von Trothas Fahrt nach S端dwest!
Nr: 001
Mit sechsunddreizig Farbaufnahmen aus Deutsch-S端dwestafrika MCMIV - MMIV
Vorwort & Haupt Erzählung von General Adrian Dietrich Lothar von Trotha Ich, der große General der deutschen Soldaten, sende diesen Brief an das Volk der Herero. Die Hereros sind nicht mehr deutsche Untertanen. Sie haben gemordet und gestohlen, haben verwundeten Soldaten Ohren und Nasen und andere Körperteile abgeschnitten, und wollen jetzt aus Feigheit nicht mehr kämpfen. Ich sage dem Volk: Jeder der einen der Kapitäne an eine meiner Stationen als Gefangenen abliefert, erhält 1000 Mark, wer Samuel Maharero bringt, erhält 5000 Mark. Das Volk der Herero muß jedoch das Land verlassen. Wenn das Volk dies nicht tut, so werde ich es mit dem Groot Rohr dazu zwingen. Innerhalb der Deutschen Grenze wird jeder Herero mit und ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen, ich nehme keine Weiber und Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volke zurück oder lasse auf sie schießen. Dies sind meine Worte an das Volk der Hereros. Der große General des mächtigen deutschen Kaisers.
MCMIV
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Ich kenne genug St채mme in Afrika. Sie gleichen sich alle in dem Gedankengang, dass sie nur der Gewalt weichen.
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Gewalt mit krassem Terrorismus und selbst mit Grausamkeit auszuüben, war und ist meine Politik. Ich vernichte die aufständischen Stämme in Strömen von Blut und Strömen von Geld. Nur auf dieser Aussaat kann etwas Neues entstehen.
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Gewalt mit krass 14
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65.000 + 10.000 = 75,000
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Dieser Erlass ist bei den Appells den Truppen mitzuteilen mit dem Hinzufügen, dass auch der Truppe, die einen der Kapitäne fängt, die entsprechende Belohnung zuteil wird und dass Schießen auf Weiber und Kinder so zu verstehen ist, dass über sie hinweggeschossen wird, um sie zum Laufen zu zwingen. Ich nehme mit Bestimmtheit an, dass dieser Erlass dazu führen wird keine männlichen Gefangenen zu machen, aber nicht zu Grausamkeit gegen Weiber und Kinder ausartet. Diese werden schon fortlaufen, wenn zweimal über sie hinweggeschossen wird. Die Truppe wird sich des guten Rufes des Deutschen Soldaten bewusst bleiben.
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Unteroffizer Fritz Großmann Sanit Sergeant Bruno Laßmann Gefreiter Richard Lemke Gefreiter Albert Lier Unteruffiz. d. R. Jakob Basendowski Gefreiter d. R. Franz Becker Gefreiter d. R. Karl Hartmann
Am 28. Januar 1904 überfielen 500 Ovambo die Station Namutoni Sieben tapfere deutsche Reiter schlugen den Angriff siegr. ab. Ehre ihren Namen:
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Die Hereros sind nicht m
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mehr deutsche Untertanen
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Ich vernichte die aufs
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Nur auf dieser Aussaat kann etwas Neues entstehen, was Bestand hat
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nur der Gewalt 54
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Das Land der VerheiĂ&#x;ung
AZ: Ist dies Ihr erster Besuch in Namibia? Von Trotha: Ja. Und deshalb war die Spannung im Vorfeld auch sehr groß. Ich habe mich darauf gefreut, das so schön beschriebene Land in der Realität zu sehen. Manche von meinen Mitreisenden kennen Namibia bereits. AZ: Wie sind Sie hier empfangen worden? Von Trotha: Wir hatten einen sehr herzlichen Empfang. Und ich bin begeistert von dem Land, vor allem von der Natur. AZ: Wie werten Sie die Anfeindungen gegen Ihren Besuch? Von Trotha: Die nehmen wir zur Kenntnis. Es herrscht Demokratie und somit auch Redefreiheit. Aber wir sind nach Namibia eingeladen worden und als Privatleute hier. Unsere Gastgeber haben uns sehr herzlich begrüßt, nur das zählt. AZ: Dennoch werden Sie von der Polizei eskortiert ... Von Trotha: Das ist eine Maßnahme unseres Gastgebers, die wir nicht gefordert haben. Deshalb kann ich dazu nicht viel sagen. Wir fühlen uns hier jedenfalls nicht behindert. AZ: Sie werden am Sonntag bei den Feierlichkeiten in Omaruru eine Erklärung abgeben. Was können wir da erwarten? Von Trotha: Ich werde mich inhaltlich hauptsächlich an der Erklärung orientieren, die ich im November 2004 nach dem Treffen mit Alfons Maharero (Enkel des einstigen Hereroführers und Von-Trotha-Gegners Samuel Maharero, die Red.) in Deutschland gegeben habe. Diese Erklärung wurde von allen Seiten akzeptiert und zu dem Inhalt stehen wir heute noch. AZ: Wird es eine Art Entschuldigung geben? Von Trotha: Um ehrlich zu sein, wir fühlen uns gar nicht autorisiert, dort eine Entschuldigung abzugeben. Wir bedauern sehr, was damals passiert ist. Vor 100 Jahren war die Welt noch anders, das ist aber aus heutiger Sicht zu verurteilen. AZ: Betrachten Sie sich wegen des Namens von Trotha als stigmatisiert? Von Trotha: Nein. Jeder, der diesen Namen trägt, gehört nun mal zur Familie und muss damit umgehen. In der rund 700-jährigen Familiengeschichte gab es über 1000 Menschen mit dem Namen von Trotha. Es existierten insgesamt fünf Linien, die des damaligen Generals von Trotha ist übrigens in den 20er Jahren ausgestorben, weil es keine Nachkommen mehr gab. Aus den verbliebenen vier Linien leben heute noch ca. 250 Menschen mit diesem Namen. AZ: Die von Trothas sind in einem Familienverband organisiert, der seit 1894 existiert - wie funktioniert das? Von Trotha: Jeder, der das 18. Lebensjahr erreicht, kann diesem Verband beitreten, niemand wird gezwungen. Im Abstand von vier Jahren wird ein fünfköpfiger Vorstand gewählt, derzeit bekleide ich das Amt des Vorsitzenden. AZ: Danke für das Gespräch.
Allgemeine Zeitung, Namibia, MMVII
Bundesregierung: Deutschland hat keinen Völkermord an Herero und Nama begangen
Die brutale Niederschlagung des Aufstandes der Volksgruppen der Herero und Nama durch deutsche Kolonialtruppen zwischen 1904 und 1908 im damaligen Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia, kann nach Auffassung der Bundesregierung nicht nach den heute geltenden Regeln des humanitären Völkerrechts bewertet und daher auch nicht als Völkermord eingestuft werden. In einer Antwort (17/10481) auf eine Kleine Anfrage (17/10407) der Fraktion Die Linke erklärt sie, dass die für die Bundesrepublik Deutschland erst am 22. Februar 1955 in Kraft getretene Konvention vom 9. Dezember 1948 über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes nicht rückwirkend gelte. Auf historische Ereignisse, die vorher stattgefunden haben, könne sie daher nicht angewendet werden. Konkret schreibt sie: „Bewertungen historischer Ereignisse unter Anwendung völkerrechtlicher Bestimmungen, die im Zeitpunkt der Ereignisse weder für die Bundesrepublik Deutschland noch für irgendeinen anderen Staat in Kraft waren, werden von der Bundesregierung nicht vorgenommen.“ Was die historischen Fakten betreffe, so seien diese Gegenstand der wissenschaftlichen Forschung.
Die Bundesregierung betont, dass sie sich wiederholt zu der historischen und moralischen Verantwortung gegenüber Namibia sowie den Nachfahren der Opfer der Auseinandersetzungen bekannt habe. Dem auch vom Deutschen Bundestag anerkannten Sonderverhältnis zu Namibia werde sie zudem durch eine überaus intensive Zusammenarbeit gerecht. Jedoch stellt die Bundesregierung auch klar, dass Entschädigungsverpflichtungen aus ihrer Sicht nicht bestehen. Vertreter der Bundesregierung enthielten sich daher aller Äußerungen, die Erwartungen auf Entschädigungsleistungen wecken könnten.
Deutscher Bundestag, 21.08.2012
G U I D E T O V O N T R O T H A’ S J O U R N E Y T O T H E S O U T H W E S T p. 03 Foreword and main narrative by General Adrian Dietrich Lothar von Trotha
I, the mighty General of German soldiers, send this letter to the Herero People. The Hereros are no longer German subjects. They have murdered and stolen as well as removing ears, noses and other body parts from wounded soldiers. And now they no longer wish to fight. I now declare that anyone who delivers a captured chief to one of our stations will receive 1,000 Marks. Anyone who delivers Samuel Maharero will receive 5,000 Marks. The Herero people must now vacate the country.
If the Herero do not do this, I will force them to do so with the big pipe. Whether armed or otherwise, with or without beast, within German borders every Herero caught will be shot, including women and children. These are my words for the Herero people. The big General of the mighty German Kaiser.
p. 10 I am well acquainted with African tribes. They are all the same when it comes to reasoning and only understand violence.
p. 12 Violence with extreme terror and cruelty, has been and is my policy. I shall annihilate the rebellions tribes in rivers of blood and of money. Only through this can something new grow. pp. 14-15 Violence with extreme terror
p. 30 This decree is to be read out at roll call, making it clear that the company that captures a chief will receive the appropriate reward, and that shooting at women and children is to be interpreted as firing over them to force them to run away. I wholly presume that through this order no male prisoners will be taken, and that it will not degenerate into cruelty against women and children. They will run away with two shots fired over them. The troops will remain conscious of the good reputation of the German soldier.
p. 37 On the 28th of January 1904, 500 Ovambo attacked the Namutoni Station. Seven brave German troopers fought off the attack. The Roll of Honours pp. 40-41 The Hereros are no longer German subjects pp. 46-47 I shall annihilate the rebellious tribes
p. 50 Only through this can something new grow. p.54 Only the violence
p.61 The promised land
p. 65
AZ: Is this your first visit to Namibia?
Von Trotha: Yes. And because of that the lead-up tension has been considerable. I’m delighted to get to see such a beautifully described country. Some of my fellow travellers already know Namibia. AZ: How have you been received here?
Von Trotha: We got a very warm reception. And I’m in awe of this country, especially the nature. AZ: What do you make of the hostility towards your visit?
Von Trotha: We acknowledge it. Democracy rules and with that, freedom of expression. But we were invited to Namibia and are here as private citizens. Our hosts greeted us very warmly and that’s what counts. AZ: Nevertheless you have a police escort ...
Von Trotha: That’s a measure taken by our hosts which we didn’t ask for. So I can’t say much about that. Anyway we don’t feel inhibited. AZ: On Sunday you’ll make a statement at the celebrations in Omaruru. What can we expect?
Von Trotha: I will mainly stick with the statement made in November 2004 following the meeting with Alfons Maharero (nephew of the former Herero chief, and von Trotha’s enemy, Samuel Maharero) in Germany. This statement was accepted by all sides and we’ll stick with the content. AZ: Will there be any sort of apology?
Von Trotha: To be honest, we don’t in any way feel authorised, to make an apology there. We very much regret what happened there. 100 years ago the world was totally different as seen through today’s eyes. AZ: Do you view yourself as being stigmatised by the name von Trotha?
Von Trotha: No. Everyone who carries this name belongs to the family, and has to deal with that. In the approximately 700 years of family history there were more than 1,000 people with the name von Trotha. In total there were around five lines and the former General von Trotha’s died out in the 1920s, as there were no more issues. From the surviving four lines 250 people carry the name today. AZ: The von Trothas are organised into a family association which has existed since 1894. How does that work?
Von Trotha: Everyone who reaches 18 can join. No one is forced. Every four years a five member board is elected. Presently I am the chairman. AZ: Thank you for the interview.
p. 69
THE FEDERAL GOVERNMENT’S RESPONSE
Federal Government: Germany did not start genocide against the Herero and Nama
The brutal repression of the rising by the Herero and Nama peoples by German colonial troops from 19041908 in former German South-West Africa – Namibia today – can not, according to the opinion of the Federal Government, be measured in line with today’s rules governing human rights, and thus cannot be ruled as genocide. In answer (17/10481) to an enquiry (17/10407) by the Left faction it stated that that for the Federal Republic of Germany the convention of December 9th 1948 - only enforced on February 22nd 1955 - prevention and punishment of genocide could not be retroactively applied, and was thus invalid. Thus previous historic events could not be considered. They actually write: “evaluations of historic events for the application of international law, which at the time of the events did not exist either for the Federal Republic of Germany or for any other state, will not be conducted by the Federal Government”. What the historic facts concern is a matter for scholarly research.
The Federal Government stresses that it has affirmed and reiterated the debate regarding the historic and moral responsibility towards Namibia as well as the descendants of victims. The special relationship with Namibia as acknowledged by the German parliament will be led by exceptional cooperation. However, the parliament also makes clear that compensational obligations are not foreseen. Federal Government representatives have preserved all statements which could revive the expectations of compensation benefit.
ONE MAN’S OPINION
(Overleaf) He was a terrible statesman, unsuitable as a leader in war and an ignoble, self-centred and cold-hearted human.
W H AT G U S TAV F R E N S S E N H A D T O S AY
(Rear Cover) Before God and humanity, the blacks deserved death, not because they murdered two hundred farmers and rebelled against us, but because they did not build houses or dig any wells. God let us win here because we are the more noble and advanced. The world belongs to the bold and the new. That is God’s justness.
„Er war ein schlechter Staatsmann, wie er als Führer im Kriege nicht ausreichte und dazu ein unedler, selbstsüchtiger und kaltherziger Mensch.“ – Hermann von Wissmann
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Von Trothas Fahrt nach S端dwest!
Von Trothas Fahrt nach S端dwest!
Steven Nestor
Diese Schwarzen haben vor Gott und Menschen den Tod verdient, nicht weil sie die zweihundert Farmer ermordert hatten und gegen uns aufgestanden sind, sondern weil sie keine Häuser gebaut und keine Brunnen gegraben haben. [...] Gott hat uns hier siegen lassen, weil wir die Edleren und Vorwärtsstrebenen sind. [...] Den Tüchtigeren, den Frischeren gehört die Welt. Das ist Gottes Gerechtigkeit. Gustav Frenssen
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Für Liebhaber und Sammler hat die Verlagshandlung von dieser Auflage des Fotobuchs, ausser der vorliegenden Ausgabe, noch eine LUXUS-AUSGABE auf echt Japanpapier Veranstalten, von der nur 100 Exemplare gedruckt und in der Presse sorgfältig von 1 bis 100 numeriertworden sind. Der Preis eines solchen Exemplars beträgt 120 M. Bei der Widerstandsfähigkeit des Japanpapiers eignet sich diese Ausgabe besonders auch zum Gebrauche in tropischen Ländern. Ein Nachdruck der Luxus-Ausgabe, auf welche jede Buchhandlung Bestellungen annimmt, wird nicht veranstaltet.