen. Den Anfang machte der Verkauf aus dem VW-Bus von Rudolf und Anne Sessler. Dann folgte eine Verkaufsecke im Pfarrhaus der Luthergemeinde in Bruchsal. Nächste Station war ein Ladengeschäft in der Blumenstraße und dann folgte der Kübelmarkt. Zunächst ein kleinerer Laden und nun seit 2014 ein geräumiges Geschäft mit guten Möglichkeiten, die Waren ansprechend zu platzieren und zu präsentieren. „Der Raum reicht sogar für Informationsveranstaltungen, Workshops, Seminare und Vorträge“, sagt Rainer Brandenburger.

AUCH JUNGE LEUTE KAUFEN GERNE IM WELTLADEN EIN, wenn sie etwas Besonderes suchen.

Zwei „Standbeine“ hat die Arbeit der Eine Welt-Initiative: Fairer Handel und entwicklungspolitische Bildungsarbeit. Beides gehörte von Anfang an zusammen und war den Initiatoren um Rudolf und Anne Sessler, Elke Braun und Manfred Kmitta sehr wichtig. Die Bildungsarbeit geschieht durch interessante Vorträge, durch weiterführende Seminare und durch die guten Kontakte zu den Bruchsaler Schulen. „Wir stellen gerne Experten zur Verfügung, die authentisch aus Entwicklungs- oder Schwellenländern berichten können“, sagt Brandenburger, „weil sie die Lage vor Ort kennen.“ Die Situation für den Fairen Handel hat sich in den fast 40 Jahren der Initiative stark gewandelt. War es anfangs eine belächelte Nische, so sind heute fair erzeugte und gehandelte Produkte in den Regalen der Lebensmittelmärkte zu finden. „Wir sehen das aber nicht als Konkurrenz“, sagt Brandenburger, „sondern als einen


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