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Der Prozess – Franz Kafka
from LLG Inside 20/21
by monsch
WAS ICH LESE
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Der Prozess – Franz Kafka
Schade ist, dass Kafka im Moment weder Teil des Grund-, noch Leistungskurses ist. Deswegen habe ich mir dieses Jahr zur Aufgabe gemacht, einen seiner bekanntesten Romane vorzustellen: Der Prozess. Bedenke: Abertausende bessere und schlechtere Interpretationen gibt es allein zu diesem Kafka. Dieser Artikel soll keine weitere sein. Vielmehr möchte ich zum Lesen inspirieren, berichten, was ich an Kafka liebe.
Der Plot ist simpel: Ein einfacher Mann, Joseph K., wird am Morgen seines 30. Geburtstags von Fremden verhaftet. Warum erfährt er nie. Allein die Tatsache unter Anklage zu stehen, bestimmt danach sein ganzes Leben.
Was ist an dem Buch nun so faszinierend? Nichts von dem, was Kafka schreibt, sollte zunächst für irgendjemanden spannend erscheinen. Spektakulär ist, was er nicht sagt. Rührend die Geschichte des Mannes, der das Opfer höherer Gewalt zu sein scheint. Weder wir noch er erfahren je, was er verbrochen hat oder welche Behörde ihn anzeigt. Das Urteil wird von einer anonymen, scheinbar unsichtbaren Jury in einem Gerichtsgebäude, das in seinem Ursprung wohl ein Labyrinth ohne Wiederkehr gewesen sein muss, gesprochen. Den Sinn werden wir nicht erschließen können.
Kafka erzählt einen Albtraum. Einen geraden Sinn dahinter zu suchen wäre bloße Zeitverschwendung. Der Leser fühlt sich wie der Angeklagte. Er ist ein Boot, das immer auf See bleibt, ohne einen Hafen zu finden. Unsere Fragen und die von Joseph K. werden nie beantwortet. Wir finden keinen Sinn. Durch diese Parallele schafft Kafka eine Beziehung zwischen Leser und Protagonisten, die intimer ist, als jede andere in der Literatur. Schon nach wenigen Seiten fühle ich mich, als sei ich angeklagt, als suchte ich verzweifelt nach der Auflösung des Rätsels.
Und genau aus diesem Grund sollten wir uns alle mit Kafka beschäftigen. Wir alle kennen das Gefühl der Ohnmacht, des völligen Verlorenseins. Von Zeit zu Zeit fühlen wir uns alle kafkaesk. Der Autor gibt dem Albtraum Ausdruck und wirkt auf uns somit wie eine Art Antiidealist, der die dunklen Seiten der menschlichen Seele präzise in Worte zu fassen weiß.
Genau auf diesem Prinzip beruht eine mittlerweile jahrelange Freundschaft zwischen mir und Franz Kafka, den ich selbst nie kennenlernen durfte, mit dem ich mich aber dennoch seelenverwandt fühle.
Ihr wollt Träume? Lest die INSIDE! Ihr wollt einen Albtraum? Lest Kafka! Liam Basten (Q2) legt uns Kafka aufs Lesepult.

TRÄUME, WAS SIND TRÄUME?
Träume, was sind Träume? Was soll ich dazu schreiben? Antworten aus dem Winter 2020/21 einer Schülerin aus der Klasse 6.
Es ist ein regnerischer Januar. Kein gewöhnlicher Januar, denn wir stecken alle mitten im zweiten Lockdown. Corona! Wie ich dieses Wort mittlerweile hasse. Ich würde so gerne wieder zu meiner Oma und meinem Opa, normal in die Schule gehen und das machen dürfen, was ich mir beim Tag der offenen Tür doch so erträumt habe. Was eine coole Schule. Ich wusste an diesem Tag, genau hier möchte ich hin, das ist mein größter Traum. Bio mit Mikroskopen und Skelett, eine Lehrerin die uns an dem Tag schon so viel erklärt hat, Physik mit Experimenten und Musik. Aber nichts ist. Alles muss immer desinfiziert werden, alle laufen mit Maske rum und jeden Tag kommen neue Nachrichten, bei denen man wieder Angst bekommt, überhaupt in die Schule zu gehen. Was ist da wohl unser Traum? Gerne schaue ich jetzt viel im Internet nach und suche mir hier meine Antwort. Im Internet steht:
„Bis heute gehen Psychologen davon aus, dass Träume ein Schlüssel zum Unterbewusstsein sind. Heißt: Während wir schlafen, setzen wir uns unterbewusst mit Ängsten und Problemen auseinander. Wir verarbeiten Erlebnisse, die wir am Tag vielleicht verdrängt haben. Kurz: Unser Gehirn lernt im Schlaf und mithilfe von Träumen.“ Nun hatte ich eine Idee. Ich war mit meiner Mutter einkaufen und da wusste ich, was mein Thema für meine Geschichte „Träume“ wird.
Es ist ein regnerischer Januar Tag. Kein gewöhnlicher Januar den wir stecken alle mit im zweiten Lockdown. Hätten wir vor einem Jahr gedacht, was da passiert? Was ist ein Lockdown, was ist Corona was ist ein Mindestabstand und Klopapier ist etwas Besonderes. Das hätten wir doch alle nicht gewusst. Wir haben Karneval gefeiert und ich war so glücklich. Ich habe die tollste Schule mit der tollsten Klasse und den tollsten Lehrern. Mein Traum ist in Erfüllung gegangen. Ich bin auf dem Lucas und alles ist wunderschön. Dann kam der 13. März 2020 und gar nichts war mehr schön. „Lockdown“ hieß es und wir mussten alle die Schule verlassen. Wir sollten alles mitnehmen und eigentlich wusste keiner, was das heißt und was jetzt ist. Ich kann das Gefühl gar nicht beschreiben. Mit Oma und Opa und meinen Eltern haben wir zusammengesessen und entschieden, wie es jetzt weiter geht. Nun, einige Monate wieder, kam der zweite Lockdown. Diesmal war alles schon so normal. Jeder in meiner Klasse wusste, was zu tun ist und alle waren vorbereitet auf das, was kommt. So blöd es ist, dass es nicht das ist, was ich mir erträumt habe, ist aber für mich alles schön. Ich sehe die Kinder meiner alten Grundschulklasse, meine beste Freundin aus Schlebusch und auch die Nachbarkinder. Alle haben nicht so Schule wie ich das habe. So tolle Aufgaben, die Lehrer, die immer für uns da sind und auch wir Kinder in der Klasse helfen uns da, wo es geht. Trotzdem wünsche ich mir mein normales Leben wieder. Ich möchte wieder normal in die Schule gehen, mich mit Freunden treffen und wieder richtige Hobbys haben. Aber am liebsten möchte ich meine Oma und meinen Opa ohne Angst umarmen und mich wieder mit ihnen treffen dürfen. Ich vermisse sie so sehr. Wir sehen uns jeden Tag über skype und manchmal auch auf den Terrassen aber ich möchte sie drücken.
Ja, ich habe den Traum, dass endlich alles vorbei ist und die Nachrichten kommen: Wir haben es geschafft und Corona ist vorbei. Mein größter Wunsch ist, meine Oma und Opa zu sehen und mich mit meiner lieben Brieffreundin aus dem Upladin zu treffen und sie endlich richtig kennen zu lernen.
Aber ich habe auch ganz viel durch Corona bekommen. Meine Mutter hat im Lockdown viel mehr Zeit als sonst. Wir waren im ersten Lockdown sehr viel Fahrrad fahren, wandern und haben die Gegend, wo wir wohnen, ganz anders und neu kennen gelernt. Im zweiten Lockdown haben wir so viel Schnee. Zu normalen Schulzeiten hätte ich diesen so gar nicht genießen können. Ich war in der Nacht Schneemann bauen, habe Iglus gebaut, im dunkeln Nachtrodeln mit Taschenlampen und habe so viel draußen sein können. Sogar meine Freundin, die normal nie Zeit hat, weil sie Ballett hat, Klavier spielt und viel lernen muss, hatte wieder ganz viel Zeit.