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Samstag • 31. Januar 2015
Miku Lokal Porta Westfalica
Hofrat Philipp Wilhelm Sack war 1783 der letzte Pächter von Gut Rothenhoff.
Rittergut Rothenhoff um 1860, Sammlung Duncker (1813-1897).
Einfahrt zu Gut Rothenhoff heute; links die Stallungen, rechts das Herrenhaus.
barlichen Möllerhof verpachtet. Dieser behielt es immerhin weitere 33 Jahre, bis es um 1700 der erste Generalpächter Friedrich Christian Rischmüller übernahm. Nachdem es dann von 1754-1783 vom Kriegs- und Domänenrat Friedrich Albrecht Meyer betrieben wurde, ließen sich im 7-jährigen Krieg 400 Husaren auf dem Rittergut und in der umliegenden Bauernschaft nieder. Alle Husaren mussten mitsamt Pferden versorgt werden, was das Gut zusammen mit starken Überschwemmungen stark belastete. 1771 brannte zudem das gesamte Wohnhaus nieder. Da nur noch wenig Geld vorhanden war, dauerte es ganze drei Jahre bis ein neues Wohnhaus errichtet worden war. Im Jahr 1783 fand sich wieder ein neuer Pächter für den Gutshof. Hofrat Philipp Wilhelm Sack ließ sich auf dem Hof nieder. Er hatte 12 Kinder mit einer zuvor entführten Nonne, die er auch heiratete. Unter Hofrat Sack brachte das Gut wieder gute Erträge. Noch im hohen Alter kaufte er sich den Drostehof in Hausberge, welcher zu früheren Zeiten zum Schloss Hausberge gehörte. Nach der Schlacht von
Jena wandelte man Rothenhoff von einer königlich-preußischen in eine kaiserlich-französische Domäne und schenkte es dem französischem General de la Houssay. Hofrat Sack blieb zunächst in seinem Herrenhaus, zog dann aber 1812 auf den Drostehof, wo er 1813 in den Gartenanlagen des ehemaligen Schlosses beigesetzt wurde. Nachdem die Franzosen die Staatskassen gelehrt hatten, bot der Staat 1824 die Domäne nun erstmalig zum Verkauf an. Erster Käufer war der Bremer Kaufmann Clemens Theodor Caesar, der das Gut wesentlich vergrößerte, worauf er 1848 die Ernennung zum Rittergut erreichte. 1863 ließ er nach Zeichnungen des königlichen Baumeisters Borring das heutige Herrenhaus und englische Parkanlagen errichten. Kein Jahrhundert später stand das Gut bereits wieder zum Verkauf. Dr. Max Boemer aus Emmerich kaufte das Rittergut 1915 für 1 Million Goldmark. Da er ein Landwirt aus Passion war, machte er in den 20er Jahren einen Musterbetrieb aus Rothenhoff, in dem viele junge Landwirte ihre Ausbildung absolvierten. Doch bereits 1945 wurde der schöne Betrieb wieder unter Beschlag genommen. Die Engländer besetzten es unter der Führung des Oberbefehlshabers der Rheinarmee. Es wurde ein Flugplatz in der Nähe der Bahnlinie gebaut, um schnell handeln zu können. Zwei Jahre später wurde der Flugplatz wegen Überschwemmungen weiter nach oben, an die Baumstraße, verlegt. Dem Oberbefehlshaber ist es zu verdanken, dass einige prominente Gäste auf gut Rothenhoff weilten. Zu ihnen gehörten Eisenhower, Montgomery, Prinzessin Margaret und Prinz Philipp. Nachdem das Gut 1954
geräumt wurde, fanden sich zwischen 1954 und 1972 wieder zwei neue Pächter, der Landwirt Sander aus Eisbergen und Pächter Dr. Winkhaus. Letztendlich wurde es in den siebziger Jahren an die Familie Harms verkauft. Der Gutshof steht nun schon lange Zeit still. Die Familie kümmert sich aber weiterhin um die Instandhaltung. •
MIKU LOKAL
So manch prominenter Gast weilte ab 1945 auf dem Gut. Dazu gehörten Montgomery, Prinzessin Margaret, Prinz Philipp und Eisenhauer (von oben nach unten).