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Was dieses Jugendsprache?
from LLG Inside 19/20
by monsch
„Hä? Hatten wir jetzt doch Hausaufgaben oder was?“ „Jo diese eine Aufgabe da, die wir im Unterricht nicht fertig gekriegt haben.“ „Oh Bruder muss los. Ey, du bist doch Ehrenmann oder? Gib ma.“

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Jeder, der schon zwei Mal während einer Pause in unserer Aula, Cafeteria oder auf dem Schulhof war, kennt solche Dialoge, denn, wenn man sie beim ersten Mal nicht gehört hat, hört man sie beim zweiten Mal bestimmt. Es handelt sich hier um Jugendsprache. Für uns Schüler*innen klingt so etwas völlig normal, aber was ist das eigentlich für eine Entwicklung? Woher kommt der veränderte Satzbau? Wer erfi ndet die Wörter? Wie sieht das in dem Rest der Welt aus? Und ist es überhaupt eine gute Entwicklung? Jugendsprachen wie Kiezdeutsch entstehen bei dem Verschmelzen verschiedener Sprachen. Wenn beispielsweise Familien aus berufl ichen/existenziellen Gründen nach Deutschland ziehen, um hier Fuß zu fassen, eine gute Bildung zu erhalten und Arbeit zu fi nden, so kommt es, dass Jugendliche dieser Familien an Schulen wie der unseren Freundschaften mit deutschen Muttersprachlern schließen. Die ausländischen Jugendlichen lernen auf diese Weise schnell und eff ektiv, denn es wird ihnen sehr wichtig mitsprechen, mitscherzen und mitlachen zu können. Doch die Vokabeln fehlen und so versuchen sie mit Wortneuschöpfungen aus den Worten ihrer Muttersprache und deutschen Worten, die ungefähr dieselbe Bedeutung haben, zu Kompensieren. So entstanden bereits berühmte Kreationen wie „Babo“, „ Yalla“ oder „isso“. Viele Jugendliche verwenden aber auch Anglizismen (nicht verwechseln mit „Denglisch“) in ihrer Alltagssprache. Beispiele hierfür sind: „Smartphone“, „updaten“ oder „Beamer“. Die meisten dieser Anglizismen sind moderne Wörter, die Dinge beschreiben, die es erst seit einigen Jahren gibt. Das liegt an etwas, was unsere Jugend momentan beeinfl usst wie nichts anderes. Dem Internet! Filme, Streams, Online Artikel, Webvideos und Computerspiele. So gut wie jeder Jugendlichen an unserer Schule verwendet mindestens eins dieser Medien in seiner Freizeit. Egal, ob sie Filme schauen, deren englische Version früher zu sehen ist als die deutsche, oder sie Serien auf Webseiten schauen, auf denen sie netterweise kostenlos angeboten werden. Diese Medien haben eins gemeinsam: Es wird fast ausschließlich Englisch gesprochen. Und so lernen Jugendliche englische Wörter für die es kein deutsches Gegenstück gibt. Doch das ist nicht nur im Deutschen so. Auch deutsche Wörter wie „Kindergarten“ haben sich in der englischen Sprache durchgesetzt genauso wie sich „Ya´ll“ und gebrochener Satzbau verstärkt mit Wörtern wie „like“ (z.B. „… and he/she are like …“), was das Äquivalent zu dem Deutschen „und er/ sie meint so“ ist, durchgesetzt hat. Jugendsprache ist also eine globale Erscheinung. Die deutsche Jugendsprache ist also eine Mischung aus grammatikalisch inkorrektem Deutsch und Fremdwörtern verschiedener Sprache. Ist sie also nur ein temporäres Zeichen unserer gut miteinander auskommenden multikulturellen Gesellschaft oder das Ende der deutschen Sprache, wie wir sie kennen? Über diese Frage streiten Sprachwissenschaftler schon seit langem und die Antwort können uns diejenigen geben, die mit moderner Jugendsprache aufgewachsen sind.






Unsere Schüler*innen haben gespaltene Meinungen zu dem Thema. So gut wie alle von ihnen behaupten, zwischen Jugendsprache und formalem Deutsch wechseln zu können wie zwischen z.B. Deutsch und Englisch. Da Jugendliche überall so sprechen, halten sie Jugendsprache für eine natürliche Entwicklung. Doch einige sprechen sich dagegen aus. Ihrer Meinung nach ersetzen die Wortneuschöpfungen Worte aus dem Fachdeutsch, wodurch ein Stück unserer Kultur verloren geht. Die Befürworter der Jugendsprache hingegen fordern mehr Respekt. Sie sagen, dass Schüler*innen für das Verwenden von Jugendsprache bei manchen Lehrern von Anfang an schlechte Karten haben und in eine Schublade mit schlechteren Schüler*innen gesteckt werden. Das solle so nicht sein, betonte einer. Die Note von Schüler*innen sollte von der Leistung abhängen und nicht davon aus welchem Land die Eltern kommen oder welchen Freundeskreis sie haben. Jakob (Q1) geht dem Phänomen Jugendsprache auf den Grund



