MOOP | HOTELWELTEN VON MONOPLAN

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2022
Hotelwelten von Monoplan

EDITORIAL

«Im Mittelpunkt steht dabei der Gast und sein ureigenes Verständnis von Raumgestaltung»

AMERON

«Wir müssen Raumabfolgen, Raumdimensionen und Raumgrössen neu begreifen, anders definieren, um das neue Verständnis von Qualität in gebaute Realität zu bringen»

PROLOG «Es ist unsere Leidenschaft, neue, kleine Welten zu kreieren – und die Welt kann warten»

INTERALPENHOTEL TYROL

Die sieben Suiten verkaufen sich nicht als Produkt von einzigartiger Formvollendung, sondern auch als eine in sich geschlossene Einheit, die sich dafür einsetzt, Luxus zu spüren.

RUBY MIMI Luxus soll im Mimi Ruby unkomplizierter Komfort mit Seele und Charme sein. Lean Luxury eben.

IMPRESSUM

PATRONAT: Monoplan, Hardturmstrasse 181, 8005 Zürich, www.monoplan.ch

HERAUSGEBER: Frank Joss Communications, Hauptseestrasse 117, 6315 Morgarten, joss@frankjoss.ch

CHEFREDAKTORIN: Larissa Groff, T +41 79 571 15 86, groff@frankjoss.ch

KONZEPT & ARTWORK: Frank Joss

ARTWORK: Lionel Buettner

DRUCK: Ast & Fischer AG, 3084 Wabern

COVERFOTO: © Patrizio Di Renzo

2 4 8 18 28 GEBERIT 54 42 CLAUS JACOBS NETWORK 70 OCCHIO 46 KALDEWEI 62 DORNBRACHT 38 GREEN LANDSCAPES 50 PARKETT-MAIER 58 GROHE 66 KARL WAECHTER
INHALT
Philip Wohlfarth und Daniel Schneider
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Porträt: Denise Ackerman

Und auf dem Nachttisch liegt vielleicht Martin Suters

"Die dunkle Seite des Mondes"

Viele imposante Köpfe machen sich immer wieder Gedanken darüber, wie das Hotel der Zukunft aussehen mag. Auch ein internationales Forschungsinstitut hat sich kürzlich in einer gigantischen Feldstudie des Themas angenommen. Was ist dabei herausgekommen? Fast ist man geneigt zu sagen: Der Berg hat eine Maus geboren.

Ist es das, was wir wirklich wollen, wenn wir im Jahr 2030 in einem Hotel absteigen? Das Smartphone als Schlüssel? Ein Bett, das uns hin- und herschaukelt? Ein Licht, das auf unsere Stimmung eingeht?

Eine Anlage, die unsere bevorzugte Musik ertönen lässt, sobald wir ins Zimmer treten? Ein Badezimmer, das auch eine Sauna, ein Türkisches Bad, ein Dufttempel oder ein Mikro-Spa sein kann? Macht es uns glücklicher, wenn wir wissen, wie viel Grad Celsius das Zimmer hat und es nach dem neuesten Trend gestaltet ist?

Wenn bei dieser Fülle an Oberflächen-Ästhetik etwas nicht aus unserem Kopf weichen will, dann dies: Wo bleiben die wahren Werte, die unsere Sinne umschmeicheln? Monoplan sucht alles andere als die Realisierung von Luxustempeln und schon gar nicht die Steigerung davon. In einer Zeit, wo sich die Gesellschaft nach Sinnstiftendem und nach der Wiederentdeckung der Langsamkeit sehnt, wäre es unklug, diesen materiellen High-End-Erscheinungsformen nachzueifern. Wir suchen nach einem sozial verträglichen Hotel-Habitus, wenn wir über das Hotel und seine Zukunft nachdenken. Das beginnt schon bei der Finanzierung: Warum nicht Crowdfunding? So könnten sich eine Vielzahl von Kapitalgebern an einem Projekt beteiligen. Es käme so fast einem Nischenprodukt gleich. Und Nischen haben – das liegt in ihrem Naturell – etwas Eigenwilliges und eine Unmittelbarkeit, die uns angenehm berühren. Führen wir die Zukunftsskizze weiter, gelangen wir zum Kern unserer Überlegungen, wie das Hotelzimmer von morgen aussehen könnte. Im Mittelpunkt steht dabei der Gast und sein ureigenes Verständnis von Raumgestaltung.

Er kann die Möblierung des Zimmers im Voraus und nach seinen eigenen Wohngewohnheiten mitbestimmen. Das Eintreffen im Hotel wird zum vertrauten Nachhause-Kommen. Gut möglich, dass auf dem Nachttisch unter der Leselampe Martin Suters Buch «Die dunkle Seite des Mondes» liegt.

Wie gestaltet sich nun diese Form von Raumdesign? Dafür muss ein Basiskonzept mit Raumhüllen und geeigneten Rasterprinzipien entwickelt werden. In diesen erdachten Rahmen werden die individualisierten Zimmer eingebaut, die den Einrichtungsideen der Gäste entsprechen. Das Hotelzimmer entspricht dabei einem Bühnenbild, das man für die Dauer eines Aufenthalts entworfen hat. Zugegeben, für ein paar Nächte wird’s wohl nur schwer machbar sein. Es geht uns vornehmlich um den Versuch, den geschlossenen Raum, wie ihn das Hotelzimmer darstellt, ein wenig zu öffnen: hin zu Begegnungen, nach welchen wir uns doch immer wieder sehnen. Wie wir das tatsächlich anstellen wollen, zeigen wir hier in unserem Magazin «MOOP». Ein Magazin, das den Leser an die Hand nimmt und ihn in ganz unterschiedliche Hotelwelten begleitet.

Wir wissen, was wir tun, weil wir wissen, dass jedes Tun nie vollkommen sein kann. Denn in Wirklichkeit ist kein Ich – auch nicht das naivste – eine Einheit, sondern eine höchst vielfältige Welt. Ein kleiner Sternenhimmel, ein Chaos von Formen, von Stufen und Zuständen, von Erbschaft und Möglichkeit. Nicht mehr.

Nicht weniger.

So long.

EDITORIAL

PROLOG

MOOP ist das Kürzel von modus operandi. Der gewiefte Leser merkt, die vier Lettern haben auch eine gewisse Verwandtschaft mit Monoplan. Absicht? Klar, Absicht. In Neudeutsch meint modus operandi das kreative Schaffen. Dies wiederum haben wir uns auf die Fahne geschrieben. Wollen wir mit unserem Interior Design doch spannende Geschichten erzählen und Räume schaffen, die unseren Sinn für das Schöne umschmeicheln. Je nachdem, welche Aufgabe wir zu erfüllen haben, wollen wir die Menschen in ihren Bann ziehen, ihnen eine Bühne bauen oder sie mit vornehmer Zurückhaltung empfangen. Alles beginnt mit einem Konzept, einem einmaligen. Quellen der Inspiration sind die Historie des Hauses und dessen Räume oder seine Umgebung, verwoben mit anderen Eigenschaften, die identitätsstiftend sind. Wir spielen gerne mit Spannungen, Reibungen und Kontrasten und mögen es, Materialien, Farben und Strukturen einzusetzen, um ein stimmiges Gefühl und ein einzigartiges Ambiente entstehen zu lassen. Es ist unsere Leidenschaft, neue, kleine Welten zu kreieren – und die Welt kann warten. Ohne falsche Bescheidenheit: Wir gehören zu den Leadern im Bereich Hospitality. Das verpflichtet.

Unser Zeitgeschehen ist vom Krieg in der Ukraine und den sich heimlich anschleichenden Epidemien umgarnt. Unsere Zeit ist, das kann man mit Fug und Recht behaupten, gar arg aus den Fugen geraten. Wir wollen das nicht einfach als Fakt kontemporärer Gegebenheit hinnehmen. Im Gegenteil: Mit Blick auf die Hotellerie wird es noch stärker darauf ankommen, für den Gast den vielzitierten Mehrwert spürbar und erlebbar zu machen.

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Und taglich arbeiten wir an einem neuen Raumbewusstsein. Mit viel Passion.
So zeigt sich das neue Büro von Monoplan – ausgestattet mit den Leuchten von Occhio
PROLOG
Foto: Laura Thiesbrummel, Occhio

Ob uns kunstlich Parallelweltengeschaffeneglucklicher machen?

Immer mehr gewinnen lokale und regionale Angebote und Produkte, das Reisen ohne Flieger und ein gesteigertes Bewusstsein für Qualität und Lebensgefühl an Bedeutung. Worthülsen sind genügend vorhanden: Work-Life-Balance oder Work-Life-Blending. Und. Und. Und. Die Individualisierung wird weiter zunehmen. Wir wollen mit sensibler Wachsamkeit unser Augenmerk darauf richten, was es wirklich braucht. Sehnsüchte gibt es unzählige: Nach Grünraum. Nach Stadtdynamik. Nach Rückzug und Begegnung. Nach Gemeinschaft. Nach Ortsverbundenheit. Kürzlich sind wir im Kultmagazin «Die Zürcher Bahnhofstrasse» am Leitartikel von Ludwig Hasler hängengeblieben. So kam das Geschriebene daher: «Warum wollen wir dann dauernd weg? Liegt es an uns? An der Stadt? Zu wenig Spielvarianten hier? Die Kulisse ist das halbe Theater. Sie entscheidet mit, welches Stück wir darin aufführen – Lustspiel, Trauerspiel, Schwank, Festspiel. Und wer baut die Kulissen? Eben. Architekten ziehen nicht nur Bauhüllen hoch, sie basteln an unserer Lebensart, formen unser Rollenbild. Menschen sind keine reinen Geister. Wir alle antworten auf Signale der Umgebung, passen unser Spiel den Kulissen an. Animieren sie uns, leben wir auf. Weisen sie uns ab, dümpeln wir vor uns hin, rasten aus – oder hauen ab.»

Lyrik und Realität sind oft Gegenwelten. Ums NomadenTreiben ist es merklich stiller geworden. Wir stellen eine Rückkehr zu mehr Sesshaftigkeit fest. Wir haben gegenüber den philosophischen Gedanken eine leicht verschobene Ansicht der Dinge. Das Spannende ist, nicht unbedingt die Architektur verändert sich, sondern die Art und Weise wie wir leben und arbeiten. Wir leben – im Gegensatz zur Generation unserer Eltern – in einer Zeit, die von digitalen und virtuellen Gegebenheiten geprägt ist. Früher musste man reisen, um das Repertoire der schönen Dinge im Leben anzureichern. Man war körperlich unterwegs, um die Klientel zu treffen, ein Geschäft anzubahnen. Heutzutage leben wir in einer Zeit, in der wir uns oft in der «Virtual Reality» wiederfinden. Also in künstlich erzeugten Parallelwelten. Mit Kopfhörern. Mit 3D-Brillen. Vielleicht sind wir bereits auf der Schwelle –zumindest spüren wir das in Gesprächen mit Partnern und Kunden – zu einem Gegentrend. «Verankerung» ist kein Zauberwort mehr. Mann und Frau sehnt sich nach lokaler Identität, nach Räumen, die einem das Gefühl geben, atmen zu können. Dieses SichZurückziehen in die eigenen vier Wände führt ja mitunter auch zu einer gewissen Enge. Klar, die fortwährende Umwälzung unserer Werte ist ein Produkt der ununterbrochenen Erschütterungen aller gesellschaftlichen Zustände und kann in eine gewisse Abgeschiedenheit münden. Der Mensch aber ist ein soziales Tier. Er braucht Kontakte, benötigt Identität und eben auch Orte, wo er bewegte Begegnungen erfahren kann. Es stellt sich unweigerlich die Frage, ob die Architektur bereit und fähig ist, heute bereits verbindliche Antworten auf die Probleme unserer Zeit

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und damit auch für die Zukunft zu geben. Kurz gesagt: Es braucht neue mutige Konzepte. Als wir uns mit der Zukunftsfrage «quo vadis» Haus und Raum beschäftigt haben, ist uns bewusst geworden, wie wichtig Lebensqualität ist. Wichtiger jedenfalls als Wachstum um jeden Preis. Der Kleister, der uns alle zusammenhält, ist etwas unheimlich Wertvolles und Einmaliges. Die soziale Interaktion ist wahrscheinlich einzigartig auf unserem Planeten. Wenn man das in die Architektur – speziell ins Interior Design – übersetzen würde, bedeutet das: Wir müssen Raumabfolgen, Raumdimensionen und Raumgrössen neu begreifen, anders definieren, um das neue Verständnis von Qualität in gebaute Realität zu bringen. Das ist schneller geschrieben als getan. Zugegeben, globale Veränderungen, die angezählte Umwelt, der Energiemangel, die rasant zunehmende Geschwindigkeit, das Zupflastern des Stadtraumes sind alles Themen, die uns beschäftigen müssen. Immer höher, immer schneller, immer selbstgefälliger kann nicht zum Ziel führen und unsere Sehnsucht nach Geborgenheit und das Verständnis für unsere Zweifel nicht stillen. Wir sehen den Weg darin, die Stadt aufzubrechen, ein wenig neu zu denken. Weg vom Weg des geringsten Widerstands. Copy paste, also das Duplizieren der Dinge, führt à la longue ins Nirwana der stromlinienförmigen Langweiligkeit. Die Architekturszene sollte sich gegen das Prinzip der Vereinheitlichung wehren. Mehr Empörung täte gut. Allein hinter vorgehaltener Hand nützt sie kaum etwas. So sind wir bei der Frage angekommen: Was ist die wirkliche Aufgabe der Architektur? Architektur ist eine Sichtweise, ein Statement, eine Form von Behauptung, die wir in den Stadtraum oder auf dem Land oder halt auch ins werdende Hotel einfügen. Genauer: Es gibt eine expressionistische Architektur. Als wäre sie die direkte Umsetzung eines Bildes von Wassily Kandinsky, spricht sie vom Aufbruch der Normen, aber auch von Mut und Lebensfreude. Sie dient nicht dem Selbstzweck. Ihr Wesen drückt Haltung aus. Dann gibt es jene, die unerschütterlich auf «form follows function» setzen. Der Begriff ist Teil eines berühmten Zitats des amerikanischen Architekten Louis Henry Sullivan. Er postuliert, dass die Form, die Gestaltung von Dingen, sich aus ihrer Funktion und ihrem Nutz-

zweck ableiten sollten. Vor allem vom Bauhaus wurde dieser Gestaltungsgrundsatz exemplarisch angewandt. Dazwischen gibt es die einen oder anderen Ausreisser-Objekte, die meistens eine sehr lange Vorlaufzeit brauchten, um auch in den Amtsstuben auf Goodwill zu stossen. Wie auch immer: Unsere Art Architektur zu gestalten folgt unserem Lippenbekenntnis, Räume zu schaffen, in welchen man sich wiederentdeckt, in vielem, was unser Fühlen, Denken und Handeln bestimmt. Es ist die Vielfalt der Lebensform, die unsere Gestaltungssprache prägt. Gerade im Hotelbereich. Ein Hotel ist ein Mikrokosmos, eine kleine Stadt. Man hat eine Privatfläche, ein Zimmer nur für sich. Und dann gibt es gemeinschaftliche Flächen, wo Kulinarisches, Sport und Entspannung nebeneinander stattfinden; in einer willkürlich aufeinandertreffenden Gesellschaft. Den Fokus legen wir stark auf diese Begegnungszonen. Da, wo das Leben auch wahrlich stattfindet. Wir wollen für die Gäste eines Hotels einen Mehrwert schaffen. Einen Mehrwert, der nicht allein dem Stil dient, sondern einer Gemeinschaft, die sich wohl viel zu erzählen hätte; in einer Entourage, die ansteckend gute Laune verbreitet. Themen- aber auch Trendhotels vermitteln dem Gast während seiner meist kurzen Aufenthaltsdauer ein unterschwelliges Gefühl von Lifestyle. Sie lassen die Gäste frivol auf dem Marktplatz der Eitelkeiten spielen. Im Wissen, dass die Verträglichkeit des Konzepts nur von kurzer Dauer ist, werden pausenlos neue Trends zum Mass aller Dinge erhoben und auch mit Erfolg inszeniert. Das Rezept dazu ist ein einfaches: Die Hotelmacher überspitzen unseren Wunsch danach, direkt am Puls der Zeit teilzuhaben. Monoplan spielt aber – je nachdem, welche Idee der Besitzer im Auge hat – in verschiedenen Klangfarben: Von Nähe bis Rückzug. Von laut bis leise. Von besinnlich bis heiter. Von monochrom bis bonbonbunt. Von amorph bis kubisch. Von klassisch bis avantgardistisch. Von kleinbürgerlichen Erdenresten bis zu tiefschürfenden Gesprächen über Sein, Design oder Nichtsein. Von der gutbürgerlichen Küche bis zu Paul Bocuse. Von spontaner Inszenierung bis zur Formvollendung. Von inszeniertem Chaos bis zur Suche nach Exzellenz. Halt eben vom Leben im Hotel bis zum Flug auf den Mars – und allem, was dazwischen liegt. Und wir tun es mit Passion: von Adagio bis Presto. Davon erzählen unsere drei Hotels: das Ameron, das Interalpen-Hotel Tyrol und das Ruby Mimi. Es sind drei ganz unterschiedliche Geschichten. Aber alle erzählen sie von einer Welt, die auch anders sein kann – eben eine kleine, neue Welt von Monoplan. Geschichten, hier schliesst sich der Kreis, die wir in unserem Magazin MOOP auszugsweise einfangen. MOOP wird künftig einmal im Jahr erscheinen und das in Zusammenarbeit mit Partnern, die uns auf dem Weg in ein neues Hotelbewusstsein begleitet haben. Wir freuen uns auf die Premiere. Vorhang auf. Bühne frei!

Monoplan AG Hardturmstrasse 181 8005 Zürich 044 245 47 10 www.monoplan.ch
Daniel Schneider & Philip Wohlfarth

HOTEL

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ON FIRE

Hotel Ameron, Zürich. Ein bonbonbunter Marktplatz voller Leben und Emotionen

Das 1920 am rechten Ufer des Zürichsee, unweit des Opernhaus erbaute Hotel Bellerive au Lac trägt neu den Namen Ameron. Monoplan wurde mit dem Umbau beauftragt. Nach sehr intensiven und umfangreichen Bauarbeiten ist das Traditionshaus Mitte 2021 als erstes Ameron Boutique Hotel wiedereröffnet worden. Et voilà: «Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann». Saint-Exupery, Autor des geflügelten Wortes, würde sich im Ameron wohl wie zuhause fühlen. «Wir wollten mit unserer Arbeit bemerkbar sein, nicht unbeachtet. Schliesslich ist ja ein Hotel auch ein kleiner Marktplatz: voller Leben, Emotionen und Geschichten.» Wer im Story- und Moodbook des Projekts schmökert, stellt unweigerlich fest, welche Absichten dabei verfolgt wurden. Die gestalterische Idee sollte angelehnt sein an eine moderne Weiterführung des bestehenden Designs und dabei viel neuen Glanz und eine feine Portion Glamour erstrahlen lassen: In den 61 Zimmern und Suiten, den Tagesräumen, dem Restaurant. Aber auch in der Bar, wo die Zürcher Szene künftig hinpilgern wird, um kleine Sternstunden zu feiern. Back to the roots. Die gestalterische Aufgabe für den Umbau des bestehenden Hotels Bellerive au Lac bestand darin, das gesamte Gebäude im Auge zu behalten. Dies unter Berücksichtigung der Historie ebenso wie im Einklang mit den Ansichten des Denkmalschutzes. Es galt auch, die technischen Auflagen klug in ein neues, zeitrelevantes Design und Gesamtkonzept zu transformieren. Die einmalige Ausrichtung auf den See war Teil der DNA und Herausforderung gleichermassen.

AMERON

"PERFEKTION IST NICHT DANN ERREICHT, WENN ES NICHTS MEHR

HINZUZUFUGEN GIBT, SONDERN WENN MAN NICHTS MEHR

WEGLASSEN KANN"

Saint-Exupery, Autor

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Von Blickachsen, Luft und Licht und dem Dialog zwischen Tradition und Moderne

Die ursprünglich strenge Attitüde der Architektur des sehr klassischen Interiors wurde komplett neu inszeniert, dabei behutsam die gesamte Biographie und den Bestand im Auge behaltend. Und doch: Statt wie gehabt in der oberen Etage, wurden sämtliche Gastbereiche wie Restaurant und Bar sowie die neue «Utopia», Lounge und das Fumoir ins Erdgeschoss gebracht. Im darüberliegenden Stockwerk, als «Belle Etage» bezeichnet, finden künftig Events und Anlässe statt. Der ehemalige Showroom für Luxuswagen im EG wurde neu zum Schaufenster für das Hotel und den Gast, das in den verschiedenen Zonen Gastfreundschaft zum Anfassen spürbar werden lässt. Die Designform der öffentlichen Räume spannt, bei einer ganzheitlichen Betrachtung, einen Bogen zwischen dem See und der Architektur des Gebäudes.

Alles im Wechselspiel vergangener Epochen mit Ausdrucksformen des aktuellen gesellschaftlichen Lebens. Von Nouveau Art Deco, Brasserie à la mode de Paris bis hin zu mediterranen Darstellungen und floralen Motiven. Die Räume streben nach Luft und Licht.

Ganz bewusst sind auch Blickachsen und Bezüge eingeführt worden, mit Durchgängen und der Option, Räume zu öffnen oder zu schliessen. Was aber überall durchdringt, ist der liebevoll geführte Dialog zwischen Tradition und Moderne.

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Im Ameron steht alles im Wechselspiel vergangener Epochen mit Ausdruck- formen des aktuellen gesellschaftlichen Lebens.

Bar, Restaurant und Lounge.

Vom Kranich und dem Gesang seiner Flügel

Die Bar ist das Herzstück. Wenn nicht gar eine Herzensangelegenheit, so ist sie zumindest ein zentraler Eyecatcher und im Mittelpunkt der öffentlichen Begegnung. Sie bietet «freie Sicht aufs Mittelmeer» (sprich: Zürichsee) und wirkt wie eine Skulptur im Raum, oben mit verschiedenen Layern aus Metallgeflecht und dunklem Granit Mezzanotte abgedeckt. An der Schnittstelle zwischen Lounge, Restaurant, Utopia und Rezeption gelegen, wird der Gast unweigerlich an ihr vorbeikommen. Der Schaufenster-Bogen entlang der Fassade vermittelt ein Gefühl von Arkade und damit von Geborgenheit. Mit der im Hintergrund arrangierten eleganten Bestuhlung, dem Chef-Table und den in Nischen platzierten Sitzgruppen buhlen das Restaurant und seine offene Küche um die Gunst der Gäste. «Sehen-und Gesehen-werden» in Reinkultur oder als intimer Rückzugsort ist wechselwirkend möglich, und das in einer Entourage von Luxus und Lässigkeit. Die Lounge neben der Bar besteht hauptsächlich aus einem u-förmigen Sitzobjekt, ohne Anfang und Ende und ohne Hierarchie: quasi als cooles Arrangement fürs Verweilen, von dem aus man alles sehen kann, jedoch kaum gesehen wird; perfekt inszeniert für kleine, sympathische Voyeure. Dann das indirekte Licht, die kontrastreichen Farben, die lebendige Tapete mit dem Motiv des abhebenden Kranichs. Den Kranichen werden Eigenschaften wie Wachsamkeit, Klugheit und Langlebigkeit zugeschrieben. Die Bezeichnung «Vogel des Glücks» kommt daher, dass die Vögel als Vorzeichen des Frühlings gelten, einer Jahreszeit, in der Wärme, Licht und Nahrungsfülle wieder Einkehr halten. Schön, wenn der gleichmässige Gesang seiner Flügel zu leichteren Gedanken hinführt.

Utopia und Fumoir

(Rauch)zeichen neuer Sinnlichkeit

Der Raum wurde geöffnet. Total. Als herzhaftes Willkommen an die Gäste. Der grüne Stein als Hintergrund, der verspiegelte Lichthof mit den «runterfallenden» Pflanzen und einer Möblierung, die an einen erträumten Garden of Eden erinnert, ist ein Designakt, wie er eben dann entsteht, wenn man nach einer Idee sucht, die dem 0815-Prinzip bewusst den Rücken zukehrt. Eine Idee, die auch Konzept ist. Die Natur und der See werden ins Hotel geholt und bilden eine grüne Oase mitten im Hotel, das auch ein Co-WorkingSpace und eine Bibliothek ist.

«So haben wir die Tiefe des Hotels, die uns anfänglich Kopfzerbrechen bereitet, zu einem veritablen Höhepunkt des Designs hochstilisiert – zu einer Ouverture für Gäste, die sich gerne von wohltuender Ambiance verführen lassen.» Auch das anliegende Fumoir bricht mit der Tradition, Räume für Raucher in schwerem, dunklem Holz zu gestalten. Die «Raucherei» im Ameron besticht durch helle, florale Pattern in Rot- und Blautönen. Klischee ade.

Die Gäste sind hier am Eingang zu einem neuen Bewusstsein von Sinnlichkeit.

Bonjour Müssiggang.

Und die Welt kann warten

Alle Zimmer und Bäder und Möblierung sind neu gestaltet worden. Stilführendes Element ist dabei die in Feel und Look angestrebte Coolness und Eleganz. Mit der Lage des Hotels, das liegt in der Natur des Sache, wird das Ameron inhaltlich mit dem See verknüpft. Das Wasser und das Lebensgefühl, am und auf dem Wasser zu sein, wird in die Zimmer transportiert und mit Designformen aus dem Bootsbau assoziiert. So erscheint ein Zimmer in drei Zonen: AHOI, CABIN und SUNDECK. Der Eintritt als Auftakt ins Zimmer (AHOI) umfasst den gesamten Bereich von Eingang, Garderobe und Bad. Die Einbaumöbel hat man übernommen, als Hommage an das Gewesene, und im Bad neu kombiniert mit SchwarzWeiss-Fliesen und Wandverkleidungen in Carrara-Marmoroptik sowie bodenebenen Rain-Showers. Die Betonung liegt aber auf Elementen des Art Deco. Die CABIN umfasst den gesamten Schlafbereich mit Bett und Oberflächen in Makassar, Messing und als Wienergeflecht beim Headboard. Der Boden besteht aus einem antiken, denkmalgeschützten Parkett ohne Auflageteppich. Das SUNDECK, als zentrale Einheit des Zimmers, ist allseitig gefasst und definiert den Bereich, in dem sich sowohl die Sessel als auch Sofa und Schreibtisch präsentieren. Das verspiegelte Kabinett holt den See mit seinen Spiegelungen ins Zimmer. Die Seesicht ist auch vom Bett aus zu haben – als wär’s ein kleiner Gruss, der im Ameron mit urgemütlichen Wellen des Wohlseins den Gast leise und einprägsam spüren lässt, in einer Welt des genüsslichen Müssiggangs angekommen zu sein. Und die Welt draussen kann warten.

Ameron
Utoquai
8008 Zürich 044 244 42 42 www.ameroncollection.com
Zürich Bellerive au Lac
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THE ONE

Die naturliche Struk sorgt fur eine leben traditioneller Hand niert und durch erdi zeitlos gehaltenes Mo

Interalpen-Hotel Tyrol. Die eigene Erdenschwere hinter sich lassen

«Das Interalpen-Hotel Tyrol bietet vollkommenen Genuss auf höchstem Niveau: Exklusiv in 1300 Metern Höhe auf dem Seefelder Hochplateau im Tyrol gelegen und von malerischer Bergwelt umgeben, begeistert es seine Gäste mit exquisiter alpenländischer Gastfreundschaft. Das Fünf-Sterne-Superior-Hotel ist eine Oase für Ruhesuchende und lädt zum Krafttanken und Entspannen ein. Das über 5300 Quadratmeter grosse Spa verwöhnt Körper, Geist und Seele. Die Küche des Interalpen-Hotel Tyrol ist ausgezeichnet und bietet lokal inspirierte Gaumenfreuden. Die einmalige Lage und das Freizeitangebot überzeugen Entspannungssuchende und Genussliebende, Aktivurlauber, Golfer und Tagungsgäste gleichermassen. Das Interalpen-Hotel Tyrol zählt zu The Leading Hotels of the World. » So zu lesen im Vorspann ihres Magazins. Dem ist nichts beizufügen…ausser

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tur der Materialien dige Haptik, die mit werkskunst kombige Naturfarben und biliar abgerundet wird.

…ausser, dass da Suiten hinzugekommen sind, welche die Gäste auf Wolke Sieben schweben und die Kontrolle ein wenig verlieren lassen. Genussvoll. Am 1. August 2019, just am Nationalfeiertag der Eidgenossen, fanden sich im Seefelder Hochplateau Menschen zusammen, welche die einmalige Chance bekamen, als erste eine der sieben neu geschaffenen Panorama-Suiten im Hotel Alpenwelt zu bewohnen. Klar, derweil die Schweizer auf der Rütliwiese auf ewige Treue zum Vaterland schwören, auf Bodenhaftung, tun es die sieben verschiedenen Parteien auf ein kleines Paradies. Sie schwören auf den Auszug aus dem Grautäglichen. Um was geht es genau? Nun, es geht um Wohneinheiten von grosser Geste im siebten und obersten Stockwerk des Hotels, um einen Logenplatz mit uneingeschränktem Panoramablick auf eine unberührte Bergwelt, die sich vor einem öffnet.

INTERALPEN
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Die Gaste schworen auf den Auszug aus dem Grautaglichen.

Das 5-Sterne-Superior-Hotel bietet damit seinen Gästen einen Aufstieg in ein neues Level an Exklusivität, versehen mit dem Etikett «privat». Monoplan war verantwortlich für diesen speziellen Bau, verbunden mit der netten Auflage, auch ein feines Stück Luxus fürs Gemüt zu bauen. Dafür wurde das gesamte Stockwerk zurück in den Rohbauzustand versetzt. Denn um sowohl die aufwendige Haustechnik unterzubringen als auch eine grosszügige Raumhöhe zu ermöglichen, musste das Dach im unteren Bereich leicht angehoben werden. Selbstverständliches wie Fussbodenheizung, Kühldecken und Sonnenschutz wurden neu integriert. Aber auch Besonderheiten wie eine eigene Sauna pro Suite und eine Badewanne unter freiem Himmel gehören zu den neuen haustechnischen Anpassungen. Das Highlight sind die grossen Terrassen mit dem freien Ausblick auf die traumhafte Bergwelt. Und auch im Inneren der neuen Suiten prägt die Landschaft dank grosser Panoramafenster die Atmosphäre. Insgesamt präsentieren sich die Räume und Bäder sehr offen und grosszügig. Hochwertige Materialien wie Eichenböden und ausgesuchter Naturstein verleihen dem neuen Interieur eine edle und zugleich frische Erscheinung. Die natürliche Struktur der Materialien sorgt für eine lebendige Haptik, die mit traditioneller Handwerkskunst kombiniert und durch erdige Naturfarben und zeitlos gehaltenes Mobiliar abgerundet wird. Mit der Panorama-Suite Superior mit 76 Quadratmetern Wohnfläche, den vier Panorama-Suiten Deluxe mit 117 Quadratmetern und den beiden Panorama-Suiten Grand mit 200 Quadratmetern haben wir eines der umfangreichsten Umbauprojekte des 5-Sterne-Superior-Hotels auf dem Tyroler Hochplateau abgeschlossen. Wir sind stolz darauf, innerhalb vier Wochen, von null auf hundert, ein Projekt realisiert zu haben, das unter die Haut geht.

Gut, dass wir an dieser Stelle den Begriff «Luxus» nicht verteidigen müssen. Kämpfen doch schon genügend Luxus-Kalenderphilosophen mit der ewig selben Marotte der Werbeagenturen: abgegriffene Worte, Leerformeln wie «Innovation», «einzigartig», «Leidenschaft», «DNS», «Glück» und was man sonst noch so in vielen Botschaften hört. Ungefiltert, notabene. Die sieben Suiten verkaufen sich nicht als Produkt von einzigartiger Formvollendung, sondern auch als eine in sich geschlossene Einheit, die sich dafür einsetzt, Luxus zu spüren. Den Luxus, frei atmen zu können.

Interalpen-Hotel Tyrol GmbH Dr.-Hans-Liebherr-Alpenstrasse 1 A-6410 Telfs-Buchen +43 50809-30 www.interalpen.com 24 INTERALPEN
Den Luxus geniessen, frei atmen zu konnen.
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RU UN

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BY BELIEVABLE

Mimi Ruby: Eine ART neue Zeitrechnung fürs Leben im Hotel

Als ein kleiner Mann in der Figur des «grossen Diktators» das Kino beherrschte.

Im Haus Du Pont steckt viel Stadtgeschichte: Es wurde 1913, also ein Jahr vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs, erbaut. Das im Gebäude untergebrachte Kino war in der Stadt Zürich das erste seiner Art. Die Kinogänger bekamen anfänglich nur handgestrickte Stummfilme zu sehen. Dann aber kamen die wilden 20er-Jahre angerauscht. Ungebremst. Wer das Lebensgefühl dieser Zeit verstehen will, muss sich vor Augen halten, dass mit dem Niedergang grosser Kaiserreiche eine tradierte Welt zusammengebrochen war und damit eine Phase radikaler Veränderung entstanden ist. Es war eine Ära, die irgendwie ständig zwischen Chaos und Hoffnung, Armut und Dekadenz hin- und her taumelte. In einer Zeit, in der nichts mehr Gültigkeit hatte, gabs Platz für viel Neues. So prägte ein hemmungsloser Erfindergeist die Goldenen 20er, getragen von einer kulturell und auch technologisch idealisierten Aufbruchsstimmung. Mit dem Film «Nosferatu» war 1922 das Genre des Horrorfilms geboren. «Metropolis» von Fritz Lang aus dem Jahr 1927 etablierte, als Meilenstein der Filmgeschichte, neue Lichttechniken, Szenenbau und Schnittverfahren. Gute 10 Jahre später kamen Filme ins Kino, die Stars hervorbrachten, die noch heute eine gewisse Klangfarbe haben: Charlie Chaplin als «der grosse Diktator» oder «The Front Page» mit Cary Grant füllten die Kinosäle bis auf den letzten Platz. Der Film «Casablanca» mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergmann ist heute noch ein absoluter Klassiker im Dunstkreis der Liebesfilme. Das Haus Du Pont, der Belle Epoque zugeschrieben, war also in diesen Jahren bereits Dreh- und Angelpunkt, wenn es darum ging, mit dem Filmangebot auf dem Parkett gesellschaftlicher Sternstunden mitzutanzen.

Mimi als eine Hotelidee, die von Gleichmacherei nichts hält. Gar nichts. In Anlehnung an einen epochenprägenden Geist und Stil haben wir uns beim Umbaukonzept dafür entschieden, eine eine kleine Hommage an die Magie des frühen Hollywoods zu bauen: Mimi Ruby. Nomen est omen: Gab’s doch in den Anfängen in den Universal Studios oder bei Warner Bros viele aufstrebende Starlets. Und – es darf geschmunzelt werden – viele dieser Filmsternchen nannten sich Mimi. Davon wurde der Name des Hotels abgeleitet. Und wir schwören, dass diese Geschichte wahr ist. Wahrscheinlich hat sie sich nur nicht ganz so zugetragen…

Das Geschäftshaus Du Pont am Zürcher Beatenplatz 4, Ecke Bahnhofquai 7, ist 1913 von den Architekten Haller und Schindler als Geschäftshaus mit Büros, Restaurant und Kino erstellt worden. Es wurde in seiner langen Geschichte mehrfach umgebaut. Vom Innenausbau ist herzlich wenig übrig geblieben, obschon der Denkmalschutz mit Argusaugen über die Veränderungen des Hauses wachte. Die grösste Beachtung schenkte man dabei dem Erhalt der Fassade samt Kunst am Bau und dem Dach mit all seinen Aufbauten. Im Inneren galt es, die Treppenhäuser und mit ihnen sämtliche gestalterische Elemente zu schützen. Es wurde auch nicht darüber diskutiert, ob die wenigen noch vorhandenen originalen Ausstattungsobjekte oder die bestehende Grundstruktur mit den tragenden Wänden, Stützen und die Dachkonstruktion erhalten bleiben sollen. Fakt ist, ihnen war Sorge zu tragen. Das ist zu verstehen. War doch der Bau am Beatenplatz der allererste Stahlbau der Schweiz.

Gut möglich wird man von Freddy Mercury begrüsst, wenn man vom Bad kommt

Wir waren also gebührend gefordert, im Mimi Ruby Hotel mit rund 200 Zimmern und einer Brasserie diesen spielerisch erdachten hollywoodschen Groove einziehen zu lassen, ohne dabei ins Geschmäcklerische abzudriften. Letztendlich war Monoplan für die Architektur, das Interior Design sowie die Gesamtplanung und Bauleitung verantwortlich. Nun, das Interieur, so war es in unseren Vorstellungsbildern verankert, sollte den Charme und die Coolness der 20er-Jahre widerspiegeln. Von stattlichen, samtenen Möbeln und Anspielungen auf die Belle Epoque bis

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Das Interieur, so war es in unseren Vorstellungsbildern verankert, sollte den Charme und die Coolness der 20er-Jahre widerspiegeln.

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RUBY HOTEL

Auf dem XXL-Bett liegen und sich genusslich den Sound von Bohemian Rhapsody hingeben: Er kommt aus dem Verstarker von Marshall.

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hin zu Vintage-Kameras, Blitzlichtern und Kostümen. Im Bereich der Bar haben wir ein zeitgenössisches Design gewählt, verbunden mit dem Glanz und Glamour der Filmsets aus Los Angeles des 20. Jahrhunderts. Um eine elegante, schlichte, repräsentative Erscheinungsform zu formulieren, haben wir bewusst auch Klassiker eingesetzt: Umlaufende Wandfriese, strukturierte Wandoberflächen und Terrazzoboden umgeben von Sitzecken, die dem Raumgefüge eine grosse Geste verleihen. Warmfarbige Holzvertäfelungen und gedämpfte Koloraturen stehen im Kontrast zu poliertem Messing. Die Zimmer sind Ausdruck unseres schlanken Stils von Luxus, Lean Luxury genannt. In den vier 30 Quadratmeter grossen Star Rooms wird Hollywood zum Anfassen spürbar gemacht. Jedes Zimmer ist inspiriert von einer berühmten Mimi. Neben dem XXL-Bett mit der übergrossen Bettwäsche und der Regendusche im Bad kann man in sorgsam ausgewählten Vintagemöbeln in einer Lounge-Ecke Platz nehmen und sich ins Dolce far niente einlullen. Auf dem XXL-Bett liegen und sich genüsslich dem Sound von Bohemian Rhapsody hingeben: Er kommt aus dem Verstärker von Marshall. Fast ein bisschen Musik für die Seele.

Luxus soll im Mimi Ruby unkomplizierter Komfort mit Seele und Charme sein. Lean Luxury eben. Und das meint dann, übersetzt ins Repertoire unseres Verständnisses von einem lebendigen Hotel, dem Gefühl von Ausbrechen aus den Ruinen der Gewohnheit ein feines Stück näher zu sein. In allem, was ein Mimi Ruby an AndersARTigkeit anzubieten hat.

www.ruby-hotels.com
Ruby Mimi Hotel & Bar Beatenplatz 4 8001 Zürich 044 244 10 60
"Die Erde, die Luft, das Land und das Wasser sind kein Erbe unserer Vater, sondern Leihgaben unserer Kinder. Sie mussen ihnen also zumindest so ubergeben werden, wie sie uns ubergeben wurden"
Mahatma Gandhi
Giuseppe Mastrodomenico, Geschäftsführer / Leiter Verkauf und Marketing Dornbracht
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Porträt: Renate Wernli

Dornbracht steht für ein Kontinuum von Raum und Zeit; in allem, was das Unternehmen tut. Gut möglich, dass diese innere Ruhe und Klarheit auch Symbol dafür ist, dem Wasser –als höchstes Gut der Erde – ein verlässlicher Partner sein zu wollen. Weil man weiss, es gibt keinen Plan(et) B. Zu ihm will man Sorge tragen. Ohne Kompromiss, engagiert und mit wachem Auge für das, was unsere Zukunft von allen verlangt, die an ihr bauen. Dornbracht macht es gewissenhaft und mit einem starken Bewusstsein für einen sensiblen Umgang mit den Ressourcen der Natur und einem feinen Gespür für formvollendetes Design.

Persönlichkeit statt Diversität

Trendwörter beschreiben die Gesellschaft, fassen Zustände und Gefühle in Begriffe. Vor wenigen Jahren kreuzten diese Redewendungen und Modeworte in unseren Breitengraden auf, und das querbeet: «Auf Augenhöhe sein», «Luft nach oben haben», «Nägel mit Köpfen machen», «zeitnah», «vor Ort», «auf dem Radar haben», «Nachhaltigkeit» oder «am Ende des Tages». Begrifflichkeiten, die uns am Ende des Tages tatsächlich nerven, weil sie bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit in eine Gesprächsrunde einfliessen. Unangemeldet. Unreflektiert. Unnötig. Heute kommen die Modewörter zwar in ihrer Machart kreativer daher, sind aber im Grundwesen oft auch nur blutleere Worthülsen. Aktuell haben wir es mit «Lostalgie», mit «FurNEARture» oder «E-Volution» zu tun. Lostalgie ist zusammengesetzt aus «lost» und «Nostalgie» –man fühlt sich verloren und sehnt sich gerne nach den «heilen Jahren» des späten 20. Jahrhunderts zurück. Den ersten Preis für höchste Wortakrobatik erhielt die Vokabel «FurNEARture». Zusammengesetzt aus «furniture» und «near» greift es den Trend zu lokaler Produktion auf. Am allerschlimmsten ist allerdings der Begriff «Diversität», der wohl in keiner Managerrunde fehlt, wenn über Strategien und Zukunft debattiert wird.

DORNBRACHT

«Ein verwirrter Geist ist wie trübes Wasser, er muss erst ruhen, um Klarheit zu erlangen» Jerome Anders
Text: Frank Joss

Die Kunst, das erste seiner Art zu sein Beim deutschen Unternehmen «Dornbracht» aus Iserloh, das seit 1950 Armaturen für Bad und Küche herstellt, ist die Terminologie einfacher und verständlicher. Als Marktleader nimmt man sich die Freiheit, andere Vokabeln zu benützen, solche, die zu klugen und unmissverständlichen Assoziationen hinführen. Anstelle von Diversität steht beispielsweise «Persönlichkeit» – eine der fünf Maximen von Dornbracht. Sie ist frei von zwanghafter Schöngeisterei und meint: Dornbracht Armaturen sind Originale mit Persönlichkeit. Sie verkörpern stets einen eigenständigen Charakter und setzen damit ein individuelles und prägnantes Statement. Es ist auch in Ordnung, wenn der Slogan «Dornbracht Characters: a Matter of Charisma» da und dort auftaucht. Wir haben Giuseppe Mastrodomenico, den Geschäftsführer von Dornbracht Schweiz, in Aarburg besucht, um herauszufinden, wieso Dornbracht in designaffinen Kreisen als Ikone angesehen wird. Dornbrachts Nähe zu Kultur und Kunst mag die Antriebsfeder für das sein, was aus einer Institution eine Ikone werden lässt. Ikone, so lehrt uns die Kunstgeschichte, ist eine Gottes- oder Heiligendarstellung. Aber im alltäglichen Sprachgebrauch steht sie als Synonym für Idol, Leitbild, Galionsfigur, Symbolfigur oder Kultfigur.

Tara 40

Wir wollten von Giuseppe Mastrodomenico wissen, wo es den Anfang nahm, Dornbracht als eine herausragende Marke zu verstehen, als ein Synonym für design haute de gamme.

Dazu ein Bonmot von Architekt Henri Labrouste, sinngemäss zitiert: «Es ist das Gesetz aller organischen und anorganischen, aller physischen und metaphysischen, aller menschlichen und übermenschlichen Dinge, aller echten Manifestationen des Kopfes, des Herzens und der Seele, dass das Leben in seinem Ausdruck erkennbar ist, dass die Form immer der Funktion folgt.»

«Nun», äussert sich Giuseppe Mastrodomenico, «ganz wesentlich war wohl, die Annäherung an Kunst und Kultur.» Vermutlich in Verbindung mit dem unausgesprochenen Anspruch, eine Kunst daraus zu machen, das erste seiner Art zu sein. Dornbracht hat bereits an der Schwelle zum Millenium erkannt, dass eine Marke eine Geschichte und eine Herkunft braucht, um als einzigartig verstanden zu werden. Einer, der es wissen muss, ist Mike Meiré, ein deutscher Designer, Art Director, Künstler, Kurator und Kreativ-Berater von Dornbracht. Er dachte für Dornbracht darüber nach, ob man immer noch so stark an Marken glaubt, wie wir es in den 80er- und 90erJahre taten. Meiré meint, alles werde immer stromlinienförmiger, austauschbarer, immer mehr und mehr in den Schlund der Gleichmacherei abdriftend. Ihm ist wichtig, den Dialog mit den Kunden zu suchen und zu pflegen – per Du mit ihm zu sein. Dies aber ohne anbiedernde Fraternisierung. Mit dieser Grundhaltung hat er die Zukunft von Dornbracht matchentscheidend mitgeprägt.

«Manchmal ist das Stille in einer Welt, die völlig schreit, stärker»

Diese Aussage, die Mike Meiré in einem Interview über Sein oder Nichtsein gemacht hat, könnte gut und gerne als Credo von Dornbracht durchgehen. In dieser Aussage liegt wahrscheinlich sehr viel von dem, was Dornbracht gegen aussen repräsentieren will: keine marktschreierischen Superlativen, kein seichtes Gerede darüber, was gutes Design erfüllen muss und schon gar keine selbstgefällige Inszenierung des Egos. Dornbrachts Tun ist eine angenehme Form von

Understatement. «Klar, wir sind stolz, Marktleader zu sein und gute Feedbacks aus Fachkreisen und privater Seite zu bekommen. Diese Haltung ist auch in unserer Unternehmenskultur verbrieft», sagt Meiré.

«Inwiefern?», haken wir nach. «Welche Inhalte verbindet man mit der Firmenkultur?»

«Was zeichnet die Armaturen von Dornbracht aus? Was unterscheidet uns im Wesentlichen von unseren Mitbewerbern? Wie gelingt es uns, mit unserem Design einen Stil oder gar einen Trend setzen? Es sind fünf Designprinzipien, die als Fundament der Marke dienen: Persönlichkeit. Proportion. Präzision. Progressivität. Performance.

Etwas vom Wichtigsten wollte Giuseppe Mastrodomenico ganz an den Schluss stellen. Es könnte auch als Prolog für ein Unternehmen gelten, das mit wachen Augen den Blick in die Zukunft schärfen will –sensibel und behutsam gleichermassen.

Das Wasser und seine heilenden Kräfte Giuseppe Mastrodomenico fährt fort im Plädoyer für das alles entscheidende Attribut ihrer Manufaktur, nämlich das Wasser: «Das Element Wasser spielt von jeher eine wichtige Rolle in den ganzheitlichen Philosophien der Gesundheit. Angefangen bei Paracelsus, bei Ayurveda oder der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) und aufgehört bei der Kneipptherapie. Das Bewusstsein für die Tiefenwirkung des Wassers war auch Ausgangspunkt für die Produktentwicklung bei Dornbracht. Dornbracht ist noch kein bisschen müde, der Vision nachzuspüren, aus jedem Bad auch ein kleines Spa zu machen; also einen kleinen Ort zu schaffen, der nicht allein der Körperpflege gewidmet ist, sondern unserer Gesundheit insgesamt. Hand in Hand mit einer wunderbaren Verschnaufpause vom Alltäglichen, verbunden mit einer spürbar werdenden Wiederentdeckung der Langsamkeit: Das ist Luxus pur. Und Luxus ist die Freiheit, einen Ort zu definieren, der in Verbindung zu den eigenen Sinnen und Bedürfnissen steht. Einen Raum zur Einkehr, zur Regeneration oder zur Revitalisierung der Kräfte. Dornbracht bietet bewegte Inspirationen für modernes, exklusives Baddesign mit individuellen Lösungen, die hochwertige Bäder neu definieren.»

Dornbracht oblige!

Dornbracht Schweiz AG Letziweg 9 4663 Aarburg AG 062 787 20 30 www.dornbracht.com

Der Pflanzen bandiger

Text: Larissa Groff
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Johannes Cox, Landschaftsarchitekt Porträt: Renate Wernli

«Viele haben immer noch dieses Bild des Gärtners mit Latzjeans, Strohhut und ‘ner Gartenschere in der Hand. Der bin ich nicht!» Nun, wer ist er denn, dieser Mann mit der wilden DavidLynch-Frisur, dem lässigen Outfit und den schalkhaften blauen Augen? Johannes Cox ist ein Naturversteher, ein Blütenmaler, ein Baumflüsterer – oder ein Landschaftsarchitekt, wie es die offizielle Bezeichnung will. Er ist jemand, der mit seinem Herzblut und Humor den Zuhörer in den Bann der Pflanzenwelt zu ziehen vermag. Da hat der Stadtmensch doch gleich ein wenig Fernweh nach einem schönen grünen Fleckchen. Man kommt zum Schluss: Der Aussenraum vor dem Büro, vor dem Reihenhaus oder dem Luxushotel ist eben genauso wichtig wie das Innere des Gebäudes. Der erste Eindruck soll schliesslich stimmen… und dank Johannes Cox tut er das auch.

Herr Cox, wie sind Sie auf den Garten gekommen?

Ich war dem Gestalterischen schon immer sehr nahe. Ich wollte früher mit Daniel Schneider von Monoplan ein Architekturbüro gründen. Wissen Sie, bevor ich geheiratet habe, hiess ich Schneider zum Nachnamen… Schneider und Schneider sollte das dann also heissen. Schlussendlich wollte ich dann aber doch lieber Gärten gestalten. Während des Zivildienstes arbeitete ich im Kindergarten, baute mit den Kindern einen neuen Garten; mit Sandkästen, Wegsystemen, Spielplätzen – und wenn die Kinder nicht da waren, machte ich alleine weiter. Schliesslich folgte die Lehre im Gartenlandschaftsbau. Was mir an der Natur besonders gefällt: Sie ist planbar, aber nur zum Teil. Es gibt immer ein gewisses chaotisches Moment. Wir geben zwar einen Gestaltungsraum vor, aber dann kommt die Natur und ergreift sich diesen Raum selbst.

Gibt also manchmal der Garten dem Gärtner vor, wie das Endresultat auszusehen hat?

Es gibt natürlich immer bestimmte Nutzungsvorgaben. Ein guter Gärtner liest aber die Landschaft und bezieht die Natur in seine Planung mit ein. Er nutzt das Potenzial, das in der Natur sowieso schon vorhanden ist.

Wie sieht denn Ihrer Meinung nach der perfekte Garten aus? Ist es die exakt geschnittene Hecke oder der Ökogarten?

Für mich ist ein Garten dann schön, wenn sich das Formale –also das, was Sie jetzt als geschnitten bezeichnen – und wilde Bereiche abwechseln. Wenn neben der Hecke wilde Blüten wachsen, wenn ein paar Insekten umherschwirren, wenn man merkt: Da ist was los in diesem Garten. Es ist ein Mix aus klassischen sowie architektonischen Elementen und freiem Wuchs der Pflanzen. Er soll zwar wild aussehen, aber domptiert sein… und ich bin der Dompteur.

Gibt es eine Grundregel, die man beachten sollte?

Man kann nicht alles miteinander kombinieren: Den Schwarzwälder mit dem Schweizer und dem japanischen Garten und dann noch ein bisschen Toskana auf der Terrasse … Das gibt ein Potpourri, das nicht schmeckt. Ich kann auch keine Präriepflanze an den Teich pflanzen – sogar für Laien sieht das künstlich aus.

Sie haben schon verschiedene Projekte mit Monoplan realisiert. Welches ist Ihnen am besten in Erinnerung geblieben?

Eines der wichtigsten Projekte unserer Zusammenarbeit ist der Bürgenstock. Es ging dabei nicht nur um einzelne Projekte, sondern um die Gesamtentwicklung des Bürgenstocks. Dann natürlich noch das wunderbare Hotel Dunloe in Irland…

Wir haben zudem auch ganz viele kleine Projekte wie Privathäuser im Raum Zürich realisiert. Auf diese Projekte bin ich genauso stolz. Es geht um das Glück, das wir kreieren.

Kommt es auch vor, dass Sie auf Wunsch des Kunden eine ganz exotische Pflanze aus der gegenüberliegenden Ecke der Welt aufspüren müssen?

Das kommt immer wieder mal vor. Mir kommt dabei eine Geschichte in den Sinn – auch wenn es dabei nicht

GREEN LANDSCAPES

um eine exotische Pflanze geht: Beim Hotel Atlantis in Zürich haben wir die Gartenanlage gestaltet. Aufgrund des Denkmalschutzes war die Gestaltung ziemlich stark reglementiert. Wir wollten einen Baum vor dem Eingangsbereich pflanzen, aber die Äste durften der darüberliegenden Terrasse nicht in den Weg kommen. Heisst, wir mussten einen Baum finden, dessen Äste erst ab einer Höhe von acht Metern beginnen – was für einen Baum sehr ungewöhnlich ist. Die Suche war lang und intensiv. Schliesslich wurden wir in Norddeutschland fündig: Eine grosse Zeder steht nun vor dem Atlantis.

«Wie der Gärtner, so der Garten», so besagt’s ein hebräisches Sprichwort. Stimmt’s? Was verrät denn ein Garten über dessen Besitzer?

Das Image spielt beim Garten eine wichtige Rolle. Zuerst wollen die Kunden meist einen Garten mit einer grossen Terrasse für die Gäste. Und wenn man dann genauer nachhakt, findet man heraus, dass das letzte grosse Fest vor sieben Jahren anlässlich der Taufe des Sohnes stattfand. Am Schluss habe ich diesem einen Kunden dann eine Terrasse von zwei Quadratmetern am Ende des Gartens hingebaut, mit einer Hecke drumrum. Weil es das war, wonach er sich sehnte: Einen Rückzugsort, wo er komplett mit sich und der Welt im Reinen war. Und wenn Sie jetzt die Frage an mich persönlich richten: Es ist wie beim Schuster; der hat die schlechtesten Schuhe an.

Was sieht man denn, wenn man bei Ihnen über den Gartenzaun blickt?

In Frankfurt haben wir einen kleinen Garten in einem Mietreihenhaus, mit grossen Bäumen und vielen Hortensien. Er ist zwar klein, aber er ist unser kleines Paradies.

Lässt sich der Garten immer vom Gebäude inspirieren oder ist es auch mal umgekehrt?

Auf dem Land ist es immer noch wie früher: Man kauft sich ein Stück Land, setzt ein Häuschen drauf und ruft dann irgendwann ganz am Schluss den Landschaftsgärtner, wenn man merkt, dass man das mit dem Garten eben doch nicht alleine machen kann. Oft ist es dann aber schon zu spät.

Und wie ist es in der Stadt?

Aufgrund des Klimawandels und der Überflutungen gibt es einen Richtungswechsel: Man denkt das Thema «Grün» mittlerweile ganz anders – in der Stadtplanung sowie auch in der Landschaftsarchitektur. Wir haben derzeit tatsächlich einige Projekte, da fangen wir an, bevor der Architekt kommt. Bei 90 Prozent ist es aber immer noch anders rum. Deswegen schätze ich die Zusammenarbeit mit Monoplan sehr: Wir denken von Anfang an gemeinsam konzeptionell darüber nach und überlegen uns, wie Gebäude und Garten zusammenspielen. Überlegen

Sie sich mal: Was sehen Sie zuerst, wenn Sie als Gast ein Hotelgelände betreten? Den Parkplatz, dann den Garten. Den goldenen Wasserhahn, den der Interior Designer im Hotelzimmer ins Bad geklebt hat, sehen Sie erst ganz am Schluss. Der erste Eindruck zählt – wie beim Menschen, so beim Hotel.

«Platzmangel! Platzmangel!», ruft’s aus allen Ecken. Und so wird heute möglichst eng und platzsparend gebaut. Bleibt da noch genügend Fläche für Wiesen und Gärten? Oder müssen wir irgendwann auf die grünen Flächen verzichten?

Nein, das wäre eben gerade der falsche Weg. Dieses Denken hat dazu geführt, dass wir nun seit Tagen bei 38 Grad in Zürich vor uns hin schwitzen und denken: Was für ‘ne Scheisse! Wir haben zu eng gebaut, kein Grün platziert, die Bäume vertrocknen lassen. Wir müssen zwar höher und dichter bauen, wir dürfen aber die grünen Adern nie vergessen. Ein grosser Baum bringt durch die Verdunstung und den Schatten eine Temperaturabsenkung von 7 bis 10 Grad in einem Umfeld von bis zu 20 Metern und er speichert in seinem Leben bis zu 4 Tonnen CO2!

Hat sich das mittlerweile herumgesprochen? Haben die Aufträge zugenommen?

Derzeit können wir uns vor Aufträgen kaum retten. Es gibt übrigens auch viele Firmen, die unseren Rat suchen, wie sie grüner werden können. Sie wollen den Mitarbeitern nicht einfach einen Obstkorb zum Zvieri hinstellen und die Wand hinter dem Logo grün anstreichen, damit sie umweltfreundlicher daherkommen. Wie man Firmengelände ökologischer und artenreicher gestalten kann, das alles wissen wir Landschaftsarchitekten. Langsam wird erkannt, dass wir gesellschaftspolitisch etwas zum Wandel beitragen können. Dabei geht es nicht nur um Pflanzen; es geht auch um Technik, Strassenbau, Statik … Deswegen haben wir bei uns im Büro auch viele Quereinsteiger. Wir pflanzen nicht nur einfach bunte Blümchen irgendwohin. Das muss ich auch oft bei Sitzungen unterstreichen: «Ich bin nicht euer BuchsbaumOnkel», sage ich dann. Viele haben immer noch dieses Bild des Gärtners mit Latzjeans, Strohhut und ‘ner Gartenschere in der Hand. Der bin ich nicht!

Eine etwas poetischere Definition des Gärtners hat der englische Dichter und Künstler Alexander Pope: «Alles Gärtnern ist Landschaftsmalerei.» Hat Gärtnern auch mit Kunst zu tun? Oder ist es sogar eine eigene Kunstform an sich?

Ja. Gerade bei grösseren Gebäuden – wie bei Hotels – sieht jeder Gast von seinem Zimmerfenster aus den Garten als grosses Ganzes. Das spielt für uns eine wichtige Rolle: Wir planen die Gärten ja immer aus der Vogelperspektive und so sehen wir dieses Bild, das dann entsteht, langsam wachsen. Unser Pinsel ist die Schaufel und das Gemälde besteht aus Blüten- statt aus Ölfarben.

Gärtnern sei meditativ, so sagt man. Hat die Arbeit im Garten Sie zu einem ruhigeren Menschen werden lassen?

Nö. Dafür bin ich viel zu wenig oft im Garten. Ich flitze ja immer herum für die Gärten meiner Kunden. Und meditieren tu ich auch nicht. Für mich ist die totale Entspannung, in meinem kleinen Garten ein Glas Rosé mit meinen Freunden zu trinken. Der Garten ist ja – und das ist ganz wichtig – nicht nur ein Ort der Ruhe, sondern auch ein Ort der Kommunikation. Denn in der Natur fühlen wir Menschen uns richtig wohl.

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Hotels
Green! Landscapes AG Hardturmstrasse 181 8005 Zürich 079 194 74 44
"Wenn ich den Garten eines Hotels plane, so ist die Sicht des Gastes immer am wichtigsten. Ich denke da nicht als Gartner, ich denke da nicht als Landschaftsarchitekt - ich denke als Mensch"
Die Gartenanlage des
Dunloe in Irland

Klassisches, zeitloses Design, höchste Licht-Qualität und ein multifunktionales und modulares Leuchten-System – das ist Occhio. Die minimalistischen DesignLeuchten setzen gezielt Akzente im Raum und rücken die Architektur ins beste Licht. Kein Wunder, dass sich die deutsche Marke europaweit schnell als Marktführer etablieren konnte. Mit Claudio Dassen, Project Sales Director DACH, haben wir über das Zusammenspiel von Licht und Architektur sowie zeitloses Design gesprochen.

Claudio Dassen arbeitet seit 7 Jahren bei Occhio als Project Sales Director DACH, wo er den Vertrieb für das Projektgeschäft leitet. Er und sein Team arbeiten eng mit Architekten und Planern zusammen.
OCCHIO
Occhio war auch für die Beleuchtung im neuen Büro von Monoplan zuständig. Fotos: Laura Thiesbrummel, Occhio

Occhio bedeutet Auge auf Italienisch - wie ist die Marke zu ihrem Namen gekommen?

Claudio Dassen: Die Linse war immer schon charakteristisch für unser Design. Gleichzeitig ist sie das beste optische ‚Lichtwerkzeug’: Durch die Linse wird das Licht gebündelt und wir erhalten einen fokussierten, blendfreien Lichtkegel. Deswegen war sie damals schon prägend für unsere erste Produktserie und ist schliesslich für den Namen unseres Unternehmens verantwortlich.

Was ist der Hintergrund von Firmengründer und Chef-Designer Axel Meise?

Der elementare Einfluss des Lichts auf Atmosphäre und Stimmung hat Axel Meise schon eher beschäftigt. Er beendete sein Maschinenbaustudium, um sich ganz auf seine Leidenschaft zu konzentrieren und gründete Mitte der 80er-Jahre sein erstes Leuchtenunternehmen. Als Inhaber eines erfolgreichen Leuchtengeschäfts stellte er fest, dass es unmöglich

war, bei einem einzigen Lieferanten alle Arten von Leuchten zu erhalten. Der eine hatte zwar eine gute Pendelleuchte, aber keine gute Wandleuchte. Keiner der Hersteller konnte ihm Durchgängigkeit sowohl im Design als auch in der Qualität liefern. Deswegen entwickelte er selbst ein in Design und Lichtqualität durchgängiges Leuchtensystem. Dieses Konzept zieht sich bis heute durch unser ganzes Produktportfolio.

Leuchtende Ikonen - OCCHIO

Text: Jeannine Hegelbach
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Euer Motto: We create a new culture of light – eine neue Kultur des Lichts – was steckt dahinter?

Eine neue Kultur des Lichts zu erschaffen, bedeutet für uns, dass wir den Menschen durch die hohe Licht-Qualität bei all unseren Produkten mehr Lebensqualität schenken. Fantastische Licht-Qualität ist unser wichtigster Parameter. Gemeinsam mit unserem aussergewöhnlichen Design und den innovativen Steuerungsmöglichkeiten schaffen wir ein besonderes Erlebnis.

Wie würden Sie die Design-Sprache von Occhio beschreiben?

Axel Meise ist ein Visionär und hatte immer das Bestreben, etwas Aussergewöhnliches zu schaffen. Unsere Leuchten wie «Mito largo» oder die spektakuläre, neue Schreibtischleuchte «Gioia equilibrio» sind Leuchten mit ikonenhaftem Charakter, die es mit Sicherheit noch in sehr vielen Jahren geben wird. Das Design von Occhio ist seit 22 Jahren zeitlos elegant, minimalistisch, aber immer «up to date».

Gibt es gewisse Design-Grundsätze, denen ihr folgt?

Grundsätzlich sind unsere Leuchten schlicht, zeitlos und elegant. Die Leuchten sollen flexibel in der Anwendung sein, aber auch flexibel im Sinne, dass sie für unterschiedliche Einrichtungsstile eingesetzt werden können. Uns ist es wichtig, eine eigene Materialität zu erschaffen. Gleichzeitig beobachten wir die Trends auf dem Designmarkt und erstellen für unsere Produkte eine Farbpalette, die aktuelle Trends auf ganz besondere Weise interpretiert.

Was ist das Wichtigste bei einem guten Lichtkonzept?

Ein Lichtkonzept sollte immer ganzheitlich betrachtet und durchdacht werden. Im Vordergrund stehen immer der Nutzer und seine Wünsche beziehungsweise die Anwendungssituationen. Zudem ist die Durchgängigkeit der Licht-Qualität enorm wichtig sowie die Flexibilität in der Steuerung. Gerade in Letzterem sind wir ein Vorreiter und haben für den Privatnutzer ein Steuerungssystem entwickelt, bei dem er die Leuchten rein über Gesten steuern kann –ähnlich wie ein Dirigent.

Das hört sich nach Smart Living an.

Ja, genau. Die Leuchten können sowohl in der Höhe wie auch in der Lichtintensität und Lichtfarbe situativ verändert werden. Das geht nebst den Gesten auch via Bluetooth mit dem Handy, dem Tablet oder einer Fernbedienung. Es können auch externe Systeme wie «Dali» oder «SmartHome» genutzt werden.

Wie spielen Architektur und Licht zusammen?

Architektur und Licht sollten immer miteinander harmonieren. Lichtqualität ist für mich eine Wertschätzung der Architektur, der Innenarchitektur und der im Projekt verwendeten Materialien gegenüber. Gutes Licht hat in den letzten Jahren an Gewicht gewonnen. Auch im Zuge der intensiveren Nutzung vom Home-Office haben viele Leute erfahren, wie wichtig gutes Licht ist und welche Unterschiede es dabei gibt. Das Thema Lichtqualität gewinnt plötzlich immer mehr an Bedeutung.

Welches ist Ihr Lieblingsprodukt von Occhio und warum?

«Mito cosmo»: Die Leuchte ist eine Weiterentwicklung unserer MitoFamilie und lässt sich komplett in die Decke hochfahren, sodass sie mit der Decke bündig ist. So kann sie als Downlight für ein tolles Grundlicht oder nur als dezentes Glowlight fungieren. Fährt man sie aus der Decke heraus, entwickelt sie eine spektakuläre Aura und wird zur Pendelleuchte mit all ihren aussergewöhnlichen Eigenschaften, die wir aus der Mito-Familie kennen. Die Leuchte kann direktes oder indirektes Licht produzieren sowie verschiedene, stufenlos einstellbare Lichtfarben. Dadurch schafft sie verschiedene Stimmungen im Raum und ist höchst flexibel einsetzbar.

Wann möchten Sie lieber auf Licht verzichten?

Nur, wenn ich schlafen möchte.

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"Beleuchtung ist eine Wertschatzung der Architektur" Die Leuchten von Occhio setzen das Büro von Monoplan gekonnt in Szene. Occhio GmbH Wiener Platz 7 81667 München +49 89 44778630 Claudio Dassen: +49 151 52636371 www.occhio.de
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