Porta Westfalica - 31. Januar 2015

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Minden-Kurier.de · 31. Januar 2015 · Ausgabe 44 · Jahrgang 2 · Anzeigen-Hotline (0571) 509255-17 · Zustell-Hotline (0571) 509255-21 · Zentrale (0571) 509255-0

Freund und Seelsorger Pfarrer Michael Cremer verlässt Lohfeld

Ein Freund geht

Familie Cremer 1992, erstes Familienfoto im Gemeindebrief. Unten: Pfarrer Michael Cremer und Ehefrau Sylke heute.

Nach 23 Dienstjahren in Lohfeld – und später auch Hausberge – verabschiedet sich Pfarrer Michael Cremer von seiner Gemeinde und zieht weiter in den Kirchenkreis Herford. Viele Kirchgänger, Gemeindeglieder und Freunde werden den offenen und engagierten Pfarrer vermissen und blicken mit einem tränenden Auge auf die letzten 23 schönen Jahre zurück.

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ls Sohn einer Pfarrersfa mi l ie mit f ü nf Geschw istern, zeitweise fünf Pflegekindern und zwei Asylsuchenden, wuchs Pfarrer Cremer in einer Familie auf, die seinen späteren Lebensweg entscheidend prägte. „Meine Familie hat den christlichen Glauben durch und durch gelebt. Das ist wahrscheinlich

auch der Grund, warum ich selber Pfarrer geworden bin. Sie waren mein Leitbild“, erzählt uns Pfarrer Cremer, als wir gemütlich zusammen mit Ehefrau Sylke am Küchentisch im Pfarrhaus Hausberge sitzen. „Für mich als Kind war es toll, mit so vielen anderen Kindern aufzuwachsen. Man konnte immer zusammen spielen. Als ich

das erste Mal mein eigenes Zimmer hatte, war das für mich völlig ungewohnt und erst einmal ungemütlich.“ Noch während seines Theologiestudiums in Bielefeld/Bethel, Münster und später Bochum heirateten Michael und Sylke Cremer 1986 in weiser Voraussicht, in der Vikariatszeit zusammenwohnen zu dürfen. „Wir waren zwar schon

länger zusammen, durften aber unverheiratet nicht zusammenwohnen“, erinnert sich Sylke Cremer. „Michael hat damals erst in Bielefeld studiert, wo er Hebräisch, Griechisch und Latein im Theologiestudium zu bestehen hatte. Danach ist er meinetwegen nach Bochum gewechselt, da ich dort Sozialarbeit studiert habe.“

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Zirkusvorstellung im Gemeindehaus Lohfeld. Jugendarbeit in der Gemeinde Lohfeld.

len würde... Rückblickend erzählt das Ehepaar, seien sie als Pfarrersfamilie doch sehr offen in der neuen Gemeinde aufgenommen worden. Natürlich gab es zunächst ein paar Widrigkeiten, die Gemeinde musste sich erst an einen neuen Geistlichen mit anderen Ansichten und L eben sei n stel lu ngen gewöhnen. Insgesamt war die Lohfelder Gemeinde aber eine sehr aktive und vor allem auch sehr k i nder f reu nd l iche Gemeinde, was den Einstieg in die später sehr umfangreiche Jugendarbeit erleichtern sollte.

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ie Kinder- und Jugendarbeit war das Steckenpferd der Pfarrersfamilie Cremer, die selber insgesamt vier Kinder hat. Angefangen mit zwei Eltern-Kind-Gruppen, sollten es später sieben Gruppen mit je 13 Kindern werden. Sie waren die ersten im gesamten Kirchenkreis, die Krabbelgottesdienste veranstalteten - später folgten Zeltfreizeiten, Laternenumzüge, Tischtennisgruppen, Freiz eiten i m Hau s Reineberg und Österreich, Sommerferienspiele, Kinderkirchennachmittage, Konfirmationsfreizeiten, Grillnachmittage und Fußballspiele. „Die aktive

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und umfangreiche Jugendarbeit war nur aufgrund zahlreicher Spenden aus der Gemeinde möglich“, erzählt Pfarrer Cremer, sichtlich stolz auf seine damalige Gemeinde. „Von der evangeli-

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ach dem ersten Examen 1987 und der anschließenden Vikariatszeit in Lahde bei Pfarrer Rienke wurde 1990 die erste Pfarrerstochter Juliane geboren. Sohn Tobias kam etwa ein Jahr später, nach dem zweiten Examen und während der Zeit als Hilfsprediger in Bad Oeynhausen. „Nach dem langen Studium war ich damals einfach froh, endlich praktisch arbeiten zu können“, erzählt er und zeigt uns das Familienfoto im ersten Gemeindebrief, mit dem sich die Familie auf die Pfarrstelle bewarb. Damals ahnte noch niemand, dass der Abschied einmal so schwer fal-

schen Gemeinde gab es meist nur um die 400 Euro im Jahr für die Jugendarbeit. Damit wären Freizeiten und dergleichen gar nicht möglich gewesen. Durch die vielen z weck best i m mten Spenden der Lohfel-

der, die immer sehr kinderfreundlich waren, konnten wir den Kindern und Jugendlichen all die schönen Veranstaltungen und Freizeiten bieten. Und natürlich durch die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter.“

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amilie Cremer schlich sich mit ihrer offenen und liebenswerten Art über die letzten 20 Jahre in die Herzen der Gemeinde. Neben der aufopferungswürdigen Arbeit von Pfarrer Cremer als Seelsorger und Pfarrer und Ehefrau Sylke als Jugendreferentin, überraschte das Ehepaar die Gemeinde auch immer wieder mit originellen Veranstaltungen. So z.B. als drei Jahre hintereinander ein Zirkus seine Vorstellungen in dem Lohfelder Gemeindehaus abhielt. „Ich erinnere mich noch, als ein paar vom Zirkus zu uns kamen und um eine Spende baten“, erzählt Michael Cremer. „Da wir kein Geld übrig hatten, bot ich dem Kirche in Hausberge.

Miku Lokal Porta Westfalica Zirkus an, eine Vorstellung im Gemeindehaus zu geben und versprach ihnen mich darum zu kümmern, dass der Saal voll sein werde.“ Und genauso kam es. Das Gemeindehaus war rappelvoll, und der Zirkus bekam von seinen Zuschauern etwa 400 Euro Spenden. Im Jahr darauf gab es zu den Vorstellungen sogar Poppkorn zu kaufen, natürlich alles zu kindgerechten Preisen.

Als auch die zweite Vorstellung ein voller Erfolg war, bot Pfarrer Cremer dem Zirkus an, im folgenden Jahr ihr Zirkuszelt auf dem Kirchvorplatz aufzubauen, worin dann auch der Gottesdienst am Vormittag stattfinden sollte. Etwas völlig Neues für eine evangelische Kirche. Und allen gefiel es. Alle hatten Spaß, genossen die Vorstellung und waren froh, mit ihren Spenden anderen helfen zu können. 2007 kam dann der Umzug nach Hausberge. Zu betreuen hatte Pfarrer Cremer aber nun

zwei Gemeinden. Ein nicht unbeachtliches Arbeitspensum. „Die Jugendarbeit, die uns und der Gemeinde immer sehr viel Freude gebracht hat, blieb damit auf der Strecke. Und die unliebsame Verwaltung wurde immer mehr.“ Die Doppelbelastung war wahrscheinlich auch der Grund, warum Michael Cremer im vergangenen Jahr einen Herzinfarkt erlitt und nun kürzer treten muss. „Die Zusammenlegung der Gemeinden und die damit verbundene Arbeitsverdichtung hat einen enormen Druck aufgebaut. Deshalb ist es für mich nun auch erst einmal eine Befreiung, dass

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ich im neuen Kirchenkreis Herford für die nächsten drei Jahre keine eigene Gemeinde habe, sondern als Springer arbeite.“ Zum 01. März zieht Familie Cremer nach Eidinghausen in den neuen Pfarrbezirk. Und trotz der Arbeitsentlastung und des Neuanfangs, fällt dem Ehepaar der Abschied schwer. „Wir hatten eine unendlich schöne, erlebnisreiche Zeit, und wir sind dankbar, dass wir in dieser lebendigen Gemeinde anfangen durften“, fasst der liebgewonnene Pfarrer zusammen. „Und eines wird immer bleiben: Die erste Gemeinde ist wie die erste Liebe!“ • Kirche in Lohfeld; erste Gemeinde von Pfarrer Cremer.


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Gut Rothenhoff: seit 1575 sehr begehrt

Costedt und sein Rittergut Costedt – erstmalig 1230 als Cotstede urkundlich erwähnt – lebt seit Jahrhunderten mit seinem Rittergut Rothenhoff, welches schon um 1100 als bischöfliches Tafelgut errichtet worden sein muss.

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m 1100 n. Chr. w u rd e n s o ge nannte „curtes“ zur Versorgung der bischhöflichen Höfe errichtet. Dies waren Tafelgüter mit wiederum 5 -7 „Hufen“ kleinere Höfe mit einer Größe von 30 bis 40 Morgen Land. Die Erträge der Höfe wurden über das Tafelgut an den bischöflichen Hof geliefert. Schon vor 1230 gab es in Costedt zwei „curtes“, eines davon war vermutlich das Rittergut Rothenhoff. Nach Fragmenten alter Urkunden von 1575 sollen sich auf Rothenhoffer Gebiet noch sieben Bauernhöfe befunden haben. Der damalige Bischof siedelte alle 7 Höfe in die Nachbardörfer Dützen, Dehme, Holzhausen und Thielosen (heute Lohfeld)

um. Wahrscheinlich gehörten diese sieben Höfe zum bis heute nicht lokalisierbaren „Rotehusen“. Das Rittergut beherbergte in über 750 Jahren so manch prominenten Gast sowie zahlreiche Pächter und Käufer. Seine Bewohner weilten nie wirklich lange auf dem ansehnlichen Hof. Erstmalig wurde das Gut 1610 verpachtet, da es für den Bischof nicht mehr rentabel genug war. Während des 30-jährigen Krieges wurde es 1633 schon bald von den Schweden occupiert. Der Legationssekretär Björnclou ließ sich darin nieder. 1666 befand sich Gut Rothenhoff wieder im kurfürstlichen Besitz und wurde an Johann Herrmann Müller vom nach-


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Hofrat Philipp Wilhelm Sack war 1783 der letzte Pächter von Gut Rothenhoff.

Rittergut Rothenhoff um 1860, Sammlung Duncker (1813-1897).

Einfahrt zu Gut Rothenhoff heute; links die Stallungen, rechts das Herrenhaus.

barlichen Möllerhof verpachtet. Dieser behielt es immerhin weitere 33 Jahre, bis es um 1700 der erste Generalpächter Friedrich Christian Rischmüller übernahm. Nachdem es dann von 1754-1783 vom Kriegs- und Domänenrat Friedrich Albrecht Meyer betrieben wurde, ließen sich im 7-jährigen Krieg 400 Husaren auf dem Rittergut und in der umliegenden Bauernschaft nieder. Alle Husaren mussten mitsamt Pferden versorgt werden, was das Gut zusammen mit starken Überschwemmungen stark belastete. 1771 brannte zudem das gesamte Wohnhaus nieder. Da nur noch wenig Geld vorhanden war, dauerte es ganze drei Jahre bis ein neues Wohnhaus errichtet worden war. Im Jahr 1783 fand sich wieder ein neuer Pächter für den Gutshof. Hofrat Philipp Wilhelm Sack ließ sich auf dem Hof nieder. Er hatte 12 Kinder mit einer zuvor entführten Nonne, die er auch heiratete. Unter Hofrat Sack brachte das Gut wieder gute Erträge. Noch im hohen Alter kaufte er sich den Drostehof in Hausberge, welcher zu früheren Zeiten zum Schloss Hausberge gehörte. Nach der Schlacht von

Jena wandelte man Rothenhoff von einer königlich-preußischen in eine kaiserlich-französische Domäne und schenkte es dem französischem General de la Houssay. Hofrat Sack blieb zunächst in seinem Herrenhaus, zog dann aber 1812 auf den Drostehof, wo er 1813 in den Gartenanlagen des ehemaligen Schlosses beigesetzt wurde. Nachdem die Franzosen die Staatskassen gelehrt hatten, bot der Staat 1824 die Domäne nun erstmalig zum Verkauf an. Erster Käufer war der Bremer Kaufmann Clemens Theodor Caesar, der das Gut wesentlich vergrößerte, worauf er 1848 die Ernennung zum Rittergut erreichte. 1863 ließ er nach Zeichnungen des königlichen Baumeisters Borring das heutige Herrenhaus und englische Parkanlagen errichten. Kein Jahrhundert später stand das Gut bereits wieder zum Verkauf. Dr. Max Boemer aus Emmerich kaufte das Rittergut 1915 für 1 Million Goldmark. Da er ein Landwirt aus Passion war, machte er in den 20er Jahren einen Musterbetrieb aus Rothenhoff, in dem viele junge Landwirte ihre Ausbildung absolvierten. Doch bereits 1945 wurde der schöne Betrieb wieder unter Beschlag genommen. Die Engländer besetzten es unter der Führung des Oberbefehlshabers der Rheinarmee. Es wurde ein Flugplatz in der Nähe der Bahnlinie gebaut, um schnell handeln zu können. Zwei Jahre später wurde der Flugplatz wegen Überschwemmungen weiter nach oben, an die Baumstraße, verlegt. Dem Oberbefehlshaber ist es zu verdanken, dass einige prominente Gäste auf gut Rothenhoff weilten. Zu ihnen gehörten Eisenhower, Montgomery, Prinzessin Margaret und Prinz Philipp. Nachdem das Gut 1954

geräumt wurde, fanden sich zwischen 1954 und 1972 wieder zwei neue Pächter, der Landwirt Sander aus Eisbergen und Pächter Dr. Winkhaus. Letztendlich wurde es in den siebziger Jahren an die Familie Harms verkauft. Der Gutshof steht nun schon lange Zeit still. Die Familie kümmert sich aber weiterhin um die Instandhaltung. •

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So manch prominenter Gast weilte ab 1945 auf dem Gut. Dazu gehörten Montgomery, Prinzessin Margaret, Prinz Philipp und Eisenhauer (von oben nach unten).


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